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Mondfinsternis 2015
#9
So, dann fasse ich mal (damit mir die Mondfinsternis viel präsenter im Gedächtnis bleibt) meine Beobachtungsnacht etwas ausführlicher zusammen.
Begonnen hat alles mit einen ziemlichen hin und her in den Wetterprognosen. Zunächst war wunderbar klares Wetter gemeldet, dann zogen urplötzlich von Osten kommend dichte Wolkenfelder heran und bei Sonnenuntergang hatten wir 80 % Bewölkung, die sich aber in den nächsten eineinhalb Stunden wieder vollkommen auflöste.

Die Satellitenbilder zeigten im Osten eine dichte Wolkendecke, die sich aber je weiter westlich sie durch Bayern zog langsam ausdünnten. Es sah gut aus.

Mir war aber klar dass ich mein großes Equipment nicht im Garten aufbauen würde, sondern ich erinnerte mich an die Sonnenfinsternis im Frühjahr wo mein kleiner TAL-Alkor wunderbare Sonnenbilder fabrizierte und die Schüler sie sogar noch mit ihren Mobilephones durchs Okular fotografieren konnten.
Bei einem Versuch vor vier Wochen den Hauptspiegel (ein bisschen ein merkwürdiger Name für ein 65 mm Durchmesser aufweisendes Teil) am Stern zu justieren (der hat tatsächlich 3 Justage- und 3 Konterschrauben) ist mir aber komplett die Justage verloren gegangen, so dass mein Alkor noch völlig dejustiert in der Ecke stand. Also wurde ein Mini-Sighttube (0.9") gebastelt und viel mehr Herumprobieren als Logik war mein Alkor nach 10 Minuten wieder justiert (besser als vorher).
In 1 Minute war das Gerät auf den Balkon gestellt und damit aufgebaut.

Als um 2:00 Uhr der Wecker klingelte (ich hatte da ungefähr zweieinhalb Stunden geschlafen) dachte ich mich tritt ein Pferd, aber ich bin sehr dankbar den inneren Schweinehund überwunden zu haben. 

Eigentlich sollte irgendwann nach 2:00 Uhr der Mond bereits in den Halbschatten eintauchen, was ich aber visuell nicht bemerkte. Grundsätzlich fiel mir auch auf das die Augen die voranschreitende Finsternis viel deutlicher zeigten als das Teleskop das ja viel mehr Llicht sammelt. Anfangs noch ein diffuser dunkler Fleck zeigte sich der Kernschatten bald sehr deutlich auf der Mondoberfläche, wenn auch natürlich nicht mit messerscharfem Rand. Ich warte dennoch überrascht, dass der Helligkeitsunterschied so deutlich zu sehen war. Bei anderen Mondfinsternissen hatte ich das viel verwaschener in Erinnerung, was aber vielleicht auch den schlechteren Bedingungen geschuldet war.

Je länger es dauert, desto dunkler wurde es außen herum. So ab 70% Bedeckung konnte ich auch die ersten Sterne knapp neben dem  Mond ausmachen. Und langsam stellte sich auch die rotbraune Farbe ein. Mit bloßen Auge war die Phase kurz vor der Totalität am interessantesten, weil die Kontraste (eine ganz helle Sichel, neben einer rötlichen Scheibe) so fremdartig und unbekannt waren. Irgendwie war auch (trotz der Straßenlaternen) die ganze Gegend in ein unwirkliches Licht getaucht und als dann der Mond komplett verdunkelt war, war Grenzgröße hier bei gut 5 mag.

Zwischendrin wechselte ich immer wieder mal ins warme Zimmer um mich einerseits aufzuwärmen und andererseits aus den vielen 100 Bildern die ich mit dem iPad am Teleskop machte die 20-30 % besten auszuwählen und den Rest gleich zu löschen. Außerdem sandte ich ein paar Bilder in die östlichen Regionen Bayerns die leider von kompletter Bedeckung betroffen waren und hielt ein paar astronomische Bekannte wenigstens per Liveticker auf dem Laufenden.

Hier entschloss ich mich dann auch den zweiten Teil der Mondfinsternis nach der Totalität noch "mitzunehmen". Der sollte aber ausschließlich meinen Augen und dem Teleskop vorbehalten sein: Bilder hatte ich genug. Und so blickte ich stressfrei, genießend nach oben überlegte wie das gerade aus der Perspektive des Mondes sein müsste. Die Sonne geht gerade hinter der Erde auf, oder?
Nach viereinhalb Stunden war ich aber richtig durchgefroren und so verzog mich irgendwann (Morgendämmerung begann schon) endgültig ins Warme. Das kleine Teleskop war ja in 1 Minute wieder abgebaut: zupacken, anheben, Zimmer stellen, absetzen, fertig.

Wow, was für ein Erlebnis. Wenn ich recht überlege habe ich eine so "perfekte" Mondfinsternis überhaupt noch nicht erlebt. Nach den Umziehen ging's dann in die Arbeit ... aber mit dem Mondlicht im Auge Wink

Andreas-TAL

Edit: Und heute grinst mir das Teil wieder knallehell und frechs ins Schlafzimmer als hätte es das Gestern nicht gegeben. Und er leuchtet mit der Laterne nebenan um die Wette und und irgendwie ist da die Botschaft: Siehste - ich bin immer noch da Smile ...
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Mondfinsternis 2015 - von Andreas-TAL - 28.09.2015, 03:46
RE: Mondfinsternis 2015 - von Andreas-TAL - 28.09.2015, 03:55
RE: Mondfinsternis 2015 - von Philipp - 28.09.2015, 07:55
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RE: Mondfinsternis 2015 - von Georg - 02.10.2015, 18:32



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