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BB vom 5.8.2020 - 135 mm AOM-FLT und 115 mm Refraktor
#1
Hallo!

Als guter Schüler muss ich noch meine Hausaufgaben machen. Sleepy

Gestern Abend war ich in Großrinderfeld bei Uwe zum ultimativen, weil zeitlich bislang einzig möglichen, Test des 135 mm AOM-FLT zu Besuch sein konnte. Nach der Öffnung und Schärfung der Pupillen durch ein bestes Abendmahl mit Hefeweizen bauten wir gegen 20 Uhr MESZ langsam auf.

Gegen 21:10 MESZ stand der erste Härtetest an: ist Wega schon über dem Dachfirst zu erkennen. Kurz vor 21:15 MESZ konnte ich sie mit nacktem Auge erspähen. Uwe fand sie dann auch gleich darauf über seinem Haus stehen.

Nach ein paar Minuten zeigte sich dann auch Jupiter über den Büschen, die so genial geschnitten sind, dass sich eine natürliche Sternwarte auf der Terasse von Uwe ergibt. Die Straßenlaterne im Westen wird wirksam mit einem großen Holzschild abgedeckt.

Nach kurzem Einnorden und kalibrieren der FS2 stand der König der Planeten leuchtend im Okular. Doch was war der Anblick? Immer wieder zuckten kleinere Blitze über die Planetenkugel hinaus, die vor sich hinwaberte! Sollte meteoblue mit den angedrohten 3,x"-Seeing recht behalten? War der Schwenk auf 1,8" nur eine Täuschung? Undecided 

Unschlüssigerweise gingen wir zum Gegentest des Seeings auf Double-Double, Eps Lyr. Das Quartett haute richtig rein! Bei Vergrößerungen von bis zu 430 x war so viel Luft zwischen den Sternchen, dass man Kartoffeln hätte reinsäen können! Fein zeichnete der AOM-FLT die Farbnauncen, die im kleineren APO ein wenig untergingen. Aber der kleine schlug sich wacker. Nur an den größeren Sternkügelchen merkte man ihm bei der ausnahmsweis sinnvollen Übervergrößerung die kleinere Öffnung an. Das Seeing schien sich wesentlich zum Besseren zu entwickeln.

So ermutigt schwenkten wir wieder auf Jupiter: zunächst hatte noch mein 115 mm - APO leicht die Nase vorn, aber nach einer kurzen Gleichstandsphase zog der größere 135er an ihm unaufhaltsam mit der Bildqualität vorbei. Neben den Hauptbändern, die gekräuselt, mit Wolkenschleppen, kleinen Lücken und dickem Wolkenknäuel im NEB gefüllt waren, zeigten sich auch noch weitere, feine Bänder im Norden und Süden. Die Monde ließen wir rechts liegen, wobei sie deutlich alleine von ihrer Größe zuordenbar waren. Nach und nach steigerten wir die Vergrößerung von 135x über 240x bis zu 320x. Nach meinem Eindruck war 240-fach die beste (Auf-)Lösung.

Dann musste natürlich die Alccd-QHY 5III 178 in den Zenitspiegel, da wir keine passende Abstandshülse hatten. Mit Videos von einer Minute ohne einer Barlow oder sonstiger optischer Verlängerung, wurden fast 30.000 Bilder auf die Platte gespült. Das Bild lässt sich sehen:

   

Vier Videos wurden gestackt mit Autostakkert, derotiert in WinJupos und dann mit Fitswork in den RGB-Einzelkanälen individuell vorgeschärft. Dann folgte mit PS Farbkorrektur und Detailschärfung. Ein Vergleich mit Christoper Go´s aktuellen Bilder zeigt die ausgezeichnete Qualität - wir hatten ja nur 40% des Durchmessers und nur enstprechend kleinere Lichtsammelfläche (nur 15%!) und Jupiter stand statt im Zenit nur 17° hoch!

Dann folgte Saturn. Feine Bänder zeigten sich auf der Kugel des Herrn der Ringe. Die Cassiniteilung war ringsum zu sehen. Im Haupt-Wolkenband meinten wir Einzelheiten sehen zu können. Am AOM-FLT zeigte sich neben Titan, Rhea, Tethys und Dione, sehr nahe am Planeten stehend. Im kleineren Bruder war letzterer nur zeitweise zu erkennen.

   

Nebenbei hielten wir zur Entspannung nach C/2020 F3 Ausschau, den wir auch schnell im Sternbild der Coma mit dem Feldstecher fanden. Eine Sponti-Montage meiner Canon 6Da mit 200 mm Objektiv auf einer Vixen-Schiene machte eine schnelle Aufnahme über Nachbarshaus möglich. Es folgte dann noch C/2017 T2, der auch gerade noch über einem Busch zu finden war. Die Bilder sind aber noch auf der Platte.

Gegen Mitternacht mussten dann noch ein paar Deep-Sky-Objekte als Absacker herhalten (numerisch aufgezählt): M11, M16, M17, M20, M21, M22, M27, M28 - alle sehr eindrucksvoll, vor allem, wenn der fast nochgrinsende Vollmond in Betracht gezogen wird. Die Durchsicht war ungemein stark!

