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...den sollte man gesehen haben!
#1
BB vom 17.08.2012

Hallo,

unser Beobachtungsort war gestern die Kissinger Hütte in der Rhön. Auf ca. 800m gelegen bietet er bei guten Bedingungen beste Voraussetzungen für erfolgreiche Jagd am Sternenhimmel.

Frank, Gerhard und ich (@Winfried: ich konnte dich leider gestern telefonisch nicht erreichen Sad ) kamen gegen 20.30 Uhr dort an und starteten nach einem kühlen Feierabendhefe (alkoholfrei natürlich!) mit dem Aufbau auf dem Schotterparkplatz südlich der Hütte. Hier war kaum Lichtschein der umliegenden Ortschaften auszumachen und die Beleuchtung der Hütte schatteten wir mit dem Auto ab, ehe sie gegen 23.00 Uhr ausgeschaltet wurde.

Der Wetterbericht hatte Cirren für den Abend vorhergesagt und wir hofften, dass sie uns das Unternehmen nicht zu sehr verderben würden. Das Gegenteil war dann glücklicherweise der Fall. Es wurde klarer und klarer und ab 23.30 Uhr freuten wir uns über einen wirklich hervorragenden Himmel mit einer wunderbar strukturierten Milchstraße und einer geschätzten Grenzgröße von 6 - 6,5 mag.

Mit Gerhards 10" Dobson und meinem ACF konnten wir bereits bald nach Sonnenuntergang die ersten Sterne aufs Korn nehmen. Nachdem meine FS2 startklar war, fuhr ich zu Albireo und traute meinen Augen kaum. Die Luft stand förmlich und das Beugungsbild war beinahe Laborverdächtig. Es war kaum das geringste verschmieren/flackern zu sehen. Also wurde die Vergrößerung gleich mal auf über 400fach gesteigert. Die Abbildung blieb gleich. Nur ganz langsam bewegten sich die Beugungserscheinungen um das zentrale Sternscheibchen.

Frank wusste natürlich gleich was zu tun war. Doppelsterntrennung! Er wird noch die genaueren Angaben nachreichen (diese variieren stets und sind aus der mitgenommenen Software vielleicht nicht aktuell). Mit der 2x Barlow und dem 6mm Ortho erreichten wir eine Vergrößerung von ca. 830x. Damit kratzten wir schon öfter an der Auflösungsgrenze des 10"ers. Der zweite Kandidat, den wir knackten gefiel mit seinen beiden Komponenten von 5 und 6mag Helligkeit und lagen laut Angabe bei ca. 0,5". Sie waren deutlich getrennt. Wir freuten uns wie leicht es war und nahmen uns noch ein paar andere dieser Kandidaten vor. Nix war´s mit dem Ploppeffekt, den ich schonmal beschrieben habe. Sie standen die meisten Zeit einfach als Partner da. Mal getrennt, mal eher als "aneinandergeklebte" Sternscheibchen. Solch eine Luftruhe habe ich bisher, wenn überhaupt vielleicht ein, zwei mal erlebt.

Selbst Saturn gab noch ein passables Bild ab, obwohl er schon sehr tief im Westen stand. Mars war dann jedoch auch durch die Dunstschichten und die Cirren im Westen nur ein buntes "Spektralbällchen" Wink

Über alle ausgewählten Objekte möchte ich heute natürlich nicht ausführlich schreiben das würde den Rahmen sprengen. Gerhard konnte sich an Franks Leuchtpunktsucher (der meinen optischen auf dem ACF ersetzte) gut orientieren und die Objekte auch im Dobson relativ leicht einstellen. Er beschäfigte sich ausgiebig mit den "Schützenbrüdern", die er von zu Hause ja nicht sehen kann, während wir quer über den Himmel auch nach Fizzelchen suchten.

Einige neue Objekte waren natürlich auch wieder dabei. Der Stropek mit seiner Fundgrube und Franks I-pad leisteten gute Dienste.
Hier ein kleiner Auszug der aus meiner Sicht erwähnenswerten "Highlights":

7789 OS hätte eine M-Nr. verdient. Extrem sternreicher, dichter Haufen
Sh2-155 Höhlennebel
NGC 6888 Crescentnebel
M30 überraschend deutlicher KS mit assymetrisch wirkenden Sternausläufern
NGC 7009 Saturnnebel
NGC 7293 Helixnebel
NGC 7331 u. Sephans Quintet. Im indirekten Sehen waren wenigstens 4 Galaxien auszumachen
NGC 7385/86 - 87,89,90,83 Galaxienseptet, das neben den beiden Hauptkomponenten andeutungsweise Begleiter zeigte


Ach ja und nicht zu vergessen:
M73 4 Sterne bilden ein Y. Immerhin doppelt so viele Sterne wie bei M40Wink
"sollte man gesehen haben!" stand im Stropek

Immer wieder fand unser Blick nebenbei mit bloßem Augen die Sternepracht über uns. Relativ häufig sausten Sternschnuppen über das Firmament und verglühten meist grünschimmernd in der Atmosphäre.
Einige helle Flares und die ISS beleuchteten die atemberaubende Szenerie an der Kissinger Hütte.

