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Galaxien, Merkur, vier Kometen und Supernova
#1
Hallo,

in den letzten Wochen war ich wenn es das Wetter zuließ immer mal aktiv. So auch in der Nacht auf dem 11.10. 2021
Im Pegasus gibt es ein interessantes Galaxiengrüppchen. NGC 7769 11,7 mag NGC 7771 12,9 mag und dicht daneben NGC 7770 14,4 mag  Allesamt sind sie rund 200 Mio Lj entfernt. Trotz des lichtgeplagten Vorstadthimmels bei mr kann ich das Trio sicher erkennen. Sogar die schwache NGC 7770 zeigt sich nach einiger Zeit des geduldigen Beobachtens. Sie stehen mit rund 50° Höhe über der ärgsten Aufhellung und die Luft ist trocken. Das erlaubt daher auch NGC 7770 visuell zu erreichen.
Es gibt im aktuellen VDS Journal einen interesannten Bericht zu diesem Wechselwirkenden Trio über Gezeitensternströme mit einer guten tiefen Aufnahme. Komentiert vom Bildbesprechungspabst Peter Riepe mit ausführlichster Beschreibung der Objekte wie man es von ihm gewöhnt ist. Siehe Bildanhang.
Nur wenig nördlich liegt PGC 72639 14,0 mag und UGC 12812 13,7 mag. UGC 12812 kann ich nach einiger Zeit schwach erkennen. Alle beschriebenn Galaxien Beobachtet mit 5 mm Nagler 320x und 3,5 mm Nagler 457x

Am 25.10. 2021 bot Merkur die beste Sichtbarkeit,  und so stand ich früh gegen 06.00 mit dem kleinen 70 mm APO im Garten. Nach einer Weile konnte ich ihn sichten und im 5 mm Nagler bei 95x war die leicht eingeschnürte Halbmondform deutlich zu sehen. Das Bild war zeitweise sehr ruhig, so dass ich mit dem 3,5 mm Nagler auf 135x erhöhte. Nach immer wieder kehrenden unruhigen Seeing zeigte sich Merkur trotzdem überraschend gut und erhöhte abermals die Vergrößerung mit Einschrauben einer Barlowlinse auf 202x  Leistungsgrenze für das kleine Gerät aber mit steigender Höhe war dennoch immer wieder eine gute Abbildung möglich. So gut zeigte sich Merkur schon lange nicht mehr unter Horizontnahen Bedingungen. Ich hatte ihn in diesem Jahr am Tage zusammen mit Venus beobachtet und konnte ihn damals sehr gut als fast rundes blasses Scheibchen erkennen. So führte die kurze morgendliche Beobachtung letztendlich zum Erfolg.

Doch nun zur letzten Nacht am 11.11.2021  Schon beim justiern der Optik zeigte sich Polaris gut definiert im 5 mm Nagler. Der 350 mm Dobson ist bereits ziemlich ausgekühlt und das Seeing ist ganz brauchbar. Was mich zuversichtlich stimmt.
Es geistern momentan vier mehr oder weniger helle Kometen in Auriga, Gemini und Coma Berinices herum.
Als erstes geht es zu 29P/Schwassmann-Wachmann mit 10,5 mag. Er steht momentan unweit westlich vom Eckstern Al Kab in Auriga. Im Ziegebiet angekommen kann ich erst mal nichts ausmachen. Nach Prüfen der Position in Sky Safari und nochmals genaueren abscannen zeigt sich im 14 und 9 mm 100° Explore eine relativ große diffuse schwache Aufhellung. Man muss schon genau sich darauf konzentrieren und mit leichten Bewegen des Dobsons kann man ihn sicher wahrnehmen. Schon mal dort schwenke ich ein Stückchen westlich zum sehr schwachen Kugelsternhaufen Palomar 2 mit 13 mag. Dies erweist sich als noch schwieriger und ich kann nach einigen Versuchen lediglich eine ganz schwache rundliche Aufhellung erahnen.

Nach dieser strapziösen Angelegenheit weiter zum nächsten Kometen C/2009 L3 ATLAS auf halber Strecke zwischen Castor in Gemini und Lyncis. Mit 10,0 mag ist er ein einfacheres Objekt, das sich schön unter den Feldsternen abhebt. Einen Schweif kann ich allerdings nicht sicher ausmachen. Auch hier gleich etwas Nordwestlich der Intergalaktische Wanderer und mit 270000 Lj der weiteste bekannte Kugelsternhaufen in unserer Michstraße. Kann ihn mit  10,4 mag problemlos, wenn auch nicht richtig aufgelöst sehen.

Nur ein kleiner Sprung SüdSüd Östlich von Pollux in Gemini zu unserem alten Freund 67P/Churyumov-Gerasaimenko. Er ist in dieser Nacht der hellste Komet und ist schön leicht im Dobson im 9 mm Explore 176x und 5 mm Nagler 320  auszumachen. Trennen uns derzeit lediglich Marsoppostionsähnliche 63 Mio Km von ihm.

