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Meine tolle Beobachtungsnacht
#1
Hallo Spechtler,

heute Nacht (11. auf 12.09.2010) war ich mit einem 12 Zoll Martini Dobson draußen im Garten und habe den untergehenden Sommersternhimmel vielleicht für das letzte Mal in diesem Jahr genossen (falls das Wetter wieder dichtmachen sollte.) Meine verwendenten Okulare waren ein Baader-Planetarium Scopos Extreme 30mm, Televue Nagler Typ IV 17mm, Baader-Planetarium Genuine Ortho 9mm und Speers Waler Zoom 8 - 5mm.

Das oben erwähnte Gerät wollte mal richtig ausgetestet werden. Deshalb ist auch zu jedem Objekt die verwendeten Okulare und der visuelle Eindruck ziemlich langatmig vermerkt. In ferner Zukunft möchte ich mir ein solches Gerät zulegen / selbst bauen und was gibt es besseres als ein Muster selbst für längere Zeit studieren zu können. Mit allen Vorzügen und Eigenschaften. Mit einem so großen Newton-System muss man erst lernen richtig umzugehen. Dobson in der Größe um 12 Zoll sind mir in der Handhabung im Beobachtungsbetrieb nicht unbekannt aber ein solches System selbst komplett von Grund auf zu planen, bauen und auch kollimieren kann man aus meiner Sicht am lebenden Objekt am besten lernen.

Außerdem hat auch das Wetter seine trockene Seite gezeigt (zur Abwechslung). Im Osten war noch Hochnebel und leichte Schleier. Diese erzeugtem um Jupiter herum schöne Halos. Außerdem hat jemand wieder einen Sky-Beamer aufgebaut, der vom Südosten fast bis zum Zenit leuchtete.

Die Aufstellung des Dobson ist problemlos, bei der nötigen Kollimation gibt es aber schon erste Schwierigkeiten. Ein Justage-Laser lag dem Gerät bei, aber dieser macht die interessantesten Dinge wenn er im Okularauszug festgeklemmt ist. Genauigkeit ist etwas anderes. Die Ausrichtung mittels Laser ist aber nur die eine Seite der Medaille. Ob der Fangspiegel die richtige Einbaulage hat und nicht zu weit Richtung Hauptspiegel steht, kann er nicht anzeigen. Hierfür wäre vermutlich ein Cheshire- oder Concenter-Okular vonnöten.

