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FLT 135/1080 Firstlight
#1
BB vom 18.07.2020

Nach einer Woche Akklimatisierung in Badisch Sibirien gönnte ich dem AOM FLT135/1080 den ersten Abend unterm Sternenhimmel. Die letzten Tage waren bei uns die fiesen kleinen Getreidefliegen in Schwärmen unterwegs und das will der ambitionierte Hobbyastronom keinem seiner Geräte zumuten. Die Winzlinge kriechen in die feinsten Ritzen und da ist jede Optik unnötigem Stress ausgesetzt. Nun ist die Gerste bei uns in der Ecke weitgehend abgedroschen. So kann man dann auch gefahrlos seine Teleskope wieder nutzen.

Zuletzt (Montag) war ich noch mit dem TMB auf dem Acker - das geht dann auch mal schnell mitten in der Nacht ohne Strom - aber für den FLT benötige ich schon die Sphinx. Gegen 21:30 Uhr war das Equipment aufgebaut und es wurden ein paar Fotos für das Astro-Log geknipst! Der Abend ist schließlich ein besonderer. Cool

         

Gegen 22:00 Uhr konnte ich als ersten Stern Arkturus ausmachen. Schnell war die Montierung ausgerichtet und startklar. Deutlich war mit bloßem Auge das Flackern zu erkennen und so erschien er auch beim Anblick im Okular eher "grießelig". Hier war nur moderate Vergrößerung bis ca. 130fach so richtig gut anzusehen. "Müssen ausgerechnet heute die Bedingungen für das Firstlight so ungünstig sein?", dachte ich bei mir. Eigentlich ist es normalerweise umgekehrt, denn in der Dämmerung herrscht meist bessere Luftruhe als später. Es war in größerer Höhe doch sehr dunstig (Kondensstreifen blieben ebenfalls lange "stehen" ehe sie sich auflösten) und es dauerte lange, bis sich die Milchstraße durch die aufgehellte Atmosphäre schälte.

Die Okulare wurden hin und her getauscht - gespannt geschaut und wieder eine andere Vergrößerung probiert - so richtig überzeugend sah das aber bei mehr als 180x nicht aus - den Eindruck könnte man beinahe als "Spiegelsternchen" bezeichnen. Da noch die Erfahrungswerte hinsichtlich der Auskühlzeit des FLT fehlen, wollte ich es nun genau wissen und holte aus dem Astroschrank im Keller den TMB 115/805. Schnell stellte ich ihn neben den FLT auf die Terrasse. In der Regel braucht bei den derzeitigen Temperaturen der kleine Apo nicht sehr lange um richtig gut abzubilden und lehrbuchmäßige Sterne zu zeigen. Doch auch hier wurde ich mit demselben "Phänomen" konfrontiert. Die Sterne franzelten und wabbelten genauso wie im AOM-Apo... das beruhigte mich schon mal Tongue . Auf alle Fälle war so eine "fizzelige" Abbildung sehr ungewöhnlich. 

Ich schaute, dass die Vergrößerung in beiden Geräten ähnlich hoch waren und mit der Zeit wurde die Airy-Disk immer definierter und besser und besser... Deutlich zu erkennen war auf alle Fälle die weiße Abbildung im Fluorit-Triplet gegenüber der geblichen Abbildung im TMB. Diese Farbgebung des LZOS rührt ja von der Vergütung, die im blauen Licht tatsächlich eine nicht optimale Transmission ermöglicht.

Gegen 23:30 Uhr war die Luftruhe dann mehr als ordentlich und dann ging´s ans "Genussspechteln". Am Stern erschien kaum mehr als ein feiner Beugungsring und Albireo war nun ein richtiges Schmankerl.
M 57 und M 27 erfüllten meine Erwartungen voll und ganz. M 15 konnte ich bis nahe ans Zentrum auflösen und die Planeten Jupiter und Saturn gaben im Süden ein tolles "Stell dich ein!"
Die Cassiniteilung an Saturn war beinahe umlaufend und der GRF auf Jupiter in seiner lachsfarbenen Gestalt wieder ein echtes Highlight. Die natürlichen Farben der Planeten sind tatsächlich eine Augenweide. Der TMB durfte nun auch wieder in den Keller und ich konzentrierte mich auf die Beobachtung mit dem FLT.

Spontan kam ein Bekannter zu mir, der den Kometen mal sehen wollte. Natürlich war er dann beim Anblick durch das Teleskop mit dem 31er Nagler im Auszug total baff. Im Fernglas erstreckte sich der Schweif wieder gut 7°. Der Himmel wurde nun auch immer transparenter und der Blick auf die Sommersternbilder und die genialen Objekte faszinierte nicht nur meinen Gast.

