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Von Pandemie und Astronomie - und allem dazwischen ...
#1
Aus dem Inhalt:
Prolog - PENTAX Okulare - Okulartest - Mangelware: Sternhaufen - Plato 2.0 - Videospiele - Mond - Kraterjammer - 90.000 Bilder  -Verlängerung - Panorama - Einzelbilder

Das wird ein Beobachtungsbericht der anderen Art - ist er doch eher ein Spaziergang durch 5 Monate, garniert mit Equimentdiskussion, Okulartest, Beobachtungsbericht der visuellen Art und mit Fotos, Summenbildern und (unfertigen) Panoramen. Deswegen ist dieser Text auch lang, sehr lang, episch lang ... jedenfalls nichts was man mal schnell im Vorbeigehen liest (überfliegen geht ja immer).
Aber deswegen gibt es auch die ganzen Zwischenüberschriften. So kann man ja "Interessenhopping" machen und überspringen was langweilt. In der Summe hoffe ich natürlich auf wenig von Letzterem ...

Prolog

Ein seltsamer Auftakt in die 20er Jahre dieses Jahrhunderts war das!
 
Ein hartnäckiger Reizhusten im Januar über fast 10-12 Wochen hinweg (ich denke mal trotzdem nicht an COVID 19), eine lange, frustrierende Wolkenphase im Frühjahr, das Jahrhundertereignis einer globalen Pandemie mit all ihren Folgen für den Alltag und die eigenen Gedanken (dummerweise dann mitten in der nachfolgenden Phase endlos klarer Nächte), dann ein unfreiwilliger Salto mit dem Mountainbike mit einer fetten Kontusion, also umgangssprachlich elendig fetter „Pferdekuss“ im Oberschenkel (war bei mir aber doch eher ein „Eselskuss" - quetschte mir doch der Rahmen meines Drahtesels den Muskel und sorgte für eine umfangreiche Einblutung) ... und als das alles nach langen Wochen hinter mir lag, war die Dunkelheit weg, na ja - also eher auf 90 Minuten geschrumpft. Die „weißen Nächte“ waren da ...

Eben: Was ein seltsames Jahr ...
 
Neue PENTAX Okulare
 
In der Zwischenzeit hatten sich bei mir, damit wenigstens etwas „geht“ (wenn ich schon nicht gehen kann), zwei coole Okulare eingestellt. Es waren die neuen (und trotzdem RETRO) Versionen der vergriffenen 30 und 40 mm PENTAX-XW Okulare. Beigetragen hat dazu auch eine Amazon-Preiskampf-Aktion von Pentax, bei der schrittweise mit Bieten und Unterbieten diverser Händler dort, die beiden am Ende mit jeweils fast -40% zum NP drin standen. Das war mir dann aber tatsächlich sehr willkommen, um mein „altes“ 40 mm LVW Okular vom VIXEN abzulösen, das am Klevtsov nie wirklich sehr gut funktionierte. Mein zweites Übersichtsokular war das 30mm N-LVW von VIXEN. Das arbeitet schon wesentlich überzeugender, legt aber den Fokus weit nach innen. Das stellte sich beim Okularwechsel als zunehmend „nervig“ heraus, immer wenn man tauscht muss man erstmal richtig kurbeln um überhaupt etwas zu sehen - und beim Wechsel zurück dasselbe Spiel erneut. OK, perfekte parfokale Okulare sind ja auch oft nur ein theoretisches Konstrukt, aber es macht doch einen Unterschied, wenn man nur noch ganz wenig Nachfokussieren muss oder wenn man erst mal gar nichts sieht.

   

Nun, weiße Nächte, Pandemie, Oberschenkel und was sonst noch alles war, hin oder her, die Teile wollten nun endlich mal ausprobiert werden. Die erste Gelegenheit ergab sich (weil die Bedingungen im Großen und Ganzen - bis auf wolkenlos - ziemlich egal waren) auf dem heimischen Balkon.
 
Nebenbei:
Was beneide ich Leute, die ihre Sternwarte / Astrohütte / Säule im Garten nebenan an einem dunklen Ort haben. Wie bequem und einfach das ist, einfach mal schnell nach oben (oder in den Garten) zu gehen, für 1 oder 2 Stunden zu beobachten und „schwuppdiwupp“ hat man alles wieder rein geräumt (oder einfach das Dach drauf) und fertig ist man. Boaaah ...
 
