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Die kürzeste Nacht...
#1
BB vom 21.06.2019

Hallo,

gestern hat es endlich geklappt. Ich konnte mit meinem 115er TMB zu Ralf kommen, der bereits mit dem FLT 105 Bino auf Photonenjagd war. Gegen 22:30 Uhr war auch mein Gerät startklar und wir hielten die Röhren auf Jupiter, der tief im Süden seine Bahn zog. Die Luft war ordenltich aber es gab noch deutlich Luft nach oben, so bissen die Linsen kräftig zu, wenn ruhige Momente herrschten. Da merkte man, was in den kleinen Optiken steckt.

Fantastisch ist natürlich der 3D-Effekt der sich an Ralfs Bino einstellt. Hat man sich erst einmal an den Einblick gewöhnt, ploppt die Planetenkugel geschätzt nochmal die Hälfte so groß in die Augen. Die Abbildung ist sehr farbneutral - Jupiter mit seinen Wolkenbändern erscheint in zarten Braun, grau und rötlichen Tönen.

Mein TMB dagegen hat durch die Vergütung, welche sich im Blauen Bereich weniger Licht durchlässig zeigt, einen gelblichen Farbeindruck. Dieser ungewollte? "Vergütungs-Filter" (ich nenn das einfach mal so) ermöglicht es scheinbar dem Beobachter dunklere Strukturen leichter zu sichten.
Ansich ist der Gewinn der beiden 105er dann aber schon gewaltig - das ist eben ein total verschiedenes Seherlebnis. Bino konrtra Mono...
Wir wechselten hin und her und verglichen so gut es unter dem anfangs noch leicht bewölkten Himmel möglich war. Immer wieder hatten wir in kurzen Phasen doch ordenliche Ansichten. Bis ca. 160x war absolut brauchbar, darüber eben nur selten.

Dann schälten sich doch auch feine Wolkenlinien Richtung der Pole heraus und standen haarfein auf dem Planetenscheibchen. Der GRF verschwand im Laufe der ersten Beobachtungsstunde immer Mehr Richtung Planetenrand. Er zeigte sich in beiden Geräten schön orange-rot und fein abgesetzt vom SEB.

Die Performance der Doppelröhre war für mich schon sehr beeindruckend, und der Anblick verstärkte sich noch, als wir mit den ersten Deep-Sky-Beobachtungen starteten. M13, M57, M27, M8, M71... immer wieder Standen die Objekte hinter den Morpheus-Okus wie losgelöst vom Himmelshintergrund im Raum und wirkten tatsächlich Dreidimensional.

Der kleine 115er gab auch gute Eindrücke, man muss sich dabei jedoch deutlich mehr konzentrieren und benötigt noch mehr Geduld. Im Doppelrefraktor erscheint dies alles einfacher. Am kleinen "Begleitstern" vom Ringnebel und an den Kugelsternhaufen war dies besonders an den einzelnen Sternchen gut zu erkennen.

Die saubere Sternabbildung zeigte sich dann an Doppelsternen. Izar, das Doppel-Doppel und Abireo bestaunten wir in den Gerätschaften unter Hochvergrößerung. Hier waren auch feine Unterschiede zu erkennen. Der FLT zeigt nur minimalste Beugungserscheinungen, während am TMB der erste Beugungsring "markanter" erscheint. Auf alle Fälle gibt es nichts ästethischeres, als durch ein Linsenteleskop auf solche Objekte loszugehen.

Gegen Mitternacht war der Himmel erst so einigermaßen, richtig dunkel und die Beobachtungen bereiteten noch mehr Freude. Wir bedauerten, allerdings, dass die Möglichkeiten der Optiken leider nicht vollständig ausgereizt werden konnten, auf Grund der nicht ganz idealen Wetterbedingungen. Im Herbst, wenn der Himmelshintergrund deutlich schwärzer ist und dabei noch beste Luftruhe würde den beiden Teleskopen besser stehen...

Deutlich wurde dies auch bei der Hexenhand und dem Cirrus-Komplex, der selbst mit OIII Filter im 115er nur ein Hauch von Nichts blieb.

Um kurz nach 1:00 Uhr waren wir dann soweit zufrieden und stellten mit einem doch eher "enttäuschenden" Saturn die Beobachtung ein.
Toll war auf alle Fälle der so lange erwartete Blick durch Ralfs-Doppel-Fernrohr, das ein wunderbares Schnellspechtelgerät ist das ihm sicher noch viele beeindruckende Nächte verschafft. Ich bin begeistert!!!

