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Es ist ein Newton geworden
#1
Nach gut 9 Monaten wurde das Projekt umgesetzt. Gestern war das second light unter diesmal guten Bedienungen, nach dem first light vor einer Woche bei mäßigen Bedingungen. Nach der ersten Beobachtung hatte ich noch Zweifel, aber auch Ideen für Änderungen betreffend der Justage. Die Justage muss ohne dem Paraccor 2 durchgeführt werden und dieser erst dann eingesetzt werden!
Schließlich ist die Justage mit Laser nicht genau genug und letzte Eingriffe müssen am Stern bei hoher Vergrößerung durchgeführt werden. Das führte ich gestern mehrmals mit erfolgreichem Abschluss durch. So konnte die Vergrößerung sinnvoll bis bis zum Einsatz von einem 3,4mm Okular angehoben werden, was 338x entspricht. Das 2mm Okular brachte keinen Gewinn zum 3,4mm Okular bei M57, möglicherweise bei anderen Objekten?
Der Paraccor 2 macht einen guten Job und schwache Sterne sind randscharf selbst im Ethos 21mm oder Explore Scientific 12mm 92°. Der Paraccor 2 erhöht die Brennweite auf 1150mm. So ergibt sich beim Ethos 21mm eine 55x Vergrößerung bei 6mm Austrittspupille Super für dunklen Himmel oder auch um M31 großflächig zu erfassen sowie für den Einsatz von UHR / O3 Filtern z.B. beim Circus Nebel.
Auffällig war sofort die hohe Grenzgröße bei allen Vergrößerungen, die der mit Silber gesputterte Hauptspiegel bündeln konnte. So gelang es mir am Kugelhaufen NGC 6934 Einzelsterne zu erkennen.
Ursprünglich sollte der Newton auf einer AyoMaster montiert werden, was diese sogar trägt! Allerdings ist die Montage des Tubus schwierig und das Aufsuchen von Objekten ohne Hilfsmittel ebenso. Am Stern justieren würde hier nur am Polarstern sinnvoll funktionieren und dieser ist vom Haus verdeckt. So kam ich auf die Idee die Takahashi JPZ zu aktivieren und ein gekürztes Stativ einer CGE Montierung einzusetzen.
Die 25kg Montierung muss hier nur „Hüfthoch“ angehoben werden und die geringe Höhe des Kopfes macht es überhaupt erst möglich den Tubus mit 25,4kg Gewicht in die Williams Klemme zu zirkeln. Sicherlich grenzwertig und mit den gut 30kg Gegengewichten kommt die mobile Sternwarte samt Stativ an die 100kg Marke. Mit dem Antares 4,5Zoll Fangspiegel hat das System  35% Obstruktion, was es auch für Fotografie einsetzbar macht. Ein „Planetenkiller“ wird das System nicht sein, aber aufgrund der Größe bei sehr guten Luftverhältnissen trotzdem ordentliche Auflösung bieten. Die erste Blicke auf Saturn und Jupiter waren heute morgen nicht Aussagekräftig aufgrund der tiefen Stellung der Planeten. Die Erkennbarkeit von drei schwachen Monden an Saturn aber ein Aha- Erlebnis.
Der Doppelspider erzeugt um helle Objekte einen kreuzförmiges Halo und die hellen Spikes um z.B. Wega sind eben die Nachteile, die so ein System mit sich bringt.
Meine Freude ist jedenfalls groß, dass der Umbau erfolgreich abgeschlossen ist und die Abbildung gestern überzeugen konnte. An der Stelle meinen Dank an Klaus Helmerichs für den Bau des cfk-Tubus, an Horst Becker für die Herstellung des Spiders und natürlich an Peter Große für den Hauptspiegel.
   

Für die am Bau des Gerätes Interessierten hier einige Fotos mit Hinweisen:


Der cfk Tubus benötigt zunächst die Bohrung für den Auszug.
   
