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Extreme Venus und Deep Sky
#1
Hallo zusammen,

die letzte Zeit hat uns etliche schöne klare Sommernächte beschert, die ich natürlich auch nutzte. Zum Einsatz kamen vorwiegend der 350/1600 mm Dobson. Bietet er doch neben dem 100 mm Bino das meiste Seherlebnis. Ein paar Eindrücke über verschiedene Nächte im August verteilt möchte ich schildern:

In Ursae minor liegen ein paar kleine Deep Sky Schätze. Solche suche ich gerne auf, die manchmal abseits versteckt liegen. So Arp 114 das Galaxienpäärchen NGC 2276 11,4 mag  und NGC 2300 11,0 mag Vor allem bei dunklen Himmel sind sie recht gut zu sehen. NGC 188 ist ein ca 8 mag schwacher offener Sternhaufen mit einem sehr hohen Alter von rund einer Milliarde Jahre. Ich kann ihn im 9 mm (176x) und 5 mm (320x) Okular gut erkennen. Schöne lohnendswerte Doppeltsterne sind Struve 343 un 1694. Nicht zu vergessen den Diamantring um Polaris, welcher den Diamanten darstellt. Den besten Eindruck erhält man im Bino bei 30x oder weniger. Auch ein orgineller Asterismus ist Leiter3 der Galgen, ebenfalls nahe bei Polaris. Hier ist auch wieder wie bei den meisten Asterismen geringe Vergößerung gefragt.

Den Kometen C/2023 E1 Atlas hatte ich einige male im Visier. Er hielt sich einige Zeit lang in Ursae minor nicht allzuweit von Polaris auf. Seine Helligkeit stieg kontinuierlich an und war auch später recht ausgedeht und kondensiert. Mittlerweile ist er schon recht schwach geworden und hält sich im Pegasus auf. 
Die Supernova 2023ixf in M101 behielt ich auch noch im Blick und die Lichtabschwächung war schon deutlich zu sehen. Dennoch war sie selbst im Binoansatz am Dobson noch gut zu erkennen. Imoment lwird sie mit 13,1 mag angegeben und ist zumindest mit größerer Öffnung noch gut erreichbar. Bei mir zu Hause ist sie nicht mehr zu sehen, da ein Baum die Sicht versperrt.

Weniger von ästhtischen Genuß, jedoch von einer gewissen Fastzination sind Quasare. Hoch zwischen Ursae minor und Draco befindet sich QSO 1634+706 Wie ich bereits früher berichtet hatte ist er Zirkumpolar und im Prinzip Ganzjährig und unter guten dunklen Bedingungen sogar in der unteren Kulmination beobachtbar. Mit 14,2 - 14,7 mag ist er zumindest mit größerer Öffnung gut erreichbar. Ich fahr ihn obwohl schon öfters Beobachtet trotzdem mal an. Ich kann ihn sogar im Binoansatz, wo ein gewisser Lichtverlust ist sicher sehen.
PG 0117+21 in Pisces ist da schon schwieriger. Er zeigt sich nicht so leicht. Zu minndest an meinem Lichtgeplagten Standort. Erst nach einer Weile mit Konzentration bei 320 und 475x kann ich ein gelegentlich schwaches Aufblitzen wahrnehmen. Aber ich will es halt immer mal wieder wissen, ob ich so manchen QS noch erreichen kann. Sportlicher Ehrgeiz vielleicht.

Natürlich sind auch die Prominenten wie Cirrus, Nordamerkia, Crescent und Handelnebel mit OIII Filter dabei, die sich bei 14" Öffnung immer Eindrucksvoll zeigen.

