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Heller Komet Neowise
#51
Ich gebe mal das weiter (in Auszügen) was ich von Christoph erhalten habe.

Zitat:Erst mal die Einzelframes mit Darks und Flats (ggf. DarkFlats und Bias) ganz üblich durch Registierung und Stacking jagen. Den Sigma-Wert relativ niedrig mit 1,2-1,5 wählen, damit der Komet relativ zu den Sternen abgeschwächt wird. Damit hast Du den Sternenhintergrund.
 
Im zweiten, dritten Schritt in den Kometen-Modus bei den Einzelframes wechseln und den Ort des Kometen registrieren. Wenn Du viel Glück hast, dann hat DSS den Kometenkern als Stern erkannt und die Registrierung des Kometen ist sehr einfach. Wenn nicht, dann hilft die gedrückte Shift-Taste, den Kometenkern-Ort festzulegen.
 
Nach Einzelregistrierung des Kometen auf allen Bildern den Stacking-Modus aufrufen. Dann kannst Du unter "Komet" die Stacking-Varianten Sterne, Komet und Komet+Sterne auswählen. Lezteres funzt nur bedingt. Ich wähle meist nur den Kometenmodus mit niedrigem Sigma aus (einfach probieren!) und baue das Kometenbild mit schwächeren Sternen mit dem Sternenbild mit schwachem Kometen in Photoshop via zweier Ebenen zusammen.

Im Wesentlichen habe ich es so versucht wie oben. Ich hatte identisch viele Darks zu den Lights. Alle wurden in DSS hochgeladen, danach registriert. Der Sternerkennungswert war sehr niedrig gewählt. Nach dem Registrieren habe ich auf allen Bildern den Kometenkopf händisch positioniert und dann alle 11 Bilder gestackt. Ein niedriger (Median)Sigmawert erbrachte keine so guten Ergebnisse. Ich bin dann wieder auf Durchschnitt gegangen. Der Modus "Komet + Sterne" hat hier gerade noch so geklappt, bei noch mehr Bildern war die Eigenbewegung schon zu stark und der Kometenkopf war verzerrt / verbeult.

Hätte ich mehr Rohdaten könnte man wahrscheinlich die Auswirkungen der verschiedenen Bearbeitungsmethoden besser sehen. Bei den wenigen Bildern, waren die Unterschiede minimal, bzw. die Nachbearbeitung in PS konnte das alles auffangen oder auch (zum Glück oder auch leider) wieder Ungesehen machen.

Ich hatte (im Rückblick) viel zu kurze Belichtungszeiten, da ich der Meinung war, dass die CEM60 das mit 750mm Brennweite ohne Guiding nicht hinbekommt. So konnte ich nur 5 x 30 Sekunden 5 x 25 Sekunden und 1 x 40 Sekunden in das Summenbild einbringen.
Wahrscheinlich wären auch 45 Sekunden Belichtungszeit noch problemlos gegangen. Meinem jetzigen Bauchgefühl nach würde mit der CEM60 wahrscheinlich so ab 60 Sekunden der Ausschuss beginnen.

In der Summe hatte ich dadurch viel zu wenig Belichtungszeit (~3:35 min). In Ansätzen taucht aber dennoch der Ionenschweif beim Kometen auf - das war mein Ziel. Für einzelne Strukturen in dem sehr breitgefächerten Staubschweif reicht die Belichtungszeit dann nicht mehr aus. So in 30 Bogenminuten Abstand nach dem Kometenkern, sieht man eine kleine Helligkeitsstufe als Struktur im Staubschweif, der Rest bleibt verborgen.

Ich stelle mal zusätzlich eine invertierte (Farb)Version ein, auf der ist der Ionenschweif viel deutlicher wahrnehmbar. Insgesamt habe ich das Bild jetzt auch deutlich "heller" belassen, damit der besagte Schweif vor dem Hintergrund auftaucht. Die Tonwerte zu spreizen hat nicht viel gebracht, da sich die Helligkeitswerte des Schweifs auch an anderen Stellen im Hintergrund wiederfinden und damit alles nach oben gezogen wird. Auch die blaue Farbe des Schweifs war kaum rauszukitzeln ... und mit Maskierungen und so Zeugs wollte ich hier nicht arbeiten.

