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ADA im Norden
#1
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Hallo, 

habe gerade ein wenig Luft und trage mal ein paar meiner bisherigen Erfahrungen mit meinem neuen Traumgerät zusammen. Vorweg: Das Wetter hat es mir schon ein wenig schwer gemacht, und auch kleine technische Details, mit denen ich nicht gerechnet hatte, die aber überhaupt nichts mit dem Teleskop selbst zu tun haben.

Nachdem ich am Tag nach der Abholung aus Lindelbach zunächst erfolgreich meinen Berlebach Teleskopgriff und den Leuchtpunktsucher (meine EQ6 vefügt nicht über GoTo) montieren konnte, gab es in der Sternwarte die erste Überraschung: Der Montierungskopf ist im Durchmesser größer als die Aussparung der Vixen-Schiene, die mir Uwe netterweise überlassen hatte. Die Klemmung funktioniert auch so relativ sicher, dennoch ist hier noch Handlungsbedarf. Der zweite Punkt ist was zum schmunzeln. Ich hatte zunächst Probleme, das 2"-Zubehör am TS Photoline-Auszug zu klemmen, bis ich begriffen hatte, dass ich nicht an den drei Schrauben, sondern am ganzen Ring drehen muss  Undecided  Huh ! Welch Luxus an einem Auszug made in China. Die Klemmung erfolgt natürlich super. Dritter Punkt: Um in den Fokus zu kommen, benötige ich eine Verlängerungshülse. Glücklicherweise habe ich zwei in meinem Zubehörkoffer, die von meinem William 80/555 passte dann. Aufgefallen ist mir noch, dass der ADA leichter als mein bisher verwendeter TS Individual 150/900 ist, ich kann auf eines der drei Gegengewichte verzichten. 

Dann ging es los mit der ersten Beobachtung, meinem persönlichen First Light sozusagen, und das schon am ersten Abend. Leuchtpunktsucher an Arcturus eingestellt, wusste gar nicht, dass der so wunderschöne Beugungsringe hat  Tongue . Ich bin kein Experte für die Interpretation von Beugungsbildern, durfte bei Ralf Mündlein den ADA auf der optischen Bank testen und habe natürlich auch noch die Bilder meiner bisherigen Teleskope in etwa im Kopf. Was ich jetzt sah, war für meine Begriffe einfach perfekt. Dann bin ich erstmal auf die "Standardkerzen" los, ohne großartigen Karteneinsatz. Bei der Suche nach M27 konnte ich einen kleinen offenen Sternhaufen (dabei fällt mir ein, dass ich noch nachsehen wollte, welcher das eigentlich war) wunderbar auflösen, den ich im 30 mm Widescan irrtümlich erst für den Nebel gehalten und mich gewundert hatte, so klein war der doch nicht  Huh ! Als ich dann M27 gefunden und einige Zeit bei verschiedenen Vergrößerungen beobachtet hatte, meinte ich, Hintergrundsterne indirekt gesehen zu haben, was mir bisher nur bei meinen Dobson ab 10 oder 12" gelungen war. Epsilon Lyrae konnte ich dann mit dem 7 mm XW locker trennen, Chi und H Persei waren absolut traumhaft, und, das Zitat muss jetzt sein, lieber Uwe, "Refraktorsterne" (ich hatte bei der Übergabe ein wenig spekuliert, was mich wohl bei der Side-by-side-Beobachtung mit dem ADA und meinem 12"-Dobson erwarten würde) gesehen (sein Grinsen war unter dem Mund-Nasen-Schutz, den wir in (oder an?) der Astrotheke trugen, zu erkennen   Big Grin ). Und dann gab es ja noch M13, was soll ich sagen? Ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich hatte den Eindruck, ihn schon mit dem 30 mm Okular auflösen zu können. Nicht ausmachen in der Nacht konnte ich NGC891, sie ist im Streulicht des nordöstlich gelegenen Bremen förmlich "abgesoffen". 

