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Staubbandralley...Beobachtungen im „ Herzen“ Europas
#1
BB vom 01.10.2013

Hallo,
zufällig ergab sich gestern die Möglichkeit bei Gerhard zu beobachten. Ich stieß nach einem Abendtermin um 21.30 Uhr zu den bereits eifrig Werkelnden dazu. August hatte sein C 11 dabei und auf der Terrasse stand Gerhards 15“er parat. NGC 7332/7339 im Perseus waren die ersten eingestellten Objekte und ich wunderte mich, dass Frank mit seinem Tablet-PC in der einen und mit der Anderen am Dobsongestänge herumfuhrwerkte.
„Wir steuern den Dobson über digitale Teilkreise“, war seine Antwort und ich bin erstaunt, wie toll das ganze technische Know-How funktioniert. Dazu stand das Gitterrohrteleskop auf der Dobsonplattform und wurde nachgeführt, so dass kein Schubserstress entstand
So macht Dobsonieren richtig Spaß!!! Nach Neptun und Triton, der mir in August SC natürlich sofort in meine Sehzellen sprang („halb 7, gell??“) ging es munter weiter.
Gerhard bewirtete uns mit ein paar Frischgetränken… die gegen Mitternacht so kalt waren, dass ich mich nach meinen warmen Wollsocken sehnte.
Aus einem Beobachtungsbericht aufmerksam gemacht, wollten wir die Nachbargalaxien der NGC 7331 ins Okular schubsen. Nach etwas Einsehen konnten wir drei benachbarte Fizzelchen erhaschen und waren erstaunt über die Staubbandbereiche der Galaxie selbst. Auch hier war auf meine Stäbchen wieder einmal verlass Wink – Danach wurde der Bildschirmanblick angepasst….
Nach Stephans Quintett, das mit allen 5 Galaxien erkannt wurde, schwenkten wir zu NGC 891 und tauchten in das Dunkelband dieser wunderbaren Edge-On-Galaxie, das diese leicht "gewellt" durchschneidet.
In unterschiedlichen Vergrößerungen wurde getestet, was am besten passt. Im 10mm Okular fanden wir die richtige Vergrößerung zum Genießen.
Gerhard stellte dann M 31 ein und uns verschlug es beim Anblick der beiden Staubbänder beinahe die Sprache. Dafür ist so ein Dobson wie geschaffen. Wir konnten sogar in den Dunkelbereichen noch Feinheiten erkennen. Schön hell zeigten sich die Nachbargalaxien. NGC 206 (Sternentstehungsgebiet) erschien wie ein heller Nebelfleck, der das Bild abrundete. An so einen Anblick unserer Nachbargalaxie erinnere ich mich nicht. „Ein tolles Gerät, Gerhard!!!“
Auch M 33 schälte sich nach etwas Eingewöhnung mit seinen Sternentstehungsgebieten aus dem dunklen Weltall heraus. Sie ist und bleibt eine Mimose und es erfordert einfach seine Zeit und Konzentration am Okular, um sie in ihrer Schönheit wahrzunehmen. Der Himmel war prächtig, die Durchsicht sehr gut und ab und an sauste eine helle Sternschnuppe durch die Milchstraße, die sich über Uissigheim wunderbar detailliert präsentierte.
Die Suche nach der Supernova in UGC 1400 war leider nicht von Erfolg gekrönt. Scheinbar ist die aktuell angegebene Helligkeit falsch, oder sie liegt so nahe an einem Feldstern im Vordergrund, nahe des Galaxienkerns, dass sie nicht zu beobachten war. Sternlein von 15 mag wurden deutlich gesichtet, die SN mit ca. 14 mag blieb verborgen???
Nachdem wir noch den Perseusgalaxienhaufen mit seinem Gewimmel betrachteten wurde es langsam Zeit diese schöne Beobachtungsrunde zu beenden. Gegen 1.00 Uhr kam ich glücklich und zufrieden zu Hause an (Das Termometer zeigte gerade noch 4° und heute Morgen hatten wir den ersten Bodenfrost!) und freue mich auf heute Abend. Danke Gerhard für die Einladung. Ergänzungen und Anekdoten zum Bericht sind ausdrücklich erwünscht.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 4 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Gerhard (02.10.2013), marcmiller (02.10.2013), Mathias Muth (02.10.2013), Wolfgang.F (02.10.2013)
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Folgenden 4 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Gerhard (02.10.2013), marcmiller (02.10.2013), Mathias Muth (02.10.2013), Wolfgang.F (02.10.2013)
#2
Hallo zusammen,

ein schöner Bericht UweSmile
Ich durfte ja auch schonmal durch Gerhards
15" blicken. Kann deine Aussagen voll bestätigen,
ein tolles Gerät!
Auch die Teilkreise sind eine super Sache.