Nichtsdestotrotz habe ich mit dem nicht einwandfrei kollimierten Gerät die Beobachtung aufgenommen. Vor allem die helleren Sterne zeigten aber Schweifchen. Also noch nicht optimal! Mein Freund Martin ist zu den Beobachtungen dazu gestoßen und gemeinsam begannen wir unsere Beobachtungen an M27. M27 wurde noch nicht sauber abgebildet, der Ring zwar schön erkennbar, aber nicht klar definiert. Ob dies auf die mangelnde Justage, ein noch nicht vollständig ausgekühltes Gerät, leichte Schleierwolken in der Atmosphäre oder zu diesem Zeitpunkt noch fehlenden Streulichtschutz zurückzuführen ist, kann ich nicht beurteilen.
Besser wurde es schon bei M13. Im 30er schon aufgelöst, im 17er feine Sterne bis ins Zentrum. Die Krönung war aber das 9mm. Trotz des begrenzten Feldes und des Tunnelblicks, war das Bild als genial zu bezeichnen. Die Sterne richtig fein, der Kugelsternhaufen bis zum Rand bildfeldfüllend im Okular.
Der zweite Sternhaufen im Herkules M92 war fast noch schöner als M13 anzusehen. Dort wurde ebenfalls Okular für Okular vergrößert, am Schluss aber noch das SW-Zoom verwendet. Vom Ortho zum Zoom ist ein gewaltiger Sprung, mit einem Schlag ist wieder Weltraum um das Objekt zu sehen. Bis zur Brennweite von 7mm war das Bild gut, eine weitere Vergrößerung verschlechterte das Bild zusehends.
Ein weiterer Sternhaufen, M71 im Sternbild Pfeil, sollte Martin als Aufsuchübung dienen. Das Aufsuchen ging auch recht flott, auch wenn dieser Kugelsternhaufen augenscheinlich schwächer und kleiner ist.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu M71 liegt der Hantel-Nebel M27. Im 17er und OIII sehr schön die „Sanduhr“ und „Ohren“ zu sehen. Mit dem Speers und 8mm ohne Filter auch deutlich vom Raum abgegrenzt. Hier tritt die Sanduhr etwas stärker in den Vordergrund.
Epsilon Lyra wurde das nächste Objekt im NA 17. Martin erkannte nach anfänglichen Aussagen wie: „Ja, das sind zwei Sterne!“ auch, dass es sich um zwei Doppelsterne handelt. Und weil wir gerade bei Doppelsternen waren, habe ich ihm am Himmel Albireo gezeigt, den er dann selbst mit dem Dobson suchen sollte. („Der ist ja orange und blau!“)
Einer der Höhepunkte dieser Nacht war sicherlich der Cirrus Nebel. Im 30er Scopos mit OIII war der Sturmvogel leicht auszumachen, ebenso die Knochenhand. Auch blitzten bei indirektem Sehen die Nebelgebiete zwischen den beiden Objekten auf. Gerne würde ich dieses Himmelsareal mal mit Papier und Bleistift festhalten. Ich fürchte nur, dass alleine die vielen Filamente der Nebel Stunden benötigen um sie auf das Papier zu bringen. Definitiv eines der schönsten Objekte am Himmel. Das war das letzte Objekt, das auch Martin beobachten konnte, da er von seiner Freundin nicht mehr Ausgang bekommen hat. Es hat ihn aber wieder einmal sichtlich beeindruckt.
Ja der Blinkende Planetarische Nebel, NGC2826 ist natürlich auch nicht weit vom Cirrus entfernt und der OIII war schnell am 17er dran. Er war auch gleich gefunden, trotzdem war ich mir lange unsicher und habe mir noch ein paar neue Aufsuchanläufe gegönnt. Dieser PN ist so ein Objekt, das mich fast kirre macht. Direkt sieht man nur den Stern, und indirekt den Nebel um den Stern. Da aber der Nebel relativ winzig ist, kann man auch meinen, dass das Okular etwas angelaufen ist und dadurch der Stern ein Halo erzeugt. Gerne hätte ich da bei jemandem anderen mal verglichen.
Ein eher unscheinbarer Vertreter der Kugelsternhaufen, M56, war schnell gefunden und wurde im Nagler teilweise aufgelöst. Da das Ortho diese Nacht an KS schon einige Male gewinnbringend eingesetzt werden konnte, habe ich auch hier damit drauf gehalten. Das Ergebnis war, dass der Sternhaufen voll aufgelöst war aber weiterhin unauffällig blieb.
Mit dem 30er Scopos und OIII Filter ging es zum Nordamerikanebel. Da ich mit diesem Okular schon 50-fache Vergrößerung erreiche, kann ich natürlich keinesfalls den ganzen Nebel auf einmal sehen. Die typische „Landzunge“ war äußerst gut zu sehen, ein richtiges umfahren des riesigen Nebelgebietes misslang, da der Nebel ziemlich sanft ausläuft und man so keinen richtigen Umriss zum Orientieren hat. Der benachbarte Pelikannebel war leicht angedeutet (zumindest denke ich, dass das zum Pelikannebel gehörte).
Ein weiteres sehr ausgedehntes und schwaches Nebelgebiet ist IC1396. Auch dort ist die erreichte Vergrößerung schon viel zu hoch und lässt den vorhandenen offenen Sternhaufen schon als zusammenhanglose Sterngruppe erscheinen. Das Nebelgebiet war allenfalls andeutungsweise indirekt sichtbar (leichte Helligkeitsschwankungen im dunklen Hintergrund). Den benachbarten Granatstern habe ich leider vergessen anzufahren, obwohl ich den noch nie im Teleskop beobachtet habe.
Einen Schwenk weiter zur Cassiopeia brachte mich zum NGC281. Also die Spielfigur „Pacman“ verbinde ich nicht mit diesem Nebel, auch wenn er diesen Beinamen trägt. Angestrengt versuchte ich trotzdem wenigstens einen Anhalt für diese Bezeichnung zu finden. Dies war nicht von Erfolg gekrönt.
H und Chi diente zur Entspannung der zuletzt stark beanspruchten Augen. Den Versuch die einzelnen Sterne zu zählen habe ich unterlassen.

