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Entlang des Mondrandes
#1
Hallo,

komme jetzt nach über eine Woche endlich zum BB schreiben. Diesmal nicht wie meist üblich über Deep Sky, sondern über unseren guten alten Mond direkt vor unserer kosmischen Haustüre.
Nachdem die Mofi bei mir aufgrund der vielen Wolken daneben ging, hatte ich denoch zwei Nächte davor am 18. und 20. 01. interessante Mondbeobachtungen.
In den Newslettern von Astronomie heute die ja leider eingestellt wurde gab es eine Zeit lang gute Beobachtungstips von Lampert Spix  "Spix Blick zum Mond" mit Nasa Aufnahmen von den beschrieben Objekten. Mit diesen Newslettern und zusammen mit meinem Mondarbeitsordner sowie den Mondreiseatlas arbeite ich gewissermasen schon seit einigen Jahren die Lunar Top 100 ab.
Nachdem ich bereits gut 90% abgehakt habe, sind jetzt die schwierigeren Bereiche hauptsächlich am Mondrand dran. Einige sind schwer bis fast gar nicht beobachtbar bzw. gehen nur bei günstiger Libration. Drei und ein Tag vor Vollmond hatte ich mich aufrund der günstigen Wetterlage dann dazu entschieden die randnahe Westhemisphäre unsicher zu machen.
Ich entschied mich für den 14" Dobson mit Binoansatz bis ca 300x  Nicht gerade das typische Gerät für Mondbeobachtung, aber 14" Öffnung in Stereo sozusagen zeigen trotzdem einiges, und so war es auch. Ich wurde nicht entäuscht, stand doch der Mond schön hoch und präsentierte sich mit fantastischer Landschaft und feinen Details:

18.01.-  Das Aristarchus Plateau, eine merkwürdige rechteckige Gegend breitet sich hell und mit vielen Details vor mir aus. Zusammen mit den sehr hellen Kratern Aristarchus und den dunklen Herodus geben die beiden ein interessantes ungleiches Paar ab. Dazu noch das markante Schrödertal dass sich gabelt. Ich habe die Region natürlich schon einige male gesehen, aber der Terminator steht in dieser Nacht optimal und alles sieht sehr plastisch und beeindruckend aus.

Gruithusen Delta und Gamma südlich von Kap Heraklit Sinus Iridum, sind durch zähflüssige Lave entandene Dome die als Beulen gut zu erkennen sind.

Zum ersten mal kann ich gut die Mariushügel erkennen. Ein ca 300 km großes Gebiet mit unzähligen Domen schließen sich westlich des aufälligen Mariuskrater an.

Krater Mersenius 2900 m tief liegt am Westrand des Mare Humorum und ist mit einer kleinen Kraterreihe und einer feinen Rille durchzogen. Die Rille kann ich jedoch nur ansatzweise erkennen.
Rupes Liebig und Rima Doppelmayer sind leicht am Marerand zu sehen. Doppelmayer ist ein halbversunkener Krater mit Zentralberg. Rima Gasparis ist eine kreuzende Rille und Rima Mersenius zieht sich aufällig zwischen Mersenius und Gassendi nach Norden. Gassendi selbs ist ein interesanter Krater mit Zentralberg und Rillen durchzogen.

Jetzt über den langgezogene Krater Schiller, der vermutlich durch eine schrägen Einschlag entstanden ist nach Süden:

Von großen Krater Clavius aus der jetzt ohne Schattenwurf gar nicht so einfach auszumachen ist, arbeite ich mich südwestlich über Krater Blancanus, Klapproth, Casatus und südöstlich über Cysatus und Moretus zum Newton Krater nicht mehr weit zum Südpol vor.  Moretus 5000 m tief zeigt sich als schöne gleichmäßige ovale Schüssel mit Zentralberg 2100 m hoch. Dahinter schwer zu erkennen wie ein Loch in das man schräg über den Rand sieht der der Newtonkrater mit 6100 m tiefste Krater der Mondvorderseite. Gleich dahinter muss man sich den Südpol vorstellen. Die Perspektive ist jetzt zum Rand hin sehr flach und es ist schwer noch Details in der Tiefe zu erkennen. Bei günstiger Libration ist der Newton Krater mit Südpolregion jedoch besser erfassbar.
Direkt neben dem Newtonkrater den ich zum Teil erkennen kann erheben sich hohe Berge auf dem Mondrand bzw. Horizont. Es sind die Leibnitzberge oder auch die Berge des ewigen Lichts genannt und bilden den Rand des gewaltigen Südpol Aitken Beckens.

