17.03.2015, 23:36
Das C9 ist verkauft. Ein bißchen emotional war es schon, den Versandkarton zuzukleben und ins Auto zu laden. Ich habe mit dem Teleskop einige meiner schönsten Beobachtungsnächte verbracht, aber auch einige meiner schlimmsten - immer im Kampf gegen den Tau, der mir trotz aller Tricks immer wieder die Schmidtplatte in Milchglas verwandelt hat. Der Nachfolger ist da: Ein Skywatcher Equinox 120mm, ein 5" "ED-Refraktor mit 900mm Brennweite. Zeit für ein ""First Light"...
Bei mittleren bis gutem Seeing, aber nur mäßiger Transparenz (ungleichmäßig verteilte Cirren-Schleier, etwas Dunst) gab es am 8.3. das "First Light", durchaus mit etwas Herzklopfen dabei: Wie wird sich ein 5" Refraktor schlagen, wenn man vorher mit 9,25" beobachtet hat? Wie kommt das Instrument mit starken Taufall zurecht, der mir in meiner "Sumpfsternware" im fränkischen Wiesengrund so manche Beobachtungsnacht verdorben hat?
Auf der Celestron CAM-Montierung macht der Fünfzöller eine gute Figur. Mit dem C9 war die Montierung schon ziemlich an der Grenze, doch den leichteren Refraktor bewegt sie souverän. Als erstes fährt die CAM mit dem charakteristischen Kaffemühlen-Geräusch den Jupiter an.
Jupiter
Oh je, die Transparenz... Jupiter ist von einem ausgeprägten Hof umgeben, der die Detailwahrnehmung einschränkt. Ich sehe beide Äquatorialbänder mit einer leichten Differenzierung, der Große Rote Fleck ist schwach auszumachen. Für die Statistik mache ich noch drei kurze Videos mit der ASI12mm, die sich hinterher als unbrauchbare Datengrütze herausstellen.
Messier 51
Das GoTo triff perfekt: Die "Strudelgalaxie" Messier 51 erscheint im 32mm TWA Übersichtsokular. Noch ist meine Dunkeladaption noch nicht so recht abgeschlossen, aber schon jetzt ist der Kern der Galaxie klar zu erkennen. Nach etwas Beobachtungszeit mit besserer Dunkelanpassung erkenne ich den zweiten Kern und schwach die nebligen Außenbereiche. Im 17mm Hyperion habe ich das beste Bild: beide Kerne sind deutlich sichtbar, die Außenbereiche sind sicher auszumachen, blickweise meine ich sogar Strukturen zu erkennen. Die "Brücke" zwischen den beiden Kernen bleibt allerdings verborgen - aber mit 5" wollen wir mal nicht größenwahnsinnig werden.
Messier 81/82 "Bode's Nebula"
Ein Highlight des Abends! Beide Galaxien stehen hoch am Himmel und erscheinen klar und deutlich vom Hintergrund getrennt im 26mm Okular in einer Umgebung von nadelfeinen Sternchen. Mit zunehmender Beobachtungsdauer werden auch feinere Details erkennbar. Ich beginne den sehr weich und präzise laufenden Okularauszug mit der 1:11 Untersetzung zu schätzen, denn damit lässt sich noch das letzte bißchen Schärfe herausholen. Mein C 9 vermisse ich gerade etwas weniger...
Messier 101 - Spiralgalaxie
Trotz einer Helligkeit von mag 7.7 ein Ziel, mit dem ich nicht immer meine Freude hatte, denn die geringe Flächenhelligkeit lässt die Galaxie oft im aufgehellten Hintergrund absaufen. Im 26mm Okular kann ich sie klar sehen, allerdings bleibt es eine diffuse matte Scheibe ohne Differenzierung. Schauen wir uns doch noch etwas in der Umgebung um...
Messier 97 - Owl Nebula
Haallooo, ist da was? Das GoTo scheint zu stimmen, aber da ist... nichts. Mag 11 ist unter den Verhältnissen wohl doch ein wenig zu sportlich. Beim Herumsuchen stolpere ich noch über die Galaxie M 106, die aber auch wenig hergibt. Wie sieht's denn beim Löwen aus?