Ein erster Test
 
Den provisorischen Bedingungen auf meinem Balkon nach (Straßenlaternen, nur Westhimmel, schlechtes lokales Seeing) , habe da auch nicht viel gesehen, aber die ersten „Pflöcke“ konnten dann doch eingeschlagen werden:
 
Der Fokus am TAL-250K war problemlos erreichbar und liegt rund 112-114 mm hinter meinem komplett eingefahrenen Okularauszug - das reicht für alle 2“ Zenitspiegel, die ich nutze.

Koma und Astigmatismus spielen, soweit das bisher schon zu beurteilen ist, keine große Rolle. Auch zum Rand hin taucht kein Astigmatismus auf, außer dem, den meine Augen (und bei der großen Austrittspupille dann recht deutlich) einbringen.
 
Das 70° große Gesichtsfeld der beiden Okulare ist gut zu überblicken, wenn auch – zumindest wenn es heller ist und die Pupille am Auge kleiner wird - die optimale Einblickposition nicht so ganz leicht gefunden werden kann. Aber das ist auch Gewöhnungssache, bei den VIXEN SSW, wo das ja auch immer ein kritisches Thema ist, fällt mir das mittlerweile viel leichter. Das wird bei den PENTAX nicht anders viel anders werden.
 
Die Sterne sind im größten Teil des Gesichtsfelds, klevtsovtypisch scharf konturiert. Am äußeren Rand, so die letzten 10-15% würde ich schätzen, schlägt dann doch die dem systemeigene Bildfeldwölbung zu. Aber die Fokusdifferenz beträgt hier nur grob 0,5 mm, bei dem 40mm LVW kann ich da auf einen 3fachen Wert.
 
Die Winkelgröße des scheinbaren Gesichtsfeldes ist bei den 30 und 40 Brennweiten sehr angenehm. Mit ~80 Bogenminuten (beim 40mm) ist es wirklich groß (Platz für drei Vollmonde nebeneinander sind schon eine Hausnummer), kann aber bequem auf einmal überblickt werden. Man muss also nicht mit den Augen hin und her "rudern", um alles zu sehen. Das hat auch was - ohne die Leistung von Okularen mit 100° oder noch mehr beschneiden zu wollen.
 
Die Austrittspupille am Klevtsov beträgt für das 40mm Okular angenehme 4,7 mm. Man muss also keine Höchstleistungen an Dunkeladaption vollbringen, um die volle Austrittspupille nutzen zu können oder in die Gefahr zu kommen, dass die eigene Iris als Blende wirkt. Und eine gewisse Perspektive für das Alter bieten die knapp 5mm AP auch noch.
 
Der Augenabstand ist mit 20 mm sehr angenehm. Allerdings hat eine Augenauflage, wie sie zum Beispiel die SSW bieten (die haben eine herausdrehbaren Gummiring), hat schon was. Steht man gebeugt hinter dem Teleskop kommt man, bei den großen Abstand, unwillkürlich ins Pendeln und nachdem die Austrittspupillen des Okulars und des Auges (außer es ist sehr dunkel) ziemlich Hand in Hand gehen, merkt man das Pendeln auch ziemlich schnell, wenn man die optimale Einblickposition verlässt. Bei den PENTAX kann man den kompletten oberen Teil des Okularkörpers herausdrehen. Also die Linsengruppe bleibt natürlich an Ort und Stelle, aber vom Gefühl her wirkt es so, als würde man gerade das Okular auseinander schrauben. Gewöhnungsbedürftig - aber harmlos ...

       
 
Auf jeden Fall passt eine Brille sehr gut zwischen Auge und Okularkörper, auch wenn ich zwar Brillenträger, aber nicht wirklich ein Brillenbeobachter bin. Auf meinen Astigmatismus wirkt sich die Brille dann aber doch positiv aus, zwar verschwindet er nicht ganz, wird aber doch geringer.
 
Das alles lässt sich auch gut auf das PENTAX XW30-R übertragen. Beim direkten Vergleich zum 30mm N-LVW, war, neben dem unkritischeren Fokuspunkt, auch das Einblickverhalten des 30mm PENTAX angenehmer. Die rechnerischen 5° mehr an Gesichtsfeld machen sich sehr deutlich bemerkbar. Meine Vermutung ist daher, dass das 30mm PENTAX leicht über den 70° Gesichtsfeld liegt und das N-LVW etwas unter den 65° abbildet, so dass das in Wirklichkeit doch etwas mehr Differenz ist. Der Unterschied war jedenfalls deutlich.
 
