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Sommerbeobachtungen im August 2023
#1
Sommerbeobachtungen August 2023

Gestern am 15.08. war es überraschender Weise klar, ganz entgegen der Wertevorhersage. Smile
So konnte dank Urlaub das Doppelbino bestehend aus 120mm 45° achromatischen Doppelrefraktor und TS Apo 110 f/6 mit EMS Ansätzen auf die Terrasse geschoben werden.

Die Beobachtung dauerte bis 02:00Uhr heute Morgen an und endete mit einem letzten Blick auf Jupiter, der sich anschickte eine brauchbare Beobachtungshöhe über Horizont zu erreichen.

Ich picke nur einige interessante oder für mich überraschende Details heraus, die mir nach den jüngsten Beobachtungen bei mir auf der Terrasse oder im Urlaub in Österreich auf 1200m Höhe vom Balkon aus gesehen, berichtenswert erscheinen.

Epsilon Lyrae
hat natürlich Jeder von Euch schon häufig beobachtet, so wie ich auch und es praktisch jedes Jahr aufgrund seiner Schönheit wiederhole. So auch dieses Jahr mit dem 110er Bino bei 146x. Die Komponenten A,B und C,D erschienen wie Bälchen oder gleich den Köpfen von Stecknadeln mit Luft getrennt. Aber es fällt schwerer die Komponenten A,B bei gleichzeitiger Beobachtung zu halten, da bei A zu B eine Magnitude Helligkeitsunterschied besteht. In großen Teleskopen ist mir dieser Unterschied bisher nicht so aufgefallen.
Im 110er Bino konnte ich auch die zwischen A,B und C,D liegenden Komponenten E und F erkennen. Für einen 8“ sollte das Monokular kein Problem sein, für einen 4“ eine Herausforderung und vielleicht für Euch ein Tip mal darauf zu achten.
Eine gute Beschreibung mit interessanten Details zum System findet Ihr hier:

http://epsilon-lyrae.de/Beobachtungstipp...stipp.html

Übrigens sind die Bahndaten bis heute noch recht ungenau bekannt. Jedenfalls haben sich die Abstände der Komponenten seit den Beobachtungen von Christian Mayer im 18ten Jahrhundert verringert.

Sternbild Sagittarius
war für mich bisher ein Ort am Himmel, wo viele Gasnebel zu finden sind. Das Sternbild selbst war bisher nicht verinnerlicht. Das hat sich nun seit diesem Österreich-Urlaub geändert, da mir der Balkon mit Südblick und den gewonnen Himmelgraden neue Ausblicke bot. Das Sternbild zeigte sich dort komplett bis auf den Stern Eta, der unterhalb des bewaldeten Hügels verortet war. M7 konnte aber beobachtet werden mit ca. -35° Deklination. Zum ersten Mal konnte ich mir die Formation erschließen und machte es gleichzeitig leicht, die zahlreichen Kugelsternhaufen in der Nähe der helleren Sterne anzupeilen. Die Ausrüstung bestand aus einem APM 100mm 45° SD Fernglas bestückt mit Panoptik 24mm und später mit 15mm APM Okularen.
Das Highlight war sicherlich M22, der ein prächtiger Kugelsternhaufen ist und auch der hellste von Mitteleuropa aus sichtbare Kugelsternhaufen. M13 hat seinen Status nur aufgrund seiner besonders günstigen Lage! Im 100er Glas konnten bereits Einzelsterne im Haufen erkannt werden, bei 37x stieg die Anzahl im Vergleich zu den Panopitik 24mm bei 23x.

Mehr Vergrößerung war nicht sinnvoll, das die Szintillation der Sterne so extrem stark war, dass es an „Licht an- und ausschalten“ erinnerte.
Obwohl M70; M69 und M54 Messier-Objekte sind, waren diese doch sehr klein und schwach, aber dennoch im 100er Glas erkennbar. M28 war etwas heller und durch seine Lage rechts oberhalb von Lambda Sgr leicht zu finden. Ebenso leicht sind NGC 6624 und NGC 6522 zu finden.
Das Leuchten der Gasnebel M8, M17 und M17 kam im 100er Glas sehr eindrücklich daher, während die Milchstraße mit bloßem Auge nicht so prächtig erschien.