Die innen liegende Abreißfolie machte mir zunächst Sorgen, weil ich den Aufbau nicht kannte! Huh Big Grin
   
Die Gegenlager zur Montage des Auszugs sind Abschnitte, die aus der ursprüngliche Spiegelzelle gesägt wurden
   
Zunächst musste die Spiegelzelle im Durchmesser abgedreht werden, dass diese in den Tubus passt
   
Außen wurde in Anthrazit lackiert und drei Kugelköpfe als Griffe und Standfüße montiert
   
Die Spiegelzelle hat innen eine Taumelscheibe und ein mittiges Edelstahlrohr als Lagerung
   
Der Verschluss des Edelstahlrohres ist mit Lüftungsbohrungen versehen. Mittig kann bei genauem Hinsehen ein kleiner Planspiegel erkannt werden, um eine Ausrichtung mit Laser zu ermöglichen.
   
Der eingesetzte Hauptspiegel strahlt im Dunkel der Noctuc Farbe, die ich mit Lackierpistole aufgebracht hatte.
   
Der Doppelspider bei erster Justage des Systems
   
Die Williams-klemme ist nicht für die seitliche Montage eine Losmandy-Schiene ausgelegt und musste gefräst werden.
   
Erst die Anbringung eines Auflagelagers macht die „Ein-Mann“ Montage möglich!
   

Gruß Ralf
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Andreas Paul (01.08.2022), Astrokarsten (02.08.2022), Christoph (02.08.2022)
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#2
Servus Ralf,

"Gandalf's" Wiedergeburt ist also abgeschlossen? Auch wenn von Gandalf nur der HS übrig war, so lebt er doch weiter...  Big Grin


Das hier finde ich schon außerordentlich: 

(31.07.2022, 20:21)Ralf schrieb:
...
Die 25kg Montierung muss hier nur „Hüfthoch“ angehoben werden und die geringe Höhe des Kopfes macht es überhaupt erst möglich den Tubus mit 25,4kg Gewicht in die Williams Klemme zu zirkeln. Sicherlich grenzwertig und mit den gut 30kg Gegengewichten kommt die mobile Sternwarte samt Stativ an die 100kg Marke.
...


Exclamation

Bei dem Gewicht muss man aber wirklich aufpassen, dass man die Bandscheiben schont! Sicher, es war klar dass es kein Leichtgewicht wird. Ich hoffe du kannst und wirst das Gerät auch oft genug einsetzen. Da schaue ich auf jeden Fall mal gerne durch!  Daumen hoch

Grüße,

Florian
Astrobin
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Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
(Zeiss-Werbung)
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#3
Hallo Ralf,

wie groß ist das Teil, die Wandstärke ist ja enorm? Huh
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#4
Hallo Florian und Ulf,
Ja, das Teil ist kein "Grab and Go" Gerät und auf der Terasse ist es bei den kurzen Wegen schon mal einsetzbar, aber vermutlich selten am Himmel unterwegs.
Für eine Starparty taugt es aber durchaus oder mal einen Ausflug in die Rhön....

Der Tubus hat einen Innendurchmesser von 390mm, was der Dorn hergab und am Nächsten passend zur Spiegelzelle. So ergibt sich 30mm Luft vom Innendurchmesser bis Spiegelaußendurchmesser ( 330mm). Diese Luft wird benötigt für den Weg des Auszugs bzw. den Innenlagern für die Losmandyschiene ohne den Lichtweg anzuschneiden.
Erprobte Amerikaner fordern sogar 50mm für die Luftzirkulation, wenn das Gerät gut abbilden soll.
Wanddicke war geplant mit 15mm. CFK-Schaum-CFK = Sandwich. Rechnerisch wären es 420mm Außendurchmesser gewesen, geliefert wurden aber 425mm, also 17,5mm Wanddicke.
Steif ist der Tubus jedenfalls, meinem Eindruck nach. Die Fangspinne hat schon ordentlich Zug aufgebaut !

Hoffentlich demnächst mal an- und durchzusehen auf einer Forum Stellarum Star Party! ?

CS
Ralf
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August (02.08.2022), Florian B. (02.08.2022), Ulf (02.08.2022)
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#5
Hoffentlich demnächst mal an- und durchzusehen auf einer Forum Stellarum Star Party! ? 

Daumen hoch
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#6
Hallo Ralf!
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Newton!
Besonders freut mich, dass nach dem etwas missglückten First Light das Second Light zielführend war.
Wenn Du zufrieden bist, dann ist die Optik sicher hervorragend! Wink 

Vielleicht kann ich mich als passionierter Newtonbeobachter einmal selbst überzeugen! Smile
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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