Nach diesem ersten Abend hat mich dann das Wetter im Stich gelassen. Dabei sah es am folgenden Wochenende gar nicht so schlecht aus. Als ich mir nach dauerbewölktem Abend gegen 23:30 Uhr das Wetterradar angeschaut habe, eigentlich nur für den nächsten Tag, entdeckte eine unmittelbar bevorstehende und scheinbar ausreichend große Wolkenlücke. Ein kurzer Blick in den Nachthimmel, sie war schon da! Also schnell raus und aufbauen. Ich wollte doch jetzt auch Planeten sehen. Aufgrund der geringen Höhe von Jupiter und Saturn musste der ADA auf die Giro Ercole. Wieder ein kleines technisches Problem: Die TS Prismenklemme deluxe ist zu schmal für die Vixen-Schiene, also umrüsten auf die Berlebach- Klemme. Als dann alles angerichtet war, zogen schon die nächsten Wolken auf, ich konnte nur noch einen ganz kurzen Blick auf Jupiter hinter Wolkenschleiern erhaschen, aber was ich trotzdem noch sehen konnte, hat mich da schon umgehauen. 

So, wie heißt es immer: Lange Rede kurzer Sinn, ich bin jetzt schon total begeistert und richtig glücklich, mich für den ADA entschieden zu haben. Ich hoffe nun auf das kommende Wochenende, der dann schon ziemlich volle Mond wird mich nicht stören  Cool .

Herzliche Grüße und klare Nächte 
Joachim
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Andreas Paul (29.07.2020), Andreas-TAL (29.07.2020), Astrokarsten (26.08.2020), August (29.07.2020), Christoph (31.07.2020), Florian B. (29.07.2020), Uwe (01.08.2020), Winfried Berberich (29.07.2020), Wolfgang v. (10.09.2020)
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Andreas Paul (29.07.2020), Andreas-TAL (29.07.2020), Astrokarsten (26.08.2020), August (29.07.2020), Christoph (31.07.2020), Florian B. (29.07.2020), Uwe (01.08.2020), Winfried Berberich (29.07.2020), Wolfgang v. (10.09.2020)
#2
Hallo Joachim,

freut mich, dass du auch hier im Forum deine ersten Eindrücke am Himmel mit dem ADA schilderst. Er ist ein tolles Teleskop - definitiv! Wie wir hier schon öfter berichtet haben hat er eine "besondere" Abbildung, die von der Ästhetik her wirklich keine Wünsche offen lässt.

Ein Traumteleskop eben...  Rolleyes

Er bildet Sterne und Doppelsterne einfach hervorragend ab. Klasse ist auch seine Performance, was das Auskühlverhalten betrifft. Da wirst du nie Schwierigkeiten bekommen.

Du wirst bei dunklen Bedingungen auch im Deep-Sky Bereich sicher noch viele positive Momente erleben. Der kleine Sternhaufen in der Nähe von M27 ist M71 im Sternbild Pfeil!

Gestern war ich bei Ralf und wir haben mit dem 105 FLT Bino und meinem 135 FLT beobachtet. Wir haben wieder sehr interessante Erfahrungen gemacht. Meine Eindrücke schildere ich hier noch in einem extra Post.

Viele Grüße in den hohen Norden - aus "Badisch - Sommersibirien" (gestern hatten wir +35°C)!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo zusammen, 

mit etwas Verspätung möchte ich noch zwei Beobachtungsberichte über meine "Planetenjagd" mit ADA nachtragen. Ich hoffe mal, dass es hier im Forum keine Abgabefristen gibt  Wink Exclamation

Erster Versuch am 30.07.: Um Jupiter und Saturn einfangen zu können, musste der ADA auf die Giro Ercole und in die äußerste Ecke des Gartens. Ich hatte einen Beobachtungsgast, mein Schwiegervater kam ab ca. 22:00 Uhr für eine Stunde dazu. Der Mond lief den beiden Planeten an diesem Abend ein wenig voraus, zeigte jedoch ob des Seeings eher flau. Es tröstete mich im Nachhinein etwas, dass Uwe etwa zu dieser Zeit Ähnliches von seiner Beobachtung mit dem FLT berichtete. Auch M13 hatten mein Schwiegervater und ich schon deutlich besser gesehen. Nachdem er sich verabschiedet hatte, wurde es allerdings allmählich besser. Jupiter kam hinter dem großen Kirschbaum in unserem Garten hervor, und das Bild bei zunächst überwiegend 120-facher Vergrößerung kam mir von Beobachtungen mit meinen bisherigen "guten" Teleskopen bekannt vor - aber halt! Damals stand er deutlich höher! Saturn brachte dann einen ähnlichen Eindruck. Mehr als das 7mm XW war in dieser Nacht allerdings nicht gewinnbringend einsetzbar. Mit einem letzten Blick auf Mars, der dann hinter dem Hausdach hervorkam, dabei schon deutlich höher stehend, schloss ich dann die Beobachtungen ab. Als ich ihn bei 120- und später 170-fach betrachtete, entfuhr mir schon ein leises "Wow". Wenn auch Beobachrungseindrücke und die Erinnerungen daran immer subjektiv sind, so gut habe ich ihn in all den Jahren noch nicht gesehen! Wohlgemerkt: Ich gehöre nicht zu den Euphorikern Exclamation Wink