Gestern, unter unserem unterfränkischen Himmel erschien mir die Milchstraße mit bloßem Auge sogar eindrücklicher und detailreicher, die Sterne waren ruhig und die Grenzgröße im Glas deutlich höher, das Leuchten der Gasnebel war aber im Vergleich zur Höhenlage in Österreich gedämpfter.

Deswegen beobachtete ich gestern M22 im 110er Bino bei 146x und die Zahl der Einzelsterne im Haufen war gefühlt größer als in M13. Die von meiner Horizontsicht erreichbaren Kugelsternhaufen waren gestern auch leicht zu finden, da die Orientierung nun vorhanden war, wenn auch einige Sterne von Sagittarius nicht zu sehen waren.

Saturn:
Ab 01:00Uhr erreichte Saturn eine Höhe, wo die Luft nach und nach mehr Details preisgab. Das 120er Achroglas wurde auf 82mm abgeblendet und mit den 6mm Vixen Okularen konnte Saturn bequem mit 110x beobachtet werden. Wird der Saturn in der Höhe außerhalb der Bildmitte eingestellt, so können Farbfehler und Refraktion der Luft zum großen Teil ausgeglichen werden. Mit 82mm waren mehr Details zu erkennen als mit voller Öffnung von 120mm. Auch mit 82mm Öffnung waren drei Monde erkennbar. Die Cassiniteilung kam bei der flachen Ringstellung nicht wirklich rüber und den Ring vor der Planetenscheibe abzugrenzen war mir nicht sicher möglich.
Im 110er Doppelrefraktor bei 146x zeigte sich Saturn überraschend hell und klar. Ein breites Band auf der Planetenscheibe lag ungefähr da, wo der Ring sich hinter die Scheibe versteckte, also in der gedachten Verlängerung der Ringeintritte. Das machte mich im Kopf etwas „kirre“, weil mein Gehirn aus dem Band gerne einen Ringfortführung erzeugen wollte.

Der Ring vor der Scheibe war nicht sicher abgehoben, dazu hätte es noch bessere Luft benötigt. An den Ansen der Ringe zeigte sich die Cassiniteilung ansatzweise.
Allerdings zeigte das 110er einen Mond mehr, also konnte ich vier Monde erkennen. Tatsächlich waren es fünf Monde, aber Titan lag nicht auf Ebene der Monde und wurde hier nicht mitgezählt. Zu sehen waren Rhea, Dione, Tethys und geradeso noch Enceldadus. Mimas befand sich laut Programm in direkter Nachbarschaft, hatte ich aber nicht erkannt.
Interessant ist die Feststellung, dass im Doppelrefraktor bei 146x durch die Helligkeit mit etwas Seeing eine gewisse Blendwirkung eingetreten ist. (Ob die Vergrößerung nun wirklich stimmt hängt an der realen Okularbrennweite. Diese kann von der Nennaufschrift abweichen und es wollen schon Tester 4,8mm ermittelt haben. Dann wären es nur ca. 137x )

Dabei entspricht die Austrittspupille für die 4,5mm Brennweite mit 0,75mm der häufig propagierten Idealvergrößerung. Binokular bei diesem Gerät scheint das nicht zu passen und etwas mehr Vergrößerung scheint hilfreich zu sein. Bei den kleinen Brennweiten wirken sich schon 0,5mm Brennweitenunterschied aus. So würden 4mm bereits 165x erzeugen und die Austrittspupille liegt mit 0,66mm noch nicht übertrieben klein. Gerade bei Saturn brauche ich persönlich etwas mehr Vergrößerung für Detailerkennung. Bei Jupiter kommt es sehr schnell zu hoher Vergrößerung und Binokular braucht man eben Okular-Paare, was den Preis verdoppelt.