Aufnahmedaten wie oben schon genannt, nur jetzt als Stack von 11 Bildern.

       

Andreas.TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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#52
Hallo Andreas!
Der Sigma-Algorithmus funktioniert eigentlich erst ab 20 Aufnahmen richtig. Insofern hattest Du recht mit dem Median zu arbeiten.
Angesichts der kurzen Belichtungszeit ist das Ergebnis doch sehr ansprechend!  Daumen hoch

Das Bild hat mit den Streifen die Spuren der Sommernacht und wohl auch des mehr rausenden Chips als bei der 6D oder gar einer gekühlten Variante. Insofern hilft in Zukunft nur eines: länger belichten und mehr Bilder machen!

Habe den Kometen vergangene Nacht hier unter patschfinsteren Himmel mit ca. 3° Schweif gesehen. Auf den Bildern ist er noch länger. Aber die Altmark scheint wirklich eine hervorragende Astrogegend für Deutschland zu sein: M33 zu sehen, obwohl erst 30° hoch, M31 ca. 4° lang, Milchstraße bis zum Horizont und eigentlich keine Aufhellungen, sieht man von der tief stehenden Sonne einmal ab.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#53
Hallo Andreas,

vielen Dank für die ausführliche Anleitung und danke auch an Christoph das du es Andreas so gut erklärt hast. Daumen hoch

Hab gleich wieder eine Frage, wo finde ich den diesen ominösen Kometen-Modus?
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Christoph (27.07.2020)
#54
Hi, hi ... hab auch länger gesucht.
Ich denke du meinst wie man den Kometenkopf auswählt?
Rechts unten, wenn die Bilder registriert sind tauchen im Bild vier selbsterklärenden Symbole auf - wenn man sie mal gesehen / gefunden hat ist das völlig klar.

Alternativ - du meinst die Stacking-Einstellungen:
Dann links unter Optionen - Einstellungen - Stackingeinstellungen - Reiter "Komet"

Andreas.TAL
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Christoph (27.07.2020)
#55
... noch die Ergänzung zu vorhin:
Komet C/2020F3 in Ritzleben, 26.7.2020 um 22 UT, 35 mm bei f/3,5, 9 x 30 sec, DSS gestackt und in PS bzw. Fitswork aufgehübscht.

   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#56
Ein Letztes gibt es meinerseits noch zu Neowise oben drauf. Ich habe den Kometen ja wenige Tage nach der größten Annäherung an die Erde auf CCD gebannt. Seine Bahn hat es mit sich gebracht, dass Neowise ganz schön schnell vor den Sternen unterwegs war.
Hier ist mal die Eigenbewegung des Kometen vor dem Sternenhintergrund. Das entspricht einem "Zeitraffer"von 39 Minuten.
Die ansteigende Hintergrundhelligkeit, bzw. der auftauchende Schweif ist der Tatsache geschuldet, dass die Belichtungszeiten immer länger wurden.

Insofern ist das auch kein linearer Zeitraffer, sondern dynamisch. Je "später" die Bilder desto "schneller" vergeht die Zeit im GIF, weil in einem Bild immer mehr an Zeit versammelt ist, die Abstände zwischen den Belichtungen aber gleich geblieben sind.
Das ist jetzt wirklich Quick & Dirty - vielleicht mache ich das nochmal sauberer. Ich hab´ ein Tool erwischt, dass nur über den Umweg CR2 --> TIF --> PNG --> JPG gewandelt hat und das als JPG geht auch besser.

Aber - es läuft das Ding (also Draufklicken für Bewegung). Mehr soll erst mal nicht sein. Ist schon eindrücklich genug ...

   

Komet Neowise zwischen 23:02 und 23:41 MESZ am 22.07.2020, 24 Bilder mit TAL-100 APOLAR, CANON EOS-350DA auf CEM60 mit wechselnden Belichtungszeiten von 12 - 40 Sekunden.

Andreas.TAL
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#57
Hallo Andreas,

alles gefunden, Danke. Daumen hoch
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

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