Angenehm fiel auch die gute Handhabbarkeit in der Okulare auf. Sie liegen gut und ausgewogen in der Hand und ihr Gewicht ist mit rund 680 gr. recht moderat. Onkel Al’s Handgranate (in Gewicht und Breite) oder die langen Delos sind für mich hier die Gegenbeispiele.
 
Mangelware: Große, offene Sternhaufen
 
Nachdem sich die aktuelle Schönwetterphase dem Ende entgegen neigt, versuchte ich, nach dem ersten „Quick and Dirty“ Test, noch ein bisschen mehr Astronomie zu betreiben. An irgendwelche DeepSky Experimente brauchte ich aber, bei einer Mondphase von mehr als 70%, nun gar nicht zu denken. Offene Sternhaufen sind zu dieser Jahreszeit (das hatte ich bisher noch gar nicht so bewusst wahrgenommen) tatsächlich Mangelware. Zumindest wenn es sich um die prominentesten und bekanntesten Vertreter ihrer Zunft handelt, stehen diese entweder sehr tief, sind schon weg oder tauchen erst zu spät in der Nacht auf. So blieb nicht viel übrig ...
 
Ein kurzer Blick auf M44 zeigt mir, das „Praesepe“ (der Bienenstock) tatsächlich locker ins 40mm PENTAX passt. Aber sonst war das alles viel zu hell. Der bekannte Doppelsternhaufen h und chi Persei ist aktuell auch sehr tief, so dass ich ebenfalls hier nur kurz „bemerken“ konnte, dass der Doppelsternhaufen sehr gut und komplett in das Gesichtsfeld hineinpasst (und zwar bequemer als beim 40mm LVW). Auch hier muss man bessere Bedingungen abwarten, um in den besonderen Eindruck, den diese dichten Sternenfelder auslösen, zu erhaschen. Mir kann man es wirklich nicht recht machen: Jetzt waren mir die sichtbaren Teile des Haufens schon fast zu klein im Gesichtsfeld. Aber das hat auch damit zu tun, dass es eigentlich nur Pünktchen auf hellgrauem Hintergrund waren. Wie geschrieben ... weiße Nächte und der Mond machen es nicht besser.
 
Plato 2.0 -  ... wieder mal Mond
 
Also kam mir, bei der Planung der Beobachtungsnacht, natürlich auch der Mond selbst und dort der Krater „Plato“ den Blick. Der war ja schon mal Thema hier im Forum. Ein kurzer Blick auf die Mondphase zeigte, dass der Terminator noch ganz ordentlich in der Region um das „Mare Imbrium“ stand. So entstand der Plan, zwei Tage später nochmals, dann von den nahen Weinbergen aus, zu beobachten. Bei der Gelegenheit konnte ich die Pentax XW nochmals nutzen, aber konnte vor allem sehen, was sich im zweiten Anlauf, per visueller Beobachtung und Video bei Plato & Co. bei unserem nächsten kosmischen Nachbarn so finden lässt.
 
Videonacht
 
Dieses mal sollte außerdem mein 7“ STF zum Einsatz kommen. Zum einen weil es leichter und handlicher ist, seine optische Qualität noch mal besser als beim Klevtsov daher kommt und Maksutov und Mond meiner Meinung nach einfach gut zusammengehen.

OK: APO und Mond natürlich noch besser, aber da fehlt mir einfach Öffnung, respektive der Geldbeutel. Außerdem konnte ich so meine neuen PENTAX XW und VIXEN SSW Okulare nochmals an einer anderen Optik ausprobieren. Die SSW hatten ja den Mirage auch noch nicht gesehen.
 
Der Vorteil bei 80% Mondphase ist definitiv, dass man Nachts wirklich kaum Licht benötigt. Und die späten Nächte führen zusätzlich dazu, dass man einen ganz bequemen Feiertagsabend zu Hause erlebt, bevor man sich kurz nach 22:15 Uhr („endlich wird es mal dunkel ...“) auf den Weg macht.
 
