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Guten Abend miteinander!
Ich darf euch meinen Versuch mit NGC 2403 vorstellen. Ihr kennt das Objekt bestimmt - es ist so eine Art M33-Ersatz am Frühlingshimmel und vielleicht die hellste Galaxie, die Charles Messier in seinen Katalog nicht aufgenommen hat.
Ich wollte sie schon seit einem Monat mal fotografieren, aber da hatte ich immer Pech mit dem Wetter. Jetzt steht sie schon vergleichsweise ungünstig und sinkt bis etwa 40° über dem Horizont herab gegen 1 Uhr morgens. Die Aufnahmen habe ich also auf 2 Nächte verteilt, vewertbar waren 2,5 Stunden Belichtungszeit (75x 120s) vom 29.04. und 30.04.
Esprit 100 ED
ZWO AM5n
ASI 2600 MC air bei Gain 150 (mittlere Stufe)
Ich habe zwei Versionen bearbeitet: Eine 10min-Anfänger-Bildbearbeitung mit
-Stacking (Siril)
-Gradientenentfernung (Graxpert)
-Entrauschen (Graxpert)
-Photometrische Farbkalibierung (Siril)
-Histogrammtransformation (Siril)
-Hintergrund entsättigen (GIMP).
Und eine zweite Version, um etwas fortgeschrittenere Bildbearbeitungsschritte kennenzulernen. Da ich auf keinen großen Erfahrungsschatz in der Bildbearbeitung zurückgreifen kann, habe ich mich ziemlich exakt an die Bearbeitungsschritte von Dennis Marso (Youtube-Kanal: "Astrofotographie aus Norddeutschland") gehalten:
-Stacking (Siril, vorgefertigte Skripte)
-Gradientenentfernung (Siril)
-Photometrische Farbkalibration (Siril)
-PSF-Generierung und Dekonvolution (Siril)
-StarNET++ Sternenentfernung (Siril)
-Starless-Bearbeitung: modifizierter GH-Stretch, bis es optisch gefällt, anschließend Sättigung hochziehen (Siril). Wechsel zu AstroDenoise 0.5.8, hier KI-Denoising mit Glättungsfaktor 0,90.
-Starmask-Bearbeitung: modifizierter Arcsin-Stretch (Siril), bis es (und solange es) optisch gefällt
Wechsel zu GIMP:
-Maskentechnik: Galaxie sättigen und schärfen, Hintergrund entsättigen.
-Sternenbearbeitung: Sterne etwas verkleinern
-Fusion und finale Festlegung des Schwarzpunktes
Die Galaxie ist hart an der Grenze und wirkt beinahe ausgebrannt, die hab ich wohl zu hoch gezogen. Und sie sieht ein wenig artefaktbeladen aus, was ich auf das KI-Tool AstroDenoise zurückführen möchte.
Alle diese Schritte zu lernen, empfand ich bei allem Spaß mitunter als brutal hart und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber: jedesmal kommt was anderes raus, auch wenn ich gefühlt bei allen wiederholten Bearbeitungsversuchen immer das gleiche mache. Kleinste Nuancen haben eine große Wirkung, was mich teilweise ziemlich frustriert hat.
Spart nicht an Kritik, ich hab noch viel zu lernen! Ich bin gespannt auf eure Meinungen und freue mich über Tipps und Verbesserungsvorschläge - also: Feuer frei!
LG
Philipp
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Philipp R. (03.05.2025)
Hallo Philipp,
erst mal Glückwunsch zum kompletten Abschluss eines Bildprojektes!
NGC2403 ist erstmal von der Ausdehnung vielversprechend für kurze Brennweite, anderseits ist es sozusagen ein "Weberknecht" unter den Galaxien.
Winziger, dicht gepackter Kern und viele feine Galaxienarme. Eine echte Herausforderung als Projekt
Zunächst habe ich den Text gelesen, was so Alles gemacht wurde. Beim Betrachten des zweiten Bildes war so der erste Eindruck - weichgespült.
Das erste Bild bringt die Arme besser hervor.
Ich denke, die Sterne könnten weniger stark gestreckt werden und vielleicht mit anderen Streckungsmethoden "härter" erscheinen. Beim Entrauschen muss man eben viele Versuche machen, bis es insgesamt stimmig wirkt. Jedes Bild ist Anders und Ja, oft steckt man beim Bearbeiten in einem Hamsterkäfig. Wenn dann im wesentlichen die Schritte nur Anders, aber doch gleichartig sind, geht es immer in die gleiche Richtung.
Ganz entscheidend ist das Stecken und die Farbsättigung. Hierauf würde ich mich konzentrieren und verschiedene Versuche machen.
