19.08.2023, 14:52
BB vom 18.08.2023
Hallo,
nach all den Sternschnuppennächten ohne größeres Gerät, wollte ich gestern dann auch mal wieder mit dem Teleskop in die Tiefen des Weltalls blicken. Zum Einsatz kam der 10" ACF, der auf der Sphinx SXD Platz nahm. Die angenehmen Temperaturen auf der Terrasse ließen eine Kurzhosen-T-Shirt-Beobachtung zu, was an meinem Standort schon eher die Ausnahme darstellt.
Nicht nur die Temperaturen passten gestern, sondern auch Himmelstransparenz und Luftruhe. Dazu später noch...
Gegen 22:30 Uhr war es dann auch dunkel genug, um mit den helleren Objekten wie Ringnebel M57 oder Hantelnebel M27 zu starten. Immer mehr Details schälten sich aus dem Hintergrund ins Okulargesichtsfeld, so dass es eine Freude war die Photonen aufzusaugen...
Für die Objektwahl schnappte ich mir den "Beobachter-Atlas für Kurzentschlossene" und wurde mit Objekten belohnt, die ich vorher z. T. noch nie beobachtet habe. Hier finden sich Bezeichnungen, die man sonst so nicht hat und ich war doch überrascht, was es da alles an "Schmuckstücken" im All gibt.
Das Sternbild Schwan (Cygnus) stand im Zenit in einer sehr definiert daher kommenden Sommermilchstraße mit Dunkelregionen, Bändern und helleren Wolken, die es sich lohnt auch mit dem Fernglas anzusehen.
In dieser Region suchte ich dann nach den angegebenen Sternformationen, OH, PN und weiteren Gasnebeln, Galaxien und KS.
CRL 2688: Als Egg-Nebel genannt, war das erste Ziel. Dies ist ein Proto-planetarischer Nebel, der erst bei höherer Vergrößerung seine Gestalt Preis gibt. Und gestern ging hier einiges locker konnte ich über 300x vergrößern, ohne, dass die Sterne sich aufblähten oder waberten. So erschien der Egg-Nebel in seiner bipolaren Gestalt im Zoom-Oku.
Hu 1-2: Ein kleiner PN, der 1920 von Milton Humason entdeckt wurde. Erst über 300x kann man aus dem doppelsternähnlichen Objekt, seine Sanduhrform - ähnlich dem Hantelnebel - herausarbeiten.
Mit dem 6mm Ortho kam ich dann mit knapp 450x in den Genuss, diesen Nebel "auseinanderzunehmen"! - Ich war echt überrascht, von diesem winzigen Prachtexemplar!
Es konnte nur aufwärts gehen, in der Nacht. So folgten die Objekte:
Leiter 7 und Leiter 9 (Katalog von Frank Leiter): Zwei sehr hübsche Sternfiguren - bzw. Asterismen - Gerade Leiter 7 hat mir mit seine "Rechteck-Gestalt" besonders gefallen. Eine lohnenswerte Sternformation nahe eines helleren Sterns. Sie wird auch Cygus-Box genannt.
Klasse war auch die Tatsache dass feinste Sternchen bis hin zur 14. - 15. Größe im Hintergrund erschienen und die angegebenen 13mag Sterne davor herausstechen.
NGC 6811: "Hole in a Cluster" folgte anschließend. Ein zarter Sternhaufen mit einer eher ungewöhnlich offenen Mitte, ohne Sonnen.
NGC 6894: "Kleiner Ringnebel" - Tatsächlich ähnlich dem bekannten großen Bruder, doch viel filigraner und deutlich schwerer zu erkennen, zumal ich keinen Filter einsetze.
NGC 6946: Die "Fireworks-Galaxie", die nur ein halbes Grad entfernt vom OH NGC 6939 eine strukturierte Sterninsel darstellt. Interessant wird beschrieben, dass in dieser Galaxie in den letzten 100 Jahren 9 Supernovae gezählt wurden. Soviel wie in keiner anderen Galaxie, was an den zahlreichen Sternentstehungsgebieten liegen dürfte.
