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BB: Perseiden 2023
#1
Hallo,
die erste Perseiden-Nacht war vom 12. auf den 13.8.2023. Nachdem ich noch in der Dämmerung von einer Kappa-Cygnide gefoppt wurde, ging es zum "eigentlichen Beobachtungsobjekt" der Nacht. 

   

Der Meteorstrom der Perseiden kam im Laufe der Nacht in Gang. Eine ASI120MM mit einem Weitwinkelobjektiv machte alle fünf Sekunden ein Bild und sammelte eine Perseide nach der anderen ein. Leider hatte es am Abend geregnet, sodass die Luft sehr feucht war und das Objektiv immer schnell beschlug. Zwar half beim Abtauen ein Lappen, aber irgendwann wollte ich auch ins Bett. Danach war die Linse relativ wieder schnell mit Tau benetzt.
Von einem der eingefangenen Perseiden und dem Sternenhimmel machte ich eine bezeichnete Fassung:


   

Die zweite Perseiden-Nacht fing für mich am 14.8.23 ab 1:30 Uhr an. Gleich am Anfang war ein heller "Brummer" zu sehen, der auf den zwei nachfolgenden Frames auch noch im Nachleuchten zu sehen war:

   

Nach einer guten alten Gewohnheit konnte auf dem Boden liegend das Schauspiel richtig genossen werden: alle fünf Minuten huschte eine helle Sternschnuppe über den Himmel und dazwischen immer wieder kleinere! Ein wunderschönes Erlebnis über zwei nächtliche Stunden!
Neben den geschätzt mehr als zwanzig Perseiden habe ich zwei Aquiriden, zwei Kappa Cygniden, eine Tauride und eine ungeklärte (vielleicht noch Capricornide?) Sternschnuppe gesehen.

Ansprechend, ja begeisternd war der dunkle Nachthimmel hier in Schönhausen (Elbe): wenn der regelrecht blendende Jupiter nicht im Gesichtsfeld war, konnte ich die Dreiecksgalaxie M33 indirekt sehen. Der helle Gasplanet kam gerade über einen Dachfirst empor, sodass ein kleiner Ortswechsel das Abblenden erleichterte.

Sterne bis zu 6,3 mag waren direkt zu sehen, darunter ging es mit indirektem Sehen bis zu 6,7 mag.
Epsilon Lyrae konnte ich in den Hauptkomponenten mit bloßem Auge trennen!

Neben  M33 waren als DeepSky-Objekte leicht zu sehen: M13 im Herkules, der schon weit im Westen stand. M31 hingegen im Osten, war als ein "großer", länglicher Nebel in der Andromeda der Eye-Catcher. Dabei darf der Offene Sternhaufen NGC 752 in der Nachbarschaft nicht vergessen werden. 
Im Süden fand ich M15 im Pegasus sehr schnell und ohne Probleme auf. H und Chi zwischen Perseus und Kassiopeia glänzten als, doppelt-flauschiges Sternenpaar. 

Beeindruckend war die differenzierte Milchstraße, die sich neben ihren helleren Teilen mit total interessanten Dunkelstrukturen zeigte. Leider war die Schildwolke schon sehr weit im Westen und gerade der interessante, südliche Teil der Milchstraße nicht mehr zu sehen. Dafür war besonders auffällig für mich die Milchstraße im Schwan bis zum Perseus. Eine persönliche Entdeckung war der dunkle längliche Bogen oberhalb von Deneb, der quer in Richtung zum Sternbild des Kepheus liegt. Den hatte ich bislang noch nicht wahrgenommen. Überhaupt war das Gewimmel im Schwan eine Pracht und die Milchstraße dort sehr hell.

Es war einfach eine tolle Nacht, in der neben vielen Sternen, Nebeln und der Milchstraße, die vielen Sternschnuppen eine geniale Zugabe waren! Und dabei braucht es überhaupt nichts an astronomischer Ausrüstung: das freie Auge reicht, um stundenlang über den Sternenhimmel zu wandern, ohne dass es einem dabei langweilig wird. Jedenfalls dann, wenn die Show der Perseiden im Hintergrund läuft! Wink

Vielleicht hat noch jemand klares Wetter in den nächsten Nächten. Es könnte sich bzgl. der Perseiden lohnen!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#2
Hallo Christoph,

ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen. Ich lag auch drei Nächte lang mehrere Stunden draußen und genoss den Meteorschauer. Ich ließ nebenbei auch mal meine Kamera für ein paar Sternbildaufnahmen, die Lumix F28 laufen, aber da hatte ich leider kein Glück.

Die Nächte waren tatsächlich sehr transparent und so spannte sich die Milchstraße deutlich strukturiert über das Firmament. Die helleren Messiers suchte ich auch mit dem 8x40 Fernglas auf und war wieder mal beeindruckt, was man alles mit einfachen Mitteln entdecken kann.

Die Dunkelbereiche und der hinausreichende Arm sowie die Schildwolke stachen deutlich hervor. M31 konnte man kaum übersehen.

Gigantisch ist M31, aber auch die KS und die OH waren sehenswert. 

Gewünscht hab ich mir stabiles Wetter, aber da müssen wir eventuell wieder warten. Im Moment sieht es eher gewittrig aus.

