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NGC6888 Mondsichelnebel
#1
Photo 
Hallo Zusammen,

ich dachte ich fange auch mal an hier meine aktuellen Aufnahmen zu präsentieren. Ich wollte dann auch gleich mal mit meiner jüngsten Aufnahme anfangen, dem NGC6888 Mondsichelnebel mit seinem Wolf-Rayet-Stern im Zentrum, welcher gut sichtbar seine Hülle abstößt. Aufgenommen mit meinem neuen 90mm Apo vom Ralf bei 540mm.
Die Hauptaufnahmezeit wurde mit Schmalbandfiltern in Ha mit 7nm (rund 3,5h) und OIII ebenfalls in 7nm (rund 5,5h) in 3 Julinächten durchgeführt. Da ich immer korrekte Sternfarben anstrebe gab es noch jeweils 15 min RGB für die Sterne dazu.
Schön sind auch im Hintergrund die hohen Ha und OIII Konzentrationen der Sadr Region zu erkennen.

Ich habe mich in dem Zusammenhang auch einmal etwas mehr mit dem Thema Wolf-Rayet-Stern auseinandergesetzt, welche ihre äußere ja wie bereits erwähnt über die starke Strahlung abstoßen. Was ich aber nicht ganz verstehe ist, warum die OIII Hülle weiter außen ist als Ha. Müsste Ha nicht als erstes abgestoßen werden? Gleichzeitig ist es ja auch noch leichter und müsste meinem Verständnis nach dann stärker Beschleunigt werden?   Huh
Vielleicht hat dafür jemand eine Erklärung für mich parat!   Smile

Viele Grüße, Marco

Der Link führt zu meiner Astrobinseite mit sämtlichen Informationen zur Ausrüstung.

[/url][url=https://astrob.in/nm8syy/0/][Bild: get.jpg?insecure]
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Astrokarsten (14.08.2023), August (01.08.2023), Christoph (02.08.2023), Florian B. (03.08.2023), Joachim (03.08.2023), Jozie (01.08.2023), Ralf (01.08.2023), Ulf (01.08.2023)
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#2
Hallo Marco,
Glückwunsch zum Bild, eine sehr tiefe und detailreiche Darstellung von NGC 6888.
Technisch brillant umgesetzt unter Einsatz der neuesten Möglichkeiten der Bildbbearbeitung, wobei das Bild auf mich trotz der Tiefe und Details nicht unnatürlich wirkt.

Deine Frage kann ich Dir nicht beantworten, aber die Fragestellung an sich ist bemerkenswert, da erst durch die erreichte Tiefe solche Fragen in das bewusste Denken des Betrachters gelangt.

Ich wünsche Dir und uns nach der Vollmondphase klaren Himmel!

CS
Ralf
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Abiroth (01.08.2023)
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Abiroth (01.08.2023)
#3
Vielen Dank Ralf.

Ich finde es immer spannend die gemachten Bilder dann bis auf kleinste Detail zu betrachten, um immer neue und interessante Dinge auch im verborgenen zu entdecken. Zum Bsp Galaxien im Hintergrund, die man in der Übersicht gar nicht erkennen oder als Sterne wahrnehmen würde. Woraus sich dann oftmals zwangsläufig Fragen ergeben, warum dies denn genauso aussieht.
Ein spannendes Hobby!  Daumen hoch
Viele Grüße,
Marco

Astrobin
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#4
Hallo Marco,
ein sauberes Bild ist Dir gelungen! Super! Daumen hoch 

Die Belichtungszeiten sind beeindruckend! 
Es geht auch mit viel Geduld mitten aus Würzburg heraus etwas mit Filtern zu bewerkstelligen.
Die Farben und die Verarbeitung finde ich sehr schön von der Ästhetik her, sowohl bei den Sternen als auch beim Nebel selbst.
Der 90 mm APO macht ein gutes Bild bis in die Ecken. Vermutlich von Ralf...

Dass die Fragen mit den eigenen Aufnahmen kommen, ging mir selbst auch oft schon so.
Ich habe Deine Frage bzgl. der OIII und Ha-Anteile mal an einen (vermuteten) Fachmann weiter gegeben. Bin mal gespannt, was da zurück kommt.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Abiroth (03.08.2023)
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Abiroth (03.08.2023)
#5
Hallo Marco,

vielleicht hat das mit dem Einfangquerschnitt für die Strahlung zu tun, also quasi der "Segelgröße"?
H-Atome sind ja sehr klein, O-Atome deutlich größer  – aber eben auch schwerer ...

Und vermutlich ist die Erklärung der (Astro-) Physiker eine komplett andere ... :-P

Viele Grüße,
Andreas


"Es ist mir sehr peinlich, lebend zurückzukehren."
Yokoi Shoichi (1915 - 1997)
(1972 im Dschungel von Guam als "holdout" der japanischen Armee aufgefunden)
 
 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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Abiroth (03.08.2023)
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Abiroth (03.08.2023)
#6
(02.08.2023, 15:16)Christoph schrieb: Die Belichtungszeiten sind beeindruckend! 
Es geht auch mit viel Geduld mitten aus Würzburg heraus etwas mit Filtern zu bewerkstelligen.
Die Farben und die Verarbeitung finde ich sehr schön von der Ästhetik her, sowohl bei den Sternen als auch beim Nebel selbst.
Der 90 mm APO macht ein gutes Bild bis in die Ecken. Vermutlich von Ralf...