Andere Nacht: Die Perseiden flitzen über den Himmel. Zumindest sollten sie es. Ich lasse die Canon 700 DA auf Stativ parallel zum Beobachten laufen. In den Bilderserien konnte ich allerdings lediglich fünf überwiegend schwache einfangen. Anders wie vor drei Jahren, wo mir zwei helle Brummer durchs Bild sausten.
Beim Beobachten am Dobson kommt diese Nacht Schwerpunktmäßig der Binoansatz zum Einsatz. Genusspechteln bei Deep Sky und Planeten ist angesagt. Bei 14" Öffnung kommt selbst mit Binoansatz doch schon einiges an Photonen auf der Netzthaut an, an der man sich erfreuen kann. So auch bei epsilon1 u 2 Lyrae. Schön die beiden Sternpäärchen wie sie rechtwinkelig zu einander stehen. Ralf hat ja neulich über die drei E F und I Sterne zwischen den hellen Doppelsternen geschrieben. Ich hab es mal nachvollzogen. Wie das oftmal so ist: Man schaut auf die großen Player und übersieht das kleine. Weiß man es fallen sie einem sofort auf.

Auf dem ITV habe ich mir zwei 14 mm 82° Explore Okulare für das ED Bino zugelegt. Die Luft ist jetzt abgekühlt, das Seein besser und ich mach sie mal in den Binoansatz rein. Eigentlich schon zu hohe Vergrößerung denke ich. Schon die 24 mm Panoptics liefern durch den Lichtweg und der Korecktorlinse fast 300x  So fahr ich mal den Ringnebel an und bin schon etwas baff wie riesig bei ca 400x er doch noch recht hell und Detailreich durch die Okus schwebt. Ich bin Beeindruckt und Begeistert. So probiere ich noch den hellen Katzenaugennebel, Plinkenden Nebel im Cygnus und M13 aus. Der Kugelhaufen füllt bald das ganze Sehfeldd aus und schwebt majstätisch durch. An M82 in Ursae major hatte ich das auch schon mit Binoansatz und den 24er Panos ausprobiert. Die Galaxie liegt fast Bildfüllend quer im Sehfeld und sieht bei guten Seeing und hoher Position in "Stereo" hammermäßig aus. Selbst die Staubstrukturen und die dunkle Lücke in der Mitte sind noch deutlich zu erkennen.  Ich willl sie im Frühjahr wenn sie hoch steht noch mal mit den 14 mm Explore bei noch höherer Vergrößerung ansehen und schauen, was noch an brauchbaren Photonen ankommt. Irgendwann geht ja bei jedem Gerät das Licht mal aus, wo es dann keinen Sinn mehr macht.

Am Saturn bei zeitweilig guten Seeing ebenfalls Eindrucksvoll riesige Abbildung der Planetenkugel mit den Ringen und Casiniteilung. Natürlich nicht mehr so Knackscharf, dafür sind aber die kleinen Monde sehr gut zu erkennen. Die kleine lichtschwache Enceladus steht in dieser Nacht im günstigen Abstand vom Ring. Insgesamt sind sechs Monde zu erkennen. Neptun zeigt sich schön als Scheibchen und sein Mond Triton blinkt immer wieder auf. Hier ist jedoch die Monobeobachtung besser und Triton leichter zu halten. Später gegen 02:30 dann Jupiter als riesige Kugel, aber leider zu unscharf und gehe zurück zu den 24er Panoptics. Das Seing spielt nicht mit. Vermutlich ist es die Abstrahlende Wärme über dem Haus. Bei Uranus der zur Zeit nahe bei Jupiter steht ist das Seeing nicht so problematisch, da sowieso keine Details zu sehen sind und zeigt sich bei ca 400x als stattliches helles grünliches Scheibchen. Im Monobetrieb im 3,5 mm Nagler (475x) sind dann die helleren Monde Titania und Oberon zweifelsfrei zu erkennen und ab und zu blitzt sogar die schwächere Ariel nahe an Uranus auf. Der Helligkeitskontrast ist größer und problematischer als beim schwächeren Neptun mit seinem helleren Triton.
 
Ich hab die 14" Spechtelmaschine schon viele Jahre und es macht immer wieder Spaß mit ihr, sowie auch mit dem 100 mm Bino zu Beobachten.