Zweiter Versuch am 07.08.: Vergleichsbeobachtung mit meinem Bosma MC 150 f/12. Okay, keine wirkliche Konkurrenz, aber der lag immerhin bei meiner letzten Planetenbeobachtung vor gefühlt einem Jahr gar nicht so weit weg von einer nachweislich guten Ylena! Und in der Zwischenzeit hatte er noch einen Crayford mit 1:10-Untersetzung spendiert bekommen. Primäres Beobachtungsziel war der Mond- und Schattendurchgang von Ganymed. Zum "Warmlaufen" - ihr wisst ja schon, das Problem mit dem Kirschbaum - schnell mal über den Peilsucher auf M51 gehalten und unmittelbar gesehen - jedenfalls im ADA. M101 war etwas schwieriger, aber ebenfalls deutlich auszumachen. Im Bosma war um diese Zeit gen Westen M51 deutlich schwächer, M101 gar nicht zu sehen. Nun zu Jupiter und Ganymed: Auch hier war der ADA dem Mak - erwartungsgemäß - durchweg klar überlegen. Man freut sich natürlich trotzdem, wenn es sich so bestätigt. Vergrößerung auch an diesem Abend überwiegend 170-fach. Habe zwar mal das 5mm XW gesteckt, aber hinsichtlich Schärfe und Kontrast keinen Vorteil erkennen können. Schatten sehr scharf abgegrenzt, Ganymed selbst sogar mindestens blickweise vor der Jupiterscheibe ausmachen können, für mich eine neue Beobachtungserfahrung. Die beiden größten Saturnmonde konnte ich mit dem ADA klar, einen weiteren Mond indirekt erkennen. Den Abschluss in dieser Nacht bildete dann unser Trabant. Nach dem ersten Eindruck eine Woche zuvor war ich doch sehr gespannt, was ich beim zugegeben ziellosen Spazierengehen dann gesehen habe, hat mich schlichtweg "umgehauen". Bei dieser eher unqualifizierten Aussage belasse ich es an der Stelle mal.

Noch eine Anmerkung zu der Kombination ADA/Giro: Obwohl sie das Teleskop von der nominellen Tragfähigkeit her locker packen müsste, macht sich doch der Hebel stark bemerkbar. Ich habe die Ausschwingzeiten nicht gemessen, sie erschienen mir jedoch deutlich zu lang. Für die mobile Beobachtung muss also etwas neues her. Der Bosma hat sich bei der parallelen Montage hinsichtlich der Balance bei Okularwechseln positiv ausgewirkt.

Ein letzter Nachtrag zu deinem Hinweis, lieber Uwe, auf M71, vielen Dank dafür: An den hatte ich auch gedacht, aber ich war eigentlich schon oberhalb der Spitze des Pfeils. Habe gestern noch mal Sternkarten durchforstet, bin aber noch nicht wirklich fündig geworden. Muss bei nächster Gelegenheit nochmal schauen, wo ich da gelandet bin.

Einstweilen allen klare Nächte (hier oben regnet es derzeit gefühlt andauernd  Sad
Joachim
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August (26.08.2020), Florian B. (26.08.2020), Uwe (26.08.2020), Wolfgang v. (10.09.2020)
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August (26.08.2020), Florian B. (26.08.2020), Uwe (26.08.2020), Wolfgang v. (10.09.2020)
#4
Hallo Joachim,

klasse, dass du deine Eindrücke hier schilderst. Die Jet-Lage ist im Moment wirklich sehr ungünstig. Da ist man schon geplagt, um überhaupt etwas ordentlich abgebildet zu bekommen.