Hoch in Cameliopardalis fast in Zenitnähe hat sich die Supernova AT2021aczn in der Galaxie NGC 1569 ereignet und ist mit einer Helligkeit von 14 mag angegeben. (Siehe Bildanhang) Also für den Dobson erreichbar. Sie liegt schon ein wenig abseits und muss mich eine Weile mit Starhopping herantasten. Im Zielgebiet angekommen kann ich dann die 11,0 mag Galaxie dann leicht orten. Ich hab mir vorher eine aktuelle Aufnahme der SN zur Orientierung heruntergeladen und vergleiche nun mit dem Bild im 5 mm Nagler 320x  Die SN befindet sich in der Mitte der Galaxie, wo sie am hellsten ist und es dauert schon ein Weilchen, bis dann die schätze ich 15 mag SN immer wieder genau an der besagten Stelle schwach aufblitzt. Hat wohl schon etwas nachgelsassen. Zu Gute kommt in diesem Fall die nicht so hellen 11,0 mag der Galaxie, welche die SN dann doch sicher erkennen lässt. Wie bereits am Anfang gesagt ist das Seeing ganz gut und ich gehe mit dem 3,5 mm Nagler auf 457x  Jetzt wird es ein bisschen leichter das Aufblitzen der SN wahrzunehmen. Schraube noch mutig eine Barlowlinse ein, und lasse die Galaxie bei 685x immer wieder durchs Okular laufen. Die SN ist ebenfalls sicher zu sehen. Gut hat trotz schwachen 15 mag geklappt und freue mich darüber. Die letzten Supernovas waren mit rund 12 bis 13 mag und teils neben der Galaxie vergleichsweise leichte Beute. Um so besser jetzt diese Nacht.

Schon mal im Hochvergrößerungsbereich halte ich kurz auf den Zentralbereich des Orionebels bei dem Trapezstern um mal nach den schwachen E und F Sternchen zu schauen, welche ich auch zwischen den hellen vier großen Sonnen ausmachen kann. Auch einige schwache im Nebel eingebetteten jungen Sterne zeigen sich schön bei dieser vergrößerung. Ein Schwenk hoch zum Eskimonebel lässt Auge und Gehirn entzücken. Steht er doch als ein großer runder Nebel und mit der typischen inneren an der Eskimokaputze erinnernden Form im Okular. Schön wie er mit dank guten Seeing feinen Srukturen durch das Okular schwebt.

Nach diesem optischen Augenschmaus suche ich den Stern Struve 1333 in Lyncis auf. Ein schöner Doppelstern mit 1,9" Separation. Beide annähernd gleich hell und gleicher Farbe.

Schraube die Verrößerung nach und nach runter auf 176x im 9 mm Explore und fahre zu guter letzt noch den vierten Kometen in dieser Nacht an. C/2021 A1 Leonard von dem ich neulich schon kurz berichtet hatte. Er steht jetzt um 03:00  24° hoch im Nordosten. Ich habe bewust die späte Beobachtungszeit zwischen 01:45 bis 03:20 gewählt, um ihn noch mitzunehmen. Er hält sich zwischen Canis Venatici und Coma Berinices auf. Er kommt von weit draußen und ist sozusagen neu mit frischen unverbrauchten Material. Am 03.12. wird in den Morgenstunden dicht am Kugelsternhaufen M3 im Bootes in nur 5´Abstand vorbeiziehen. Die Helligkeitsprognosen sind recht gut. Wer kann sollte sich das denke ich ansehen und evtl auch fotografieren, vorausgesetzt das Wetter spielt mit.
Doch genau in Nordosten ist eine helle Lichtglocke. Ca 300 m Luftlinie von mir entsteht zur Zeit die Seniorenresidenz von Dittelbrunn. Da muss man anscheinend eine abgeschlossene Baustelle die ganze Nacht mit Flutlicht beleuchten Dodgy Hoffe nur wenn das Ganze fertig, dass da nicht übermäßig beleuchtet wird. Confused 
Ich probiere es trotzdem, kann ja nicht mehr als schiefgehen. Hab das Gebiet bald aufgesucht und kann dann wer hätte es gedacht den Kometen als einen relativ große blassen Nebel deutlich erkennen. Bin überascht wie gut er trotz des aufgehellten Himmels und so flach über den Horizont zu sehen ist. Er ist mit 10,0 mag angegeben, aber er kommt mir heller vor. Das ist vielversprechend für die nächsten Wochen. Mal sehen, vielleicht entwickelt er sich noch zu einem Highlight.

Es hat jetzt mitlerweile -2° aber ist noch gut auszuhalten, packe zusammen und eine lohnenswerte Beobachtung hat das Aufstehen belohnt.

   

   

https://fg-kometen.vdsastro.de/

https://www.rochesterastronomy.org/supernova.html


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
Folgenden 10 Usern gefällt Philipp's Beitrag:
Astrokarsten (14.11.2021), August (11.11.2021), Christoph (11.11.2021), Florian B. (15.11.2021), Jack Sparrow (12.11.2021), Rainer K. (13.11.2021), Ralf (11.11.2021), Ulf (11.11.2021), Uwe (12.11.2021), Willi (13.11.2021)
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#2
Hallo Philipp,

da hast du ja ganz schön was abgearbeitet, gut wenn man Rentner ist. Daumen hoch 

An 67P hatten wir uns am Teleskoptreffen noch die Augen ausgeguckt und fast nichts gesehen, mal sehen wie der Leonard wird.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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