Leo Triplet
Der Löwe steht erst knapp über den Dächern und genau im Streulichtbereich eines Nachbarn, der seit einem per Überwachungskamera dokumentierten Überfall auf seine Pferde ("da hat einer dem Gaul eine Schaufel naufghaut!" - nein, ich verstehe das auch nicht -)seinen Garten in Flutlicht taucht. Dagegen kommt das Leo Triplet nicht an - ganz schwach, an der Wahrnehmungsgrenze, schimmert das was durch gefühlte Tausend Watt Streulicht. Bis bald...
Nun wird der Osthorizont durch den aufgehenden Mond immer heller, und geringe Transparenz sorgt für viel Streulicht. Im Westen ist es allerdings recht klar und dunkel geworden. Also... mal rüber zu einem Klassiker, H und Chi Persei.
H und Chi Persei
Hoffentlich hab ich die Pferde nicht erschreckt, denn da hab' ich tatsächlich laut "Wow!" durch den Garten gerufen. Im 32mm TWA bietet sich mir ein fantastischer Anblick - so perfekt habe ich H und Chi noch nie gesehen. Beide Sternhaufen glitzen nadelfein im Gesichtsfeld, Sternfarben sind unterscheidbar und heben sich kontrastreich vom tiefschwarzen Hintergrund ab. Mein C 9... was hatte ich vorher nochmal für ein Teleskop...?
Nach diesem Fest gab's noch einen kurzen Abstecher runter zu M34, einem hübschen, lockeren Sternhaufen. Und dann geht der Himmel langsam "zu" - Zeit zum Abbauen. Während ich die Okulare zurücklege, kommt das unbestimmte Gefühl, dass irgendwas fehlt... da war doch noch was...
Ach ja: Der Tau. Hatte ich ganz vergessen. Kein Wunder: Obwohl der Tubus des Equinox fast schon trieft, ist die Frontlinse unter der langen Taukappe noch völlig trocken und klar.
Was für ein First Light! Ob ich mein Traum-Teleskop jetzt gefunden habe, kann ich nicht sagen - aber ein großes Stück nähergekommen bin ich schon, glaube ich.
Viele Grüße, W.
Bei mittleren bis gutem Seeing, aber nur mäßiger Transparenz (ungleichmäßig verteilte Cirren-Schleier, etwas Dunst) gab es am 8.3. das "First Light", durchaus mit etwas Herzklopfen dabei: Wie wird sich ein 5" Refraktor schlagen, wenn man vorher mit 9,25" beobachtet hat? Wie kommt das Instrument mit starken Taufall zurecht, der mir in meiner "Sumpfsternware" im fränkischen Wiesengrund so manche Beobachtungsnacht verdorben hat?
Auf der Celestron CAM-Montierung macht der Fünfzöller eine gute Figur. Mit dem C9 war die Montierung schon ziemlich an der Grenze, doch den leichteren Refraktor bewegt sie souverän. Als erstes fährt die CAM mit dem charakteristischen Kaffemühlen-Geräusch den Jupiter an.
Jupiter
Oh je, die Transparenz... Jupiter ist von einem ausgeprägten Hof umgeben, der die Detailwahrnehmung einschränkt. Ich sehe beide Äquatorialbänder mit einer leichten Differenzierung, der Große Rote Fleck ist schwach auszumachen. Für die Statistik mache ich noch drei kurze Videos mit der ASI12mm, die sich hinterher als unbrauchbare Datengrütze herausstellen.
