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Sternaufnahmen mit Smartphone
#1
Hallo!
Mittlerweile gibt es einige Modelle von Smartphones, die über eine Kamera und Aufnahmesoftware verfügen, mit denen man einiges vom Sternhimmel erfassen kann.
Mein hier vorgestellter Versuch versteht sich als Anregung es einmal mit dem eigenen Equipment (so weit vorhanden) zu versuchen.

In der Nacht vom 11./12.6.2022 bei Dreiviertel-Vollmond richtete ich mein iPhone auf das Hinterteil des Großen Bären aus (Motiv war völlig willkürlich ausgewählt, weil gerade vom Fenster meines Zimmers aus zu sehen war). Es hat den Vorteil von längeren Belichtungszeiten, die man bis zu 30 sec ausdehnen kann, wobei in der Bildinfo nur "10 sec" drinnen steht.
Es passiert auf jeden Fall viel Bildverarbeitung im Hintergrund (vorteilhafte und weniger vortheilhafte), und ein Einzelbild mit auf dem Fensterbrett stehender Kamera überraschte mich schon mit den Details (jenseits 8 mag):

           

Mit der 3x-Zoom-Funktion habe ich dann mal versucht, was an DeepSky möglich ist. Big Grin 
Bzw. welche Grenzgröße bei einem Himmel von fst≈4,5 mag drin ist.  

   

Und als Ausschnitt vergrößert das Gebiet von M81 / M82. Dabei habe ich 4x30 sec belichtet. Die Bilder mit PS "gestackt" und etwas gefiltert (das gif bitte anklicken, sonst blinkt es nicht):

   

Immerhin gehen Galaxien bis 8 mag gut ins Netz und die Grenzgröße der Sterne auf dem Bild liegt jenseits der 9 mag. Das lässt hoffen für bessere Nächte. Und vielleicht lohnt es sich ja sogar, das Smartphone eine Nachführung zu gönnen.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Abiroth (20.04.2025), Andreas-TAL (21.04.2025), Astrokarsten (17.06.2022), August (13.06.2022), Florian B. (23.04.2025), irisf1 (17.04.2025), Mathias Muth (19.06.2022), Ulf (17.04.2025), Uwe (13.06.2022)
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#2
Den Versuch musste ich gestern auch mal ausprobieren. Bin gerade mit meiner Frau in Rumänien bei meinen Schwiegereltern, die auch ein kleines Gehöft unter sagenhaft dunklem Himmel fernab der Zivilisation besitzen (Light Pollution Map Screenshot anbei). Die Wettervorhersage vor unserer Abreise war unsicher und versprach vielleicht eine halbe sternenklare Nacht und ansonsten für den Rest der Woche Wolken und Regen - für mich ein bisschen zu wenig, um das Esprit durch halb Europa zu fahren. Gestern Abend klarte es dann allerdings kurz auf und ich versuchte es mit dem Smartphone.
Für iOS gibt es die App „Astro Shader“ als Freeware (und ohne Werbung), die nicht nur vollen Zugriff auf alle Einstellungsmöglichkeiten der einzelnen Kameras gewährt, sondern auch softwareseitig selber Alignement und Stacking betreibt und ein basale Bildbearbeitung inklusive hyperbolic stretch ermöglicht.

Nach kurzer Eingewöhnungsphase habe ich am tiefstehenden Orion noch dieses Bildchen angefertigt. 
Am iPhone 15 gibt es die Telekamera mit 12 MP und f/2.8. Die habe ich eher konservativ mit ISO 800 hundertmal 3 Sekunden belichtet und stacken lassen. Die einzelnen Lights können auch als RAW gespeichert werden, der Stack als RAW oder TIF oder was auch immer man will.

Das schöne an der App ist der umfassende Zugriff auf die Nachbearbeitung, die sie ermöglicht. In diesem Fall hätte ich sicher auch höheres ISO wählen können, so blieb das ganze aber recht dunkel, was ich auch in der Nachbearbeitung einigermaßen habe stehen lassen.

Der Abend endete jäh, als eine Erdwespenkolonie auf mich aufmerksam wurde. Ich war nicht willkommen. Der Nachteil weitgehend unberührter Natur.

       

Grüße aus Rumänien!
Philipp
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#3
Nur zur Ergänzung:
Inspiriert von Christophs Objektauswahl habe ich probiert, was mit der AstroShader-App möglich ist im Gebiet M81/M82.
Aufsuchen des Bildausschnitts mit Smartphone-Lagesensoren in der Stellarium-App, anschließend Fixieren der Position des Dreibeinstativs.
Einstellung von Fokus, ISO und Belichtungsprogramm in AstroShader, Überprüfung des Fokus im Zielgebiet.
Belichtung von 100 Subs á 7 Sekunden bei ISO 5600.
Anschließend basale Bildbearbeitung in Siril. Dabei war ein heftiger Stretch nötig. Die Artefakte des Stacking/Aligning durch die Software kommen dadurch auch ganz gut raus.
Man erkennt M81 und M82. Neben dem hellen Stern unten links im Quadrat auch noch flau NGC 3077.

   

Welchen Wert hat das Ganze?  
In erster Linie wohl Begeisterung und Anleitung (zum Nulltarif) von Interessierten, die mal in die basalen Abläufe der Astrofotografie schnuppern wollen, und dazu nur ihr Smartphone mitbringen müssen. Dann kann erklärt werden: Warum ist längere Belichtung nötig, wofür braucht es Nachführung, usw...? Natürlich kann man bei vorhandener Nachführung das Smartphone auch ans Teleskop klemmen und die App stacken lassen, dann haben die schnuppernden Begeisterten sogar was einigermaßen Vernünftiges zum Mitnehmen nach Hause.
In zweiter Linie geeignet für Anfänger, die sich auf die Wettervorhersage verlassen haben, ihr Equipment in Deutschland gelassen haben und jetzt eine Herausforderung in den unangekündigten sternenklaren Nächten suchen  Shy  ...
Liebe Grüße!
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Christoph (21.04.2025), irisf1 (22.04.2025)
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