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Am Limit
#1
Hallo Spechtelfreunde,

noch mal ein Bericht von meinenen Boebachtungen mit meinem 14" Newton vom Sonntag den 18. auf den 19. Juli am Rande der Haßberge. Wieder herrscht sehr gute Durchsicht unter dunklen Landhimmel. Nur das Seeing ist diesmal mäßig, anfangs teilweise sogar schlecht.

Wie gewohnt zur Aufwärmung bevor es vollständig Dunkel ist, halte ich auf M82 unserer galaktischer Nachbarschaft. Diesmal gleich mit dem 5 mm Nagler. Die Zigarrengalaxie zeigt jetzt schon viele Details. Die Staubwolken sind mühelos zu sehen und die Galaxie steht satt bei 320x im Okular. WinkDie Spirale von M51 ist bei 320x geschmückt mit einigen Vordergrundsternchen schwach zu erkennen. Zurück auf 9 mm Planetary dann natürlich kräftig im Okular. Streife noch schnell Horizontnah tief durch den südlichen Schützen und lese drei bisher noch nicht eingefangene Kugelsternhaufen M54, M70 und NGC 6624 auf. Sind im 26er Nagler klein aber leicht zu erhaschen. Dank des dunklen Südhorizontes ist es kein Problem bei – 30° Deklination Deep Sky Objekte aufzuspüren. Wirklich Klasse, was unter guten Bedingungen alles machbar ist.Rolleyes Wäre unter meinem lichtgeplagten Himmel zu hause längst abgesoffen.Sad

Es wird dunkler:
Im Drachen liegt eine schöne kleine Kette von drei hübschen Galaxien. Eine 13 mag schwache egde on Galaxie NGC 5981, in der Mitte die elliptische NGC 5982 mit 11,1 mag und am anderen Ende die Sb Galaxie NGC mit 11 mag. Interessant und Reizvoll: Drei unterschiedliche Galaxienformen auf engsten Raum in einer Kette. Finde sie nach einigen Suchen. Liegen etwas verzwickt in der Sternekette im Drachen. Kann die zwei helleren auf Anhieb im 26 er Nagler sehen. Die schwache egde on kommt dann langsam nach. Wird dann aber im 9 mm (der Himmelshintergrund ist jetzt dunkler und der Kontrast steigt) leichter und deutlicher nachvollziebar.

So jetzt aber zur ernsthaften anspruchsvollen Beobachtung:
Ab Mitternacht zu Ende der nautischen Dämmerung, die Milchstrasse steht wieder schön und kräftig am Himmel, geht es heute zu Sache.
Schwerpunkt und als ehrgeiziges Ziel habe ich mir für diese Nacht M16 den Adlernebel mit seinen Dunkelgebieten (Staubsäulen) und die schwachen Galalaxienhaufen Abell 2167 / 2199 und 2155 im Herkules. Letzterer ist als Herkules Galaxienhaufen bekannt vorgenommen. Desweiteren noch das Seyfert Sextett im Kopf der Schlange zu Herkules.

Steuere als erstes gleich mal M16 den Adlernebel an. Schön die Adlerflügel des Nebels im 2“ 26er Nagler mit OIII Filter. Gehe mit der Vergrößerung höher um die Zentralregion genauer zu erfassen. Wechsle zwischen 9 mm Planetary und 18 mm Omegon. Letzteres ist am besten. Der Nebel ist noch gut zu sehen. Suche im zentralen Teil die extrem schwachen Dunkelgebiete. Die Staubsäulen, oder auch der Thron der Sternenkönigin genannt. Ist visuell sehr schwer zu sehen. Sind eben hauptsächlich fotografische Objekte. So auch der Konus Nebel im Einhorn.
Kann kurzzeitig dunkle Bereiche zum helleren Nebel schwach ausmachen, verschwindet dann aber wieder. Eine echte visuelle Herrausvorderung.Huh

Nach Orientierung anhand der Karte geht es von Kopf der Schlange aus leicht nördlich zum Seyfert Sextett. Nach kurzen Suchen und Vergleich in der Karte ist eine schwache Aufhellung im 2“ 26er Nagler erkennbar. Wird dann im 9 mm Planetary 176x dann etwas deutlicher. Kann die hellsten Mitglieder der 190 Mio Lj entfernten Gruppe mit indirekten Sehen und leichten Bewegen ganz gut halten.

