18.06.2025, 16:28
Hallo Interessierte,
in eigener Sache möchte ich auf die baldige Verfügbarkeit von Fluorit-Apochromaten und einem SD-Apochromat aus unser Astro-Optik-Manufaktur hinweisen.
https://www.astro-theke.de/astro-optik-m.../produkte/
Die Rubrik Produkte stand lange Zeit leer. Die Objektive sind Mitte Juli bei mir und deswegen Zeit etwas aus dem "Nähkästchen" zu erzählen.
Warum dauert es so lange, bis solche Objektive fertiggestellt werden?
Erstmal muss man den zeitlichen Freiraum haben, weil wenn mit so einer Arbeit begonnen wird, sollte Sie auch durchgezogen werden. Es beginnt mit der optischen Rechnung und damit auch der Auswahl der Gläser. Geeignete Partnergläser müssen gefunden werden. Solche optischen Gläser bezieht man im Großhandel bzw. unterhalten große Firmen auch Vertretungen, mit dem denen man in Kontakt treten kann.
In dem Fall FLT175/1500 wurde erstmalig eine Kombination von zwei Lieferanten genutzt. Schott und OHARA, während das Fluorit als Kristall nicht zu den Gläsern zählt. Fluorit kann durchaus auch von OHARA bezogen werden. Es gibt aber Lieferanten auch aus Deutschland oder Russland. Calcium Fluorit ist ein Kristall und da möchte man meinen, es gibt nur eine Qualität zu kaufen. Leider falsch, es gibt hier durchaus Unterschiede wie Polykristalin oder Monokristalin. Selbst beim Monokristalinen Fluorit können unterschiedliche Qualitäten bezogen werden. Hauptabnehmer der Kristalle ist die Lithografie für Mikrochips, also nicht astronomische Geräte. Je nach Konjunktur kommt man unterschiedlich gut und teuer an das Material.
Die letzte Anfrage für 210mm Fluorit Rohlinge brachte einen fünfstelligen Betrag ein, bei sofortiger Zahlung und Lieferzeit von einem Jahr!
Besser ist es bei den Gläsern, die erst bezahlt werden müssen, wenn geliefert wird. Allerdings ist die Lieferzeit bei solch großen Gläser auch ein Jahr. Dann erst erhält man auch die tatsächlichen Schmelzdaten.
Nun ist der Optikrechner wieder gefragt. Er optimiert mit den realen Schmelzdaten das Objektiv und dann erst ergeben sich die Radien.
Die Radien werden zunächst geschliffen, was eine durchaus grobe Angelegenheit ist. Laut und mit viel Abrieb, aber dennoch muss bereits hier sehr genau gearbeitet werden.
Auch der Rand wird bearbeitet, rundiert und auf das gewüschte Maß gebracht. Empfindliches Glas sollte nur bei warmen Temperaturen bearbeitet werden, weil die Bruchgefahr geringer ist. Man denke an die Kosten und ein Jahr Lieferzeit
Bei nachfolgenden Läppen geht es schon genau zu. Die Radien müssen exakt gemessen und die Werte eingehalten werden.
Es wird nun vom Matten ins Durchsichtige gearbeitet, sprich Vorpoliert. Dafür braucht es Prüfgläser, die auf die jeweiligen Radien passen.
Zweite Stufe Polieren mit noch höherer Qualität.
Bei einem Triplet sind das sechs Flächen, die bearbeitet werden wollen! So 10 Stunden pro Fläche sind bereits fürs erste Polieren angesagt.
Nun kann das Objektiv gefügt und dann bereits angesehen werden. Das ist der spannende Augenblick, was nun tatsächlich entstanden ist. Die Farbkorrektur ist nun wie sie ist, daran kann nichts mehr geändert werden. Die Sternfigur ist aber noch lange nicht perfekt und es geht nun um die sphärische Korrektur.
Das Schlagwort lautet Polierkorrigieren. Mit kleinem Werkzeug wird die Eingangsfläche retouschiert, bzw. auch asphärisiert (ist auch so berechnet), um ein sphärisch möglichst gutes Objektiv zu erhalten. Das lässt sich heute interferometrisch prüfen, aber für einen erfahrenen Optikmeister tut es auch die Messerschneide.
Das geht in vielen Gängen solange, bis an der Schneide keine Verbesserung mehr erkennbar ist.
Fertig? Nein - noch nicht.
Es wird nun zerlegt und gereinigt. Die Gläser erhält nun die Beschichtungsfirma zum Vergüten. Dort wird extrem sauber gereinigt und die Schichten werden nach jeder Glassorte berechnet und aufgebracht.
Danach verpacken und es geht dann wieder an den Optiker. ( An dem Punkt sind wir gerade )
Dann endgültig fügen und erneut durchsehen. Immer wieder muss der Ölüberschuss abgewischt werden, bis das Objektiv stabil ist und sich nicht mehr ändert. Die Einbaulage der Gläser zueinander ist sehr wichtig und wird durch Drehen der Einzelgläser optimiert. Die Gläser liegen also nicht beliebig in der Fassung, sondern gezielt und werden in der Endstellung auch markiert.
Jetzt ist es Zeit für die Messung am Interferometer. Jedes Objektiv wurde bereits vor dem Vergüten gemessen und nur wenn die gewünschte Qualität erreicht ist, geht es zum Vergüten. Wenn ein Glas unsere Qualitätsansprüche nicht erreicht, geht es wortwörtlich in die Tonne. Damit übrigens auch die geleistete Arbeit!
Nach der Messung kann das Objektiv eingebaut werden. Dort wird es mit Kollimator überprüft und zentrisch ausgerichtet. Fertig!
Man kann sagen, Jahre später
Farbreine Grüße
Ralf
in eigener Sache möchte ich auf die baldige Verfügbarkeit von Fluorit-Apochromaten und einem SD-Apochromat aus unser Astro-Optik-Manufaktur hinweisen.
https://www.astro-theke.de/astro-optik-m.../produkte/
Die Rubrik Produkte stand lange Zeit leer. Die Objektive sind Mitte Juli bei mir und deswegen Zeit etwas aus dem "Nähkästchen" zu erzählen.
Warum dauert es so lange, bis solche Objektive fertiggestellt werden?
Erstmal muss man den zeitlichen Freiraum haben, weil wenn mit so einer Arbeit begonnen wird, sollte Sie auch durchgezogen werden. Es beginnt mit der optischen Rechnung und damit auch der Auswahl der Gläser. Geeignete Partnergläser müssen gefunden werden. Solche optischen Gläser bezieht man im Großhandel bzw. unterhalten große Firmen auch Vertretungen, mit dem denen man in Kontakt treten kann.
In dem Fall FLT175/1500 wurde erstmalig eine Kombination von zwei Lieferanten genutzt. Schott und OHARA, während das Fluorit als Kristall nicht zu den Gläsern zählt. Fluorit kann durchaus auch von OHARA bezogen werden. Es gibt aber Lieferanten auch aus Deutschland oder Russland. Calcium Fluorit ist ein Kristall und da möchte man meinen, es gibt nur eine Qualität zu kaufen. Leider falsch, es gibt hier durchaus Unterschiede wie Polykristalin oder Monokristalin. Selbst beim Monokristalinen Fluorit können unterschiedliche Qualitäten bezogen werden. Hauptabnehmer der Kristalle ist die Lithografie für Mikrochips, also nicht astronomische Geräte. Je nach Konjunktur kommt man unterschiedlich gut und teuer an das Material.
Die letzte Anfrage für 210mm Fluorit Rohlinge brachte einen fünfstelligen Betrag ein, bei sofortiger Zahlung und Lieferzeit von einem Jahr!

