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Vulkan auf La Palma - Cumbre Vieja, 2021
#1
Servus,

letzes Jahr hatte ich beschlossen nach La Palma zu reisen um den dort ausgebrochenen Vulkan anzusehen. Mich faszinieren solche Naturschauspiele und gerade Vulkane, mit ihrer Unbändigkeit, ziehen mich schnell in ihren Bann.

Der namenlose Vulkan der Cumbre Vieja, ja ich habe bisher immer noch keinen offiziellen Namen gefunden (ein Blogger auf La Palma nennt ihn Cabeza, einer der diskutierten Namen), brach am 19.09.2021 aus und beendete die Eruptionen am 13.12.2021. Seit der geschichtlichen Aufzeichnungen und Besiedlung La Palmas war das der längste Ausbruch überhaupt. Eine gute Übersicht findet ihr auf Wikipedia hier. Eine weitere gute Zusammenfassung mit Daten wie geförderter Lavamenge etc. findet man auf der Seite der Koryphäe Marc Szeglat (Vulkane.net). Fast 500 Millionen Kubikmeter Lava ist schon sehr viel! Das übertrifft, umgerechnet auf einen Monat, den Fagradalsfjall auf Island um das ca. 7 fache! 

Der Vulkan auf Island war ein "Baby" dagegen, zumal auf der Cumbre Vieja die Eruptionen ständig begleitet von explosiver, meist strombolianischer Natur waren. Auf dem VEI (Vulkanexplosivitätsindex) wurde der Vulkan auf Stufe 3 kategorisiert, also mittel bis groß!

Der Vulkan hat viel zerstört, aber durch die frühe Warnung und gute Überwachung gab es direkt durch den Vulkan keine Toten und kaum verletzte Personen. Es gab nur eine Person die verstarb, aber in der Presse häufig falsch berichtet. Ein älterer Mann stürzte vom Dach seines Hauses oder Garage offenbar wegen der feinen Vulkanasche, und offenbar hatte er wohl einen Herzinfarkt. Er wurde von den Behörden, wie viele Betroffene, in bestimmten Abständen zur Wohnung gelassen, wenn die Gefahrenlage es zuließ. Aber einmal falsch bei der DPA  etc. angelangt, verbreitet sich die falsch recherchierte Information v.a. durch das digitale "Wiederkäuen" auf allen Plattformen. Dann heißt es: "Vulkan fordert erstes Opfer...", oder "Mann stirbt durch Vulkanasche...", "Vulkan bringt Haus zum Einsturz, ein Mann wird verschüttet und stirbt..."... - aber Hauptsache man ist der erste beim verbereiten der Nachricht, auch wenn die Hälfte nicht stimmt oder überprüft wurde.
Genauso wie das Märchen der vielen Vulkantouristen, die auf La Palma seien. Ja, stoßweise waren dort viele Menschen, aber in der Anfangsphase waren das noch normale Urlauber. Direktflüge waren Anfangs noch regelmäßig nach La Palma. Erst als die Eruption immer stärker und langanhaltender wurde und die Asche regelmäßig auch den Flughafen bedrohte (wobei man sich hier nicht die großen Aschemassen vorstellen darf, es waren ein paar mm, aber ausreichend gefährlich für Flugzeugturbinen), blieben auch die Urlauber aus. Dann kamen wenn überhaut v.a. viele von den Nachbarinseln und Menschen aus Spanien, v.a. an einem der verlängerten Wochenenden. Aber die Menschen konzentrierten sich nur auf ein paar wenige Punkte, wie Mirador de Tajuya (ok da gab's fast täglich, weil so wenig Platz und so viel Verkehr ist, Idioten die sich für ein Selfie lieber überfahren lassen), oder Mirador del Time. Ansonsten habe ich kaum einen Touristen getroffen, weder an anderen größeren Straßen oder zu einigen guten Aussichtspunkten, die man leicht über Google planen konnte. 
Meine Gastgeber waren französische Auswanderer. Mit dem Herren des Hauses hatte ich lange gesprochen, das Haus lag nur 3,4 km vom Hauptkratersystem entfernt, leicht oberhalb, nordwestlich des Vulkans. Er sagte mir er sei froh, das überhaupt noch jemand ein paar Tage kommt. Viele die sonst zum Wandern kommen in der Zeit sind zu Hause geblieben. Ich hatte mit der Zeit gemerkt das die Ortsansässigen sich nicht unterkriegen lassen. Es geht weiter, irgendwann, irgendwie... 

Die Asche war je nach Windverhältnissen nicht zu unterschätzen. Fein wie grau-schwarzes Mehl. Hier vor dem Eingang meines Schlafgemaches:

   

Als ich nachts an der Küste bei Tarajal / Hafen Tazacorte aus dem Auto ausstieg, wurde die Asche gerade hier her geweht. Dann verstand ich auch, warum am Tag die Schüler mit Schutzbrillen oder notgedrungen mit Taucherbrillen herumlaufen: Kaum 2 Sekunden ausgestiegen begannen die Augen zu brennen. Anfangs leicht, nach 1 Minute wie Feuer. Länger als 3 Minuten war mehr als unangenehm! Mein Auto war schon nach den paar Minuten mit einer hauch-feinen Ascheschicht bedeckt.