Mond - rein visuell
 
Die ersten Blicke gingen nach dem Aufbau gleich Richtung Mond. Auch hier machten die 30 und 40mm PENTAX eine gute Figur und zeigten einen sehr kontrastreichen Mond in einem großen Gesichtsfeld (gut, das ist bei der geringen Vergrößerung auch nicht wirklich problematisch), aber es war auch keine Spur von Verzeichnung oder Farbdispersion am Mond(rand) zu sehen. Das ist schon nicht mehr so selbstverständlich.

Das waren die Okulare, die in dieser Nacht genutzt wurden:
   
 
Die ersten höheren Vergrößerungen zeigten, dass stellenweise tatsächlich überdurchschnittliche Bedingungen herrschten. Trotz Vergrößerungen von 300x und mehr, blieb das Bild manchmal über mehrere Sekunden sehr ruhig, fast wie „eingefroren“. Fast schon erwartet, aber dennoch schön zu erleben: Die SSW Okulare funktionieren ebefalls sehr gut mit dem STF. Entweder gewöhne ich mich immer besser an die Okulare und ihr Einblickverhalten oder das STF macht hier doch noch mal einen kleinen Unterschied: Das Kidney-Beaning, das bei den Vixen SSW immer wieder mal Thema ist, trat nicht auf. Allenfalls ein leichter Schatten war hin und wieder (wenn die Einblickposition zu nah ans Okular geriet) zu bemerken, aber die schwarzen Bohnen blieben aus.
 
Bei 360x mit dem 5mm Baader Genuine Ortho war an diesem Abend Schluss. Nicht, weil die Bedingungen nicht mehr hergaben, sondern weil ich einfach keine kürzeren Brennweiten mehr dabei hatte. So gut hatte ich das dann noch nicht erwartet. Die beiden Supermonozentric von TMB setzten dann an diesem Abend, bei etwas geringerer Vergrößerung, visuell die Krone auf. Im Vergleich zu den BGO war das noch nochmal eine deutlich wahrnehmbare Kontraststeigerung. Erstaunlich, was eine nur erbsengroße, verkittete Linsengruppe leisten kann. Ein bisschen Psychologie ist sicher auch mit dabei, nehme ich mal an. Die TMB-Supermono haben - ganz klassisch reduziert - nur 32° Gesichtsfeld. Das ist zum einen wirklich schnell überblickt und zum anderen hilft es bei der Konzentration auf das Wesentliche. Selbst die 50-55° der BGO erscheinen dagegen ja schon riesig. Was ich sagen will ist, dass so ein netter "Tunnel" die Konzentration auf das Wesentliche in der Mitte deutlich erhöht und so vielleicht "ganz natürlich“ zu einer gesteigerten Wahrnehmung beiträgt.
 
Außerdem: Man glaubt gar nicht, wie angenehm das ist, auch mal wieder in so ein Okular zu blicken, nach den ganzen modernen Teilen, die riesige Gesichtsfelder bieten, die die Augen mit Eindrücken nur so fluten.
 
Krater weg - Krater da?
 
Aber weiter zu Plato: Visuell war sehr interessant zu beobachten, dass, trotz des ruhigen Bildes, die kleinen Kraterlets in Plato kaum sichtbar wurden. Die Beobachtung dieser kleinen Krater scheint tatsächlich sehr speziell zu sein! Zumindest zeigten sie (jetzt schon zum zweiten Mal) keinerlei Schattenwurf. Vielleicht liegen die kleinen Teile, wenn man Neigung und Einfallswinkel des Sonnenlichts betrachtet so, dass sie meistens komplett „lichtgefüllt“ sind.

Das war schon sehr skurril: Wirklich gute Bedingungen, eine sehr ruhig im Okular stehende Mondoberfläche bei 300-360x Vergrößerung, das Wissen, dass sich innerhalb von Plato zahlreiche kleine Krater befinden und zu sehen war … fast nichts. "Fast" deswegen, weil man, bei sehr genauer Beobachtung, die Kraterlets als helle Pünktchen auf einem etwas dunkleren Kraterboden wahrnehmen konnte.
A (der Größte, fast in der Mitte) war, wenn man nicht nach dunklen Stellen, sondern eben nach hellen Bereichen suchte, dann schnell zu bemerken, B und C folgten bei ruhigem Bild und guter Konzentration zügig nach. Das mit D bezeichnete Kraterchen bildete ich mir ein, bei ganz ruhigen Momenten, auch noch sicher gesehen zu haben. Sehr spekulativ wurde es dann mit dem, was auf diversen Astro-Plattformen als Krater "E" in Plato bezeichnet wird.
Fazit: Könnte sein, aber so ganz sicher war ich mir da nicht.