Nun machte ich mich daran den Kometen 103P/Hartley aufzufinden. Dazu hatte ich nur die grobe Übersichtskarte halbwegs im Kopf, die ich einen Tag zuvor in der SuW gesehen hatte. Dementsprechend groß war das abzusuchende Gebiet. Nach einigen Minuten hatte ich dann ein diffuses, leicht ovales Objekt mit zentraler Aufhellung. Zunächst dachte ich, dass ich hier über eine Galaxie gestolpert bin und suchte auch im Karkoschka nach, was dieses Himmelsareal zu bieten hat. Dort stieß ich nur auf NGC7662, dem Blauen Schneeball. Um jedwede Verwechslung auszuschließen habe ich den PN aufgesucht, selbst im 17er Nagler ein recht kleines Objekt. Mit dem Speers Zoom ohne Filter konnte ich dann mal hoch vergrößern und fand, dass der Rand ähnlich gewellt wie eine Fächerscheibe war. Ein kleines aber feines Objekt mit hoher Flächenhelligkeit. Aber nun zurück zum Kometen. Gefunden war er schnell wieder, stand er doch recht nahe an ο Andromeda. Auch im zweiten Anlauf offenbarte der Komet nicht mehr Details als beim ersten Mal. Es bleibt abzuwarten, ob der Komet im Laufe der nächsten Wochen heller wird. In der ersten Nachthälfte wird er weiterhin hoch, fast im Zenit stehen.

Letztes Objekt dieses Abends sollte wohl Jupiter werden. Die Helligkeit, die von unserem großen Bruder ausgeht vernichtet jegliche Dunkeladaption. Jupiters Wolkenband stach natürlich hervor, aber ganz 100%ig war er nicht scharf. Es war somit erschwert die anderen schmalen Bänder richtig auszumachen. Am besten gelang dies, als ich mit dem Auge etwas weiter weg vom Okular war, als der eigentliche Augenabstand zulässt. Verwendet wurde das SW bis max. 7mm. Da eine Zeichnung mehr als tausend Worte sagt, habe ich wieder Mal zum Bleistift gegriffen.

[Bild: Jupiter20100912_1.gif]
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#2
Hi Florian,

toller Bericht! Du hast sehr ausführlich berichtet. Wie du schreibst ist der persönliche Eindruck sehr wichtig. Ich halte meine Beobachtungen deswegen auch immer fest, um später vergleichen zu können.

Bei uns war das Seeing wirklich gut. Stellenweise waren am Jupiter feinste Linien und helle Stellen im Äquatorialband zu sehen.

Deine Zeichnung ist trotzdem fein geworden!

Ein Selbstbaudobson ist bestimmt eine tolle Sache. Wenn man dann mit seinem Gerät zufrieden den Himmel abgrast ist das bestimmt ein erhabenes Gefühl.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Florian,
ausführlicher Bericht aus dem ich einerseits Begeisterung, anderseits auch viel Erfahrung in der Bewertung des Gesehen lesen kann.

Der Komet war mir nicht bekannt, bin da nicht auf dem Laufenden, aber offenbar habe ich nicht viel verpasst.

Viele Grüße
Ralf
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#4
Hallo Uwe, hallo Ralf,

danke für Eure Rückmeldungen. Früher oder später werde ich das neue Gerät mal mitnehmen zu gemeinsamen Beobachtungen oder Teleskoptreffen. Ich möchte aber erst mit dem Dobson noch vertrauter werden, noch viel mehr Erfahrungen sammeln und die ein oder andere Einschränkung beseitigen.

Den Kometen möchte ich noch etwas verfolgen, vorrausgesetzt, das Wetter und die Mondphase lassen dies zu. Bin mal gespannt, wie der sich entwickelt. Viele Fotos von Hartley habe ich auch noch nicht gesehen obwohl er doch eigentlich ziemlich gut stehen sollte.
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