Messier 51
Das GoTo triff perfekt: Die "Strudelgalaxie" Messier 51 erscheint im 32mm TWA Übersichtsokular. Noch ist meine Dunkeladaption noch nicht so recht abgeschlossen, aber schon jetzt ist der Kern der Galaxie klar zu erkennen. Nach etwas Beobachtungszeit mit besserer Dunkelanpassung erkenne ich den zweiten Kern und schwach die nebligen Außenbereiche. Im 17mm Hyperion habe ich das beste Bild: beide Kerne sind deutlich sichtbar, die Außenbereiche sind sicher auszumachen, blickweise meine ich sogar Strukturen zu erkennen. Die "Brücke" zwischen den beiden Kernen bleibt allerdings verborgen - aber mit 5" wollen wir mal nicht größenwahnsinnig werden.
Messier 81/82 "Bode's Nebula"
Ein Highlight des Abends! Beide Galaxien stehen hoch am Himmel und erscheinen klar und deutlich vom Hintergrund getrennt im 26mm Okular in einer Umgebung von nadelfeinen Sternchen. Mit zunehmender Beobachtungsdauer werden auch feinere Details erkennbar. Ich beginne den sehr weich und präzise laufenden Okularauszug mit der 1:11 Untersetzung zu schätzen, denn damit lässt sich noch das letzte bißchen Schärfe herausholen. Mein C 9 vermisse ich gerade etwas weniger...
Messier 101 - Spiralgalaxie
Trotz einer Helligkeit von mag 7.7 ein Ziel, mit dem ich nicht immer meine Freude hatte, denn die geringe Flächenhelligkeit lässt die Galaxie oft im aufgehellten Hintergrund absaufen. Im 26mm Okular kann ich sie klar sehen, allerdings bleibt es eine diffuse matte Scheibe ohne Differenzierung. Schauen wir uns doch noch etwas in der Umgebung um...
Messier 97 - Owl Nebula
Haallooo, ist da was? Das GoTo scheint zu stimmen, aber da ist... nichts. Mag 11 ist unter den Verhältnissen wohl doch ein wenig zu sportlich. Beim Herumsuchen stolpere ich noch über die Galaxie M 106, die aber auch wenig hergibt. Wie sieht's denn beim Löwen aus?
Leo Triplet
Der Löwe steht erst knapp über den Dächern und genau im Streulichtbereich eines Nachbarn, der seit einem per Überwachungskamera dokumentierten Überfall auf seine Pferde ("da hat einer dem Gaul eine Schaufel naufghaut!" - nein, ich verstehe das auch nicht -)seinen Garten in Flutlicht taucht. Dagegen kommt das Leo Triplet nicht an - ganz schwach, an der Wahrnehmungsgrenze, schimmert das was durch gefühlte Tausend Watt Streulicht. Bis bald...
Nun wird der Osthorizont durch den aufgehenden Mond immer heller, und geringe Transparenz sorgt für viel Streulicht. Im Westen ist es allerdings recht klar und dunkel geworden. Also... mal rüber zu einem Klassiker, H und Chi Persei.
H und Chi Persei
Hoffentlich hab ich die Pferde nicht erschreckt, denn da hab' ich tatsächlich laut "Wow!" durch den Garten gerufen. Im 32mm TWA bietet sich mir ein fantastischer Anblick - so perfekt habe ich H und Chi noch nie gesehen. Beide Sternhaufen glitzen nadelfein im Gesichtsfeld, Sternfarben sind unterscheidbar und heben sich kontrastreich vom tiefschwarzen Hintergrund ab. Mein C 9... was hatte ich vorher nochmal für ein Teleskop...?
Nach diesem Fest gab's noch einen kurzen Abstecher runter zu M34, einem hübschen, lockeren Sternhaufen. Und dann geht der Himmel langsam "zu" - Zeit zum Abbauen. Während ich die Okulare zurücklege, kommt das unbestimmte Gefühl, dass irgendwas fehlt... da war doch noch was...
Ach ja: Der Tau. Hatte ich ganz vergessen. Kein Wunder: Obwohl der Tubus des Equinox fast schon trieft, ist die Frontlinse unter der langen Taukappe noch völlig trocken und klar.
Was für ein First Light! Ob ich mein Traum-Teleskop jetzt gefunden habe, kann ich nicht sagen - aber ein großes Stück nähergekommen bin ich schon, glaube ich.
Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.
We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de