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NGC 6946 – Feuerwerks Galaxie im Detail
#1
NGC 6946 – Feuerwerks Galaxie im Detail

Ich möchte Euch hier die Galaxie im Detail vorstellen, mit Bildern, Informationen und Hinweisen betreffend der dazugehörigen Bildbearbeitung.
Wer nur einen schnellen Blick darauf werfen möchte, zunächst die Aufnahme in reduzierter Auflösung mit 4000 Pixeln Breite.
   


Die Aufnahmen dazu entstanden in vier Nächten vom 27,28,29 August und 28.09.2024
am 16“ ACF f/10 per 90s subs, in Summe 468min
Kamera „SkyEye“ Vollformat Farbkamera mit 5,94µm Pixeln. Abbildungsmaßstab im Original 0,3“/Pixel. Verwendet wurde ein IDAS NGS1Filter zur Steigerung des Kontrastes in H-alpha. Das Seeing war in allen Nächten überdurchschnittlich gut mit großteils Werten von 1,2“ bis 1,8“ aber auch wenigen schlechteren Ausreißern. Die ca. 10 schlechtesten Einzelframes wurden nicht verwendet. Kein Autoguiding bei den Aufnahmen.
Feldgröße der Abbildung 29,5`x 19,8`. Bearbeitung mit APP, Graxpert und PixInsight.
Endbearbeitung Marco Abesser&Ralf Mündlein

Sehr empfehlenswert ist zur Ansicht der Download der vollen Auflösung 5902x3973 Pixeln ( 16MB) von meiner Webseite.
Link

Die „Feuerwerksgalaxie“ könnte namentlich wie bei anderen DeepSky Objekten einfach dem Erscheinungsbild, also einem feurigen Himmelsrad nachempfunden sein.
Nein, der Name bezieht sich auf die Rekordzahl der bereits registrierten Supernovas von etwa zehn Stück in hundert Jahren. Unsere Milchstraße ist größer, schafft es vergleichsweise aber nur auf „Eine“ in hundert Jahren. Die Häufung von Supernova in der Galaxie ist letztlich nur die Folge von einer hohen Sternentstehungsrate, die sich in den vielen jungen Sternhaufen mit angeregten H-alpha Regionen zeigt. Wo viel geboren wird, kommt es zeitlich versetzt zu einer hohen Sterberate. Wenn die Geburtenrate in den Mittelpunkt gerückt wird, passt der Name „Starburst-Galaxie“ besser.
Die Galaxie ist eine der zwölf uns nächsten Galaxien, Sie steht dabei recht isoliert im Raum und ist nicht Mitglied der lokalen Galaxiengruppe.

Die Winkelausdehnung ist laut Wikipedia mit nur 11,5′ × 9,8′ beschrieben. Dem Vermerk folgend basierend aus Daten von Wolfgang Steinicke`s Revised NGC Katalog.
Das Bild zeigt auf, dass hier
in der Winkelausdehnung nachgebessert werden müsste.
Die wahre Größe ist Besten zu erkennen, wenn eine extrem kontrastverstärkte, invertierte Ansicht betrachtet wird. Unten rechts im Bild passen die weit herausragenden Galaxiearme nicht mehr auf das Bildfeld.
   
Es gibt Farbaufnahmen im Internet, welche diese schwachen Ausläufer deutlicher zeigen, wofür mehr Belichtungszeit und eine lichtstärkere Optik hilfreich ist. Meine Versuche diese schwachen Arme deutlicher darzustellen waren erfolgreich, gingen aber zu Lasten von Kontrast und Detail in den helleren Bildbereichen, weshalb im Endergebnis darauf verzichtet wurde.
Rechts und links oben im Bild kommt IFN, Integrated Flux Nebula zum Vorschein, der nicht mit der Galaxie in Zusammenhang steht.


Es zeigen sich in den schwachen, hier kaum erkennbaren Ausläufern der Galaxiearme, kleine Verdichtungen mit H-alpha Strukturen und mutmaßlich den dazugehörigen Sternhaufen, die teilweise als schwache „cyanfarbene Punkte“ zu erkennen sind.

   


Red Ellipse“ , hier als Ausschnitt in 150% Darstellung gezeigt
Im nördlichen Galaxiearm befindet sich eine isolierte, auffallende rote Ellipse. Hilfreich für die Darstellung war die Verwendung des IDAS Nebelfilters zur kontrastreicheren Zeichnung der H-alpha Linie. Auf einer Aufnahme mit dem 8m Subaru Teleskop zeigt sich eine komplizierte Anordnung von Nebelbögen, die den Wissenschaftlern Rätsel aufgibt. Zunächst wurde ein Überbleibsel einer Supernova Explosion vermutet, was sich aber nicht bestätigt hat. Heute geht man von einer „Superblase“ aus, die von benachbarten massereichen Sternen geschaffen wurde. Die Ausdehnung dieses scheinbar kleinen Bogens beträgt 300 pc, also fast 1000 Lichtjahre!
   