Daumen hoch  Danke an Ralf noch einmal für die Einladung!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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Andreas-TAL (22.06.2019), August (23.06.2019), Florian B. (25.06.2019), Herbipollution (24.06.2019), Michael (30.06.2019), Ralf (23.06.2019), tschetto (23.06.2019), Wolfgang v. (27.06.2019)
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#2
Hallo Uwe!
Ein tollen Bericht und Vergleich hast Du da geschrieben. Wobei Dein TMB für mich eher der "kleinere" Bruder war und nicht wirklich vergleichbare Ergebnisse bringen konnte wie das Bino von Ralf. Schade dass ich nicht dabei sein konnte!


Leider hatte ich gestern zuvor eine andere Einladung... Blush  nach der ich nicht mehr nach Lindelbach fahren konnte.
Nach unserem Dämmerschoppen (ich schrieb schon bei Jupiter davon) ging ich ans Teleskop. Fast ein wenig unschlüssig ob des Weingehaltes im Blut. Zuvor hatten wir schon das grandiose NLC-Schauspiel verfolgt.
Aber nicht nur Jupiter stand phasenweise ordentlich ruhig im Okular. Die Bänder und Wolkenschleppen waren teilweise gut visuell zu fassen. Der GRF war natürlich schon weg, als ich beobachte. Die Aufnahme wurde dann leider schlechter als erwartet, da immer wieder Schleierwolken durchzogen, die visuell weniger störten.

In jedem Fall war es schön dunkel geworden und eine deutliche Milchstraße winkte vom Himmel. Ein Schwenk auf M57 offenbarte nicht nur den Begleitstern, sondern ich meinte immer wieder den Zentralstern aufblitzen zu sehen. Ich hoffe mal, dass das jetzt keine Einbildung war, aber für den 12"er ist er ja durchaus in Reichweite (oder war es eher dem Wein geschuldet?). Ein Blick auf den benachbarten M56 zeigte einen aufgelösten Kugelsternhaufen, kein Wunder ist er ja unter der Klasse X als lockerer GC eingestuft.

Der abschließende Saturn war nur kurz wirklich gut mit Cassini-Teilung und Monden zu beobachten: schon zog es von Süden her immer mehr Cirrus-artig zu und es ging nichts mehr am Ringplaneten.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Uwe und die anderen "spät zu Bett Geher",
Du hast es wieder geschafft das Erlebte lebendig in Worte zu bringen. 

Gefreut hat mich, dass Du die Bino-Beobachtung mit den Vergrößerungen von 57x, 111x und 154x nutzen konntest.
Im Großfernglas war das zuletzt problematisch, aber das EMS System ist hier gutmütiger und lässt sich auch schnell auf 
das eigene Sehen justieren um die Bilder Deckungsgleich zu bekommen.

Bekommt man die Binobeobachtung hin, so gewinnt jede Beobachtung, ob nun Mond, Planeten oder Deep Sky im Vergleich zu Monobeobachtung.
Das zweite Rohr muss ja einen Nutzen bringen Smile
Da würde sich mancher Beobachter wundern, was mit nur 4" Öffnung bei Deep Sky zu sehen ist. 
So richtig "Deep" konnte die kürzeste Nacht ja nicht werden, der Hintergrund hatte noch zu viel Helligkeit. Da können wir in den Sommerferien noch mal ran.

@Christop, Thilo und alle Interessenten - das 4" Treffen steht ja noch aus und Ende Juli, Anfang August wäre eine Möglichkeit.

Interessant auch die Vergleiche, die Monokular durchgeführt wurden.
Die Öffnung des 115mm wirkte sich bei Epsilon Lyra in einem etwas kleineren Kernbilddurchmesser positiv aus, was sich durch den festen Abstand der Doppelstern gut erkennen lässt, da der Luftabstand im Verhältnis kleiner wurde.
Die Bildhelligkeiten an sich waren bei 115mm und 105mm praktisch gleich. Die 20% Gewinn an Fläche verliert der TMB teilweise durch Transmissionsverluste und das Licht, was sich im ersten Beugungsring findet,  fehlt dann im Kernbild. In Summe ist dadurch die Sterngrenzgröße etwa gleich und bei Jupiter war mein Eindruck, dass im Mono FLT der Planet heller leuchtete. ( Bei ungefähr gleicher Vergrößerung 160x zu 154x)
Der Nachteil des eingebauten zarten Blaufilters im TMB machte sich aber spürbar bei Jupiters dunklen Hauptbändern bemerkbar. Wenn die Luft eine ruhige Phase hatte, dann standen die Bänder kontrastreicher und deutlich im Okular, dazu noch mit dem Effekt der größeren Öffnung. Kein Wunder, dass Du gerne mit dem TMB Planeten schaust. Ja, das ist ein bemerkenswerter Effekt und zeigt, dass ein Nachteil im Fall Planetenbeobachtung auch Vorteile bringt.

