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Nochmal BT 120
#1
Hallo Binofreunde und die es vielleicht noch werden

Nach der tollen Beobachtungsnacht mit Uwe konnte ich die Urlaubswoche für eine weitere Beobachtung nutzen, diesmal auf der Terasse mit dem BT 120.
Verwendet wurde die T-Mount auf einem Holzstativ statt wie bisher Linhofstativ samt Kurbelsäule und Gabelmontierung.
Die Montage ist etwas aufwändiger aufgrund der Gegengewichte, dafür konnte ich feststellen dass die Schwingungsanfälligkeit deutlich geringer ist. Soll heißen auch bei Höchstvergrößerung in dem Fall 110x mit einen 6mm Okularpaar gut geeignet.
   
   
In Verbindung mit einem höhenverstellbaren Bürostuhl eine angenehme Angelegenheit und zum Nachbau empfohlen. Siehe Bilder anbei.
Die Höhe der Montierung ist dabei so, dass die Beine unter das Stativ gestellt werden können und der Kopf kann auch bei größerern Beobachtunshöhen bequem an die Stuhllehne gelehnt werden.
Die Gabelmontierung mit dem Linhofstativ ist für die schwächeren Vergrößerung gut brauchbar und bietet auch mit einfachem Stuhl dank der Kurbelmechanik Komfort und ist etwas leichter im Aufbau.

Da aber die Standfestigkeit der T-Mount die 110x problemlos erlaubten peilte ich Epsilon Lyra an. Das wäre an sich eine Aufgabe für ein Teleskop und weniger für ein Fernglas, aber ich wollte wissen wie es geht. Beidäugig konnten beide Doppelsternpaare mit schwarzem Luftraum getrennt gesehen werden. Interessanterweise gelang mir das nicht, wenn ich ein Auge geschlossen hielt.
Ebenso interessant war die Tatsache, dass ich beide Doppelsterne im großen Gesichtsfeld zwar leicht sehen konnte, aber trennen ließen sich jeweils nur ein Paar!
Das scharfe Sehfeld des Auges ist zu klein und kann nur einen begrenzten Bereich mit hoher Auflösung wahrnehmen, was hier sehr deutlich gezeigt wurde.

Nach den Standards wie M13 im Zenit und die erfolgreiche Suche nach M27 schaltete ich bei der Vergrößerung auf 38x zurück, was gerade beim Abfahren der Milchstraße ein besonderes Vergnügen ist.  Das BT 120 kann durchaus teleskopische Leistung bieten, aber bei Einzelobjekten bleibt es natürlich hinter den Leistungen des 16" zurück. Es zeigt jedenfalls bei Deep Sky immer mehr als ich erwarten würde.
Bei den schwachen Vergrößerungen hat es ein Alleinstellungsmerkmal und auf seine eigene Weise bringt es mir den Himmel gewissermaßen einzigartig näher.
Es ist eine super Ergänzung zu einem Teleskop, gerade auch mal für eine schnelle Beobachtung.

Cheers
Ralf
Folgenden 3 Usern gefällt Ralf's Beitrag:
Christoph (07.06.2021), el_Micha (06.06.2021), Uwe (11.06.2021)
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Folgenden 3 Usern gefällt Ralf's Beitrag:
Christoph (07.06.2021), el_Micha (06.06.2021), Uwe (11.06.2021)
#2
Hallo Binointeressierte,

auch ich bin Zum Binobeobachter geworden. Mein Bino fällt in China vom gleichen Band wie obiges, trägt aber einen anderen Namen und ein schönes grau ziert die Aussenhaut. Es ist exakt Baugleich mit 120mm Durchmesser und 660mm Brennweite bei Blende 5,5.
Daran verwende ich ein 24mm Okular, das ergibt eine Vergrösserung von 27,5-Fach mit einer Austrittspupille von 4,4 mm.
Ich habe es auf einem guten Standard Videostativ mit Kurbelsäule. Das Bino liegt in einer Gabelmontierung.
Stativ und Gabel wiegt 6,7Kg, Bino wiegt ca 10Kg. Alles bleibt immer zusammen und kann mit 17 Kg Gewicht auf den Balkon gebracht werden.
Als Anfänger schnappt man sich ein paar Sternenkarten und sichtet die Sternenbilder der Saison. Das war bei mir im März der Orion mit Pferdekopfnebel - wunderschön anzusehen bei 27x.
So ein Grossfernglas ist sehr schön für Übersichten: Plejaden, Kugelsternhaufen, Nebel und die Milchstrasse, doch dazu später.
Ich benutze es fast nur bei 27x für DeepSky. Zum beobachten beachte: Geübte Beobachter haben ihr Auge schon in ca 15 Minuten an die Dunkelheit angepasst. Bei ungeübten dauert es 30 bis 60 Minuten um mit den "Stäbchen" zu sehen.
Das Auge hat zum Sehen am Tag die Zapfen, die bei mehr als 2400 Photonen sehen. Den Stäbchen reichen nur 5 Photonen um ein Lichtsignal zu erkennen! Die Stäbchen sehen aber nur schwarz weiss. Manchmal erkennt man aber doch farben in den helleren Objekten wie hellen Nebeln, Galaxien und Sternen, wie geht das? Ab 2400 Photonen werden die Zapfen ja wieder aktiv - dann sehen wir Farben.
Unter 17mag dominieren die Stäbchen, unter 22mag sind die Zapfen inaktiv.
Im Auge sind exakt in der Mitte, bei der Zusammenführung der "Verkabelung" keine Sehnerven. Dort sind wir blind! 
Ein schwacher Stern genau mittig im Okular bleibt unsichtbar.
schwenke ich aber ca 20 Grad von der optischen Achse mein Auge am Stern vorbei, fällt das Licht auf einen Bereich mit hoher Dichte an Stäbchen. Dann sehe ich "indirekt", durch vorbeischauen meinen schwachen Stern/Nebel.
Bei Tageslicht sind die Stäbchen im Auge inaktiv.
Zur Lichtempfindlichkeit und Farbtemperatur: Die Stäbchen haben ihre max. Empfindlichkeit bei 507nm. Die Zapfen bei 555nm.