Ausblick Planetensaison mit Höchstvergrößerung

An neuen interessanten Okularentwicklungen gibt es das sehr preisgünstige SV Bony Zoom Okular 3-8mm, das offenbar ähnlich wie das sehr teure TeleVue Zoom arbeitet.
Meiner Meinung nach sind TeleVue Artikel so überpreist, dass sich der normale Beobachter es kaum noch leisten mag oder kann. Das Okular soll in der Bildmitte sehr gut sein, jedoch kommen die Wimpern gerne ans Glas, wie auch beim TeleVue Zoom.

Das Manko ist oft das kleine Gesichtsfeld und die Randschärfe oder besser gesagt, die Randunschärfe.
Nun bin ich auf die relativ neuen Takahashi TOE Okularen gestoßen, die es auch in 4mm Brennweite als gleichzeitig längste Brennweite der Serie gibt.
Der Ansatz ist hier einen brauchbaren Augenabstand von 10mm mit sicherem Einblick zu geben, dabei wurde ein Höchstmaß an Korrektur über das ganze Gesichtsfeld von immerhin 52° angestrebt. Bei Handnachführung ist das sehr hilfreich, den Planeten durch das Gesichtsfeld laufen lassen zu können.

Den gleich Ansatz hatte auch Vixen mit seinen HR Okularen bei kleinerem Gesichtsfeld, die es aber nicht mehr gibt und bei 3,4mm als längste Brennweite war Schluss.
Den vielen Tests auf cloudy nights zu urteilen, scheinen diese TOE´s bei der Planetenbeobachtung tatsächlich nochmal ein kleines Plus an Wahrnehmung zu bieten. Das 4mm Okular bietet jedenfalls bis für f/8 Geräte eine Austrittspupille von mind. 0,5mm.

Die 4mm TOE´s könnte ich meinerseits bei einem gemeinsamen Beobachtungstreffen mitbringen, sinnvollerweise bei optimal stehenden Planeten um den Praxistest durchzuführen.


Vergnügliche Sommerbeobachtungen in kurzer Hose wünscht
Ralf
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Abiroth (24.08.2023), Andreas Paul (17.08.2023), Astrokarsten (17.08.2023), August (16.08.2023), Christoph (16.08.2023), Florian B. (18.08.2023), heiko (19.08.2023), irisf1 (22.09.2023), Jozie (23.08.2023), Martin.F (18.08.2023), Philipp (17.08.2023), Ulf (18.08.2023), Uwe (16.08.2023)
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#2
Hallo Ralf,

danke für den Beobachtungstip mit den drei E F u I Doppelsternchen von Epsilon Lyrae. Ich habe sie vorletzte Nacht sofort zwischen Epsilon 1 u 2 Lyrae gesehen. Aber wie wie das so manchmal so ist, man ist so auf die beiden Doppelsterne fixiert, dass sie einem einfach nicht auffallen. Nur wenn man bewust hinsieht registriert man sie gleich. Ist ein wenig ähnlich wie bei Alkor und Mizar. Da steht zwischen den beiden Ludwigs Stern. Auch ein schwächerer Stern den man leicht nicht beachtet. Ich will mir E F u I aber mal noch mal genauer ansehen. War beim letzten mal zu flüchtig unterwegs, da ich mehr Deepsky Objekte im Sinn hatte. Läuft ja nicht davon...


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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#3
Hallo Ralf,

der August ist zwar bereits verstrichen, aber angeregt durch Deinen Artikel wollte ich nochmal ein paar Zeilen dazu schreiben.

Am Samstagabend habe ich meinen 8 Zöller aufgestellt und staunte nicht schlecht:

Saturn stand ca. 20min mit kleinen Unterbrechungen wie ausgestochen im Okular.
Casiniteilung, der kleine Schatten auf den Ringen, Bänder auf Saturn und so etwas wie ein Schatten der Ringe auf Saturn Huh Huh , sind zu sehen.

Schatten?, kann doch eigentlich gar nicht sein?
Waren dann wohl ehr doch die dunkleren inneren Ringteile, siehe Auschnitt von Stellarium.