Alles in allem war es ein übervoller und beeindruckender Beobachtungsabend! Daumen hoch
Der AOM-FLT hielt mehr, was ich mir von ihm versprach. Einfach Wahnsinn, was an einem noch nicht einmal 5,5" APO geht! Daumen hoch
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#2
Hallo!
Der Nachschlag für die Kometen...
C/2020 F3 noch nicht ganz bei M53 (weiter im Westen, links oberhalb), der Schweif ist noch ca. 1,5° lang:

   

Und C/2017 T2 ist schrecklich unauffällig dagegen, ca. 10 mag und vielleicht sogar schwächer (deshalb auch in voller Auflösung):

   

Die kosmische Raupe links ist ein Busch in Uwe´s Vorgarten, den er partout nicht für die Kometen absägen wollte und deshalb die Montierung umgestellt werden musste.

(Hier hab ich (Uwe als Admin) mal eingegriffen und die Raupe in die Freiheit entlassen Wink )
Viele Grüße
Christoph

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#3
Hallo Christoph,

nach einem Kurztrip kann ich heute auf deine "Hausaufgaben" blicken und meinen Kommentar dazu schreiben. Erst mal vielen Dank für die Ausführungen und die aus den Aufnahmeserien entstandenen Bilder von Jupiter und Saturn.

Nach "alter Väter Sitte" ist ja schließlich der Hausherr für die Beobachtungsbedingungen verantwortlich, so dass ich am Mittwoch natürlich die vorhergesagten 3" Seeing deutlich glättete. Es war ein wirklich toller Beobachtungsabend und die beiden Refraktoren standen auf "Augenhöhe" in meinem Garten. Nach einem leckeren Abendsnack und zünftigen Getränken bauten wir die Ausrüstungen auf... nach und nach wurde es dunkler und wir stürzten uns auf die Gasriesen des Sonnensystems.

   

Dass die Luftruhe gegen den Zenit deutlich besser war merkten wir sofort und wie beschrieben zeigte sich das Doppel-Doppel in Lyra von seiner besten Seite. Die größere Linse agierte zuerst etwas länger mit der Luft, konnte dann aber ein einwandfreies Sternbild liefern. Bei über 400x hatte man keineswegs den Eindruck, dass das Bild flau würde.

Selbst bei höchsten Vergrößerungen jenseits der "allgemein erlaubten Normen" blieben Airydisk und Beugungserscheinungen nahezu perfekt.

Die Planeten gaben dann doch noch ihr Stelldichein und brillierten mit feinen Strukturen und Ansichten, die Christoph und ich sichtlich genossen.
Nicht umsonst wurde die Kamera angeflanscht und in den Zenitspiegel gesteckt. Die Ergebnisse finde ich echt klasse. Das Ganze dauerte geschätzt 20 Minuten und die erste Bearbeitung war auch rucki-zucki erledigt.

   

Da ließ sich selbst der ambitionierte Zeichner überzeugen die Kamerabilder im Programm zu positionieren.
Alleine die Wirbel und die Details überraschten uns in den einzelnen Okularen. Der FLT 135 ist tatsächlich noch einmal ein Schritt nach Vorne, wenn es um den Kontrast und die natürlichen Farben an den Objekten geht. Christophs 115er liegt augenscheinlich sehr nahe am TMB.
Die geringere Öffnung und die kürzere Brennweite haben auf alle Fälle auch ihren Himmel und erzielen hervorragende Leistung unter gegebenen Bedingungen.

Der Ausflug tief in den Süden zu den KS und PN, die man sonst eher selten sieht wurde freilich durch den hellen Mond aufgehellt, aber immerhin ergaben sich ansehnliche Anblicke von M22 mit Einzelsternen und bspw. dem Omeganebel.

Auch der Komet Neowise konnte aufgenommen werden. Mit etwas Getüftel schafften wir es die Kamera auf eine Prismenschine zu flanschen und diese stabil auf die SXD2 zu spannen. "Was man nich alles macht!", für den Astrofotograf!

Alles in allem lag der Abend deutlich über der Erwartung und zeigte einmal mehr, dass der Mut zur Beobachtung oft doch belohnt wird. Gut, hier auf der Höhe zwischen TBB und Wü herrschen schon besondere Verhältnisse, die ich nicht missen möchte.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#4
Jetzt ist mir noch was aufgefallen...(siehe Themenüberschrift)

der Christoph hat doch tatsächlich einen "115m Refraktor" getarnt als handliches Teleskop in meinen Garten geschmuggelt. Das meine Montierung nicht zusammengebrochen ist, ist alles. 

Das muss ein mehrfach gefalteter Refraktor sein (-Linsengefaltet ?)  Tongue Cool
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#5
😂 Cool
Uff!
Gerade dank der Forensoftware korrigiert! Tongue
Viele Grüße
Christoph

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#6
Und hier noch die "Helden der Nacht!"... Tongue  Dank an Christoph für die "Collage"...

   
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Gruß Uwe

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