Wenn man aber weiß, wo man mit den Augen suchen muss, entdeckt man stattdessen recht deutlich den Krater "W"am Rand des Ringwalls. „ Recht deutlich“ deswegen, weil eben dieser einen dunklen Schattenwurf hatte, der zwar in den Schatten des Ringwalls hineinragt, aber trotzdem als Einzelakteur (eben wenn man weiß, dass er das ist) gesehen werden kann.
 
90.000 Bilder ... ganz fix
 
Na, da war ich ja gespannt, was sich davon auf Video festhalten ließ. Meine 2x ZEISS Barlow hatte ich nicht mitgenommen, weil es mir heute darum gehen sollte die Verschlusszeiten möglichst gering zu halten  (also 70-100 fps, mehr ist mit USB 2.0 nicht möglich). Mit 7“ Öffnung hatte ich sowieso schon weniger Licht im Vergleich zum TAL-250K und bei 3600 mm statt 1800 mm Brennweite erschien mir das sonst als hoffnungsloses Unterfangen.
 
Das war das Ergebnis: Die ASI120MC wurde in ihren Übertragungsraten fast ausgereizt. 15% von rund 28.000 Bildern, bei ca. 80 fps mit 1800mm Brennweite am 7“ STF Mirage aus Russland.
 
   
 
So große Videodateien bekommt bei mir unter WIN10 nur noch AutoStakkert 3 hin. RegiStax und AviStack steigen während der Bildbearbeitung leider aus. Gerade bei AviStack ist das schade, habe ich doch den Eindruck, dass das noch einen Ticken bessere Summenbilder von Mond erzeugt, als AutoStakkert. Schade, aber so ist es …
 
Nachdem die Bedingungen gut waren und vorher Copernicus ebenfalls sehr gut im Okular aussah, war das mein nächstes Ziel. Auch hier fand ich es interessant, dass man nicht den Terminator exakt am Krater selbst braucht um eine plastische Struktur zu erhalten. Der Terminator war ja schon gut 20-30° weiter gewandert.

   

Verlängerung
 
Nachdem sowohl der Akku des Laptop, wie auch mein eigener Akku noch nicht leer, die Zeit mit 0:30 Uhr noch kein „No-Go“ signalisierte und die Temperaturen mit +14° noch recht angenehm waren, beschloss ich kurzfristig in die Verlängerung zu gehen. Anstelle der „Bilderraserei“ mit hohen Frameraten und kleinen Feldern wollte ich testweise ins andere Extrem gehen und die komplette Auflösung der ASI120MC (1280 × 960 Pixel) nutzen. Die Bildraten fallen zwar dann auf rund 18 fps, aber für jemand, der von der Webcam kommt ist das ja noch irrsinnig viel (vor allem bei der Bildgröße). Meine alte SPC-900NC hat ehemals bei einem Viertel der Auflösung nur 50 % dieser Bildrate geschafft. Und selbst damit habe ich ganz ordentliche Ergebnisse hinbekommen ...

Was ich allerdings nicht bedacht hatte ist, in was für einem Ausmaß das Speicherplatz verbraucht. Innerhalb kürzester Zeit waren fast 200 GB Daten auf die Festplatte geschrieben und sie war schlichtweg voll. Also wurde aus dem Projekt eines kompletten Mondpanoramas nichts. Schade! Nach meiner Rechnung hätte ich das aus rund 20-22 Kacheln zusammensetzen müssen und für so viel Videomaterial hatte ich nicht den Speicherplatz. Also begnügte ich mich mit einem „Terminatorpanorama“ (auch ein schönes Wort).

Panorama (in Ansätzen)

   

Und nach meinem Empfinden ist das ebenfalls schön geworden und hat für 7“, einer Farbkamera und bei diesen geringen Bildraten eine sehr ordentliche Detailtiefe. Das Panorama besteht aus 11 Einzelaufnahmen, für die jeweils aus 2500 Bildern rund 25 % verwendet wurden. Eine noch rigorosere Selektion hätte sicher den Einzelbildern gut getan, allerdings wären dann die Anzahl der Bilder für ein vernünftiges Summenbild nicht mehr ausreichend. So war das Obige ein guter Kompromiss. Die Bildbearbeitung erfolgte erneut durch AutoStakkert 3 und die Weiterverarbeitung durch RegiStax. Schärfen, Anpassung von Helligkeit und Kontrast sowie Tonwertspreizung wurden bei allen Bildern (logischerweise) identisch durch ein vordefiniertes Schema vorgenommen, dass Zusammensetzen übernahm Autostitch. Am Gesamtbild wurde dann über Photo Shop noch einige leichte Korrekturen vorgenommen (Helligkeit, Gauß-Korrektur und anschließende Verkleinerung).