Das war hier in den vergangenen Wochen ähnlich. So richtig - dass alles passt - ist leider die Ausnahme. Trotzdem freut es mich, dass du erfolgreich beobachten konntest.

Bleib weiter dran...  Cool
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
Guten Abend zusammen!

Ich bin noch einen kleinen Nachtrag schuldig. In der letzten Nacht riß gegen 23:30 Uhr die Wolkendecke auf und ich bin dann gleich raus in die Sternwarte. Mond und Mars waren schon über dem Horizont, aber noch hinter den Bäumen. Ich habe dann den ADA Richtung Hantelnebel gehalten, um endlich das Rätsel meiner ersten Beobachtungsnacht mit meinem neuen Apo um den gesichteten Sternhaufen zu lösen. Also gleich M71 direkt anvisiert. Uwe, du hattest natürlich recht. Ja, er entsprach genau dem Bildeindruck, den ich noch gut in Erinnerung hatte. Ich habe mich seinerzeit wohl etwas verirrt (wo ist hier eigentlich der Smiley mit dem Affen, der sich die Hände vors Gesicht hält? Wink Big Grin ).

Angesichts der Himmelsaufhellung durch den Mond habe ich mich dann DS-mäßig auf M71 beschränkt und mir dabei etwas Zeit gelassen, um später auf Mond und Mars rüberzuschwenken. Vielleicht nur soviel, um mich nicht immer zu wiederholen: Nadelpunktfeine Sterne bis in den äußersten Gesichtsfeldrand, eine wahre Freude, einfach in das Sternenmeer der Milchstraße einzutauchen, und Mars zu beobachten, hat mir selten soviel Spaß gemacht. Und Mond? Auch wenn er noch recht tief stand und das Bild seeingbedingt waberte, ich glaube, dass ich mal wieder meinen Mondatlas hervorkramen muss, um nachzusehen, was ich da alles so sehe - und bisher noch nicht gesehen habe! Durch den ADA sind die beiden jedenfalls für mich wieder richtig interessant geworden.  Daumen hoch

Habe dann noch ein wenig experimentiert, u. a. mit und ohne Zenitspiegel, Okularvergleich XW mit Hyperion-Zoom plus Barlow (diese Kombi habe ich bisher selten genutzt), auch um mich unter den aktuellen Bedingungen an die abbildungsmäßig bestmögliche Höchstvergrößerung heranzutasten, und bin dann gegen 2:00 Uhr zufrieden ins Bett. 

Viele Grüße und viele klare Nächte 🌃 
Joachim
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Ralf (09.09.2020), Uwe (10.09.2020)
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Ralf (09.09.2020), Uwe (10.09.2020)
#6
Hallo Joachim,
Danke für Deinen Nachtrag und Schilderung der Eindrücke.
Die letzte Zeit war das Wetter bei uns durchwachsen, jedoch gestern und vorgestern gab´s klaren Himmel, wenn auch der Jet seine "Luftdusche" im Gepäck hatte.

Bei den Bedingungen lässt es sich beobachten, da die Durchsicht bei uns jedenfalls sehr gut war. Höchstleistungen an Planeten waren bei dem tiefen Stand und dem Seeing jedoch nur in kurzen Augenblicken möglich. Da zählt auch jedes Grad über dem Horizont und deswegen kann ich mir vorstellen, dass es bei Dir im hohen Norden sehr schwierig ist mit Jupiter und Saturn. Der Mars sollte aber dann das Planetenhighlight werden!

Die sehr gute Randabbildung ist eine Stärke des ADA, die dieses Design mit sich bringt. Zum Glück ist es beim FLT 135 auch sehr gut mit der Randabbildung Smile 

Weiterhin viel Spaß und detailierte Marsbeobachtungen!

CS
Ralf
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#7
Hallo Ralf, 

vielen Dank für deine Rückmeldung hier im Forum. Mit der Marsbeobachtung hat es direkt am vergangenen Wochenende geklappt, und Spaß hatte ich auch! Tongue Big Grin  Nachdem ich mich noch am Freitag bei mäßigen Bedingungen und auch angesichts eines Brandes in der Nähe gegen eine Beobachtungssession entschieden hatte, offenbarte mir einen Tag später ein mitternächtlicher Blick in den Himmel das Milchstraßenband und ruhige Sterne, für unsere Breiten also nahezu ideale Bedingungen, erst recht nach der Abschaltung der Straßenbeleuchtung eine halbe Stunde später. 