So, nach diesen ersten Eindrücken, wollten Tim und Mia mit mir gemeinsam Sternschnuppen schauen und die Sternbilder ansehen. Mit dem Laser bewaffnet erklärte ich den Sommersternhimmel vom Sommerdreieck ging es von Cassiopeia, Großem und kleinen Wagen über Herkules zum Adler, Schwan und Pegasus. Delfin und Lyra durften nicht fehlen. Wir legten uns dann auf den Rasen und wurden mit einigen tollen Schnuppen belohnt. "Wooowwww!!!" Entfuhr es uns gleichzeitig bei einem besonders hellen Meteor, der ca. 25 - 30° entlang der Milchstraße seine weißliche Ionenspur aufleuchten ließ. Das war tatsächlich die hellste Sternschnuppe, die ich in diesem Sommer bisher beobachten konnte.
Gut eine halbe Stunde ließen wir die Seele baumeln und betrachteten das ferne Licht von M31 und 33, des Doppel-OH H- und Chi-Persei und das der helleren KS in Herkules, welches in unsere Augen fiel.
Gegen 0:30 Uhr kehrte ich ans Teleskop zurück und ich setzte meine "Safari" fort.
Nach dem Cirrus-Nebel-Komplex steuerte ich folgende Objekte an:
NGC 7008: Fetus-Nebel (ein alter Bekannter)
NGC 7013: Galaxie
NGC 7026: Cheese-Burger-Nebel (hatte ich schonmal beobachtet)
NGC 7027: Magig-Carpet - ein lohnendes Objekt, auch aus der Stadt heraus, da er sehr hell ist.
NGC 7048: PN - auch ohne Filter gut zu sehen.
Begeistert war ich dann von:
Teu 8 (Teutsch): Teutsch ist ein südamerikanischer Astronom, der interessante bzw. spannende Objekte gesammelt und katalogisiert hat. Der Asterismus ähnelt tatsächlich dem Trapez im Orion. Bei über 300x erkennt man auch die schwächeren Sternchen drumherum und erhält einen äußerst hübschen Anblick.
Zürn 2: "die Giraffe" ist ebenfalls eine Sternansammlung, in die man eben das Bild einer Giraffe hineininterpretieren kann. Das Objekt ist sehr einfach, aber um so eindrucksvoller im Okular.
61 Cyg.: Dieser gelb-orangene Doppelstern ist sehr einfach zu trennen, aber seine Lage in der dichten Milchstraßenregion ohne weitere Sterne drumherum lässt die beiden Komponenten um so erhabener erscheinen. Ich war geflasht... Auch bei fast 450x standen die Sterne ruhig und ohne größere Beugungserscheinungen im 6mm Okular - das ist schon ein toller Anblick.
Bei diesen Bedingungen draußen auch eher unbekannte Dinge zu betrachten und zu erkennen, war eine besondere Freude und ob der Sucht. die um einen herum alles vergessen ließ, verging die Zeit...
Die Kirchturmuhr schlug schon 2, Jupiter stand schon höher im Südosten und ich wollte noch ein paar Absacker einsammeln:
NGC 7331 und Stephans Quintett durften da nicht fehlen. Immerhin schaffte ich es im indirekten Sehen 4 der 5 winzigen Faint-Fuzzies herauszudeuteln.
M 31 konnte ich förmlich abfahren - wenn man sich konzentriert kann man bis in die Randgebiete noch das "Neblige" vor dem Himmelshintergrund abgezeichnet erkennen - die gewaltige Größe muss man auf sich wirken lassen. Zwei dicke Staubbänder schnitten in den Galaxiennebel und die helleren Sternentstehungs-Gebiete waren schnell entdeckt. Den Kugelsternhaufen G76 konnte ich so deutlich wie schon lange nicht mehr herausarbeiten, da gestern Vergrößerungen bis über 400x super funktionierten. Luftruhe und klare Nacht sind durch nichts zu ersetzen.
Ich verweilte sicher eine gute halbe Stunde an unserer Nachbargalaxie und ihren Begleitern ehe ich noch zum M33 hinabsteuerte und dort in den Sternentstehungsgebiete eintauchte.
Schlusspunkt gegen 2:30 Uhr war dann Jupiter, der ebenfalls eine tolle Ansicht bot.
Nach dem Abbauen, holte ich noch kurzerhand das Fernglas und graste entspannt noch ein paar Objekte ab... ich war noch zu aufgeregt von den ganzen Eindrücken der Nacht. Ein toller Beobachtungsabend nach mehreren klaren Sternschnuppennächten. Was will man mehr???