Letzten Montag 21.08. 04:30  
Ich fahr mit dem 100/714 mm Bino bewaffnet bei mir hoch aufs Feld. Ziel ist die Venus kurz nach ihrer unteren Konjuktion die am 13.08. war zu erfassen. Viel Zeit bleibt dabei nicht, denn der Winkelabstand zur Sonne beträgt ca 10° und über Horizont lediglich 5° um bei nicht allzuhellen Himmel Venus im Sucher zu finden. So jedenfalls der Plan.
Es wird im Osten schon hell als ich gegen 04:45 mit dem Bino zu Beobachten beginne. Ich versuche gleich mal den neuen Kometen C/2023 P1 Nishimura unterhalb der Zwillinge aufzufinden. (Kometenpapst Uwe Pilz vom VDS hat ja schon darüber berichtet. Er soll recht hell werden und besitzt mittlerweile angeblich 8,5 mag und könnte sich auf rund 4 mag steigern. Also ein Fernglasobjekt.)  Es ist jedoch jedoch bereits verdammt schwer die Felsterne zuzuorden. Nach ner Weile habe ich dann die genaue Position, aber vom ca 9 mag hellen Kometen ist nicht wirklich was zu sehen. Lediglich eine eine vage schwache Aufhellung ist zu erahnen. Zu hell ist der Osthimmel bereits. Macht nix weiter zu Saturn. Er steht etwas wackelig im Bino aberTitan und Reha sind deutlich zu sehen. Neptun ist bei 152x als winziges Scheibchen wahrzunehmen. Uranus natürlich leichter und Jupiter zeigt sich als schöne Kugel bei überwiegend gutem Seeing. An diesem Morgen bilden die Monde Ganymet und Europa zusammen mit dem 5,5 mag hellen Hintergrundstern Sigma Arietis bei dem Jupiter gerade zu Gast ist eine schöne senkrechte Dreierkette. Fast so als wäre bei Jupiter ein weiterer Mond dazugekommen. Die bläuliche Sigma Arietis bildet einen schönen Farbkontrast zu den eher gelblichen Monden. Ein doch seltener Anblick. Weiter draußen dann Kallisto und Io läuft gerade vor der Jupiterscheibe durch. Den Schatten von Io kann ich gut auf Jupiter erkennen.

06:00 Ich fang jetzt mal an den Osthorizont mit dem Sucher abzuscannen. Ein paar dünne flache Wolken halten sich ausgerechnet dort auf, aber die ziehen langsam weg. Ansonsten herrscht klarer Himmel.  06:15 Nichts von Venus zu sehen. Abwarten der Horzont ist von der Landschaft etwas angehoben. Es ist aber bereits ganz schön hell. Immer wieder suche ich, aber nichts zu sehen. Sie hat doch über -4 mag überlege ich. Jetzt blitzt die Sonne durch die Bäume vom fernen Wald. Höchste Eisenbahn, wenn jetzt nicht dann wars das. Ich seh nichts. Dann mach ich die 24er Panoptics  30x rein und halte auf die vemutete Stelle. Bingo da steht sie im Gesichtsfeld bei mitlerweile rund 8° über Horizont. Im Sucher kann ich sie gerade so erkennen. Kein Wunder, dass ich sie nicht gesehehen habe. So nahe bei der Sonne ist der Himmel einfach zu hell. Im Bino selbst jedoch beitet sich ein wunderbarer Anblick. Genau so wie ich es mir erhofft habe steht nun wenn auch etwas wackelig eine wunderschöne nur 3% hauchdünne Sichel mit 56"! scheinbarer Größe. Was für ein ästhetischer Anblick. Vor ein paar Jahren ist es mir schon mal gelungen, aber so dünn war die Sichel damals nicht. Ich steigere die Vergrößerung mit den 14 mm Explore auf 55x und dann mit den 5 mm Nagler auf 152x  Gigantisch, trotz unruhigen Seeing. Man kann sich förmlich den ganzen Planeten als Kugel gut vorstellen. 2004 im Juni beim Venustransit  war es ja möglich, als sie über sechs Stunden hinweg als komplette pechschwarze Kugel vor der Sonne zu sehen war. Damals hatte ich noch mein 8" SC von MEADE und war ein schönes Erlebnis bei besten Wetter und kleinem Picknik auf der Wiese. Ich gehe wieder mit den 24er Panas zurück auf 30x, genieße den Anblick und lasse es auf mich wirken, bevor ich zusammenpacke. Ist bereits Taghell, aber das stört bei der Venusbeobachtung ja nicht. Für gewöhnlich beobachte ich die Venus immer am Tag, dann blendet sie nicht. So hat es sozusagen auf dem letzten Drücker doch noch geklappt.