LG
Mathias
Trekkie mit Herz und Phaser

Mein Foto und Reiseblog: Traum aus Licht
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#3
Hallo Uwe,

herzlichen Dank für deinen Bericht. Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.Daumen hoch
Nachdem ich gestern den ganzen Tag im Uissigheimer "Gebirge" mit der Traubenlese zugebracht habe, wollte ich mir mal die ausgetauschte Plattform von Mathias vornehmen. Der Antrieb funktionierte nicht so wie er sollte und wurde deshalb noch etwas nachgearbeitet. Die Spiegelbox mit dem eingebauten Spiegel kühlte bereits auf der Terrasse aus. Frank hatte sich angekündigt und wollte mit mir den Nachthimmel per Dobson erkunden. Das hat sich dann relativ schnell bis nach Großrinderfeld und Paimar rumgesprochen. Der Uissigheimer Himmel präsentierte sich von seiner besten Seite als August und kurz darauf Frank gegen 20.15 Uhr eintrafen. Störend war am Anfang nur das Flutlicht vom Sportplatz. Bis Uwe dann gegen 21.30 Uhr eintraf war dann aber das Training beendet. Frank machte sich mit den digitalen Teilkreisen vertraut und August baute mit sicheren Handgriffen sein C11 auf. Anfangs, als der Himmel noch vom Flutlicht erhellt war, versuchten wir uns noch am Doppel-Doppel in der Leier. Hier war ich zunächst ziemlich enttäuscht. Die Trennung war nicht sauber zu sehen. Die Sterne waren viel zu aufgebläht. Im C11 von August war die Trennung schöner. Erste Gedanken an eine Spiegelreinigung schossen mir durch den Kopf. Der Spiegel hatte im Frühjahr bei der Fertigstellung des Dobsons doch einiges an Staub abbekommen.
Das war aber nicht unbedingt die Ursache. Als wir dann Altair etwas unscharf einstellten, konnten wir ziemliche Luftturbulenzen festellen. Das hatte mehrere Gründe:
-wir waren viel zu nah an der Hauswand, welche tagsüber die Wärme speicherte und nun abgab.
-unsaubere Justage, die wir dank Franks Justierkünsten "am Stern" aber schnell beheben konnten.
-trotz offener Bauweise bilden sich in der Spiegelbox Turbulenzen. Abhilfe soll hier ein Lüfter schaffen. Ist schon in Planung.
-Zum Schutz vor Beschädigungen hat die Spiegelbox während der Auskühlphase einen Deckel drauf. Der kommt beim nächsten mal ab.

Heute morgen ab 6.00 Uhr setzte ich dann die Beobachtung fort. Natürlich war die Abdeckung wieder auf der Spiegelbox, aber der Dobson war die ganze Nacht im Freien und sollte deshalb ausgekühlt sein.
Ich entfernte den Schutzdeckel und stellte Jupiter ein, der schön im Sternbild Zwilling steht. Wieder die Enttäuschung: alles war aufgebläht und die 2 dicken Wolkenbänder sind nur mit Mühe als solche zu erkennen.
Ein Schwenk auf das Trapez in M42. Die 4 Trapezsterne sind aufgebläht. Die Komponenten E und F waren nicht zu erkennen. Erst nach 20 Minuten "offener Auskühlphase" wurde das Bild zusehends schärfer.
Auf Jupiter wurden dann plötzlich weitere Wolkenbänder sichtbar. In den beiden zentralen Wolkenbändern gaben sich Verwirbelungen zu erkennen. Im Trapez konnten dann doch E und F gesichtet werden als es dann rasch heller wurde.
Also:
In Zukunft gleich den Deckel abmachen!

Alles in allem wars doch eine Super-Nacht in Uissigheim. Wir hatten wieder sehr viel Spaß. Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr zu mir in den "wilden Westen" gekommen seid und freue mich jetzt schon auf eine Wiederholung. Dann aber auf freiem Feld, wo der Himmel seine wahren Stärken zeigen kann.

Viele Grüße aus dem Herzen Europas
Gerhard
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#4
Hallo,

da wart ihr ja während meiner Abwesenheit recht fleißig!
Ich musste mich auf dem HTT bei Jeßlnik, Raum Herzberg, mit einem netten kleinen 41" Dobson und dem 30" Lowrider der Backnanger Sternfreunde "zufrieden geben"...
Naja, M27 formatfüllend bei 41", das war schon ein Erlebnis für sich. Oder M57, natürlich mit Zentralstern und einigen mehr im Innern des Rings, da könnte es einem von der Leiter (Jägerstand) hauen. Ganz schön luftig da oben.

Aber davon berichte ich auf dem nächsten Stammtisch. Es hat sich gelohnt!

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo Uwe und Gerhard!
Super Eure Berichte! Da krieg ich ja gleich Minderwertigkeitskomplexe mit meinem 10" Photonen-Eimerchen - und dann erst 41"!!! Dodgy
Nein, im Ernst oft bin ich in den letzten visuellen Nächten Euren Spuren gefolgt und habe gute Beobachtungen machen können. Gerade das Staubband in NGC 891 ist unter einem dunklen Himmel einfach eine breite Autobahn in der Galaxie!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#6
Hallo Christoph,

mir geht es fast wie nach unserer Namibia-Tour. Da hatte man mir gesagt, wenn Du mal den Südhimmel und die Kugelsternhaufen gesehen hast, dann machst Du ein viertel Jahr Deine Sternwarte nicht mehr auf...

So ähnlich geht es einem, wenn man mal eine ganze Nacht mit den beiden Großgeräten beobachtet hat. Galaxien und Nebel im 41" Dobson, das ist wie eine Diaschau. Alles ist deutlicher und größer, alles viel einfacher zu beobachten. Ist schon irre. Aber man muß so langsam wieder auf den Boden kommen. Das Ding würde selbst zerlegt nicht einmal in eine unserer Sternwarten passen. Die Rockerbox ähnelt einer mittelgroßen Badewanne, die Gitterrohre sind so dick wie unsere Dachrinnen, alles ist gigantisch. Wollte ich ehrlich gesagt nicht einmal haben.

Schön war es trotzdem, so viele Photonen habe ich lange nicht mehr gesammelt. Sie bleiben im Kopf, für lange Zeit.

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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