Primäres Beobachtungsziel war natürlich Mars. Nachdem ich mich bei den bisherigen Beobachtungen überwiegend max. im Bereich 170-facher Vergrößerung bewegt hatte, konnte ich das Bild mit dem 5 mm XW bei 240-fach praktisch minutenlang halten, Polkappe scharf abgegrenzt, Oberflächenstrukturen kontrastreich. Dann wurde ich ein wenig übermütig und habe das 3,5 mm XW gesteckt, also ca. 340-fach! Was ich sah, hatte ich allerdings nicht erwartet: Kein nennenswerter Einbruch bei der Bildqualität, kein dunkles Bild. Daumen hoch  Wieso kann ich mich nicht daran erinnern, mal soviel Spaß bei der Marsbeobachtung gehabt zu haben? Okay, mit meinen Dobs bin ich selten auf Planetenjagd gegangen, aber wie war das damals mit meinem TMB 115?  Huh  Jupiter und Saturn gingen mit ihm auch sehr gut, allerdings standen sie damals deutlich höher. Vielleicht kann ja Uwe gelegentlich mal dazu berichten. 

Die weitere Nacht war dann auch ausgesprochen erfolgreich. Zunächst habe ich einfach mal auf die Plejaden gehalten, okay, eigentlich nichts für f/9, aber was für ein Bild, funkelnde Diamanten bis an den Rand, das hatten wir ja schon.  Wink  Als ich dann NGC 891 auch noch sichten und bei unterschiedlicher Vergrößerung sicher halten konnte, was mir ein paar Nächte zuvor nicht gelungen war, war für mich die Nacht gelaufen - im positiven Sinne natürlich! 

Wenn das Wetter hält, was die Prognosen versprechen, geht es am kommenden Wochenende weiter. Neumond, also vielleicht mal ein Deepsky-Vergleich mit meinem Infinity? Mal sehen. 

Herzliche Grüße 
Joachim
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#8
Hallo  miteinander, 



wir alle scheinen, wenn ich die Beiträge hier so lese, ja einen tollen Marsabend hinter uns zu haben. Auch ich war am vergangenen Samstagabend in der Sternwarte und habe über zwei Stunden den ADA auf unseren kosmischen Nachbarn gerichtet. Insofern könnte ich meinen Bericht auch in die bereits geposteten einbinden, jedenfalls kann ich die geschilderten Eindrücke auch hier aus dem Norden bestätigen. 



Ich hatte jedoch einen anderen "Auftrag":  Wink



Nach astronomisch recht dürftigen Wochen wollte ich endlich Vergleichsbeobachtungen mit meinem neuen Baader T2-Zenitprisma durchführen. Ein zusätzlicher Glasweg von 35 mm sollte laut Messprotokoll zum ADA mit der Nummer 003/2014 nochmals zu einer Verbesserung der Performance führen und den ADA auf das Niveau eines sehr guten dreilinsigen Apochromaten heben - soweit die Theorie. Im damaligen Thread zur Entwicklung des visuellen Apochromaten hatten Ralf und Uwe ja berichtet, dass der Einsatz eines entsprechenden Prismas zumindest bei der Beobachtung nicht den aufgrund der Messdaten vielleicht erhofften Sprung erbracht hatte. Letztlich habe ich mich nicht abschrecken lassen und bei Ralf ein 36 mm T2 90° Prisma mit BBHS-Beschichtung bestellt. Für meinen Vergleich stand ein (zugegebenermaßen etwas älterer, aber gut gepflegter) 2"-Intes-Zenitspiegel mit 96 % Reflexion, den ich auch bei meinen bisherigen Beobachtungen eingesetzt hatte, zur Verfügung. 