Uranus wurde auch noch aufgesucht. Leider konnten wir keinen Mond erhaschen. Dies ist uns im vergangenen Jahr schon gelungen.

Den Schlusspunkt setzte, wie sollte es anders sein Jupiter. Und der Anblick war mehr als zufriedenstellend. Beide Bänder zeigten Strukturen, vor allem das breitere fesselte durch helle Wolkenwirbel und dunkle Barren. Ein Möndchen schob sich hinter dem Planetenscheibchen hervor und rundete den Anblick ab.

Ein wunderbarer Beobachtungsabend endete gegen 2.45 Uhr. Eine Stunde Später war ich dann zu Hause und "fiel" glücklich und zufrieden ins Bett. Heute und morgen sieht es ja ebenfalls bestens aus, so dass unser Hobbyastronomenherz höher schlagen wird.

Vielleicht können Frank und Gerhard auch noch über "ihre Objekte" des Abends berichten.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#2
Hallo Uwe,

den Himmel auf der Kissinger Hütte kenne ich von der Nacht vom 01. zum 02. Oktober letztes Jahr als ich mit Simon oben war und bleibt mir gut in Erinnerung. Wir hatten den gleichen 6 - 6,5 mag Himmel und machten durch bis zur Morgendämmerung. Hatte damals einen großen Bericht gepostet.
Unter unzähligen Objekten die wir abgearbeitet hatten war auch die Sculptorgalaxie eines der Highlights.

Schön dass ihr euch die Mühe gemacht habt dort hinzufahren und sich auch gelohnt hat. Fiel damals früh auch glücklich und k.o. ins Bett.

Spechtelgruß PhilippWink
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#3
Hallo Uwe,
toller Bericht - so erging es Philipp und mir ebenfalls! Vor allem der Quasar (PG 0117+21QS) und die Sculptorgalaxie sind mir noch im Gedächtnis geblieben. Das ganze hat dringenden WiederholungsbedarfBig Grin

Beim nächsten mal bitte bescheid geben wenn ihr wieder in die Rhön fahrt - Ich bin immer für einen Trip dorthin zu habenWink

Gruß
Simon
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#4
Hallo Uwe,

ein klasse Bericht! Ich habe beim lesen zwischenzeitlich das Gefühl gehabt mit dabei zu sein. Wäre ich auch gerne gewesen, wenn es die Zeit zugelassen hätte. Im Moment genieße ich den Himmel mit dem Fernglas und im Hintergrund rödelt die Kamera, "wieder". Ich freue mich aber schon wieder auf die Mond und Planeten Zeiten. Dann verschwindet die CCD in der Kiste und die Okulare nehmen den Platz ein. Die Luftruhe ist heute gut und die Transparenz auch. Der kleine Waagen ist komplett zu sehen, und das mit Monitor geblendeten Augen Wink

Was habt ihr den visuell am Crescentnebel so gesehen. Das würde mich schon mal interessieren, da ich das Teil Fototechnisch schon ein bissel kenne.

Grüsse
Christian
Grüsse
Christian
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#5
Hallo,

wenn wir wieder mal dorthin fahren, können wir uns ja verständigen. Wir waren am Freitag aber gar nicht sicher, ob es mit dem Wetter passen wird.

Gestern Nacht war ich bei Bernhard (er kann im Moment aber nur seinen kleinen 10" Reisedobson nutzen) und verglich noch einmal die Himmelsqualitäten. In der nächsten Neumondphase wird dann wieder der 24"er am Start sein. Das haben wir uns vorgenommen. Die Besucherliste kann dann abgearbeitet werden Smile.

Im direkten Vergleich mit unserem Himmel hier rund um Großrinderfeld / Gerchsheim ist der Gewinn an der Kissinger Hütte nicht so deutlich, wie ich es mir gewünscht hätte. Auch bei uns zeigt sich die Milchstraße ähnlich strukturiert wie dort. Vielleicht gewinnt man eine knappe halbe Größenklasse, mehr dürfte es nicht sein.