Vielen Dank Christoph, 

solches Lob hört man natürlich gerne. Es steckt ja doch immer viel Herzblut in solchen Aufnahmen.
Ja, der Apo ist von Ralf, er hatte 2 davon als Bino zusammengebaut. Davon gibt es hier auch einen Thread dazu. Zum Glück meinerseits hat er sich entschlossen, mehr Brennweite zu benötigen um sich neue Teleskope zu kaufen. So kam ich zu dem tollen Apo, der auch auf der optischen Bank eine sehr gute Leistung bietet, sofern ich das mit meinem Laienwissen zumindest beurteilen kann.  Wink
Aufgrund meines 1´´ Sensors reize ich den aber nicht annährend aus, ein Randabfall, sofern denn vorhanden würde ich damit sowieso nicht bemerken. Ich hatte vorher ein Duplet und RGB war hier schon schwierig, da der Blaukanal sehr "außer Form" war. Da ist der Triplet schon toll, viel bessere Sterne an den Rändern. Smile

(02.08.2023, 15:16)Christoph schrieb: Dass die Fragen mit den eigenen Aufnahmen kommen, ging mir selbst auch oft schon so.
Ich habe Deine Frage bzgl. der OIII und Ha-Anteile mal an einen (vermuteten) Fachmann weiter gegeben. Bin mal gespannt, was da zurück kommt.

Vielen Dank, dann bin ich mal gespannt, ob er eine Erklärung parat hat. 

(02.08.2023, 20:42)Andreas Paul schrieb: Hallo Marco,

vielleicht hat das mit dem Einfangquerschnitt für die Strahlung zu tun, also quasi der "Segelgröße"?
H-Atome sind ja sehr klein, O-Atome deutlich größer  – aber eben auch schwerer ...

Und vermutlich ist die Erklärung der (Astro-) Physiker eine komplett andere ... :-P

Viele Grüße,
Andreaspanischen Armee aufgefunden)

Hallo Andreas,

die Idee mit dem "Segel" ging mir tatsächlich auch schon durch den Kopf. 
Eine weitere Idee könnte noch die Ladung sein, evtl. erfolgt hier eine größere Abstoßung der Atome und die Strahlung führt deshalb zu einer größeren Abdriftung.
Spannendes Thema, ich bleibe dran!
Viele Grüße,
Marco

Astrobin
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Andreas Paul (03.08.2023), Florian B. (03.08.2023)
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Andreas Paul (03.08.2023), Florian B. (03.08.2023)
#7
Zur Frage der Enststehung und Größe der OIII und HII Blasen:

Zitat:Struktur des Wolf-Rayet-Ringnebels 

WR-Ringnebel weisen sehr unterschiedliche Strukturen und Morphologien auf. Wie entstehen diese unterschiedlichen Morphologien? Gruendl und Kollegen schlugen einen relativ einfachen Mechanismus vor, der hauptsächlich auf der Tatsache beruht, dass die Emission von HII und [OIII] durch unterschiedliche Erregungsmechanismen verursacht wird. Die [OIII]-Emission basiert auf einem Übergang, dessen obere, angeregte Ebene in den Sauerstoffionen hauptsächlich durch Stoßanregung besetzt wird, während die Emission von HII auf der Rekombination von Wasserstoffionen (dh Protonen) mit freien Elektronen basiert. Während die Emission von [OIII] mit steigender Temperatur zunimmt, nimmt die Linienstärke von HII mit steigender Temperatur ab, da die Rekombination gehemmt wird.

Wenn der schnelle WR-Wind den langsameren RSG-Wind aufwirbelt, bildet sich eine Stoßfront, die an ihrer Vorderseite sehr heiß ist und hauptsächlich zur Emission von [OIII] führt. Durch Strahlungskühlung sinkt die Temperatur in Regionen, die näher am zentralen WR-Stern liegen, sodass auch diese inneren Regionen HII-Strahlung aussenden.

Die Strahlungskühlung ist umso effizienter, je dichter das Medium der Stoßfront ist. In einem Medium hoher Dichte nimmt die Temperatur hinter der Schockfront schnell ab, sodass Bereiche der HII-Emission sehr dicht an der [OIII]-Front liegen. Da das Medium dünner ist, werden [OIII]- und HII-Regionen räumlich getrennt. Für sehr dünne Medien oder für Medien mit starken Dichteschwankungen können wir anhand der [OIII]-Emission die tatsächliche Schockfront und anhand der HII-Emission die dichteren inneren Bereiche des Mediums verfolgen. Schwankungen in der Dichte des Mediums können daher zu „Ausbeulungen“ in den [OIII]-Schalen führen, die als „Break-out“-Strukturen bezeichnet werden. Ausbruchsstrukturen sind beispielsweise im Halbmondnebel oder im Sharpless 308 leicht zu erkennen.


http://www.reinervogel.net/WR/WR_e.html



Gruß,
Joachim
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#8
Vielen Dank Joachim für das ausführliche Zitat. Das hilft sehr um die Struktur zu verstehen und erklärt auch schön die Ausbeulungen. 

Der Link von Reiner Vogel ist auch super um sich weiter zu informieren. Daumen hoch
Viele Grüße,
Marco

Astrobin
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