Hodge Komplex“, hier als Ausschnitt in 150% Darstellung gezeigt
Die Frage nach der Natur dieses bläulich erscheinendem Objekts innerhalb von NGC6945 drängt sich förmlich auf und wurde mehrfach mit den größten Teleskop der Welt wissenschaftlich untersucht. Der Name geht auf die Entdeckung von Paul Hodge im Jahr 1967 zurück. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, ist das hellste sternförmige Objekt im Hodge Komplex ein Sternhaufen mit einer Millionnen Sonnenmassen. Man sprach von einem Superhaufen bis vor etwa 2017, als schließlich eine andere Erklärung für den Hodge Komplex vorgestellt wurde.
Es wird nun vermutet, dass der Hodge Komplex eine Zwerggalaxie ist, die durch Ihre Eigenbewegung den Halo von NGC 6946 durchquert und mit dem Gas der Galaxie wechselwirkt. Durch den erzeugten Staudruck könnte der scharfe, bogenförmige westliche Rand des Hodge Komplexes entstanden sein.
Es gibt eine überraschende Übereinstimmung zur Zwerggalaxie NGC 1705, wie hier auf der Hubble Aufnahme gesehen werden kann:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...w2205a.jpg


Beim Betrachten des Komplexes auf dem Bild kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass dieser Komplex mit einer Ausdehnung von ca. 2300 Lichtjahren über der Galaxie schwebt.
   


Beim Vergleich mit den zugänglichen Hubbleaufnahmen zeigt sich ein weiterer Sternhaufen in NGC6946, der praktisch nicht von einem Stern unterschieden werden kann. Das legt Nahe, dass jedes sternförmige Objekt auf dem Bild, welches sich räumlich der Galaxie zuordnen lässt, ein mehr oder weniger großer Sternhaufen ist. Einzelsterne sind hier nicht dargestellt.
Weiterführende Informationen zu den beschriebenen Objekten findet Ihr hier:
Unusual Objects in the Spiral Galaxy NGC 6946
https://www.degruyter.com/document/doi/1...-0255/html




Bildausschnitt rechts unten in 150% Darstellung
   
Der Bildausschnitt zeigt eine Vielzahl von Hintergrundgalaxien, ganz rechts unten würde ich von einer Galaxiengruppe sprechen. Bei der Bearbeitung wurde darauf geachtet, den Hintergrund nicht einfach schwarz zu färben oder möglichst glatt darzustellen. So bleiben die Informationen erhalten und in der sehr hohen Auflösung können die winzigen Galaxien von Sternen mehr oder weniger gut unterschieden werden. Allein die Anzahl der Galaxien macht nachdenklich und die Farbe der Hintergrundgalaxien ist gelblich bis orange.
Von Dr. Michael König habe ich folgenden Hinweis dazu erhalten:


Wichtig - Wären wir vor Ort, wären diese Gx sicher blau - erst die Rotverschiebung macht
das gelbe Licht. Wären sie schon vor Ort gelb - so wäre läge ihr Licht
rotverschoben im (nahen) Infraroten.
Ich habe einmal gemessen - ihre Durchmesser liegen so etwa bei 5 .. 6".
Geht man von Spiraltypen aus, so wären dies rund 2 Mrd Lichtjahre
entfernt. Also etwa 100-mal weiter entfernt als NGC6946.“


Bildentstehung und Bearbeitung:
Wie oben beschrieben wurden vier Nächte mit ausgezeichneter Luftruhe für dieses Bild genutzt. Der Bildmaßstab mit 0,3“/Pixel ist sicherlich ein Oversampling bezogen auf das Seeing, während das Teleskop von seiner Größe den Maßstab durchaus nutzen kann. Nach der Bearbeitung ist von einem „Oversampling“ keine Spur zu erkennbar. Interessant ist dabei die Auswertung von APP, weil hier sehr viele Parameter für die Auswertung der Bilddaten einbezogen werden. 
   
Die letzte Nacht hatte visuell die beste Durchsicht und das kann auch an den Daten im Signal-Rauschverhältnis erkannt werden. Das wirkt sich wiederum positiv auf das Bildergebnis aus, während mehr Daten mit schlechter Qualität nicht hilfreich gewesen wären.
Beim Belichten wurde kein Autoguiding oder Dithering eingesetzt. Das NINA Fadenkreuz wurde auf den Kern der Galaxie gerichtet und beim Wegwandern immer wieder per Tastatur zurückgesetzt. Über die Nächte und den Korrekturen kam das einem Dithering gleich.

