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Drei Wochen La Palma - Ein astronomischer Abriss
#1
Hallo zusammen,

Nachdem ich drei ganze Wochen auf La Palma verbraucht habe, möchte ich euch natürlich darüber berichten - Auch wenn´s schon wieder über sechs Wochen her ist...

Eigendlich hatte ich vorgehabt im letzten Jahr schon auf die Insel La Palma zu fliegen, jedoch hatte ich damals kurzfristig den Urlaub abgeblasen, da nicht sicher war, ob ich zu dem gewünschten Zeitraum ein Teleskop zur Verfügung hatte. Glücklicherweise hatte ich damals so entschiede, denn einige Dinge wären vor einem Jahr so wohl nicht möglich gewesen.

Am 20. September flog ich von Frankfurt/Main Richtung La Palma. Nach ca. vier Stunden Flug kam ich auf dem Inselflughafen an. Um auf der Insel Mobil zu sein, habe ich mir für meinen Aufenthalt einen VW Polo (Immernoch zu klein für mich Dodgy ) gemietet. Nach knapp zwei Stunden Fahrt kam ich an meiner Unterkunft an.  Zum Ende der Woche hin holte ich Jörg am Hafen von Santa Cruz ab. Er blieb 11 Tag auf der Insel. Da die Insel nicht nur astronomisch etwas zu bieten hatte, wurd tagsüber viel Gewandert. Zum Glück konnte Jörg etwas Spanisch, sodass wir beim Einkaufen und Essen bestellen zurecht kamen.Am 4. Oktober flog Jörg wieder in Richtung Heimat. Ich hingegen blieb noch eine Woche auf La Palma. Am 11. ging es dann auch für mich zurück nach Deutschland. In der Nacht flog ich dann an Madrid und Zürich vorbei nach Frankfurt.



Gerätschaften

Als Beobachtungsgeräte wurde anfangs ein 10“ Dobson von Skywatcher genutzt. Dieser gehörte zur Hacienda dazu und kann umsonst mitgenutzt werden. Das Gerät war neben einem Telrad-Finder und einem Justierlaser mit einfachen Okularen ausgestattet. Der Dobson war zum damaligen Zeitpunkt schon etwas überholungsbedürftig.

Später wurde dann mit einem 16“ Infinity Dobson von Spacewalk-Telescopes beobachtet, welchen wir bei ATHOS mieteten. Der Dobson war mit einem Filterschieber (3 mal 2“), Fangspiegelheizung und Streulichthülle ausgestattet. Des weiteren war der Dobson mit digitalen Teilkreisen und einem 2“ OAZ von Moonlite (Untersetzt!) ausgestattet. Die Optik machte nach ausgiebiger Justage einen sehr guten Eindruck. Diese erfolgte angenehmerweise von der Oberseite der Spiegelbox. Der Aufbau gestaltete sich als sehr einfach, auch das Aufsetzen des Huts. Was das Zubehör wie Okulare, Filter, Astrolampe und Kartenmaterial betrifft – Das habe ich im Handgepäck mitgenommen.

Den Dobson konnte man sehr kompakt zusammenlegen, sodass man die großen Einzelteile wie Hut, Spiegelbox und Rockerbox ineinander setzten konnte. So war es möglich, dass das komplette Gerät mitsamt Zubehör und Astrostuhl in den von uns gemieteten VW Polo passte. Gleichzeitig war es möglich, die Sitze bis zum Anschlag nach hinten/unten zu stellen.


ATHOS – Astrocampus → Kai von Schauroth

Bei diesem Urlaub stand und fiel alles mit dem Teleskop. Da der Transport meines 16“ mit dem Flugzeug für mich einfach zu aufwändig und vor allem zu teuer gewesen wäre, entschied ich mich dazu ein schon auf La Palma vorhandenes Gerät zu nutzen. Auf der Hacienda stand hierzu ein 10“ Dobson bereit, dessen Benutzung im Preis mit inbegriffen war.

