18.08.2012, 12:07
BB vom 17.08.2012
Hallo,
unser Beobachtungsort war gestern die Kissinger Hütte in der Rhön. Auf ca. 800m gelegen bietet er bei guten Bedingungen beste Voraussetzungen für erfolgreiche Jagd am Sternenhimmel.
Frank, Gerhard und ich (@Winfried: ich konnte dich leider gestern telefonisch nicht erreichen ) kamen gegen 20.30 Uhr dort an und starteten nach einem kühlen Feierabendhefe (alkoholfrei natürlich!) mit dem Aufbau auf dem Schotterparkplatz südlich der Hütte. Hier war kaum Lichtschein der umliegenden Ortschaften auszumachen und die Beleuchtung der Hütte schatteten wir mit dem Auto ab, ehe sie gegen 23.00 Uhr ausgeschaltet wurde.
Der Wetterbericht hatte Cirren für den Abend vorhergesagt und wir hofften, dass sie uns das Unternehmen nicht zu sehr verderben würden. Das Gegenteil war dann glücklicherweise der Fall. Es wurde klarer und klarer und ab 23.30 Uhr freuten wir uns über einen wirklich hervorragenden Himmel mit einer wunderbar strukturierten Milchstraße und einer geschätzten Grenzgröße von 6 - 6,5 mag.
Mit Gerhards 10" Dobson und meinem ACF konnten wir bereits bald nach Sonnenuntergang die ersten Sterne aufs Korn nehmen. Nachdem meine FS2 startklar war, fuhr ich zu Albireo und traute meinen Augen kaum. Die Luft stand förmlich und das Beugungsbild war beinahe Laborverdächtig. Es war kaum das geringste verschmieren/flackern zu sehen. Also wurde die Vergrößerung gleich mal auf über 400fach gesteigert. Die Abbildung blieb gleich. Nur ganz langsam bewegten sich die Beugungserscheinungen um das zentrale Sternscheibchen.
Frank wusste natürlich gleich was zu tun war. Doppelsterntrennung! Er wird noch die genaueren Angaben nachreichen (diese variieren stets und sind aus der mitgenommenen Software vielleicht nicht aktuell). Mit der 2x Barlow und dem 6mm Ortho erreichten wir eine Vergrößerung von ca. 830x. Damit kratzten wir schon öfter an der Auflösungsgrenze des 10"ers. Der zweite Kandidat, den wir knackten gefiel mit seinen beiden Komponenten von 5 und 6mag Helligkeit und lagen laut Angabe bei ca. 0,5". Sie waren deutlich getrennt. Wir freuten uns wie leicht es war und nahmen uns noch ein paar andere dieser Kandidaten vor. Nix war´s mit dem Ploppeffekt, den ich schonmal beschrieben habe. Sie standen die meisten Zeit einfach als Partner da. Mal getrennt, mal eher als "aneinandergeklebte" Sternscheibchen. Solch eine Luftruhe habe ich bisher, wenn überhaupt vielleicht ein, zwei mal erlebt.
Selbst Saturn gab noch ein passables Bild ab, obwohl er schon sehr tief im Westen stand. Mars war dann jedoch auch durch die Dunstschichten und die Cirren im Westen nur ein buntes "Spektralbällchen"
Über alle ausgewählten Objekte möchte ich heute natürlich nicht ausführlich schreiben das würde den Rahmen sprengen. Gerhard konnte sich an Franks Leuchtpunktsucher (der meinen optischen auf dem ACF ersetzte) gut orientieren und die Objekte auch im Dobson relativ leicht einstellen. Er beschäfigte sich ausgiebig mit den "Schützenbrüdern", die er von zu Hause ja nicht sehen kann, während wir quer über den Himmel auch nach Fizzelchen suchten.
Einige neue Objekte waren natürlich auch wieder dabei. Der Stropek mit seiner Fundgrube und Franks I-pad leisteten gute Dienste.