@Christian: Der Crescent Nebel erschien in meinem 10" ACF eher blass. Ohne Filter ist er nicht leicht zu entdecken. Mit dem OIII Filter (am Freitag) trat die Halbmondförmige Sichel, die ihm ja auch den Namen gibt, dann deutlich hervor. Die Brennweite ist bei solchen Objekten natürlich auch nicht unbedingt förderlich, da man ähnlich wie beim Cirrus Komplex quasi durch das Hobjekt hindurch sieht.
Besser als mit dem OIII sah er gestern mit UHC Filter aus. Hier konnte man die "nierenförmige" Gestalt deutlicher erkennen und die dunkleren Bereiche sahen ähnlich wie bei der "Eule" aus. In Bernhards 10" Dobs mit größerem Gesichtsfeld und mehr Weltraum drumherum war er am schönsten und trat gut hervor. So sehe ich mir auch am liebsten Galaxien an. Von den filigranen Nebelstrukturen ist natürlich nichts zu erkennen gewesen.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#6
Hi Uwe,

hier noch die Daten der Doppelsterne:
52 pegasi und 72 pegasi, nach dem WDS (Washington Double Star catalog) aktuell beide 0,5" Distanz.
Es ist gar nicht so leicht aktuelle Daten von engen Doppelsternen zu bekommen, da sie oft eine Umlaufzeit von nur wenigen Jahren haben und die Angaben in den Katalogen oft veraltet sind. Bei SkySafari war z.B. 0,4" und 0,6" angegeben.
Bei den 0,5" sahen wir die zentralen Beugungsscheibchen bei ca. 800 fach noch mit einem kleinen dunklen Zwischenraum. Wie Uwe schon geschrieben hat, war das Seeing in der ersten Nachthälfte so hervorragend, dass die Trennung ohne Probleme möglich war. Das Bild hat sich im Okular nur extrem langsam bewegt. Sowas habe ich bisher auch nur extrem selten gesehen.
An delta equulei haben wir uns dann die Zähne ausgebissen. Die Distanz liegt zwischen 0,3" und 0,4". Das Beugunggsscheibchen erschien in den besten Momenten zwar oval, von einer richtigen Trennung konnte man aber nicht mehr sprechen.
Für 10" Öffnung mit theoretisch 0,45" Auflösungsvermögen sind wir wirklich an die Beugungsgrenze vorgestoßen!

Ein besonderes Highlight des Abends war der Helixnebel NGC 7293, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Bei immerhin -20grad Deklination und 7,5mag kein ganz einfaches Objekt. Mit OIII-Filter im 31mm Nagler erschien der Nebel als riesiger "Rauchring" mit feinen Schattierungen der Intensität. In Gerhards 10" Dobson dank der kürzeren Brennweite dann noch beeindruckender mit viel Himmel außen herum.

Heute Abend geht's weiter!

Viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#7
Hallo,

meine Highlights des Abends waren im Schützen zu finden. Da bei mir zu Hause die Sicht nach Süden sehr eingeschränkt ist, habe ich mir die entsprechenden Standartkerzen hier vorgenommen. Abwechselnd mit Franks O3-Filter und meinem kleinen 1 1/4 "UHC-Filter konnte ich diese dann bewundern und musste feststellen, dass das Teil zu Unrecht tief unten in meinem Okularkoffer in die Versenkung geraten ist. (am 7"Mak bei F15 ist der Filter halt nicht so der Bringener) Später konnten wir mit vereinten Kräften noch den Helixnebel finden, welcher in Frank`s 31er Nagler mit dem O III- Filter dann recht deutlich zu sehen war. Nachdem Jupiter neulich am "Bärleshof" noch recht farbig daher kam, waren am Samstag früh dann sogar einzelne Strukturen erkennbar. Nur mit Mühe konnten wir Uwe vom Zeichnen abhalten Smile Danke nochmals an Uwe, dass er mich mitgenommen hat und trotz der späten Stunde sicher nach Hause gebracht hat.
Nachfolgend noch ein paar Impressionen vom Abend:            

Gruß
Gerhard
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#8
Hallo Mitstreiter,

ja wer hat uns denn da fotogrfiert??? Big Grin
Danke Frank für das Einstellen der Abstandsinfo unserer Doppelsternchen.

@Gerhard: Dich hab ich ja auch erwischt! Hier meine beiden besten "Astroaufnahmen" des Abends:


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
       
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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