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Neowise Pitatusstrahl und Pluto
#1
Hallo zusammen,

auch wenn es jetzt schon ein Weilchen her ist, will ich versuchen einige Eindrücke wieder zu geben:

Der Überraschungskomet Neowise hat uns sicherlich alle begeistert und viele wie auch ich haben ihn wenn möglich ausgiebig Beobachtet. Er war der hellste und Eindrucksvollste Komet seit Hale Bob 1997
Da ich zu hause keine freie Horizontsicht habe zog ich zweimal am 12. und 14. 07. in der zweiten Nachthälfte bei mir rauf aufs Feld. Die schöne trockene klare Luft sorgte für gute Durchsicht und so baute ich mein 100 mm ED Binoteleskop schnell auf. Schon im Auto konnte ich am Nordhorizont eine längliche Aufhellung erkennen, um so Eindrucksvoller dann als ich aufbaute. Im Bino bei 29x war es dann eine Wucht, als er in Stereo im Gesichtsfeld stand. Die Koma mit einem extrem hellen Punkt in der Mitte und auf beiden Seiten konnte man sehen, wie das Schweifbildende Material abströmte. Der gesamte Schweif war mehrere Grad lang, und ich musste ihn bis zum Ende abfahren. Ein zweiter dünner schwacher bläulicher Streifen war neben dem hellen Staubschweif zu sehen. In den 82° 8,8 mm Explor Okularen bei 81x zeigte sich der Komabereich natürlich noch imposanter und in den beiden 5 mm 82° Nagler bei 140x konnte man schön Details in der Koma und dem abströmenden Staub und Gas studieren. Trotz der flachen Höhe von ca 5° über dem Horizont konnte man dank der guten Durchsicht alles schön geniesen. Was für ein schöner Bilderbuchkomet. Endlich nach so langen Jahren des Wartens hat uns endlich mal einer diesen Gefallen getan.
Ich mache noch nebenbei Bilder mit der Canon auf Stativ.

Zwei Nächte später am 14.07. treffe ich gegen 01:00 Martina auf dem Feld. Sie ist auch mit ihrem Bino unterwegs und wir spechteln eine kleine Weile durch mein Bino, bevor sie nach hause fährt.
Wieder steht der Komet prächtig im Gesichtsfeld und ich kann mich gar nicht satt sehen. Mit dem Bewustsein, dass die Show nur wenige Wochen anhält geniese ich den schönen Anblick und mache noch mal Bilder mit der Canon. Der Komet ist in Hochform und muss genutzt werden.

Sozusagen als Nebenschauplatz hat Jupiter ein Bedeckungsende von Ganymed im Angebot, dass ich bei 140x auch noch mit nehme. Schön anzusehen, wie sich das winzige Ganymedscheibchen almählig von der dicken Jupiterkugel löst. Schon öfters gesehen, aber immer wieder faszinierend, wenn man so die Dynamik der Planetenbewegung live beobachten kann.

Als weitere interessante Beigabe in dieser Nacht bietet der nun aufgegangene Mond das wohl sehr selten beobachtete Lichtphänomen des Pitatusstrahls. Er ist das Gegenstück des bekannteren Hesiodusstrahls bei zunehmenden Mond. Jetzt scheint die untergehende Sonne von der anderen Seite in den Pitatuskrater und erhellt den Zentralberg als scharfen dünnen Lichstrahl. Ich konnte mei meinen vorigen Recherchen keine Aufnahmen davon finden. Hat wohl noch niemend gemacht., aber ich fand eine schöne Zeichnung von dieser Szenerie die jemand anfertigte. Ich vergleiche die Zeichnung auf meinem Tablet mit dem Anblick im Okular, doch ich muss schon sehr genau und oft hinsehen, um diesen schwachen und dünnen Lichstrahl zu sehen. Kein Vergleich zum Hesiodustrahl der sich aufällig hell und relativ breitgefächert zeigt. Ich kann trotz aller Anstrengung nur vage einen nur sehr dünen kontrastarmen Lichtstreifen vor dem dunklen Kratergrund zum beleuchtetem Zentralberg ausmachen. Erschwerend kommt die niedrige Position über dem Horizont dazu. Ich werde es bei anderer Gelegenheit bei hoffentlich hoher Position noch mal versuchen Aber immerhin ich konnte das Phönomen wenn auch nur schwach erkennen.