Besser ist es bei den Gläsern, die erst bezahlt werden müssen, wenn geliefert wird. Allerdings ist die Lieferzeit bei solch großen Gläser auch ein Jahr. Dann erst erhält man auch die tatsächlichen Schmelzdaten.
Nun ist der Optikrechner wieder gefragt. Er optimiert mit den realen Schmelzdaten das Objektiv und dann erst ergeben sich die Radien.
Die Radien werden zunächst geschliffen, was eine durchaus grobe Angelegenheit ist. Laut und mit viel Abrieb, aber dennoch muss bereits hier sehr genau gearbeitet werden.
Auch der Rand wird bearbeitet, rundiert und auf das gewüschte Maß gebracht. Empfindliches Glas sollte nur bei warmen Temperaturen bearbeitet werden, weil die Bruchgefahr geringer ist. Man denke an die Kosten und ein Jahr Lieferzeit

Bei nachfolgenden Läppen geht es schon genau zu. Die Radien müssen exakt gemessen und die Werte eingehalten werden.
Es wird nun vom Matten ins Durchsichtige gearbeitet, sprich Vorpoliert. Dafür braucht es Prüfgläser, die auf die jeweiligen Radien passen.
Zweite Stufe Polieren mit noch höherer Qualität.
Bei einem Triplet sind das sechs Flächen, die bearbeitet werden wollen! So 10 Stunden pro Fläche sind bereits fürs erste Polieren angesagt.
Nun kann das Objektiv gefügt und dann bereits angesehen werden. Das ist der spannende Augenblick, was nun tatsächlich entstanden ist. Die Farbkorrektur ist nun wie sie ist, daran kann nichts mehr geändert werden. Die Sternfigur ist aber noch lange nicht perfekt und es geht nun um die sphärische Korrektur.
Das Schlagwort lautet Polierkorrigieren. Mit kleinem Werkzeug wird die Eingangsfläche retouschiert, bzw. auch asphärisiert (ist auch so berechnet), um ein sphärisch möglichst gutes Objektiv zu erhalten. Das lässt sich heute interferometrisch prüfen, aber für einen erfahrenen Optikmeister tut es auch die Messerschneide.
Das geht in vielen Gängen solange, bis an der Schneide keine Verbesserung mehr erkennbar ist.
Fertig? Nein - noch nicht.
Es wird nun zerlegt und gereinigt. Die Gläser erhält nun die Beschichtungsfirma zum Vergüten. Dort wird extrem sauber gereinigt und die Schichten werden nach jeder Glassorte berechnet und aufgebracht.
Danach verpacken und es geht dann wieder an den Optiker. ( An dem Punkt sind wir gerade )
Dann endgültig fügen und erneut durchsehen. Immer wieder muss der Ölüberschuss abgewischt werden, bis das Objektiv stabil ist und sich nicht mehr ändert. Die Einbaulage der Gläser zueinander ist sehr wichtig und wird durch Drehen der Einzelgläser optimiert. Die Gläser liegen also nicht beliebig in der Fassung, sondern gezielt und werden in der Endstellung auch markiert.
Jetzt ist es Zeit für die Messung am Interferometer. Jedes Objektiv wurde bereits vor dem Vergüten gemessen und nur wenn die gewünschte Qualität erreicht ist, geht es zum Vergüten. Wenn ein Glas unsere Qualitätsansprüche nicht erreicht, geht es wortwörtlich in die Tonne. Damit übrigens auch die geleistete Arbeit!
Nach der Messung kann das Objektiv eingebaut werden. Dort wird es mit Kollimator überprüft und zentrisch ausgerichtet. Fertig!
Man kann sagen, Jahre später

Farbreine Grüße
Ralf