Im Frühjahr diesen Jahres entdeckte ich dann in der Interstellarum eine ganzseitige Anzeige über das ATHOS Centro Astronómico. Der Beginn für die Vermietung war zwar für den 1. Dezember angegeben, jedoch rief ich dort einfach mal auf „verdacht“ an, um mich zu erkundigen. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass die Miete des 16“ Dobsons in dem vom mir gewünschten Zeitraum möglich war, denn wenige Tage vor meiner geplanten Ankunft sollten die neuen Geräte geliefert werden. Nach einer weiteren E-Mail und einem Telefonat war die Sache dann unter Dach und Fach. Ich hatte für 11 Nächte einen 16“ Dobson von Spacewalk-Telescopes (Infinity-Serie) mieten können. Als wir dann auf der Insel waren, schlossen wir uns kurz zuvor nochmals telefonisch kurz, um die Abholung zu regeln.

Am 26. September haben Jörg und ich den Dobson dann abholen können. Der Dobson wurde gemeinsam mit Kai abgebaut, sodass der spätere Aufbau klar war. Auch probierten wir vor Ort die Digitalen Teilkreise und die Stromversorgung für die Fangspiegelheizung aus.
Als die Übergabe des Dobsons abgewickelt war, stellte uns Kai seine Projekt, dem ATHOS Centro Astronómico, genauer vor. Mit diesem Projekt möchte Kai anderen Amateur-Astronomen die Möglichkeit bieten, qualitativ hochwertige Ausrüstung vor Ort mieten zu können. Bei Ihm hat man die Möglichkeit sich für die Dauer des Aufenthalts komplett mit einer fotographischen bzw. visuellen Ausrüstung ausstatten zu lassen. Das beginnt, wie bei mir zum Beispiel, beim Teleskop und einem kleinen Astrostuhl, über Okulare, Filter, Adapter, Kameras, Montierungen usw.

Zu der Zeit als dort waren, war die Sternwarte gerade im Rohbau. Die Sternwarte kann man, so wie ich das verstanden habe, später remote aus einem der Ferienhäuser steuern. Auch soll es im Untergeschoss eine Art Steuerraum die die Anlage in der Kuppel geben. Auch war er zum dem Zeitpunkt dabei mehrere Beobachtungsplätze auf dem Areal zu bauen. So gibt es unter anderem die Möglichkeit auf dem Flachdach eines Ferienhauses zu beobachten.
Auch erzählte er uns, dass er dabei sei, einen Beobachtungsplatz oberhalb von Puntagorda zu planen. Dieser soll auf etwas mehr als 2000 Metern Höhe am Ende einer Brandschutzschneiße entstehen. Die Anfahrt wird voraussichtlich über eine Betonpiste erfolgen.


Hacienda La Palma

Die Hacienda La Palma ist ein knapp 200 Jahre altes, kleines Weingut, welches sich auf auf die Produktions ökologischen Weins spezialisiert hat. Das Gut befindet sich auf einer Höhe von knapp 1380 m über dem Meer und liegt somit meistens über den Passatwolken. Auf dieser Höhe ist man auch schon innerhalb der Kiefernwälder. Unsere Unterkunft nannte sich „La Placita“ und war einen kleines Haus mit Küche, Bad und Schlafzimmer. Von dort aus hatte man direkte Sicht auf das Meer.

Während des Aufenthalts wurde mit dem Dobson mehrmals ungezogen. Anfangs beobachteten wir noch direkt am Pool. Jedoch hatten wir das Problem, dass dort ein paar Bäume direkt angrenzen, die die Sicht stark einschränken. Der zweite Umzug, nur knapp 25m, brachte dann schon eine ganz passable Horizontsicht. Der dritte Standort war ein geschottertes Rondell, welches mit großen Findlingen eingefasst war. Er liegt keine fünf Minuten von der Unterkunft entfernt im Weinberg und hat einen Durchmesser von ca. 5,5 m. Ein Stück oberhalb gibt es noch ein zweites Rondell mit ca. 3 m Durchmesser gleicher Bauart. Dieses verfügt auch über einen Stromanschluss.


