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Test TAL 250K versus Meade 10" ACF
#1
Freunde der Teleskoptechnik,

hier eine kleine Zusammenfassung unseres gestrigen Tests. Uwe hat dankenswerterweise sein 10" Meade ACF zu Ralf gebracht, der sein TAL 250K frisch vom Optiker kollimiert, ebenfalls auf eine Vixen SXD / Berlebach aufgebaut hat. Da Jörg, der ebenfalls mit von der Partie war und ich die beiden "neutralen" bei diesem Test waren, haben wir gesten ausgemacht, daß einer von uns den Bericht schreibt, also fange ich mal an....

1. Wega
Begonnen haben wir, nachdem sich die zähe Bewölkung endlich gegen halb neun langsam verflüchtigt hat, ganz klassisch mit einem hellen Stern, um die Abbildung und Schärfe zu vergleichen. Im TAL steht die Wega brilliant und sehr fein, allerdings beschränkt uns das mäßige Seeing bei der Maximalvergrößerung. Trotz der drei gebogenen, mit ca. 2mm relativ dicken Fangspiegelstreben, sieht man keinerlei Spikes. Wenn man unscharf stellt, erscheinen die drei Streben als leichter Schatten im Sternscheibchen. Nach meinem Eindruck sieht man im Fokus um den hellen Stern herum einen nicht unerheblichen Halo leuchten. Vielleicht ist das auf die Fangspiegelstreben zurückzuführen? Bei den später beschriebenen dunkleren Objekten ist dieser Halo nicht mehr wahrzunehmen. Dann der 10" ACF im Vergleich, bei entsprechendem Okular, um die gleiche Vergrößerung zu haben, denn die Brennweiten der beiden Teleskope ist unterschiedlich (Tal 250K : 2130mm, 10" ACF offiziell 2500mm, gemessen ca. 2700mm, wenn ich mich recht erinnere). Zunächst fällt das hellere, weissere Bild des ACF auf, was laut Ralf wohl auf eine bessere Reflexion der Verspiegelung beim ACF zurückzuführen ist. Der Stern selbst ist etwas größer und nicht ganz so Nadelfein abgebildet wie beim TAL. Der Unterschied ist aber nicht gravierend.

2. Epsilon Lyrae
Gleich in der Nähe der Parade Doppel-Doppelstern um die Auflösung zu testen. In beiden Instrumenten wie zu erwarten tadellos mit dunklem Zwischenraum getrennt. Uwe hatte den Eindruck, daß im TAL der Farb- und Helligkeitsunterschied der Komponenten etwas deutlicher herauskommt. Man musste aber mehrmals zwischen den beiden Teleskopen hin und hergehen, um überhaupt einen Unterschied - ausser der größeren Helligkeit des Bildes beim 10" ACF, zu bemerken.

3. h und chi Persei
Bei niedriger Vergrößerung mit dem Nagler Okular, stehen noch beide offenen Sternhaufen im Gesichtsfeld des TAL. Die Abbildung kam uns dabei eher "refraktormäßiger" vor als im ACF, da die Sterne sehr fein und scharf abgebildet sind. Dagegen sieht man im ACF den schwächsten Stern des Diadems deutlicher, da auch hier wieder das hellere Bild vorlag. Durch die längere Brennweite des ACF sind nicht mehr beide Sternhaufen im Bild. Ein eigenarteger Effekt konnte bei der Verwendung des 21mm Ethos beobachtet werden. Im ACF liefert deses Okular eine scharfe, brilliante Abbildung bis zum äußersten Bildrand. Beim TAL dagegen bemerkt an bei scharfer Bildmitte eine Unschärfe am Bildrand, die durch geringes Nachfokussieren behoben werden kann. Allerdings ist dann die Bildmitte leicht unscharf. Anscheinend ist das Okular für leicht gekrümmte Fokalebenen optimiert. Beim TAL soll die Fokusebene ja konstruktionsbedingt schon plan sein, was noch fotografisch nachgewiesen werden müsste. Bei allen Okularen mit kürzerer Brennweite spielte dieser Effekt keine Rolle mehr.