Hier ein kleiner Auszug der aus meiner Sicht erwähnenswerten "Highlights":
7789 OS hätte eine M-Nr. verdient. Extrem sternreicher, dichter Haufen
Sh2-155 Höhlennebel
NGC 6888 Crescentnebel
M30 überraschend deutlicher KS mit assymetrisch wirkenden Sternausläufern
NGC 7009 Saturnnebel
NGC 7293 Helixnebel
NGC 7331 u. Sephans Quintet. Im indirekten Sehen waren wenigstens 4 Galaxien auszumachen
NGC 7385/86 - 87,89,90,83 Galaxienseptet, das neben den beiden Hauptkomponenten andeutungsweise Begleiter zeigte
Ach ja und nicht zu vergessen:
M73 4 Sterne bilden ein Y. Immerhin doppelt so viele Sterne wie bei M40
"sollte man gesehen haben!" stand im Stropek
Immer wieder fand unser Blick nebenbei mit bloßem Augen die Sternepracht über uns. Relativ häufig sausten Sternschnuppen über das Firmament und verglühten meist grünschimmernd in der Atmosphäre.
Einige helle Flares und die ISS beleuchteten die atemberaubende Szenerie an der Kissinger Hütte.
Uranus wurde auch noch aufgesucht. Leider konnten wir keinen Mond erhaschen. Dies ist uns im vergangenen Jahr schon gelungen.
Den Schlusspunkt setzte, wie sollte es anders sein Jupiter. Und der Anblick war mehr als zufriedenstellend. Beide Bänder zeigten Strukturen, vor allem das breitere fesselte durch helle Wolkenwirbel und dunkle Barren. Ein Möndchen schob sich hinter dem Planetenscheibchen hervor und rundete den Anblick ab.
Ein wunderbarer Beobachtungsabend endete gegen 2.45 Uhr. Eine Stunde Später war ich dann zu Hause und "fiel" glücklich und zufrieden ins Bett. Heute und morgen sieht es ja ebenfalls bestens aus, so dass unser Hobbyastronomenherz höher schlagen wird.
Vielleicht können Frank und Gerhard auch noch über "ihre Objekte" des Abends berichten.
Hallo,
unser Beobachtungsort war gestern die Kissinger Hütte in der Rhön. Auf ca. 800m gelegen bietet er bei guten Bedingungen beste Voraussetzungen für erfolgreiche Jagd am Sternenhimmel.
Frank, Gerhard und ich (@Winfried: ich konnte dich leider gestern telefonisch nicht erreichen ) kamen gegen 20.30 Uhr dort an und starteten nach einem kühlen Feierabendhefe (alkoholfrei natürlich!) mit dem Aufbau auf dem Schotterparkplatz südlich der Hütte. Hier war kaum Lichtschein der umliegenden Ortschaften auszumachen und die Beleuchtung der Hütte schatteten wir mit dem Auto ab, ehe sie gegen 23.00 Uhr ausgeschaltet wurde.
Der Wetterbericht hatte Cirren für den Abend vorhergesagt und wir hofften, dass sie uns das Unternehmen nicht zu sehr verderben würden. Das Gegenteil war dann glücklicherweise der Fall. Es wurde klarer und klarer und ab 23.30 Uhr freuten wir uns über einen wirklich hervorragenden Himmel mit einer wunderbar strukturierten Milchstraße und einer geschätzten Grenzgröße von 6 - 6,5 mag.
Mit Gerhards 10" Dobson und meinem ACF konnten wir bereits bald nach Sonnenuntergang die ersten Sterne aufs Korn nehmen. Nachdem meine FS2 startklar war, fuhr ich zu Albireo und traute meinen Augen kaum. Die Luft stand förmlich und das Beugungsbild war beinahe Laborverdächtig. Es war kaum das geringste verschmieren/flackern zu sehen. Also wurde die Vergrößerung gleich mal auf über 400fach gesteigert. Die Abbildung blieb gleich. Nur ganz langsam bewegten sich die Beugungserscheinungen um das zentrale Sternscheibchen.