CS
Ralf
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Philipp R. (03.05.2025)
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Philipp R. (03.05.2025)
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Christoph (04.05.2025), Florian B. (06.05.2025)
(03.05.2025, 09:12)Ralf schrieb: Beim Betrachten des zweiten Bildes war so der erste Eindruck - weichgespült.
Das erste Bild bringt die Arme besser hervor.
Ich denke, die Sterne könnten weniger stark gestreckt werden und vielleicht mit anderen Streckungsmethoden "härter" erscheinen. Beim Entrauschen muss man eben viele Versuche machen, bis es insgesamt stimmig wirkt. Jedes Bild ist Anders und Ja, oft steckt man beim Bearbeiten in einem Hamsterkäfig. Wenn dann im wesentlichen die Schritte nur Anders, aber doch gleichartig sind, geht es immer in die gleiche Richtung.
Ganz entscheidend ist das Stecken und die Farbsättigung. Hierauf würde ich mich konzentrieren und verschiedene Versuche machen.
Hallo Ralf,
danke für dein Feedback. Das Bild entspricht defintiv auch nicht meinen Idealvorstellungen und mit deiner Einschätzung, es wirke "weichgespült", hast du das richtige Wort für mein unbestimmtes Gefühl gefunden. Saublöd: die eigenen mangelhaften Fertigkeiten lassen es nicht zu, die eigenen Idealvorstellungen zu erreichen. Man will Mozart spielen, hat aber grade erst Maultrommel gelernt...
Ich tue mir schwer damit, beim Strecken in den hellen Bereichen nicht zu viel Struktur zu verlieren und in den schwächeren Bereichen nicht zu viel Rauschen zu verstärken. Ich hab mich auch schon gefragt, ob mein Signal-Rausch-Verhältnis im Stack insgesamt schon zu schlecht ist, ich mit 2,5 Stunden zu wenig Daten habe und/oder die Galaxie vielleicht tatsächlich schon zu tief stand. Aber die Galaxienarme sind auch bei anderen Fotografen recht schwach, da habe ich vielleicht sowieso wenig Chancen mit meinen 10cm.
Der weichgespülte Aspekt kam definitv zu einem Großteil aus der AstroDenoise-Software: egal zu welcher Entrauschungsstärke, stets vorhanden! Wenn ich mit GraXpert entrausche, ist es nicht so flächig-verschwommen.
Um meinen guten Willen zu demonstrieren, habe ich noch einen Bearbeitungsversuch gemacht mit ganz vorsichtigem Strecken mit weit links liegendem Lichterschutzpunkt, vorsichtiger Sättigung und sehr dezenter Entrauschung, um die Spiralarme nicht zu verlieren oder in Artefakten absaufen zu lassen.
Leider blieb diese Version insgesamt noch vergleichsweise verrauscht.
Was meinst du? Kommt das schon eher hin?
Liebe Grüße
Philipp
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Christoph (04.05.2025), Florian B. (06.05.2025)
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Hallo Philipp,
also, die feinen Galaxienarme kommen nun eindeutig besser daher
Die Sterndarstellung, die Farbgebung und das Rauschen passt noch nicht zu einem harmonischen Gesamteindruck.
Allerdings kenne ich den Datensatz nicht. Neben der Gesamtbelichtungszeit zählt insbesondere die Qualität der Luft in der Aufnahmenacht. Hohe Cirren wirken auf den Kontrast und dann helfen auch mehr Daten nicht. Ansonsten sind mehr Daten natürlich hilfreich.
Die Bearbeitung ist ein Entwicklungsprozess. Da muss man mit sich Geduld haben. Am Anfang weiß man zunächst nicht, was die Daten hergeben. Mir passiert es häufig, dass die Daten unter Wert "verkauft" werden. Es gibt aber auch Datensätze wie z.B. den M101 vom FKG O,5m CDK, welcher eher schöner aussieht, wenn weniger gestreckt und weniger Farbe verwendet wird. Bei manchen Bilder ist dann ein Schritt zurück besser, weil eben nicht mehr brauchbares Signal vorhanden ist.
Die bereits bearbeiteten Daten vom FKG habe ich immer wieder hergenommen und neue Versionen erstellt. Bei einem Bild kommt eine neue Idee oder die Verwendung eines neuen Tools hinzu, was dann auch hilfreich für die anderen Bilder ist.
Zwischenzeitlich die Ergebnisse von anderen Fotografen ansehen und aussuchen was gefällt. Dann überlegen, wie das Bild in die gewünschte Richtung gebracht werden kann. Keine Lösung - liegen lassen, bis sich eine Lösung ergibt.
Mein Motto:
Ein Hobby, das nicht wehtut, ist keines!
Gruß Ralf
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Philipp R. (04.05.2025)
Hallo Philipp,
in Ralf hast Du einen besten Begleiter.
Insgesamt wirkt das letzte Bildergebnis wesentlich besser als die Anfänge.