Hallo,
nach all den Sternschnuppennächten ohne größeres Gerät, wollte ich gestern dann auch mal wieder mit dem Teleskop in die Tiefen des Weltalls blicken. Zum Einsatz kam der 10" ACF, der auf der Sphinx SXD Platz nahm. Die angenehmen Temperaturen auf der Terrasse ließen eine Kurzhosen-T-Shirt-Beobachtung zu, was an meinem Standort schon eher die Ausnahme darstellt.
Nicht nur die Temperaturen passten gestern, sondern auch Himmelstransparenz und Luftruhe. Dazu später noch...
Gegen 22:30 Uhr war es dann auch dunkel genug, um mit den helleren Objekten wie Ringnebel M57 oder Hantelnebel M27 zu starten. Immer mehr Details schälten sich aus dem Hintergrund ins Okulargesichtsfeld, so dass es eine Freude war die Photonen aufzusaugen...
Für die Objektwahl schnappte ich mir den "Beobachter-Atlas für Kurzentschlossene" und wurde mit Objekten belohnt, die ich vorher z. T. noch nie beobachtet habe. Hier finden sich Bezeichnungen, die man sonst so nicht hat und ich war doch überrascht, was es da alles an "Schmuckstücken" im All gibt.
Das Sternbild Schwan (Cygnus) stand im Zenit in einer sehr definiert daher kommenden Sommermilchstraße mit Dunkelregionen, Bändern und helleren Wolken, die es sich lohnt auch mit dem Fernglas anzusehen.
In dieser Region suchte ich dann nach den angegebenen Sternformationen, OH, PN und weiteren Gasnebeln, Galaxien und KS.
CRL 2688: Als Egg-Nebel genannt, war das erste Ziel. Dies ist ein Proto-planetarischer Nebel, der erst bei höherer Vergrößerung seine Gestalt Preis gibt. Und gestern ging hier einiges locker konnte ich über 300x vergrößern, ohne, dass die Sterne sich aufblähten oder waberten. So erschien der Egg-Nebel in seiner bipolaren Gestalt im Zoom-Oku.
Hu 1-2: Ein kleiner PN, der 1920 von Milton Humason entdeckt wurde. Erst über 300x kann man aus dem doppelsternähnlichen Objekt, seine Sanduhrform - ähnlich dem Hantelnebel - herausarbeiten.
Mit dem 6mm Ortho kam ich dann mit knapp 450x in den Genuss, diesen Nebel "auseinanderzunehmen"! - Ich war echt überrascht, von diesem winzigen Prachtexemplar!
Es konnte nur aufwärts gehen, in der Nacht. So folgten die Objekte:
Leiter 7 und Leiter 9 (Katalog von Frank Leiter): Zwei sehr hübsche Sternfiguren - bzw. Asterismen - Gerade Leiter 7 hat mir mit seine "Rechteck-Gestalt" besonders gefallen. Eine lohnenswerte Sternformation nahe eines helleren Sterns. Sie wird auch Cygus-Box genannt.
Klasse war auch die Tatsache dass feinste Sternchen bis hin zur 14. - 15. Größe im Hintergrund erschienen und die angegebenen 13mag Sterne davor herausstechen.
NGC 6811: "Hole in a Cluster" folgte anschließend. Ein zarter Sternhaufen mit einer eher ungewöhnlich offenen Mitte, ohne Sonnen.
NGC 6894: "Kleiner Ringnebel" - Tatsächlich ähnlich dem bekannten großen Bruder, doch viel filigraner und deutlich schwerer zu erkennen, zumal ich keinen Filter einsetze.
NGC 6946: Die "Fireworks-Galaxie", die nur ein halbes Grad entfernt vom OH NGC 6939 eine strukturierte Sterninsel darstellt. Interessant wird beschrieben, dass in dieser Galaxie in den letzten 100 Jahren 9 Supernovae gezählt wurden. Soviel wie in keiner anderen Galaxie, was an den zahlreichen Sternentstehungsgebieten liegen dürfte.