Dagegen in der Süd tropischen Zone, die im FLT weiß daher kommt, legte der TMB einen gelben Schleier darüber.
Das Problem beim Vergleichen war, dass die besten Momente im Kopf gespeichert wurden und nachdem die Teleskop getauscht und das Auge wieder am Okular hing, das Seeing einen Strich durch die Rechnung machte.
Da braucht es eine Top Nacht oder aber die Planeten einige Grad höher am Himmel um Seeing begrenzt Vergleichen zu können. Jedenfalls lassen Öffnungen von 4" bis 4,5" bereits detailreiche Planetenbeobachtungen zu, die bei dem niedrigen Stand von Jupiter und Saturn noch nicht voll ausgenutzt werden können. Diese Geräte sind dabei handlich und können mit einer Hand gehalten werden, wenn es ums Auf-und Abbauen geht.
Und was will man in der Dämmerung sonst aktuell anderes ansehen als Jupiter....  Wink 

Sommerliche Grüße
Ralf
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#4
Erstmal Danke für die Einladung Ralf!!
Schade das ich nicht kommen konnte, das hätte sicherlich auch mir Spaß gemacht. 
Vor allem wenn ich eure Beobachtungsberichte lese wurmt es mich ein wenig das ich nicht dabei sein konnte. 
Ich hoffe natürlich darauf das "wir" das wiederholen und ich zwei Teleskope mitbringen darf, nämlich den TS125 ED und einen fotografischen 115 Triplet.
Schließlich wäre der Vergleich mal interessant wie die Mittelklasse sich so schlägt... 
Grüße Thilo
Grüße: Thilo

AstroBin-Thilo
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#5
Hallo Zusammen,
ich möchte an diesem Freitag eine zweite Runde starten und lade Euch ab 22.00Uhr in Lindelbach auf meiner Terrasse zum Beobachten ein.

@Thilo - Vielleicht bringst Du Deine Teleskope und eine Montierung mit Stativ mit?

Dann sind es voraussichtlich 3 Geräte parallel, für ein Viertes gebe es noch Platz.

Wer kommen will, den bitte ich um kurze Nachricht. Das Wetter ist sehr stabil, so dass die Beobachtung sicher stattfinden kann.

Besten Gruß
Ralf
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#6
Oh, hab´s zu spät gelesen. Muss aber auch irgendwann mal schlafen ...
Vergesst nicht die Teleskope früh genug rauszustellen, damit die sich, aus dem kalten Wohnraum kommend, noch rechtzeitig auf die Höhe der Außentemperatur erwärmen können Tongue . Sonst müsst ihr nachheizen ...

Noch ein Hinweis: Habt mal im Blick, dass Meteoblue für Sonntag Seeingwerte von 0,55" vorhersagt und das bei sehr schnellem Jetstream. Hmm ... Gut, lag / liegt bei weiten nicht immer richtig das Teil, aber das weckt zumindest meine Aufmerksamkeit.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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#7
Hallo Andreas!
Schade, dass Du gestern Abend bei Ralf nicht dabei sein konntest! War echt super! Daumen hoch 

Zum Seeing von Meteoblue kann ich nur schreiben, dass ich den Werten misstraue.
Selbst SkippySky haut manchmal kräftig daneben. Aber für Montagfrüh ist dort eher schlechtes Seeing vorhergesagt.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#8
Ja, ein bisschen trauere ich dem Abend hinterher Sad  ... war aber recht alternativlos, selbst wenn ich´s früher gewusst hätte. Bin schon bei der Mittagsrunde mit dem Hund in der Schattenpause unterm Apfelbaum sitzend eingenickt. Zum Glück war der Hund an der Leine  Blush.

Meteoblue traue ich auch nicht über den Weg - das wird immer skurriler - die sind ja schon bei Werten von 0.49" hier bei uns angelangt. Viel, viel wahrscheinlicher ist, dass deren Algorithmus mit der extremen Wetterlage nicht mehr zurecht kommt und da einfach (noch mehr als sonst) daneben liegt und rechnet.

Was ist denn eigentlich bei einem Seeing von 0,1" Bogensekunden und weniger? Bricht dann die Himmelskuppel über uns zusammen und die Sterne rieseln herunter? Wenn das so weitergeht, rechnet das Metoblue bis Montag auch noch so zusammen. Kann ich dann mit 4" die Schuhgröße der Apollo-Astronauten auf dem Mond vermessen, oder den aktuellen Astronauten auf der ISS beim Abendessen zuschauen? Dann brauchen die mal Vorhänge da oben ...  Tongue

Bin schon gespannt was es zu eurem Treffen zu erzählen gibt.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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