4. Deep sky: M31 und NGC 891
Jetzt - ich will es vorwegnehmen - schlug die Stude des ACF. Beim Andromedanebel, der wie zu erwarten mehr als formatfüllend im Okular stand, zeigten sich die Staubbänder im ACF deutlicher und schwärzer vor dem Hintergrund der Galaxie. Hier hilft anscheinend das hellere Bild und ein etwas höherer Kontrast. Noch deutlicher wurde der Unterschied bei der schwächeren und kleineren edge-on Galaxie NGC 891, von der uns Stefan ein tolles Bild erst neulich ins Forum gestellt hat. Im TAL erkennt man die schmale längliche Galaxie, aber kein zentrales Staubband. Im ACF dagegen erscheint das Staubband, das die Galaxie der Länge nach in zwei Teile trennt! (Uwe triumphiert: Was für ein tolles Gerät :-))

5. Herausforderung Jupiter
Beide Teleskope wurden jetzt von Ralf mit Bino-Ansätzen versehen. Auch beim TAL kommt man mit Glaswegkorrektor und Zenitprisma noch in den Fokus. Der Schattendurchgang von Europa war das gestrige Highlight bei der Jupiterbeobachtung. Nach langem hin- und herlaufen zwischen beiden Teleskopen komme ich zu dem Schluss: kein Unterschied! Bei beiden ist der Schatten von Europa in den kurzen Momenten guter Sicht als gestochen scharfer schwarzer Nadelstich in der Jupiterscheibe zu erkennen. Auch feine Abstufungen in der Färbung der Wolkenbänder ist bei beiden Instrumenten gleich schön und deutlich zu sehen.

Fazit: Die beiden Teleskope sind sich ähnlicher als ich es auf Grund der verschiedenen optischen Systeme erwartet habe. Der größte Unterschied besteht im helleren Bild beim ACF, was wohl auf eine bessere Verspiegelung zurückzuführen ist. Durch das plane Bildfeld und die etwas feinere Sternabbildung erscheint mir das TAL eher als das für die Fotografie geeignetere Teleskop, während das ACF visuell durch die Helligkeit und den etwas höheren Kontrast überzeugt. Wie gesagt sind die Unterschiede aber eher klein. Ob das einen Preisunterschied von ca. 700,- Euro laut Liste rechtfertigt, muss natürlich jeder für sich und nach seinem Beobachtungs-Schwerpunkt entscheiden. Zu erwähnen bleibt noch, das das TAL keine Taukappe benötigt und daher weniger windanfällig ist und die Hebelwirkung an der Montierung dadurch auch geringer ausfällt. Da die Russen vermutlich zersägte Mittelstreckenraketen als Rohrmaterial benutzen, ist das TAL schwerer als das ACF, was allerdings durch die beim ACF benötigte Taukappe fast wieder aufgewogen wird.

Insgesamt war es ein wahnsinnig interessanter Beobachtungsabend und ich danke nochmals Ralf und Uwe für die Bereitstellung der Teleskope!

viele Grüße aus Wü

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#2
Hallo Frank,

danke, dass Du die Zusammenfasung des gestrigen Abends übernommen hast. So ausführlich und detailliert hätte ich das wohl nicht hinbekommen. Smile
Da wir die einzelnen Punkte ja alls so empfunden haben ist Deinem Bericht auch nichts weiteres mehr hinzuzufügen.

Wenn es bei mir jetzt um einen Kauf gehen würde wäre der Meade meine Wahl für das Visuelle. Fotografisch müsste man den Tal ja erstmal bewerten um dann zu schauen, ob er dort seine Stärken hat bzw. es in der Preisregion nichts vergleichbares gibt.

Gruß Jörg
Du bist deine eigene Grenze. Erhebe dich darüber.
von Hafes, pers. Lyriker (1319-1389)
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#3
Hallo Frank,
jetzt schreiben wir in zwei Threads zum gleichen Thema.
Inhaltlich zeigt sich wie Jörg schon sagte sehr große Übereinstimmung.

Ohne den direkten Vergleich wäre der Punkt mit der Helligkeit nicht aufgefallen.
Genau der Punkt mit der Helligkeit und folglich auch dem Kontrast wird in Foren, Berichten und auch der Werbung meiner Meinung nach viel zu wenig beachtet.

Ich hatte meinem 14" RC damals mit einer klassichen Beschichtung Made in Germany bei der Hamburger Sternwarte beschichten lassen und die Frontscheibe war und ist ohne Vergütung. Mit der zentralen Obstruktion kommt dann hinten nur ca. die Hälfte an. ( Nun mit Silber beschichtet) Ein 14" ACF war z.B. am Mond schon deutlich sichtbar heller und an den Spiralarmen von M51 habe ich mir damit lange Jahre die Augen wund gesehen, ohne zu erkennen.
Beim 16" ACF bei wirklicher guter Durchsicht springen den Betrachter die Arme und auch die Dunkelwolken dazwischen richtig an. Bei schlechterer Durchsicht macht dann Würzburgs Streulicht das Fenster zu.

Mal sehen was Christian und Michael so mit der Zeit schreiben, wenn Sie Beobachtungen mit Gandalf und damit zwei hochreflektierenden Spiegeln vornehmen. Hier sollte der Unterschied ungefähr genauso groß wie zwischen dem TAL und dem ACF sein, wobei es ein 13" ACF zum Vergleich nicht gibt.