Warum dieser lange Exkurs zum Auge? Immer wieder lese ich von der Frage ob man sich ein Grossfernglas ohne APO, wie die 2 oben beschriebenen überhaupt kaufen sollte. Sie liegen mit 120mm Öffnung bei nur ca 1800€. Mit Extra Okular, Stativ, Gabel bleibt man in Komplettausstattung unter 3000€. 
Ein 120mm APO Fernglas liegt bei 4500€ in der Grundanschaffung. Was habe ich durch APO Korrektur mehr? Für die Tagbeobachtung ein schönes Bild in der Natur, mehr Farbreinheit bei  hohen Vergrösserungen an hellen Objekten.
Ich nutze mein Fernglas aber absolut nur für DeepSky in der Nacht mit Dunkeladaptierten (schwarz weiss sehenden) "Stäbchen".
Wahrscheinlich sehe ich auch deshalb nicht die Farbfehler die immer wieder bemängelt werden? 
Oder weil es bei 507nm beim dunkeladaptierten Auge nicht so viele störende Farben gibt?

Vor ca 1 Woche habe ich in die Milchstrasse hineingeschaut, bei allerbester Sicht. Ich hatte tausende von Sternen im Okular und konnte ohne Sternenkarte viele Galaxien und einige Kugelsternhaufen sehen - ein echtes Erlebnis.
Mit wenig Vergrösserung, 30 bis max 60 Fach habe ich keine verpassten Freuden am Himmel.

Gelegentlich stecke ich mir 6,5 mm Okulare drauf, bei 100 Facher Vergrösserung. Damit sehe ich den Mond vollständig im Okular mit seinen tausenden Kratern - unbeschreiblich schön das selbst gesehen zu haben ( und nicht nur die verwackelten Fotos der anderen zu betrachten) Big Grin
Wie verhält es sich da nun mit den Farbfehlern eines nicht APO? Rechts am Rand zum All gibt es einen gelben Farbsaum. Die Mondoberfläche erscheint für mich grau. Wie geht das? 
Unser Auge und unser Gehirn arbeiten ja gut zusammen. Wenn ich abends zuhause in der Küche bei Leuchtstofflicht einen Zettel beschreibe erscheint der mir weiss. Gehe ich ins Büro bei Halogenlicht erscheint mein Zettel weiss. Im Bad mit den alten Glühlampen sehe ich auch reinweisse Waschbecken. Warum? Unser Gehirn rechnet die Farbverschiebung der unterschiedlichen Beleuchtung heraus.
Mach einmal den Test bei die Zuhause: Du schliesst nur ein Auge für eine Minute. Dann schau abwechselnd mit re/li Auge auf Deinen weissen Zettel. Du wirst merken das Dir von Deinem verdunkelten Auge die Farbkorrektur verloren gegangen ist! Du siehst jetzt abwechselnd weiss/ gelbliche Zettel.
Zurück zum Mond: Ich sehe nicht ob ich bei 100 Fach Vergrösserung einen Farbstich habe. Mein Gehirn weiss das der Mond grau ist, daher sehe ich auch bei 100 Fach, nicht Farbkorrigiert einen absolut grauen Mond.
Es waren schöne Kraterspaziergänge. Alleine die Unterschiedlichkeit: Nicht nur in Grösse, nein, die Kometen sind ja damals auch unterschiedlich stark aufgeschlagen. Dabei haben sie unterschiedlich tiefe Krater mit Ringgebirgen aussen herum und zentralen Gebirge hinterlassen. Man braucht garnicht die ganzen Namen der Krater kennen, sie sind auch für den ungeübten Anfänger eine Freude zum spazieren gehen und verweilen, und zeichnen.
Das sehen mit Grossfernglas ist auf eine Gabelmontierung sehr einfach. Wenn ich die Klemmung ganz lose mache, führe ich mit den Augen das Fernglas bei 27-Fach Übersicht, die Hände bleiben in den Taschen. Was mir gefällt, da verweile ich.
Bei 100 Fach am Mond ist das aber anders. So ein leichtes Stativ und eine leichte Gabel verwackeln das Bild wenn man mit den Augen am Okular gegen die Augenmuschel drückt. Klappe die Gummis zurück und bei 100 Fach steht auch so Dein Bild still.
Klar gibt es bessere, schwerere Montierungen. Aber ich habe nur 17 Kg und nehme es in eine Hand. Wenn man hauptsächlich mit 27-Fach Vergrösserung schaut ist es OK.
Als ich die Milchstrasse für ca 2 Stunden am Stück gesehen habe war ich überwältigt und bin mit Sternenstaub in den Augen zu Bett und konnte sofort einschlafen. Astronomie ist auch etwas zum geniessen. Wink

Fazit: 50% ist seeing, 25% machen die Augen und die Dunkeladaption aus. Bleiben 25% für das Fernrohr, das teilt sich in Teleskop und Oular zu je 12,5%. 
Falls Du Dir je ein Teleskop kaufst, denke daran das 75% von dem was Du siehst nicht von Dir Durch teurere Ausrüstung entschieden wird. 
Oder anders herum: Auch wenn Du nur ein kleines Budget als Anfänger hast steht Dir durch gute Augen und einen dunklen Standort der Himmel mit Millionen Sternen offen die Du entdecken kannst.
Gruss aus Unterfranken, Michael
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