Gut 100 mm Öffnung für die Galaxie ist nicht so viel, aber es sollte doch mehr auf der Festplatte ankommen in der Belichtungszeit, die Du investiert hast.
Mich wundert vor allem das Rauschen und die großen Sterne. Vielleicht war das Seeing auch schlecht und dann ist da wenig zu holen.
Ich würde es in jedem Falle weiter mit den Daten probieren!
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Philipp R. (04.05.2025)
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Philipp R. (04.05.2025)
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Lieber Ralf, lieber Christoph
danke für Eure Unterstützung und die aufmunternden Worte!!
Ich habe ein paar Änderungen vorgenommen, um weniger Rauschen zu erhalten:
- kein Drizzlen
- GraXpert-Entrauschung VOR Sternenentfernung
Im neuen Siril 1.4 gibt es jetzt die Spektrofotometrische Farbkalibrierung, die auch ein Profil für die ASI 2600 MC enthält. Dadurch wird es deutlich blauer und trifft meinen Geschmack viel besser.
Ansonsten habe ich beim Strecken konsequent den Lichterschutzpunkt vergleichsweise aggressiv nach unten gezogen (meistens so bei 0,7), sogar beim Initialstretch. Die übrigen Bearbeitungsschritte waren so gut wie identisch zu meinem ersten Post.
@Christoph: ich gehe davon aus, dass man das auch an den mitausgespuckten Qualitätsdaten während des Stackings erkennen kann, oder?
Obwohl die Rundheit meiner Sterne zwischen 0.91 und 0.97 war (was glaube ich gut ist), hatte ich große Schwankungsbreiten bei der FWHM der Referenzsterne, nämlich im Schnitt zwischen 3.7'' und 5.7''
Ich habe ehrlichgesagt keine Ahnung, was das jetzt in meinem Fall bedeutet. Theoretisch ist in meinem Setup ein Pixel ohne Drizzeln 1,3'' groß. Kann man daraus ableiten, dass das Seeing in den beiden Nächten schlecht war?
@Ralf: Ja, du kennst ja mittlerweile meine Ungeduld...  Ich gelobe Besserung! Ein Hobby, das wehtut, kann ja auch zu Bescheidenheit und ein wenig mehr Selbstironie führen.
Und das mit dem Liegenlassen ist ein hervorragende Idee - bin nämlich kurz davor, mich festzufressen.
Liebe Grüße und nochmal: Dankel!
Philipp
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Philipp R. (05.05.2025)
Hallo Philipp;
der unterschied vom ersten Bild zu jetzt ist schon enorm!
Astronomische Grüße
Ulf
Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Philipp R. (05.05.2025)
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Philipp R. (05.05.2025)
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Philipp R. (05.05.2025)
Hallo Philipp,
Ulf hat recht! Die letzte Version ist deutlich besser.
Farblich würde ich von der Galaxie eine Mischung machen.
Das ist zwar nicht kalibriert, aber sieht vielleicht schöner aus.
Man muss ja nicht gleich deutlich unter 2" haben, wie es bei Ralf schon passieren kann, aber eine FWHM jenseits von 3,5" ist nicht wirklich gut.
Wahrscheinlich ist aus den Daten nicht viel mehr zu holen und Du bist schon recht gut unterwegs mit der Bearbeitung!
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Philipp R. (05.05.2025)
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Philipp R. (05.05.2025)
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Hallo Philipp,
ich antworte auf Deine Frage, auch wenn Sie an Christoph gerichtet war:
Das Kernbild, also der Beugungsscheibendurchmesser berechnet sich wie folgt:
2,44 x Lamda x Blende
Für die Farbe Grün wäre das
2,44 x 0,546µm x 5,5 = 7,33µm Durchmesser
Der Pixeldurchmesser Deiner Kamera liegt bei 3,76µm
Im Idealfall ohne optische Fehler und ohne Seeing sollte sich das Licht auf 2x2 Pixel verteilen. ggf. auch 9 Pixel, mit dem Helligkeitsmaximum in der Mitte.
Entsprechend unterschiedlich wird das Auswerteprogramm die FWHM berechnen, aber unter 2,6" wird es nicht kommen.
Ist das Seeing besser, was bei mir häufig der Fall ist, wäre die Kombination in der Aufllösung begrenzt durch die Öffnung
Ist das Seeing schlechter als 2,6" FWHM, so bestimmt die Luftunruhe die Auflösung. Optimalen Scharfpunkt vorausgesetzt.
Bei den Auswertungen der Daten vom 0,5m CDK lagen die besten Werte bei 1,5", die schlechtesten Aufnahmen bei 5" FWHM.
Daraus würde ich folgern, dass die Rohdaten eher unterdurchschnittliche Qualität bei Deinen Aufnahmen zeigen.
CS
Ralf
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