Insgesamt war das Autofahren, gerade zu den in Google vorgeplanten Standorten teilweise ein Abenteuer. Die Straßen sind nicht gerade die größten. V.a. bei meinen Besuch zu den Observatorien auf dem Roque de los Muchachos war die Fahrt ein kleines Abenteuer. Die Kurven der serpentinenartigen Straße sind ja dermaßen eng, echt krass! De Ausblick auf dem Berg aber auch!  Smile

       


Ich habe lange gebraucht um das Video fertig zu gestalten:




Ich war von der Abreise bis zur Rückkehr nur knapp 72 Stunden auf Reise. Davon ca. 48 Stunden auf La Palma. In der Zeit habe ich fast 350 GB Rohdaten produziert: Bilder, Videos, Zeitraffer-Sequenzen. Das geht, wenn man in 72 Stunden nur ca. 5 Stunden schläft!  Cool Danach war ich aber platt!!!

Aber die Eindrücke haben mich fasziniert, schockiert und um etliche Erfahrungen mit Mensch und Natur reicher gemacht. Gerade das bis dahin stärkste oder zweitstärkste Erdbeben seit dem Ausbruch, mit Magnitude von 5 oder 5,1 hat bei mir Eindruck hinterlassen. Auf einmal fängt alles an zu schaukeln, kräftig. Das Auto wackelte dermaßen,... wow.


Hier vom Nordteil in El Paso, eines der selteneren Ereignisse an diesem Vulkan: vulkanische Blitze

           


Weiter südlich, in der Gegend von Tacande und Tajuya:

       


Links: Blick von Barros, in einer Kurve, Richtung Viewpoint Mirador de Cancelita; Rechts: Blick vom bekannten Viewpoint Mirador del Time

       


Ich hoffe ich konnte ein wenig Interesse für das Thema wecken und die Bilder vermitteln einen schaurig schönen Eindruck. 

Grüße,

Florian
Astrobin
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Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
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Andreas Paul (19.02.2022), Christoph (20.02.2022), Martin.F (21.02.2022), Philipp (19.02.2022), Simon (19.02.2022), Ulf (19.02.2022), Uwe (19.02.2022)
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#2
Hallo Florian,

klasse Fotos und Video. Daumen hoch
 
So ein Vulkan ist schon der Wahnsinn und dann noch so nah und in Live, war bestimmt ein eindrucksvolles Erlebnis.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Florian B. (19.02.2022)
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Florian B. (19.02.2022)
#3
Hallo Florian,

deine Bilder und das Video sind sehr beeindruckend. Daumen hoch 

Vor allem die Aufnahmen bei Nacht haben es mir angetan. Der Vulkan erinnert mich mit seinen Ausbrüchen an abbrennendes Thermit. Cool

Konntest du bei deiner Fahrt auf den Roque de los Muchachos sehen, ob das dortige Besucherzentrum inzwischen eröffnet ist?


Gruß
Simon
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Florian B. (19.02.2022)
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Florian B. (19.02.2022)
#4
Servus,

das Besucherzentrum war immer noch geschlossen. Es waren ein paar Handwerker vor Ort. Der Parkplatz war auch geschlossen, aber es gibt glücklicherweise ein paar Schotterbuchten an der Straße, klein, aber das Auto passt da rein. Was ich recherchieren konnte: Die Eröffnung war offiziell am 19.12.2021. Wird interessant für viele von uns, denn da hat man viele Parkmöglichkeiten in Zukunft.

Grüße,

Florian
Astrobin
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#5
Hallo Florian,

wieder starke Bilder und Video. Ein Jahr mit spektaulären Eindrücken für dich. Schon echt krass das in 72 Stunden durch zu ziehen. Bilder und Videos können natürlich nur annähernd das vermitteln was man selbst erlebt hat. Dennoch schön wenn man das selbsterlebte so gut festhalten konnte. Erdbeben mit ca 5,5 hatte ich 1999 in Griechenland auch mal erlebt. Hatte schon was gespenstiges, wie laut das Rumoren war und der Bungalow geschwankt und die Gartenmauer sich bewegt hatte. Auch die zahlosen feinen Nachbeben die noch folgten. Urlaubserlebnis der besonderen Art...


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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#6
(19.02.2022, 22:19)Philipp schrieb: ... Erdbeben mit ca 5,5 hatte ich 1999 in Griechenland auch mal erlebt. Hatte schon was gespenstiges, wie laut das Rumoren war und der Bungalow geschwankt und die Gartenmauer sich bewegt hatte. Auch die zahlosen feinen Nachbeben die noch folgten. Urlaubserlebnis der besonderen Art...

Servus,

das Erdbeben war auf jeden Fall etwas, dass ich nie wieder vergesse. Da spürt man wieder die absolute Machtlosigkeit als Mensch, das lehrt Demut vor der Natur!
Akustische Eindrücke kann ich nur schwer Beschreiben. Ich fand den Sound des Vulkan teilweise eigenartig. Eine Mischung aus Gewitter-Grollen und schnell fahrendem Güterzug, manchmal eine Art dumpfes Heulen - mein Eindruck. Andere Personen beschreiben dass wieder ganz anders.

Grüße,

Florian
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