Vielen Dank für den tollen Bericht.  Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#3
Hallo Christoph,

toller Bericht. Einen schönen Urlaub wünsche ich.

Leider war es bei uns nicht richtig klar und eine Beobachtung nicht leicht möglich.
Klaren Himmel und klaren Kopf wünscht Karsten
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Christoph (15.08.2023)
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#4
Hallo,

am Sonntag Abend so um 21:43 Uhr konnte ich zufällig beim Weg vom Weinfest in Höpper zum Auto einen kleinen Boliden sehen.
Eine lange Spur, farblich ein mittleres Gelb, nicht sehr schnell, von NW noch SO.

Ca. 10 Minuten später nochmal einen sehr schnellen, sehr hellen, weißen Meteor auch NW nach SO.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Christoph (15.08.2023)
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Christoph (15.08.2023)
#5
Hallo,
Mit den Bildern in der Nacht / frühen Morgen des 13.8.2023 wurde eine kleine wissenschaftliche Auswertung versucht. Ergebnis war eine Zenitrate (ZNR) von um die 50 Meteore pro Stunde. Das entspricht auch dem visuellen Eindruck, bei dem ein größeres Gesichtsfeld zur Verfügung steht, als mit der aufnehmenden Kamera.
Dazu wurden alle fotografierten Sternschnuppen in einem Bild zusammen getragen und auf in ein Standbild hineinkopiert. Es handelte sich dabei um Aufnahmen von 5 Sekunden Länge, die mit einem kleinen Weitwinkel (2,5 mm Brennweite) an einer kleinen Kamera gemacht wurden (ASI120MM). Daraus resultierte ein Gesichtsfeld von ca. 80° x 100°. Die Tiefe der Aufnahmen lag bei ca. 6,5 mag, was in etwas dem visuellen Eindruck entsprach.
Es sind über 30 Meteore von denen 23 sicher Perseiden gewesen sind. Die Zeitdauer der Belichtungszeit war fast 1,5 Stunden. Der Himmelsausschnitt hoch gerechnet auf den ganzen Himmel, und unter Berücksichtigung der Höhe des Radianten im Perseus, ergibt sich eine Zenitrate von circa 50 - 60 Meteore pro Stunde.
Eine super Abschätzung als Ergebnis!
Neben den Perseiden sind auf dem Bild Tauriden (der Radiant liegt noch oberhalb des dunklen Randes, eine Scheune!, oben im Bild), Aquariden (links unten außerhalb des Bildfeldes!) und ein Kappa-Cygnide (gerade noch im Gesichtsfeld der unteren Bildmitte) zu sehen.

   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#6
Hallo Christoph, 

eine beeindruckende Auswertung. Es ist genial, wie du die Bilder übereinander gelegt hast und so einen "Gesamteindruck" der Nächte vermittelst. Ich konnte wie oben beschrieben schon die vergangenen Nächte gut nutzen. Jetzt kamen noch einmal zwei weitere klare Nächte hinzu. Vorgestern war es anfangs mit durchziehender hoher, dünner Bewölkung etwas schlechter und auch etwas dunstiger. Gestern war die Durchsicht allerdings wieder super, hier vor Ort. Hätte eigentlich mein Teleskop aufbauen sollen. Aber bis in den Abend hinein war es doch noch stärker Bewölkt - da denkt man immer heut wird´s nix... aber dann ist es plötzlich klar.

Ich bin dann mit dem Auto auf die Höhe hinter dem Ort gefahren und habe mal mit der Kamera noch etwas herumgespielt und auch den Fernauslöser über eine App an meiner Panasonic Lumix FZ300 (F28) ausprobiert.

Bei 25mm und f2,8 mit ISO 800 und 20sec. Aufnahmedauer hatte ich die besten Ergebnisse. Die Panasonic ist als Bridgekamera mit kleinem Sensor eigentlich keine Kamera für solche Zwecke. Sie rauscht recht schnell.

Der begrenzte Himmelsausschnitt ist ein weiteres Problem, da man nie weiß, wo eine Schnuppe fällt. Da war das Glück nicht gerade auf meiner Seite. Mit bloßem Auge konnte ich so ca. alle 5 Minuten helle Leuchtstreifen über den Himmel huschen sehen. Es waren auch langsamere gelblichere Meteore dabei . Dazwischen immer wieder schwächere, schnelle Perseiden.
Immer genau in der Richtung, wo die Kamera nicht hinzeigte...  Angry

Beim ansehen der Aufnahmen heute morgen fand ich dann doch eine Leuchtspur. Leider sind ausgerechnet auf dieser Aufnahme die Sterne etwas verwischt. Da hatte ich noch nicht den Fernauslöser... Aber immer hin eine Sternschnuppe!!!  Cool

Alles in allem waren es wieder zwei wunderbare, warme, windstille Nächte. Da kann man den Blick ins All einfach nur genießen. Einfach hinlegen und schauen... Andromeda, M33 und die schönen Sternkonstellationen, die weit gespannte Milchstraße mit ihren Dunkelstrukturen und dann noch die Sternschnuppen... was will man mehr?

Hier mal das Ergebnis und noch ein weiteres Bild aus der Nacht.

   

   
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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