Frank wusste natürlich gleich was zu tun war. Doppelsterntrennung! Er wird noch die genaueren Angaben nachreichen (diese variieren stets und sind aus der mitgenommenen Software vielleicht nicht aktuell). Mit der 2x Barlow und dem 6mm Ortho erreichten wir eine Vergrößerung von ca. 830x. Damit kratzten wir schon öfter an der Auflösungsgrenze des 10"ers. Der zweite Kandidat, den wir knackten gefiel mit seinen beiden Komponenten von 5 und 6mag Helligkeit und lagen laut Angabe bei ca. 0,5". Sie waren deutlich getrennt. Wir freuten uns wie leicht es war und nahmen uns noch ein paar andere dieser Kandidaten vor. Nix war´s mit dem Ploppeffekt, den ich schonmal beschrieben habe. Sie standen die meisten Zeit einfach als Partner da. Mal getrennt, mal eher als "aneinandergeklebte" Sternscheibchen. Solch eine Luftruhe habe ich bisher, wenn überhaupt vielleicht ein, zwei mal erlebt.
Selbst Saturn gab noch ein passables Bild ab, obwohl er schon sehr tief im Westen stand. Mars war dann jedoch auch durch die Dunstschichten und die Cirren im Westen nur ein buntes "Spektralbällchen"
Über alle ausgewählten Objekte möchte ich heute natürlich nicht ausführlich schreiben das würde den Rahmen sprengen. Gerhard konnte sich an Franks Leuchtpunktsucher (der meinen optischen auf dem ACF ersetzte) gut orientieren und die Objekte auch im Dobson relativ leicht einstellen. Er beschäfigte sich ausgiebig mit den "Schützenbrüdern", die er von zu Hause ja nicht sehen kann, während wir quer über den Himmel auch nach Fizzelchen suchten.
Einige neue Objekte waren natürlich auch wieder dabei. Der Stropek mit seiner Fundgrube und Franks I-pad leisteten gute Dienste.
Hier ein kleiner Auszug der aus meiner Sicht erwähnenswerten "Highlights":
7789 OS hätte eine M-Nr. verdient. Extrem sternreicher, dichter Haufen
Sh2-155 Höhlennebel
NGC 6888 Crescentnebel
M30 überraschend deutlicher KS mit assymetrisch wirkenden Sternausläufern
NGC 7009 Saturnnebel
NGC 7293 Helixnebel
NGC 7331 u. Sephans Quintet. Im indirekten Sehen waren wenigstens 4 Galaxien auszumachen
NGC 7385/86 - 87,89,90,83 Galaxienseptet, das neben den beiden Hauptkomponenten andeutungsweise Begleiter zeigte
Ach ja und nicht zu vergessen:
M73 4 Sterne bilden ein Y. Immerhin doppelt so viele Sterne wie bei M40
"sollte man gesehen haben!" stand im Stropek
Immer wieder fand unser Blick nebenbei mit bloßem Augen die Sternepracht über uns. Relativ häufig sausten Sternschnuppen über das Firmament und verglühten meist grünschimmernd in der Atmosphäre.
Einige helle Flares und die ISS beleuchteten die atemberaubende Szenerie an der Kissinger Hütte.
Uranus wurde auch noch aufgesucht. Leider konnten wir keinen Mond erhaschen. Dies ist uns im vergangenen Jahr schon gelungen.
Den Schlusspunkt setzte, wie sollte es anders sein Jupiter. Und der Anblick war mehr als zufriedenstellend. Beide Bänder zeigten Strukturen, vor allem das breitere fesselte durch helle Wolkenwirbel und dunkle Barren. Ein Möndchen schob sich hinter dem Planetenscheibchen hervor und rundete den Anblick ab.
Ein wunderbarer Beobachtungsabend endete gegen 2.45 Uhr. Eine Stunde Später war ich dann zu Hause und "fiel" glücklich und zufrieden ins Bett. Heute und morgen sieht es ja ebenfalls bestens aus, so dass unser Hobbyastronomenherz höher schlagen wird.
Vielleicht können Frank und Gerhard auch noch über "ihre Objekte" des Abends berichten.
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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