Jetzt als Premiere für mich zu Abell 2151 dem bekannten Herkuleshaufen. Startpunkt ist der Stern 5 Herkules und leicht südöstlich liegt der Haufen. Einige hellere Mitglieder um 13 mag. kann ich sicher ausmachen. Viele schwache Galaxien ca. 14 – 15 mag sind mehr zu erahnen. Kein Wunder bei 450 Mio Lj.

Mache einen Schwenk etwas nördlich in den Herkules zu Abell 2199 mit der riesigen Zentralgalaxie NGC 6166. Ist mit 11,6 mag. recht hell und relativ leicht zu erfassen. Die elliptische Galaxie hat angeblich einen Durchmesser von ca. 2-3 Mio Lj und ist auch im Okular bei 320x ausgedehnt zu sehen. Ein riesen Teil. Sehe zum ersten mal auch zwei oder drei hellere Begleitgalaxien von den ganzen unzähligen die die Riesengalaxie wie ein Bienenschwarm umlagern. 550 Mio Lj entfernt. Ein wahrhaft tiefer Blick in Raum und Zeit. Es ist ein Haufen vom Typ CD (Eine zentrale massen-reiche Riesengalaxie in der Mitte). Kann man gut in Google Sky nachvollziehen.

Noch etwas nördlicher auch ein Haufen. Abell 2197 vom Typ L (Linear Drei massereiche Galaxien in einer Linie mit ihren vielen Begleitgalaxien). Es handelt sich bei all den Begleitern um ausgewachsene Galaxien. Nicht wie die Magelanischen Wolken oder die Begleiter von M31 Andromeda. Kann aber nur die drei Hauptgalaxien sehen. Für die Begleiter braucht man dann doch größere Öffnung und noch dunkleren Himmel. Die schwächeren Begleitgalaxien sind oft wie verwaschene Sterne und deshalb schwer von richtigen Vordergrundsternen zu unterscheiden.

Dennoch kann ich die im wahrsten Sinne tiefe Beobachtung der Galaxienhaufen als erfolgreich betrachten. Hab sie jetzt endlich unter dunkleren Himmel genauer gesehen. Bin zufrieden.Shy

Fazit.: Die Dunkelstrukturen im Adlernebel, sowie die zahlreichen extrem schwachen Galaxien über 15 mag. in den Abell Galaxienhaufen, stellen wohl das Limit für meinen 14“ Newton dar.Undecided Sterne bis fast 16 mag. konnte ich jedoch schon sicher ausmachen.

Es ist bereits 01:40 Höchste Zeit zusammenzupacken und müde aber zufrieden gehts ab nach Hause.

Grüße PhilippShy
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#2
Hallo Philipp,

ein toller, ausführlicher und anschaulicher Bericht. Schön, dass du die Grenzen deiner Möglichkeiten austesten konntest. Wie du schreibst, ist ein dunkler Himmel und gute Durchsicht die beste Voraussetzung für solche vorhaben.
Man merkt deutlich Streulicht oder Ortslampen (auch wenn sie beim Zeichnen meines Erachtens nach sogar nützlich sind).


Mit 14" ist schon vieles möglich!! Und wenn es nur um´s Beobachten geht, sollte man einfach rausfahren!!

Die Objekte in deinem Bericht sind sehr interessant. Wenn ich wieder einmal zu Ralf, Bernhard oder Winfried fahre, nehm ich den als "Routenplaner" sich einmal mit. Für meine 10" sind die Grenzen enger gesteckt.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Philipp,

einfach nur toll!
Ein extrem schöner Bericht, der animiert. Muß ich mal nacharbeiten, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin. Vielleicht gemeinsam mit Uwe.

Frage:
Ich sehe im Avatar einen weißen Dobson. Isser das? - Ist das dann auch zufällig noch ein AOM? - Kommt mir doch irgendwie bekannt vor...

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo,

und Danke für eure positive Rückmeldung. Freut mich natürlich, daß euch mein Bericht gefallen hat. Hab auch einige Zeit daran herrumgefeilt und nachrecherchiert.

Winfried, das ist kein AOM, sondern ein Newton von Orion (England). Machen gute Spiegel.

Gruß PhilippSmile
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#5
Hallo Phillip,

wieder ein super bericht. Das nächste mal machen wir ein Termin mal aus.
Falls du wieder zum Spechteln in die Haßberge fährst. Big Grin
Gruß Karsten
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GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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