Neue Nacht neues Glück: Bin wieder mit dem Dobson unterwegs. Diesmal von Uwes BB inspiriert suche ich die von ihm beschrieben Objekte auf. Die meisten habe ich bereits früher schon  besucht. Dennoch suche ich sie noch mal auf, um sie nach zu vollziehen. Unter anderem NGC 6811 Hole in der Cluster. Ein offener Sternhaufen im Cygnus mit einem tatsächlich anmutenden Loch in der Mitte.
Denke es ist interstellarer Staub der die Sicht verdeckt. Interessant jedenfalls anzuschauen. Auch beim PN NGC 6894 kleiner Ringnebel ist bei indirekten Sehen die Ringstruktur zu erkennen. Nur eben schwächer als bei seinem großen "Bruder" Bei HU 1-2 ein bipolarer Nebel kann ich bei 620x deutlich die Sanduhr feststellen. Auch NGC 7048 hebt sich mit OIII filterdeutlich als fahles Scheibchen vom Hintergrund ab. Objekte die ich schon früher aufgesucht habe.
Asterismen bilden oftmals teils lustige Figuren bei denen man am Okular schon mal schmunzeln muss. So bei Cygnus BOX, die "Giraffe" und der heulende Zyklop die mir neu waren. Cygnus Box ohne Goto war schon eine Sucharbeit und ich hangelte mich erschwert im Zenitnähe per Starhopping in die Region, bis ich sie hatte. Ein verblüffendes farbiges Rechteck schön anzuschauen, wie es bereits Uwe beschrieben hatte. Die "Giraffe" in NGC 6910 oder Zürn2 ist hingegen leicht zu finden. Praktisch gleich bei der hellen gamma Cygni sieht man bereits im Sucher ein kleines Y
Im 14 mm Explore 100°  112x zeigt sich ein schöner Sternhaufen mit einigen hellen Sternen, in der man eine Giraffe hineininterpretieren kann. Es benötigt meiner Meinung nach nicht allzuviel Fantasie dazu. Eben lustige Asterismen bei denen ich schon mal schmunzeln muß. Auch lustig NGC 7134 der heulende Zyklop im Capricornius. Er liegt etwas abgelegen, aber man findet ihn auch ohne Goto. Bei höherer Vergrößerung sieht man einen Stern als Auge und darunter eine nach unten gebogene Kette von vier Sternchen als Mund. Wie ein trauriges Smilie. Sein Gegenstück der lachende Zyklop findet man in NGC 869 h Persei den berühmten Doppeltsternhaufen. Hier eben anders herum. Ein Stern als Auge und darunter eine stark fast u förmig nach oben begogene kleine Sternkette. Der lachende Zyklop eben oder Lachsmile wie man will. Lustige Astronomie.

Übernächste Nacht: Ich hab den 190/1000 mm Maksutov Newton zum Bilder machen aufgebaut, um die eben beschrieben Asterismen und den offenen Sternhaufen Hole in the Cluster festzuhalten. Des weiteren noch NGC 7331 mit der Hickson Gruppe 92 Stephans Quintett. So wurde es 04:00 bis alles im Kasten war.

Ich hab mal die teils älteren und aktuellen Bilder und Screenshots von Skysafari dazu gestellt, um die Eindrücke etwas zu Vermitteln die bei meinem Aufnahmen dem Visuellen nahe kommen.

               

               

               

   


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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#2
Hallo Philipp,
eine wunderbare Reihe von Beobachtungsberichten!

Vielen Dank für das Mitteilen Deiner Eindrücke!

 Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch 

Es geht doch nichts darüber "es selbst gesehen zu haben".
Dennoch sind Deine Aufnahmen eine tolle Ergänzung zu Deinen Eindrücken.

Für mich ist die schmale Venus-Sichel auch immer ein wunderschöner Hingucker. Leider hatte ich dieses Mal zur gegebenen Zeit kein entsprechendes Gerät zur Hand.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Philipp (28.08.2023)




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