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Bedeckung von Io durch Ganymed am 29.5.2021 und ein Astronomietag
#1
Hallo!
Die Bedeckung von Io durch Ganymed rief beim Astrostammtisch keine Begeisterungsstürme hervor.
Lakonische Kommentare, wie "ist eh schlechtes Wetter" oder "zu der Uhrzeit dreh ich mich nochmal rum" waren verständlich.
4:27 MESZ für den Beginn des Ereignisses ist wohl nur für weniger Forenmitglieder eine interessante Zeit. Blush 

Selbst schaute ich am frühen morgen gespannt aus dem Fenster: Sch... von Norden über Osten zogen Wolken heran. Jupiter war aber noch zu sehen. Die Wolken nahmen aber eindeutig Kurs auf den Gasplaneten und das astronomische Ereignis. Dodgy
Das Bett war die einzige Alternative. Irgendwie rumpelte aber eine Viertelstunde später mein Nachbar rum und ich schaute noch mal aus dem Fenster: die Wolken verzogen sich! Super!
Also raus ans Teleskop und noch ein paar Aufnahmen gemacht: Europa, im Osten von Jupiter war anfangs deutlich heller als Io, der westlich von Jupiter war. Aber dann wurde Io relativ schnell wieder heller. Der Abgesang der Finsternis konnte ich noch festhalten (Helligkeit von Io ist in mag angegeben über die Zeit):

   

Der Finsternis verursachende Geselle war auch schon vor der Jupiterscheibe zu sehen: Ganymed.
Den konnte ich einige Zeit später am Planetenrand von Jupiter mit Io gut im Bild festhalten. Mit viel guten Willen sieht man was auf seiner Oberfläche. Das Seeing war sehr wechselnd. In den ruhigsten Momenten konnte ich die drei gut bei 230x beobachten. Die Wolkenbänder und auch größeren Wolkenstrukturen konnte ich sehr fein mit ihren Farbunterschieden sehen. Dazu noch Ganymed vor der Jupiterscheibe und Io im Westen. Das Bild gibt es recht gut wieder:

   

Am Tage war virtuelle Kleinplanetentagung der VdS mit über 40 Teilnehmenden, die mir gut gefiel. Themen waren sehr abwechslungsreich und manchmal sehr interessant. Der Kracher kam zum Schluss, wenn er auch nichts mit Kleinplaneten zu tun hatte: Jens Kandler, von der Sternwarte Drebach, zeigte Bilder von einer Reise zu den Polarlichtern. Ein Zeitraffer einer Nacht mit Allsky-Kamera aufgenommen war einfach atemberaubend schön.

Bernhard Häusler stellte sein Programm "NEO Planner" vor, das automatisch aus allen möglichen Internetquellen interessante NearEarthObjects, Kometen mit ihren Daten zusammen sammelt, ihre Positionen bestimmt und in einer Liste präsentiert. Zu den Objekten gibt es dann direkte Links für nahe Begegnung, Größe, Impaktrisiko, nächster Abstand zur Erde etc. Ergebnis ist eine Beobachtungsliste, die ich in Skychart einlesen kann, die in Kopplung mit dem Teleskop abgefahren werden kann. NINA macht dann nebenbei - mit Skychart verbunden - halbautomatisch Sequenzen mit entsprechenden Datei-Namen der Objekte.

Dieses Programm durfte dann auch für mich arbeiten und stellte mir eine nächtliche Liste von fünf NEOs und drei Kometen zusammen, die ich allesamt in drei Stunden erfolgreich beobachtet habe.
C/2020 T2 kann ich auch für die visuelle Beobachtung empfehlen: ein richtiger Brummer im Bild! Schon der zentrale Bereich hat eine Helligkeit von 13,3 mag. Insgesamt dürfte er im Moment bei 10 mag liegen und hat auch einen leichten Schweif:

   

Krönender Abschluss der Nacht war allerdings die herauf ziehende Milchstraße. Ich bin immer wieder überrascht, wie differenziert das leuchtende Band von Münsterschwarzach aus in klaren Nächten es zu beobachten ist. Mithilfe eines kleinen Fernglases und eines Filters konnte ich noch die Wasserstoffwolken verstärken: Nordamerika mit Pelikannebel; Cirrusnebelkomplex; Omeganebel; Lagunennebel. Und die vielen Offenen Haufen, die ich sonst liegen lasse, weil sie zu groß und aufgeklockert sind, entwickeln sich zu Hinguckern, wie M39.

Dann kroch aber auch schon der Mond über den Horizont und ich verzog mich nach einem langen Astronomietag zufrieden ins Bett.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#2
Hallo Christoph,

Dein krönender Abschluss war auch gestern meine Freude: Die Milchstrasse.
Im Gegensatz zum Blick nach Süden ist der Blick zum Sternbild Schwan damit gekrönt weil er ca 10x mehr Sterne im Okular zeigt.
Von ca 01:00 bis 02:30 habe ich einige Galaxien und Kugelsternhaufen entdeckt.
Meine Okulare waren voll mit abertausenden Sternen! neben der Vielzahl an helleren Sternen, bei mir auf 2,5 Grad (27×) geschätzte 500 bis 1000 Sternen die wiederum umringt sind mit je 5-10 ganz schwach leuchtenden Sternen aus noch viel grösserer Entfernung.
Gegen 02:30 Uhr war aber die Röntgenstrahlung aus der Milchstrasse so stark das mir ständig die Augen zu vielen und ich bin zu Bett  Smile.
Gruss aus Unterfranken, Michael
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