Gegen Mitternacht kam dann Erik mit seinen Freunden zu uns und auch sie durften mit Fernglas und Teleskop die Planten und C/2020 F3 Neowise betrachten. Daneben wurde mit dem Laser noch ein wenig Himmelsführung betrieben. UMa, UMi, Cassiopeia (Himmels-W), Pegasus und Schwan waren schnell gezeigt. M31, die Andromedagalaxie konnten sie mit freiem Auge sehen. Aber auch mit dem Fernglas war sie ein leichter Fang. Besonders gefallen hat mir NGC 7331 im Pegasus. Sie stand zart leuchtend im "weiten" Sternfeld - so wie man sich das von einer fernen Galaxie wünscht. Im 13er Ethos hat man noch genügend Weltraum drumherum.

"Heut hab ich mehr gelernt, als in den letzten beiden Wochen in der Schule!", ist der Satz, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird und "runter geht wie Öl" (wobei man sich auch fragen muss, was überhaupt im Moment in der Schule läuft Undecided ).

Ja, von 1:00 - 2:00 Uhr war dann Finale: Mit dem 3,5er Nagler bot Saturn bei knapp 310x auf alle Fälle eine für mich mehr als überzeugende Vorstellung (ganz leicht auf Grund der tiefen Stellung durch schwache atmosphärische Dispersion beeinträchtigt). Mehr geht dann auch wirklich nicht!!! Bei der Sternabbildung hat sich der FLT absolut das Prädikat "APOMÄßIG" verdient!!!
Der AOM FLT 135/1080 hat gezeigt was in ihm steckt. Ich freu mich auf alle Fälle schon auf die nächste wunderbare Nacht mit dem Gerät!

...ein wahrer Komet am Teleskophimmel... Rolleyes
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Guten Tag Uwe,
sozusagen zeitgleich durfte ich mit einem Kunden, sagen wir 20km Luftlinie entfernt, ebenfalls "Fist Light" der Nr.1 erleben.
Das Gerät stand schon ab 20:30Uhr auf der Terasse und wir blickten auf Blätter, Steine, Äste usw. auch mit Matsumoto Ansatz für tagrichtige Ansicht.
Die Luft im Tal war Abends ruhig, jedoch in der Dämmerung auf Venus gerichtet sah Sie so aus, als wenn Jemand einen Warmluftföhn daruntergehalten hat.
Der aufgehende Jupiter zeigte einen völlig verfranzten Rand, aber dennoch Details. Saturn war noch nicht über dem Horizont des Hügels vor der Terasse.
Es wurde aber besser und atmosphärische Refraktion zeigte sich um Jupiter. Es zeigte sich bereits ein 0,9" Doppelstern in Lyra mit den Koordinaten 19 15.9 und +27 27 im 6mm Okular als Doppelstern, im 3,4mm Okular als "8".
Nach einigen Doppelsternen wieder zu Jupiter, wo jedes Grad an Höhe einen Gewinn brachte. Der GRF mittig und auffallend für mich die hohe Farbsättigung. Versuche mit Binoansatz waren gewinnbringend an Jupiter und Saturn. Die Milchstraße kam nun gut heraus dank guter Transparenz und Kugelsternhaufen wie M10 und M12, M11 wurden eingestellt. Dazu die Milchstaße mit dem 21mm Ethos abgefahren um die tief stehenden Messiers einzufangen.
Allmählich wurde es auch frischer trotz leichter Jacke am Körper, während im T-Shirt gestartet wurde, aber jedenfalls war es nicht kalt um Mitternacht.

So ab 0:30Uhr war es dann richtig gut und zurück zu den Planeten, die dann ungefähr auf gleicher Höhe standen. Monokular war es bei ca 100x auf Jupiter fast schon unangenehm hell, auch im 6,5mm Okular überraschend hell. Saturn zeigte schon Bänder auf seiner Kugel und  dieTeilung nahezu umlaufend, trotz der geringen Höhe.
Aus Spaß das 3,4mm Vixen HR Okular eingesteckt, was im Grunde mit 312x übervergrößert, aber dennoch erschien der Herr der Ringe prächtig.
Der spätere Wechsel auf einen FLT 105 brachte ebenfalls eine tolle Abbildung, die gesteigerte Lichtleistung des 135ers war aber offensichtlich.
Die Sphinx taugt auch beim 135er für visuelle Beobachtung, der Hebelarm und das Gewicht zerrt aber den Schnecken. Da gibt es schon Einiges nach wenn Okulare gewechselt werden. Der 105er verlangt der Sphinx weit weniger ab.

Ein neues Gerät, eine gute Nacht und Wochenende - so muss es sein.

Viel Spaß mit Deinem FLT 135

Ralf
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