So, nach diesen ersten Eindrücken, wollten Tim und Mia mit mir gemeinsam Sternschnuppen schauen und die Sternbilder ansehen. Mit dem Laser bewaffnet erklärte ich den Sommersternhimmel vom Sommerdreieck ging es von Cassiopeia, Großem und kleinen Wagen über Herkules zum Adler, Schwan und Pegasus. Delfin und Lyra durften nicht fehlen. Wir legten uns dann auf den Rasen und wurden mit einigen tollen Schnuppen belohnt. "Wooowwww!!!" Entfuhr es uns gleichzeitig bei einem besonders hellen Meteor, der ca. 25 - 30° entlang der Milchstraße seine weißliche Ionenspur aufleuchten ließ. Das war tatsächlich die hellste Sternschnuppe, die ich in diesem Sommer bisher beobachten konnte.
Gut eine halbe Stunde ließen wir die Seele baumeln und betrachteten das ferne Licht von M31 und 33, des Doppel-OH H- und Chi-Persei und das der helleren KS in Herkules, welches in unsere Augen fiel.
Gegen 0:30 Uhr kehrte ich ans Teleskop zurück und ich setzte meine "Safari" fort.
Nach dem Cirrus-Nebel-Komplex steuerte ich folgende Objekte an:
NGC 7008: Fetus-Nebel (ein alter Bekannter)
NGC 7013: Galaxie
NGC 7026: Cheese-Burger-Nebel (hatte ich schonmal beobachtet)
NGC 7027: Magig-Carpet - ein lohnendes Objekt, auch aus der Stadt heraus, da er sehr hell ist.
NGC 7048: PN - auch ohne Filter gut zu sehen.
Begeistert war ich dann von:
Teu 8 (Teutsch): Teutsch ist ein südamerikanischer Astronom, der interessante bzw. spannende Objekte gesammelt und katalogisiert hat. Der Asterismus ähnelt tatsächlich dem Trapez im Orion. Bei über 300x erkennt man auch die schwächeren Sternchen drumherum und erhält einen äußerst hübschen Anblick.
Zürn 2: "die Giraffe" ist ebenfalls eine Sternansammlung, in die man eben das Bild einer Giraffe hineininterpretieren kann. Das Objekt ist sehr einfach, aber um so eindrucksvoller im Okular.
61 Cyg.: Dieser gelb-orangene Doppelstern ist sehr einfach zu trennen, aber seine Lage in der dichten Milchstraßenregion ohne weitere Sterne drumherum lässt die beiden Komponenten um so erhabener erscheinen. Ich war geflasht... Auch bei fast 450x standen die Sterne ruhig und ohne größere Beugungserscheinungen im 6mm Okular - das ist schon ein toller Anblick.
Bei diesen Bedingungen draußen auch eher unbekannte Dinge zu betrachten und zu erkennen, war eine besondere Freude und ob der Sucht. die um einen herum alles vergessen ließ, verging die Zeit...
Die Kirchturmuhr schlug schon 2, Jupiter stand schon höher im Südosten und ich wollte noch ein paar Absacker einsammeln:
NGC 7331 und Stephans Quintett durften da nicht fehlen. Immerhin schaffte ich es im indirekten Sehen 4 der 5 winzigen Faint-Fuzzies herauszudeuteln.
M 31 konnte ich förmlich abfahren - wenn man sich konzentriert kann man bis in die Randgebiete noch das "Neblige" vor dem Himmelshintergrund abgezeichnet erkennen - die gewaltige Größe muss man auf sich wirken lassen. Zwei dicke Staubbänder schnitten in den Galaxiennebel und die helleren Sternentstehungs-Gebiete waren schnell entdeckt. Den Kugelsternhaufen G76 konnte ich so deutlich wie schon lange nicht mehr herausarbeiten, da gestern Vergrößerungen bis über 400x super funktionierten. Luftruhe und klare Nacht sind durch nichts zu ersetzen.
Ich verweilte sicher eine gute halbe Stunde an unserer Nachbargalaxie und ihren Begleitern ehe ich noch zum M33 hinabsteuerte und dort in den Sternentstehungsgebiete eintauchte.
Schlusspunkt gegen 2:30 Uhr war dann Jupiter, der ebenfalls eine tolle Ansicht bot.
Nach dem Abbauen, holte ich noch kurzerhand das Fernglas und graste entspannt noch ein paar Objekte ab... ich war noch zu aufgeregt von den ganzen Eindrücken der Nacht. Ein toller Beobachtungsabend nach mehreren klaren Sternschnuppennächten. Was will man mehr???
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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