Was mich sehr interessieren würde ist nicht Alleine die Helligkeit die etwa einem 14" ACF entspricht, sondern wie sich der Kontrast auswirkt.

Clear Sky
Ralf
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#4
Hallo Frank,

Deinen Bericht sehe ich erst jetzt.
Sehr gut beschrieben. Es war wohl nicht leicht, die Unterschiede zwischen diesen beiden Geräten herauszuarbeiten.
Da der Tal ja soweit ich weiß aus Novosibirsk stammt, gehe ich wohl davon aus, daß Du beim Preisunterschied meinst, der Tal sei das preiswertere Gerät, ist das richtig?
Wäre es ein Intes, dann würde ich es andersherum sehen, aber ich kenne weder den Preis des einen noch des anderen.

Nachdem ich ja nun wieder Platz auf der neuen Montierung habe, bin ich ernsthaft am Überlegen, mir wieder einen SC/ACF zu kaufen. Einziges Manko: Wer wird nun ab Juni Meade in Deutschland vertreten, da Bresser den Vertrag gekündigt hat oder gekündigt bekam...

Gruß
Winfried

Nochmal...

habe gerade die beiden Berichte von Ralf und Frank verglichen. Dabei ist mir folgendes aufgefallen:

Ralf: Auffälliger war das mit dem Ethos 21mm entweder die Bildmitte perfekt scharf gestellt werden konnte oder aber auch der Rand aber nie beides zusammen. Ich schließe daraus eine ordentliche Bildfeldkrümmung die auch mit einem Astigmatismus einhergeht was das Gerät für Fotografie weniger geeignet macht.

Frank: (beruht ebanfalls auf dem 21mm Ethos)
Beim TAL dagegen bemerkt an bei scharfer Bildmitte eine Unschärfe am Bildrand, die durch geringes Nachfokussieren behoben werden kann. Allerdings ist dann die Bildmitte leicht unscharf. Anscheinend ist das Okular für leicht gekrümmte Fokalebenen optimiert. Beim TAL soll die Fokusebene ja konstruktionsbedingt schon plan sein, was noch fotografisch nachgewiesen werden müsste

Sind das Gegensätze oder habe ich da was falsch verstanden?

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo Winfried,
ich antworte auf den Post auch wenn Du eingangs an Frank schreibst.

Frank und ich beschrieben den gleichen Sachverhalt mit anderen Worten.

Mit etwas mehr Beobachtungserfahrung kann ich sagen dass mein TAL sich speziell mit Ethos Okularen so benimmt wie ein lichtstarker Refraktor.
Vom Verhalten in der Schärfe über das Feld ungefähr so wie der APQ 100/640; deutlich besser wie ein LOMO 80/480 aber in dem Punkt schlechter wie ein ACF der auch etwas Bildfeldkrümmung hat.

Üblicherweise stellt man auf die Bildmitte scharf; in der Position ist die Mitte Scharf, der Sterne am Rand jedoch nicht wirklich scharf. Durch nachfokussieren können Randsterne scharf werden bei gleichzeitig nachlassender Schärfe in der Mitte.

Interessanterweise ist die Schärfeleistung über das Feld mit normalen Weitwinkelokularen wie Tele Vue Panoptic oder Delos unauffällig.

Clear sky
Ralf
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#6
Hallo Ralf,

nochmal zur Verdeutlichung, ich meinte speziell das Fettgedruckte. Bedeutet das, daß ein ebenes, also planes Feld besser für die Fotografie geeignet ist?
Eigentlich benötigt eine Kamera ja für die Randstrahlen einen anderen Fokusweg als im Zentrum, ergo wäre da ein leicht (entsprechend) gekrümmtes Feld doch besser, oder rede ich mir da etwas falsches ein?

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#7
Hallo Winfried,

du hast schon Recht, das was Ralf und ich geschrieben haben ist ein Widerspruch. Uns, bzw. mir war nicht klar ob die Bildfeldkrümmung des Okulars oder des Teleskops stärker ist. Vielleicht kann hier Andreas-TAL etwas dazu beitragen.
Für die Photographie mit planem CCD-Chip sollte auf jeden Fall eine ebenfalls plane Fokusebene des Teleskops wichtig sein.

CSCS!

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#8
Hallo Frank,

danke für die Antwort. Bin mal auf die Aussagen unserer Spezialisten gespannt. Ansich nimmt man ja meist oder fast immer einen Korrektor bei der Fotografie, so daß ich denke, die Optiken sind erst einmal für das Visuelle ausgelegt und damit auch auf die Art und Weise, wie Okulare abbilden.

Aber "abbilden": vielleicht "bilde ich mir da was ein"

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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