Schade ist, dass das Panorama in der Mitte so "dünn" ist. Aber ich hatte keine Möglichkeit mehr diese Lücke zu füllen. Das schmälert etwas die Ästhetik. Aber gut: Nach dem Panorama ist vor dem Panorama ... Wenn man auf den Bildbereichen bleibt und hineinzoomt, kann man das Ausblenden. An einigen Stellen scheint es mir etwas zu stark geschärft. Aber das Problem ist einen Workflow bei der Bildbearbeitung zu finden, der bei allen Bildern identisch durchgeführt werden kann und der gleich gute Ergebnisse liefert. Das ist nicht ganz so einfach, da die unterschiedlichen Bilder ja bei unterschiedlichen Aufnahmebedingungen entstanden. So könnte man aus manchem Bild vielleicht noch etwas mehr „herausholen“, bei anderen ist man schon etwas über der Grenze einer guten Bildbearbeitung. Auch hier muss man sich auf einen Durchschnitt einigen.
 
Und vor allem: Es sollte doch Bitteschön gleich beim ersten Versuch schon klappen. Die Arbeit, die da dahinter steckt, ist schon von größerem Umfang, gerade wenn man auf halber Strecke umdrehen muss und noch mal von vorne beginnt.
 
Für etwas bessere Bedingungen als Durchschnitt („überdurchschnittlich“ hört sich gleich so hervorragend an, das war es nun auch wieder nicht) sind die Ergebnisse passabel (zumindest für mich als „Wald und Wiesen“-Bildbearbeiter). Hier spiegelt sich aber auch die gute Qualität des STF wieder. Deswegen stelle ich mal ein paar Summenbilder aus denen das Panorama zusammengesetzt wurde einzeln ein. Einige davon haben eine Detailauflösung, die ich so bisher noch nicht hinbekommen habe. Deswegen lasse ich die auch mal "groß" - wenngleich die Konvertierung in JPG etwas an Kontrast kostet.
Das sind immer 25% von rund 2.500 Bildern mit rund 16 fps bei 1800mm Brennweite am 7" STF Mirage, Summenbild mit AutoStakkert 3, Wavelets und Co. über Registax.

         

         

         
 
So endet der Weg dieses seltsamen ersten astronomischen Halbjahres mit einem sehr versöhnlichen Ergebnis. Schau an, dass da immer wieder, immer wieder neu, immer wieder anders etwas "Astronomisches" entsteht. 
Aber das ist ja der Reiz bei der Sache ...
 
Andreas.TAL
____________________________________________________

Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
Folgenden 12 Usern gefällt Andreas-TAL's Beitrag:
Astrokarsten (04.06.2020), August (04.06.2020), Christoph (04.06.2020), Florian B. (04.06.2020), Herbipollution (18.06.2020), Karsten (07.06.2020), LarsL. (04.06.2020), Philipp (04.06.2020), Ralf (05.06.2020), Ulf (04.06.2020), Uwe (04.06.2020), Willi (04.06.2020)
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Astrokarsten (04.06.2020), August (04.06.2020), Christoph (04.06.2020), Florian B. (04.06.2020), Herbipollution (18.06.2020), Karsten (07.06.2020), LarsL. (04.06.2020), Philipp (04.06.2020), Ralf (05.06.2020), Ulf (04.06.2020), Uwe (04.06.2020), Willi (04.06.2020)
#2
Mensch Namensvetter,

beeindruckende Textmenge hast Du da hingelegt ... Confused 
Muß ich erst mehrmals durchschnaufen, um das demnäxt zu lesen ... Rolleyes 
Um dann zu entscheiden, ob es ein "gefälllt mir" gibt ... Tongue 

Viele Grüße,
Andreas.TAKs



"Ich würde gerne irgend etwas anbieten,
um Dir zu helfen,
aber im Zen haben wir überhaupt nichts."

Ikkyu Sojun, 1394-1481

.
 