Gehe noch mal zurück zu unserem hellen Kometenkracher und hole mir eine Lichtdusche ab, bevor ich dann zusammenpacke. Schöne Eindrücke, die das Aufstehen belohnt hatten.


Zu hause in den Nächten vom 18. 19. und 20. 07.

Wie ich bereits im letzten BB von der visuellen Plutobeobachtung geschrieben habe, machte ich mir nun zum Ziel den kleinen Gesellen wie in den beiden letzten Jahren erneut auch fotografisch zu dokumentieren. Bei den letzten beiden malen war das Ergebnis eher mäßig. Nun wollte ich einen erneuten Anlauf mit der von Florian erworbenen Canon 700 D versuchen.

Natürlich braucht man dafür mindestens zwei, besser drei Nächte, und so hoffte und bangte ich entsprechend, dass das Wetter mitspielt. In der ersten Nacht war die Lage gut, Freie Sicht zum Südhorizont und so konnte ich meine Belichtungen durchziehen. In der zweiten Nacht wurde es schon schwieriger. Ständig zogen Wolken durch, auch als ich mit dem Aufbauen des 190 mm Mak Newton auf EQ6 fertig war. Die ver.. Wolken wolten nicht weg und das Beobachtungsfenster schrumpfte immer mehr, da die Sicht nach Südwesten durch den großen Baum vom Nachbargrundstück verdeckt ist. Doch dann war endlich freie Sicht und feuerte los. Gott sei Dank im Kasten. Konnte das weitergewanderte Lichtpünktchen eindeutig auf dem Display erkennen.
In der dritten Nacht, wieder alles aufgebaut zogen wieder Wolken durch, doch es war nur von kurzer Dauer und so konnte ich zum dritten mal die Belichtungen durchführen. Als ich dann das abermals weitergewanderte Lichtpünktchen auf dem Display sehen konnte, freute ich mich schon darüber, dass es endlich drei mal am Stück und diesmal mit Eindeutigem Ergebnis geklappt hatte. Der Sensor der Canon 700 ist schon besser als bei meiner alten 350 und so zeigte sich diesmal Pluto Eindeutig auf dem Bild. Mache wieder zum Schluß noch einige Darks bevor ich dann zum Ende komme.

In den letzten Nächten konnte ich den Kometen, da er jetzt hoch genug steht, zu hause aus mit dem 16x70 mm Fedstecher und 70 mm APO gegen 23:30 gut beobachten. Trotz deutlich nachgelassener Helligkeit war die nun stärker kondensierte kugelige Koma immer noch gut zu Beobachten. So zog er südlich von Ursae major und Canis venatici und an dem großen Sternhaufen Melotte 111 vorbei, wo er jetzt nochmal deutlich schwächer geworden ist. 

Tschao Neowise, hast uns viel Freude bereitet und bis zum nächsten, wer weiß vielleicht noch spektakuläreren Besucher aus den Tiefen des Kuiper Gürtels.

Hier noch ein paar Eindrücke und die Plutoposition von The Sky 5.0 sowie die gefundene Zeichnung des Pitatusstrahls.

   

   


.jpg   Pitatusstrahl.jpg (Größe: 4,84 KB / Downloads: 70)

   

   

   

   


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
Folgenden 6 Usern gefällt Philipp's Beitrag:
Andreas-TAL (04.08.2020), Christoph (04.08.2020), Florian B. (04.08.2020), Spica59 (03.08.2020), Ulf (04.08.2020), Uwe (03.08.2020)
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#2
Hallo Philipp,

ein toller, informativer Bericht mit schönen Highlights, den du da wieder verfasst hast. Es war ja ganz schön was los, als der Komet die Erde "besuchte". Klasse, dass du die Nächte ebenfalls ausgiebig nutzen konntest. Das Wetter hat´s aber auch wirklich gut gemeint mit uns Hobbyastronomen.

Auf alle Fälle brauchen wir hier nun auch mal den Regen. Ich bin froh, dass die Natur heute mal durchschnaufen kann.

Das nächste stabile Hochdruckgebiet ist schon auf dem Vormarsch und die Perseidennächte liegen vor uns. Da sind wir mal gespannt.

Den Pitatusstrahl hab ich allerdings nicht erwischt und auch Pluto ist mir irgenwie "durchgesaust". Mal sehen was noch geht.

Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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