Die Beobachtungen erfolgten zwischen 22:00 und 24:00 Uhr mit Pentax XW 10, 7, 5 und schließlich 3,5 mm, also Vergrößerungen zwischen 120- bis 340-fach, bei relativ feuchter, leicht diesiger und ruhiger Luft mit jeweils zweimaligem Wechsel von Spiegel und Prisma bei jeder Vergrößerungsstufe. Anmerken möchte ich noch, dass ich mit der Abbildung der Kombination ADA plus Intes plus Pentax bisher sehr zufrieden bin, was ja auch meinen bisherigen Berichten zu entnehmen ist, auch, dass es sich hier um meine ganz persönlichen und damit subjektiven Eindrücke handelt und sich die wahrgenommenen Unterschiede primär im direkten Vergleich offenbarten. Möglicherweise würde das Ergebnis auch etwas anders ausgefallen sein, wenn zum Vergleich ein neuer und hochwertigerer Zenitspiegel (z. B. Baader BBHS, Maxbright) zur Verfügung gestanden hätte. 

Nun zu den eigentlichen Beobachtungseindrücken. Über alle Vergrößerungen hinweg war das Bild mit Zenitprisma frei von Streulicht und Reflexionen, erschien mit Zenitspiegel dagegen im Vergleich etwas aufgehellt. Der Schärfeeindruck erschien bis zu ca. 170-facher Vergrößerung ähnlich, allerdings traten die dunklen Oberflächenstrukturen mit dem Prisma stärker hervor. Bei den beiden höchsten Vergrößerungsstufen fiel mir die Erkennung der unterschiedlichen Strukturen im dunkleren Teil der Planetenoberfläche mit dem Zenitspiegel schwer, mit Prisma dagegen nicht. Die Polkappe war bei beiden Varianten deutlich erkennbar, erschien mit Prisma jedoch wie "ausgestanzt". Bei 340-facher Vergrößerung trennte sich dann "die Spreu vom Weizen". Das Bild mit Zenitspiegel war für meine Begriffe zwar noch brauchbar, allerdings hatte ich den Eindruck, die Vergrößerung lieber etwas zurücknehmen zu wollen. Mit dem Zenitprisma hingegen kam dieser Gedanke nicht auf. 

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass ab jetzt das Prisma im Auszug verbleibt und der Spiegel nur noch bei der Beobachtung mit meinem 30 mm Widescan zum Einsatz kommen wird. Weiterhin wird mir klar, dass ich seit der Anschaffung des ADA und spätestens des Zenitprismas im höheren Vergrößerungsbereich über kurz oder lang zusätzliche Okulare für Zwischenvergrößerungen gebrauchen könnte (Anregungen sind willkommen). Und - meine Güte - wann habe ich zuletzt so oft das 3,5 mm XW genutzt?  Huh  Ich wollte es schon fast verkaufen!  Big Grin  (nein, nicht ernsthaft) Wink

Herzliche Grüße 
Joachim 
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Christoph (11.11.2020), Herbipollution (12.11.2020), Uwe (11.11.2020)
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Christoph (11.11.2020), Herbipollution (12.11.2020), Uwe (11.11.2020)
#9
Guten Abend Jochachim,
vielen Dank für Deinen interessanten Bericht!
Der vergleichsweise hoch stehende Mars ist für einen solchen Vergleich ideal!
Das glaube ich gerne, dass es hier einen Vorteil bringt wenn die Brennweiten der Farben sozusagen noch "näher" zusammenrücken.

Hinzu kommt der Vergleich mit einem Intes 96% Spiegel, den ich selber auch habe. Nunja, die Nachmessung ergab bei diesem Spiegel, dass die 96% zwar stimmen, aber nur für eine Wellenlänge. Leider ist es nicht so wie man vielleicht glauben möchte, dass alle Wellenlängen gleichermaßen stark "zurückgeworfen" werden bei Zenitspiegeln. Hier ging es auch mal schnell unter 90% in anderen Wellenlängen.

Da sehe ich ein gut gemachtes Prisma in der Lichtausbeute wesentlich höherwertig und auch in der optischen Qualität. Die war nach Messung bei dem Intes auch nicht so toll, aber anderseits so kurz vor dem Fokus sind die Auswirkungen auch nicht so stark, dass es deutlich stören würde.

Alles zusammen scheint sich aber sichtbar auszuwirken!