 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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#3
Ich hab´ noch ein bisschen gespielt und versucht - war ja schließlich ne´ Farbkamera - dem Mond etwas mehr Farbigkeit zu verleihen. Die Sättigung ist jetzt gewaltig hochgezogen und an ein paar anderen Reglern hab´ ich auch noch gespielt ...
Mehr Farbe geht leider nicht ... sonst wird das Bild krisselig und Vincent van Gogh hätte seine große Freude an den Bild.

   

Da muss ich mich mal einlesen, wie die Leute so (über)farbige Mondbilder hinbekommen. Aber wahrscheinlich ist das wieder eine Frage des Budgets. Jetzt ist hier erstmal Ende-Gelände. Hab´ ja noch nicht mal ein komplettes Panorama hinbekommen.

Andreas.TAL

Ach ja, dass da oben ist ein GIF. Drauf klicken und es wechselt zwischen Alt- und Neubearbeitung. Und nochmal draufklicken macht es dann ganz groß ...
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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#4
Servus Andreas

ein ausführlicher Bericht von Dir. Ich hatte auch mal das 40er Pentax, allerdings habe ich es damals mit einem 41er Panoptic vergleichen können (an verschiedenen SC´s) und bin letztlich beim Pano hängengeblieben. Hatte für mich einfach ein komfortableres Einblickverhalten, ansonsten gaben sich beide Okulare nicht viel.

Außerdem zeigst Du auch schöne Fotos vom Mond. Farbe.... habe mal Dein Bild Mond#6 genommen und in PS nur die Farbsättigung (zu) stark erhöht. Wäre alles vorhanden Daumen hoch .

derweilen lg
tom


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#5
Toller Bericht fürs Forum Andreas,
der Zeitpunkt gut gewählt mit Blick auf das Wetter!

Das 40mm Pentax hatte ich damals und auch wieder verkauft. Ich bin wie Tom zum Panoptic 41mm  gewechselt.
Beim Pentax 40mm war es so, dass sich ansammelnder Staub auf der teleskopseitigen Linse im Fokus scharf abbildete.
Bei Mondbeobachtung am 16" ACF störte es mich, weil es die Konzentration immer wieder auf die Flecken lenkte.

Die Krater im Plato können durchaus hell daherkommen, auch mit hell/dunkel Struktur obwohl so klein. Auf den Aufnahmen schön eingefangen Daumen hoch

@ Tom.
Die Farbe beim Mond ist so eine Sache. Mit dem Apo FLT 105 kann ich in guten Nächten die Farben ganz dezent erkennen, aber stark gesättigte Aufnahmen haben neben dem Reiz des Ungewohnten und der Tatsache, dass Farben auf dem Mond vorhanden sind, den Nachteil einer befremdlichen Wirkung.

Besten Gruß
Ralf
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#6
Hallo Andreas,

da hast du wieder eine ausführliche Darstellung deiner Erlebnisse und Testungen eingestellt. Vielen Dank für die Mühe - es ist immer interessant zu lesen, wie du an die Sache herangehst und akribisch beschreibst. Die vergangenen Wochen waren astronomisch wirklich stark. Leider konnte ich nur bis in die Osterferien hinein so richtig am Teleskop arbeiten. Danach holte mich die Schulschließung und die damit verbundenen Aufgaben ein... da könnt ich auch mal ein Buch drüber schreiben! Wink

Gerade die Mondansichten und die Plato-Geschichte kann ich selbst gut nachvollziehen. Hatte ich doch auch mal die Handy-Kamera am Start und war über die Ergebnisse überrascht und konnte wie Ralf auch die Plato-Inlets in Augenschein nehmen. Das waren echt spannende Nächte.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#7
Hallo Miteinander, ja war Zeit wieder mal was einzustellen - und am besten reflektiere ich das tatsächlich durchs Schreiben ... jedenfalls fühlt sich so eine Beobachtungsnacht danach anders an.

@Pentax XW:
Ja, das Panoptic (ich glaube es war aber das 35mm) hatte ich bei einem Telekoptreffen (beim letzten?) auch schon mal drin und es war sehr überzeugend. Identisch zum 31mm Nagler Typ 5. Damals hatten wir vor allem auf die Randabbildung und weniger auf die Achse geschaut ... Aber - ehrlicherweise - hier hat vor allem der Preis gezogen. 50% vom Nagler, 60% vom Panoptic - so mies kann das gar nicht sein, dass das keine vernünftige Relation wird.