Astro-Tourismus auf La Palma

Überall auf der Insel lässt sich das Astronomische bemerken. Egal ob es das Emissionsschutzgesetz zum Erhalt der Dunkelheit auf der Insel ist, die Straßenschilder mit dem Hobbyastronomen drauf oder einfach nur die Souvenirläden, die T-Shirts mit Sternwarten-Motiven verkaufen.
So gibt es auf der Insel überall „Astronomische Aussichtspunkte mit Infotafeln in verschiedenen Sprachen. Diese weisen auf diverse Himmelskonstellationen und -erscheinungen hin. Auch gibt es auf der Insel diverse offizielle Beobachtungsplätze, jedoch sind diese meistens recht nach an den Dörfern.

Auf dem Roque de Los Muchachos wird im Moment das „Centro de Visitantes del Roque de Los Muchachos“ gebaut. Dieses soll dann auch Astronomische Themen behandel. Leider wird es aber nicht möglich sein dort auf dem Parkplatz zu beobachten – so zumindest ein Mitarbeiter des Rathauses, den ich befragt habe.

Leider muss man aber auch sagen, dass die Wartung/Pflege/Instandsetzung auf La Palma doch sehr zu wünschen übrig lässt. Viele der Tafeln und Bauwerke sind schon stark verwittert und teilweise unleserlich.


Die Besichtigung den GranTeCan

Lange Zeit war es auf La Palma so, dass man die Observatorien nur während einer bestimmten Zeit im Jahr besichtigen konnte. Mittlerweile ist es so, dass man dort ganze Jahr über an geführten Besichtigungen teilnehmen kann. Die Anmeldung wird über das Internet ( http://orm.astrocamp.es/index_en.html ) abgewickelt. Über einen Kalender kann man sich den jeweiligen Tag aussuchen. Die Teilnehmergebühr, für Erwachsene kostet es 9€, wird entweder über PayPal oder Kreditkarte bezahlt. Treffpunkt ist immer der Parkplatz am Wirtschaftshof (gegenüber der Unterkünfte) und ist ausgeschildert.

Zur Führung selbst:

Unser Guide (Er hieß Rob) überprüfte anfangs die Teilnehmerliste. Anschließend für jeder mit seinem Auto zum ersten Haltepunkt – den Helikopter Landeplätzen. Hier gab es eine kurze Erläuterung zum Standort und den einzelnen Teleskopen auf dem Roque de Los Muchachos. Interessant ist unter anderem, dass sämtliche Daten als Kopie auf Festplatten aufs Festland geflogen werden. Das Internet ist also nicht nur bei mir besch..... langsam.
Anschließend fuhren wir zusammen zum GranTeCan. Aus der Nähe doch beeindruckend groß...
Bevor wir das Observatorium betraten, gab es für uns eine kurze Sicherheitsunterweisung (vor allem für den Großen ;-))
In der Kuppel selbst ist es recht frisch. Eine Klimaanlage sorgt dafür, dass in der Kuppel die durchschnittliche Nachttemperatur vorherrscht. Innerhalb der Kuppel ist es recht aufgeräumt. Lediglich zwei Hubbühnen und ein Rechner standen zu dem Zeitpunkt herum.
Am Teleskop selbst war unter anderem eine Einheit für IR-Messungen montiert. Es gibt insgesamt sieben Möglichkeiten an denen die Messgeräte am Teleskop montiert werden können. Zum Schluss wurde für uns die komplette Anlage, sprich das Teleskop selbst und die Kuppel, demonstrativ bewegt.


