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Transparenz ohne Seeing ist auch doof
#1
Eigentlich wollte ich in der Nacht vom Freitag auf Samstag einen krönenden Abschluss des Sommers und der Sommersternbilder feiern. Schließlich tauchen ja am Horizont und tief in der Nacht schon die ersten Wintersternbilder (also für mich) auf. Wenn ich zum ersten Mal den Himmelsjäger sehe, dann beginnt für mich die kalte Jahreszeit. Und die Plejaden schieben sich ja schon nach Mitternacht über den Horizont ...

Nun, das erhoffte Festivalmenü ist ausgeblieben ... aber Döner und Ayran sind ja auch lecker.

Nach meiner Jupiterexkursion an diesem Abend, wollte ich primär eigentlich Christophs M33 Abenteuer nacherleben. Aber die Galaxie stand anfangs noch zu tief, also besuchte ich erst mal andere alte Bekannte. M31 war so ein guter Kumpel. Die Transparenz des Abends war echt mega - aber ohne Seeing ist auch nichts ...
Dementsprechend war ich erst mal geflashed von der Helligkeit die M31 im Okular entwickelte, irgendwie war der Eindruck völlig anders. Und natürlich - das 14mm VIXEN SSW mit seinen 82 Grad leistete das was es sollte. Perfekte Abbildung an meinem Klevtsov, Randscharf und groooß. Wow! Ich schiebe das mal auf die Nacht selbst, aber das „innere“, dem Kern am nächsten liegende Staubband war sehr deutlich. Für einen Moment versuchte ich mir vorzustellen, wie M31 bei weniger Okular-Brennweite, aber gleicher Abbildungsqualität aussehen könnte.

Ich muss mich unbedingt mal auf die Suche nach Weitwinkel-Okularen zwischen 14mm und 40mm machen. In dem Bereich habe ich nur die TAL-WA und UWA, aber die bilden am Klevtsov nicht gut ab (kurios, aber ist so) und das LVW 42mm. Das fällt aber aus der Reihe der „guten“ LVW’s deutlich heraus ...

Außerdem muss ich mir mal eine Detailkarte um M31 organisieren. Man kann ja auch Kugelsternhaufen der Andromeda-Galaxie sehen (und ich vermute bei 10“ auch schon) und denen muss ich mal hinterherjagen.

Der nächste Stopp war beim altbekannten M57 Ringnebel. Auch hier ging es wieder mal darum die Nebel und die Helligkeitsverteilung um M57 zu beobachten und mal beim Zentralstern anzuklopfen, ob er denn da wäre. Die Explosionsschalen in M57 waren dieses Mal sehr schwer konturiert zu sehen. Man merkte das schwankende Seeing ... So langsam kenn ich die Sternumgebung um M57 recht passabel, Sterne mit 14.7 mag waren ordentlich wahrzunehmen, 14.9 mag schwankten zwischen direkt und indirekt, darüber hinaus war es Glückssache. Dann und wann tauchte dann der Zentralstern tatsächlich auch auf - wird ja langsam langweilig ... über 15.3 mag war aber nichts mehr sicher zu erkennen.

Danach war endlich Zeit für M33, aber schon der erste Blick zeigte, dass die Bedingungen in Siptenfelde außerordentlich waren, oder aktuell hier bestenfalls Durchschnitt. M33 war in der Zentralregion anfangs nur hauchdünn zu erkennen, langsam steigerte sich die Helligkeit der Galaxie, als sich die Augen immer weiter adaptierten, aber die Galaxienarme bleiben als klar erkennbare Struktur verborgen. Allenfalls wurde die Galaxie „immer größer“, blieb aber ein undifferenzierbarer Fleck.

Versöhnt hat mich mit diesem Abend dann die andere Seite der Nachthimmels in der Form von M101. Für den Sucher ist die Galaxie mit der Flächenhelligkeit immer gar nichts, aber ein Vordergrundstern der Milchstraße, der knapp neben dem Galaxienzentrum steht, ist für mich immer ein schöner Marker um den sich dann M101 zu entwickeln beginnt. Und - anstelle unzähliger Nächte - an denen da fast nichts enstand, schälte sich langsam aber sicher M101 aus dem Himmelshintergrund. Mit den 7mm beim SSW war ich bei rund 300x und das war in dieser Nacht die ideale Balance zwischen Hintergrund und Galaxie. Zwar blieben die Spiralarme weitgehend verborgen, aber bezogen auf M101 war das eine der selteneren Nächte in denen mehr zu sehen war.

Danach wurden die Seeingbedingungen anscheinen noch schlechter, so dass die tolle auch Transpazenz nichts mehr nutzte und als dann der Mond hinter dem Wald auftauchte und die knapp vor ihm stehenden Plejaden den Himmel nach oben jagte war die letzte astronomische Sommernacht meinerseits Ende.

War doch ganz lecker, so am Ende. Und weil es auch hier mehr um Stimmung und Stimmungen ging, als um Erkenntnisse, Messungen, Fakten, gibt’s zum Schluss noch ein paar Stimmungsbilder. So romantisch kann Astronomie sein ...

   
   
   
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Florian B. (26.08.2019), Herbipollution (26.08.2019)
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