   

Ich hab‘ gehofft, dass die optischen Werte ausreichend gut „gegen„ den Klevtsov arbeiten, dass sich das in der Summe aufhebt. Es geht in die richtige Richtung, aber nicht perfekt.

   

@Speckles am XW:
Ja, das liegt daran, dass das 40mm ein sechslinsiges Design hat (das 30mm braucht 7 Linsen). Die unterste Linse ist in der 40mm Version im Design „rausgerechnet“. Dadurch liegt die neue „End-Linse#6“ fast auf der Höhe der Feldblende. Das ist natürlich kritisch, weil alles im Distanzbereich der Feldblende scharf abgebildet wird. Weißt du ja alles selber ... Ich denke bei Pentax war der Gedanke, dass die 40mm vor allem im DS Bereich Verwendung finden und „schwarze Speckles auf schwarzem Hintergrund“ sind kaum sichtbar.
Mein Trost ist, dass diese letzte Linse konkav geformt ist. Reinigungspolymer, Flüssigkeit, Putzkram ... läuft nicht ins Gehäuse, sondern wurde sich, im Fall der Fälle in der Mitte sammeln. Wenigstens was ...
Aber vielleicht können wir mal in einem nach-pandemischen-Teleskoptreffen, das PENTAX XW-40R und das Panoptic 41mm hintereinander in denselben OAZ stecken ... so rein zum Schauen, nicht zum Wettbewerb.

@Plato:
Ja, der Krater wird mich noch weiter beschäftigen. Idealerweise braucht es dafür rund 3500-4500 mm Brennweite. Zumindest verteilen sich dann die Kraterlets auf ein paar mehr Pixel, in der Hoffnung etwas mehr Signal im Lärm des Chips zu finden. Und dummerweise sollte es Winter sein (brrr ...), dann klappt das mit der ASI120MC auch besser. Dass das so Rauschen anfängt, wenn man die Sättigung im Farbbereich hochzieht, hat auch mit den +22 Grad in der Kamera zu tun. Bei 2 Grad klappt das besser ...

@Mond:
In dem Jahr will ich nochmal ein Panorama vom Mond versuchen. Aber ich muss vorher mal durchrechnen, wieviel Platz das braucht und die SSD entsprechend freiräumen.

@Uwe:
Hey, ich habe vom deinem Verkauf des ADA gelesen. Du trennst dich echt von so eine tollen Teil? Respekt für den Mut. Also nicht, dass der Triplett ein Wagnis ist - was von Ralf kommt ist, was die Qualität angeht, nie ein Risiko. Aber was hat der Triplett noch, was der ADA nicht schon hatte? Gut, 8% mehr Licht und kürzer ... ich bin schon auf die ersten Rückmeldungen von Dir gespannt, wenn Du durchgesehen hast.

Andreas.TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Florian B. (08.06.2020)
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Florian B. (08.06.2020)
#8
Hallo Andreas,

zum 40er Okularvergleich steuere ich ein älteres Takahashi Ortho bei. So rein zum Schauen. Tongue
   

Schraubanschluß, wie bei klassischen Okularen längerer Brennweite üblich.
Hier an einem 40 Jahre alten 65 mm Takahashi Triplet. Adaption auf 2" habe ich im Fundus.
   

Der 130 ADA ist ein hervorragender Doublet-Refraktor. Wer da nicht zugreift,
ist selbst schuld. Es sei denn, es wäre bereits ein FS-128 vorhanden.
Der Triplet? Andreas, schau da mal durch. Dann weißt Du es.

Indess ist der Triplet eine ganz andere Gewichtsklasse.
Kenner schätzen leichte Doublets mit wirklich hoher Definition.
Also nicht dieses Kraut-und-Rüben-Zeugs, bei dem man daran
glauben muß, daß die Abbildung gut ist ... Tongue

Schlecht ist sie bei denen ja (manchmal) auch nicht.
Wehe, wenn man dann mal durch eine wirklich gute Optik schaut.
Günstige Anschaffungspreise kann man sich immer schön reden. Nicht wahr? Cool 

Viele Grüße,
Andreas, der mit den TAKs


"Das große Los des Lebens fällt nur denen zu, die es auf gut Glück kaufen."
Fernando Pessoa - Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares
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 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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Florian B. (08.06.2020)
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Florian B. (08.06.2020)




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