Die Nacht auf dem Roque de Los Muchachos


Nachdem der Wetterbericht für den Roque de Los Muchachos endlich wenig Wind gemeldet hatte, hatte ich mich dazu entschlossen die Mietdauer des Dobsons noch um eine Nacht zu verlängern. Eine Liste mit bestimmten Objekten hatte ich mir nicht zurechtgelegt. Stattdessen wurde die Nacht genutzt um die, für mich, schönsten Objekte der vergangnen Nächte nochmals zu beobachten. Es sollte also die abschließende Beobachtungsnacht auf La Palma sein. Da die Schranken zum Gelände der Observatorien und somit zu den Heli-Landeplätzen um 20 Uhr geschlossen werden, machte ich mich schon frühzeitig auf den Weg „nach oben“. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang wurde rege genutzt, denn des gab viel zu tun. Der Dobson wurde gleich zu beginn aufgebaut. Die Autoscheinwerfer und -lichter wurde von mir sorgfältig mit Schwarzer Folie und Malerkrepp abgeklebt, sodass keinerlei Licht vom Fahrzeug mehr ausgehen konnte. Das Auto sah nach der „Folierung“ wie ein Erlkönig aus. Der Sonnenuntergang auf 2180 m über dem Meer war wie die anderen Sonnenuntergänge auf der Hacienda sehr beeindruckend. Die Farben am Horizont wesentlich intensiver, nicht zu vergleichen mit Mitteleuropa. Die Passatwolken, die sich weit unterhalbt bewegten, erzeugten durch die Eigenbewegung ein eigenes Schauspiel für sich. Die Sonne war von einzelnen Wolkentürmchen teils länge Schatten auf die Oberseite der Wolkendecke.

Noch während der Dämmerung wurde es für etwa eine halbe Stunde recht lebhaft auf dem weitläufigen Gelände. Ständig fuhren Mitarbeiter der Observatorien den Berg hoch und runter. Die Sturmsicherung (wenn man sie denn so nennen kann) der MAGIC-Teleskope wurde entriegelt. Zu anfangs wurden diese auch gleich um gute 180° geschwenkt, was in etwa 30 Sekunden auch ziemlich flott geht. Im verlauf der Nacht schlugen die beiden Teleskope auch öfters um. Jedoch konnte man, bedingt durch die Dunkelheit, dies nur hören. Es quietscht und knarrt recht arg ;-)
Auch konnte man beobachten wie sich die anderen Observatorien startbereit machten. Oberall wurden die Kuppeln geöffnet und diverse Teleskope lugten heraus. Ab und an konnte man das laute Hupen beim Umschwenken hören.

Da der Mond erst gegen Mitternacht unterging, nutzte ich die Zeit um die Planeten für ein letztes mal aufs Korn zu nehmen. Allerdings musste ich feststellen, dass auch dort oben das Seeing recht schlecht war. Kai, der Vermieter des Dobsons, berichtete dass das Seeing schon seit Wochen zu wünschen ließ...

Nachdem der Mond endlich unter dem Horizont war, gings endlich wieder ums Beobachten der Deep Sky Objekte. Die Transparenz war wiedereinmal ausgezeichnet. Der Himmel wurde sowohl mit dem Dobson als auch mit dem bloßen Auge beobachtet. Vor allem die Milchstraße hatte es mir angetan... Da mir klar war, was für ein Himmel mich in Mitteleuropa erwartet, (vor allem in Anbetracht des kommenden Winters) beobachtete verstärkt die hellen Objekte die man auch von uns aus beobachten kann.

Gegen 5 Uhr in der früh setzte ich mich dann ins Auto und schlief eine Rund. Gegen 7 Uhr wurde ich dann von der Morgendämmerung wach. Es ging, wenn auch ziemlich schleppend ans Abbauen der Gerätschaft. Zum Abschluss hatte ich auch wieder ein paar Bilder der Observatorien in der Morgendämmerung gemacht. Danach gings dann den Berg hinunter zur Unterkunft – Essen fassen ;-)
   
   
   
   
   
   


Fortsetzung wird noch folgen, jedoch kann das noch ein paar Tage dauern.

Aber bis dahin - Viel Spaß beim Lesen.

Gruß
Simon
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Andreas Paul (30.11.2016), Astrokarsten (01.12.2016), Florian B. (01.12.2016), Georg (30.11.2016), Herbipollution (01.12.2016), Karsten (04.12.2016), Martin.F (02.12.2016), Thomas64 (30.11.2016), Ulf (30.11.2016)
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Drei Wochen La Palma - Ein astronomischer Abriss - von Simon - 30.11.2016, 17:57



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