   

Beobachtet habe ich bei 400facher Vergrößerung mit dem SV Bony Zoom Okular 3-8mm am 200/1200 (also ca. theoretisches Maximum)
Durch Deinen Artikel bin ich auf das "Zoom" aufmerksam geworden, habe es mir geleistet (Takahashi TOE kommt dann nätürlich als nächstes Big Grin )und bin durchaus zufrieden (kann es bei nächsten Teleskoptreffen ja mal mitbringen zum Testen, falls ich nicht wieder im Urlaub bin Wink ).

Das Seeing war wie gesagt perfekt, also musste dann natürlich Epsilon Lyrae ran.
Einfach schön, alle Einzelteile stehen ohne jede Bewegung am Himmel (geht eigentlich noch mehr als 400fach?, das fragt man sich da schon mal).

Das Warten auf Jupiter kann also beginnen, der muss aber erst über Nachbar´s Haus raufdrehen.
Also folgen weiter leicht zu findende Klassiker, wie Albireo, Ringnebel, Hantelnebel, M33, kleiner Hantelnebel, usw. (in verschiedenen Okularen) und zwischendurch nochmal Saturn.

Als Jupiter dann endlich in Reichweite kam, war das Seeing dann leider nicht mehr perfekt, Stellenweise aber noch gut bis sehr gut.
Die Bänder gaben nur ganz vereinzelt und sehr kurz Einzelheiten preis. Immer wieder erstaunlich für mich, wie hell der Gasriese im Okular ist und wie schnell das Seeing sich ändert.

Man glaubt seinen eigenen Augen ja nicht, aber siehe da, auch beim "Doppel-Doppel", usw. ist nun leichte Unruhe eingekehrt.
Naja, wurde kurz nach 2 Uhr mit kurzer Hose dann ja auch langsam frisch und zufrieden zog ich mich zurück.

Grüße Heiko
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Andreas Paul (05.11.2023), Astrokarsten (11.09.2023), August (11.09.2023), Christoph (12.09.2023), Florian B. (11.09.2023), Jozie (06.11.2023)
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#4
Hallo Heiko,

Schatten ist schon korrekt. Ohne Anführungszeichen.

Je nach Ringstellung und Saturnposition lässt sich sowohl der Schatten des Ring-
systems auf dem Planet erkennen, als auch der Planetschatten auf den Ringen.

Setzt lediglich ein Instrumen mit ausreichend Auflösung und Abbildung voraus.
Und gute Sichtverhältnisse.

Viele Grüße,
Andreas
 
 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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heiko (05.11.2023)
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heiko (05.11.2023)
#5
Hallo Heiko, 
Habe mal was zum Schattenspiel am Ring des Saturn Anruf meiner HP geschrieben:
https://www.klostersternwarte.de/aktuell...-2-6d9f11b
Interessantes Phänomen, das vielleicht etwas mit Deiner Beobachtung zu tun hat.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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heiko (05.11.2023)
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heiko (05.11.2023)
#6
Hallo,

(11.09.2023, 09:31)heiko schrieb: Schatten?, kann doch eigentlich gar nicht sein?
Waren dann wohl ehr doch die dunkleren inneren Ringteile, siehe Auschnitt von Stellarium.

Der C-Ring den wir bei der Beobachtung noch sehen können, ist eigentlich nicht dunkler sondern transparenter. Stellarium simuliert scheinbar zum einem den C-Ring und den schmalen Schatten vom Ring auf Saturn.
Auf der Saturnsimulation müsste der eigentliche Schatten vom Ring auf dem Planeten die dunkle Schmale Linie direkt am Ring sein:


   


In der Beobachtung ist dieser Schatten deutlich als dunkle Linie zu sehen. Je nach der Öffnung des Saturnringes deutlicher oder schwieriger.

Viele Grüße
Gerd
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heiko (06.11.2023)
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heiko (06.11.2023)
#7
Hallo Gerd,

ich habe in Stellarium mal diverse Jahre vorgespult.
Der "Schatten der Ringe" scheint nicht simuliert zu sein, es sind immer nur die "dunkleren"  Wink  inneren Ringe zu sehen, auch beim ranzoomen.

hier z.B. Auszug Stellarium 2030: Saturn zwischen Aldebaran und den Plejaden

   


Grüße Heiko
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