20.01.-  Wieder am Start und der Mond steht schön hoch. Es ist jetzt nur noch ein Tag vor Vollmond und der Mofi. Es kommen nun die Bereiche ganz nahe am westlichen Mondrand dran, die ich bis jetzt kaum genau Beobachtet hatte:
Ich beginne mit Grimaldi den Rest eines Marebeckens das zum Teil überlagert ist. Kann auch schwach zwei Dome ausmachen. Doch jetzt erst mal zum Südwestlichen Rand: In Lambert Spix Beobachtungstip wurde ich auf einen seltsamen Krater aufmerksam, den ich jetzt endlich bei passender Beleuchtung sehe.

Wargentin, ein wie gesagt merkwürdiger Krater südwestlich vom großen Krater Schickard und nordwestlich von Nasmyth und Phoclydes gelegen. An der Südseite erhebt sich ein Kraterwall, während sein inneres komplett und eben mit Lava gefüllt ist, um an der Nordwestseite und das ist das besondere, die Lava überglaufen ist und einen großen schrägen Hang bildet. Wie eine übergelaufene Pfanne. Nur jetzt bei diesem Beleuchtungsgrad kurz vor Vollmond kann man dieses Phänomen schön und deutlich sehen. Ich hab mal ein Bild von diesem coolen Krater mit eingestellt. In der Mitte des Kraters auf der Lavaebene ist ein Meresrücken in "Vogelfußform" erkennbar die ich allerdings nicht sicher ausmachen konnte. Dazu muss der Terminatoir wohl noch näher dran sein. Ein Krater den es in dieser Art nicht so häufig gibt.

Weiter nach Süden direkt am Mondrand nicht mehr alzuweit zum Südpol liegt Bailly mit 4500 der größte Krater der Mondvorderseite. Ich sehe ihn in ganz flacher Perspektive, so als würde man im Landeanflug auf ihn zusteuern. Im Vordergrund der Kraterrand und dahinter der Kraterboden mit kleineren Kratern und schwach einen Dom zu erkennen. Alles in ganz flacher Perspektive. Man kann sich gut vorstellen man stehe mitten drinnen und sieht die gegenüberliegnde Kraterwand als Bergwall. Sehe mir das eine ganze Weile an und lasse es auf mich wirken. Im Bino bei hoher Vergrößerung zeigt sich dieser perspektivischer Effekt gut. Bei günstiger Libration sieht man dann wieder steiler in diesen großen Krater hinein.

Wieder etwas nördlicher: Valles Ingrihami, Bouvard sowie Montes Cordillera sind schwer auszumachende langgezogene Täler und Bergketten die sehr nahe am Mondrand kleben und von Süd nach Nord verlaufen. Sie bilden die östlichen Ränder des großen Mare Orientale, dass nur bei günstiger Libration etwas zu sehen ist. Ich kann die Täler und Bergketten nur ansatzweise idendifizieren.

Zwischen Schickard und Grimaldi zieht sich die die große und aufällige Rima Sirsalis. Besonders der südliche Teil bildet eine markanten Bogen, der sich kontrastreich abhebt und förmlich ins Auge springt.

Wieder nahe am Mondrand bereits auf der Nordhalbkugel liegen die beiden Krater Cardanus und Kraft. Etwa gleich groß, terassiert und wie an einem Faden mit einer Nord Süd verlaufenden Rille verbunden.

Westlich von Sinus Iridum im Oceanus Procellarum ragt Mons Rümker ein großer Lunardom Komplex wie eine Insel aus dem Meer. Jetzt bei diesem Beleuchtungsgrad sehr aufällig und ist wohl der größte Dom auf der Mondvorderseite.

Nach dem Mare Frigoris im Norden kann ich die Krater Babbage, Phytagoras, Herschel der stark errodiert ist, sowie Anaximander und Carpender idendifizieren. Alle in typischer flacher Perspektive Nahe des Mondrandes. Interessante Krater mit vielen Details und eigener Caraktere.

Die Norpolregion hatte ich früher schon mal inspiziert und den Krater Pearry mit dem Pol idendifizieren können.

Ich beende jetzt die Reise entlang bzw. in Mondrandnähe und konnte noch ein paar der letzten Obiekte der Lunar Top 100 einsammeln. Hat wieder Spaß gemacht mit dem großen Dobson und Binoansatz. Wahrscheinlich kennt der ein oder andere auch so manche von mir beschriebenen Objekte.

Gruß und clear Sky  Philipp

PS.  Linkes Bild:  Rima Sirsalis ganz links und Rima Mersenius zwischen Mersenius und Gassendi.


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#2
Buh, das ist mal ein Mond-Beobachtungs-Bericht Daumen hoch
Astronomische Grüße
Ulf

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Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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