Mit den hohen Vergrößerungen ist es eine interessante Sache, weil von einigen Usern Übervergrößerung "verteufelt" wird und 0,5mm Austrttspupille schon die höchste anzunehmende Vergrößerung darstellt ohne verbale "Schimpfe" zu erhalten. Anderseits kenne ich auch erfahrene Beobachter die ganz bewusst sehr hohe Vergrößerungen einsetzen um blickweise feinstes Detail herauszuarbeiten. Das liegt dann sicher auch an der Beobachtsungstechnik und den Augen und eben nicht nur pauschal an der Austrittspupille.
Wenn solche Vergrößerungen Nutzen bringen und beim "kleinen Mars" braucht es eben eine gewisse Größe, dann bitte mit Freude beobachten. Smile

Ich bin auch Fan vom Vixen 3,4mm HR Okular, wenn es mal richtig gut ist. Allerdings zu nahe an Deinen 3,5mm XW. Ein 4mm HR Okular wäre etwas, dass mir sehr gut gefallen würde, aber leider nicht gibt.
Ein Nagler Zoom 3-6 deckt ziemlich Alles ab, die Augen "kleben" aber schon nahe der Linse.

Besten Gruß
Ralf
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Spica59 (11.11.2020)
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Spica59 (11.11.2020)
#10
Hallo Ralf, 

danke für deine Rückmeldung. Ich hätte ehrlich gesagt die 340-fach in dieser Qualität auch nicht für wirklich möglich gehalten, habe sie aber schon ein paar Mal eingesetzt, auch mit dem Intes-Zenitspiegel. Deine Anmerkungen zu diesem Spiegel aufgreifend, werde ich bei nächster Gelegenheit noch mal Vergleiche mit meinen anderen beiden Spiegeln fernöstlicher Herkunft, dielektrische Vergütung und 99 % Reflexion (angabegemäß), durchführen. 

Das Nagler-Zoom hatte ich auch mal, habe es aber aus dem von Dir genannten Grund wieder verkauft. Um die angesprochenen Lücken zu schließen, kämen wohl die Brennweiten 6 und 4 mm in Betracht, für den moderaten Vergrößerungsbereich noch 8,5 mm. Mal schauen, was mir so "über den Weg läuft" - oder besser gesagt vor das Auge fällt  Wink  mache mir da keinen Stress, ist ja so schon alles Spitze   Daumen hoch  !

Herzliche Grüße 
Joachim
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#11
Hallo Joachim,

so muss es sein ... Maximalvergrößerung...!!! Da erinnere ich mich an den Abend bei Michael, als wir den Takahashi TOA 130 verglichen haben. Da war der ADA auch in Bestform. Er kann wirklich tolles leisten, falls der Himmel es zu lässt.

Der Mars hat uns alle die letzten Wochen beschäftigt. Um so besser, dass du Gelegenheit hattest, das Prisma und den Zenitspiegel zu testen. Am Planeten geht dies am Besten. Es freut mich, dass du den Kauf bis heute genießen kannst und viele schöne Nächte mit dem Gerät erlebst.

So hat der ADA einen Besitzer, der es zu schätzen weiß und es auch regelmäßig an die frische Luft lässt. Daumen hoch  

Bleib weiter dran!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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Spica59 (12.11.2020)
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Spica59 (12.11.2020)
#12
Hallo Uwe, 

ja wirklich, ich habe noch immer eine große Freude am ADA. Und wenn ich schreibe "noch immer", dann einfach deshalb, weil es ihm gelungen ist, mich, seitdem er da ist, wieder kontinuierlich und viel viel häufiger nach draußen unter den Sternenhimmel zu ziehen. Die Anblicke und Eindrücke, die er mir dabei immer wieder bietet, sind für mich tatsächlich ein Genuss. Insofern würde ich mich - frei nach deinem Benutzertitel und im Hinblick auf den prinzipiell festen Standort des ADA in meiner kleinen Sternwarte - als "stationär-visuellen Genussspechtler" bezeichnen (jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht pathetisch werde).

Wink Cool Tongue

Manchmal frage ich mich, wie das damals mit meinem TMB war, den ich dann nach einiger Zeit wieder verkauft habe, und mit dem es mir vielleicht so ähnlich (bei dir steckt noch mehr Herzblut drin, da du am Projekt beteiligt warst) geht wie dir mit dem ADA. Er ist jedenfalls auch in gute Hände gegangen, wenn ich das mal so sagen darf. Falls es dich interessiert, was der heute so treibt, schau mal auf castronomie.de nach. 

Sternfreundliche Grüße aus dem Norden 
Joachim
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