Erste Versuche mit GraXpert waren nicht so gleichmäßig wie gewünscht, was die Gradienten-Beseitigung angeht. Flat´s und Darkflat´s wurden gewonnen und verbesserten das Ergebnis deutlich. Das Häkchen AI wurde in GraXpert gesetzt und rechnete den Hintergrund um helle Sterne deutlich besser.
Anschließend wurde in PixInsight bearbeitet. Neu in dem Programm, musste ich mich einarbeiten mit Hilfe der Videos von Frank Sackenheim, Daniel Nimmervoll und Astrohardy. Herzlichen Dank dafür, dass wir als Einsteiger solche Unterstützung erhalten!
Mir wurde schnell klar, dass APP ein tolles Programm für Stacking ist und auch eine gewisse Bildbearbeitung beinhaltet, die jedoch speziell bei der Farbdarstellung Ihre Grenze hat.
Der erste Schritt in PixInsight ist es, nach dem GraXpert korrigierten Bild die Farbkorrektur anzugehen. Platesolving gehört dazu, was auch die genau Brennweite des Teleskops berechnet. Das Zauberwort SPCC gleicht die Farben der Sterne anhand von Messdaten der Gaia Mission ab. Gaja hat für eine Milliarden Sterne die Positionen, Entfernungen, Eigenbewegungen, Helligkeit, Farben und Temperaturen erfasst.
Der Grunddatensatz, der in PixInsight zu laden war, konnte nur 12 Sterne nutzen. Also habe ich mir den 60GB vollen Datensatz über einen Sonntag hinweg gezogen und beim erneuten Kalibrieren wurden über 2000 Sterne im Bild verwendet!
Das ist eine ideale Basis für die Zuordnung der Farben und an die Richtigkeit habe ich Vertrauen. Im Umkehrschluss habe ich nun ein starkes Misstrauen von blau eingefärbten Bildern, wie es im amerikanischen Bereich Usus ist.

Dieses Bild war dann auch das Basisbild, auf der Marco mit mir als Beisitzer an seinem Rechner in etwa zwei Stunden das vorliegende Ergebnis geschaffen hat. Von den Rohdaten bis zu dem Basis-Bild war ungefähr 4 Stunden Rechenzeit an meinem ebenfalls recht schnellen Rechner nötig.
Vorher hatte ich für mich bereits sechs mal verschiedene Durchläufe der Bearbeitung vorgenommen, ohne zu einem für mich abschließenden Ergebnis zu kommen. Es wurde der BlurXTerminator2 gleich bestellt, später dann StarX- und NoiseX-erminator bei RC-Astro nachgekauft. Nach einer Reihe von Versionen wurde mir klar, dass ein schönes Bild nur durch „Entsternen“ und nachfolgend getrennter Bearbeitung zu erreichen ist.
Der NoiseXTerminator war zunächst enttäuschend für mich in seiner Wirkung, bis ich Verstanden habe, was an Rauschen zu minimieren geht ohne Details zu zerstören. Da ist ein gewisses Restrauschen völlig in Ordnung im Vergleich zu
m „Bild zerstörenden Plattmachen“. Hiervon finden sich gerade bei dieser Galaxie viele Beispiele auf Astrobin.

Der BlurXTerminator ist ein entscheidendes Tool, wenn es um Details und Kontrast geht. Im Ergebnis beinflusst es die MTF Kurve und das Bildergbnis entspricht dem Resultat einer größeren Optik.
Durchaus kann das Ergebnis mit der Aufnahme von Adam Block am 32inch Teleskop verglichen werden, die sicherlich noch keinen BlurXTerminator verwendet hat.
Tatsächlich kann sogar mit den Aufnahmen der Großteleskope sinnvoll verglichen werden:
https://noirlab.edu/public/images/noao-ngc6946kpno/
Die Farbgebung an dieser Aufnahme des 4m Mayall Teleskops hat mich zunächst irritiert. Hier werden verschiedene Schmalbandaufnahmen kombiniert, aber gewisse Wellenlängen fehlen im Bild.
Beim Bild des Subaru 8m Spiegels wurden andere Wellenlängen und Belichtungszeiten verwendet, so dass der farbliche Eindruck völlig anders ist.
https://subarutelescope.org/en/gallery/pressrelease/2009/09/08/2130.html#gallery-3
Als Vorlage für uns Amateure sind solche Aufnahmen nicht gut geeignet, wenn wir breitbandige Aufnahmen erstellen. Die FWHM wurde am Subaru Teleskop in jeder Wellenlänge bestimmt und die Belichtungszeit war bis auf H-alpha erschreckend kurz. Auch solche Großteleskope kommen kaum über eine FWHM von 0,6“ hinweg. Das erklärt, dass die Profibilder sicherlich tiefer und schärfer sind als was wir Amateure leisten können, aber nicht in dem Verhältnis wie die Teleskop-Öffnung es erwarten lässt.
Der BlurXTerminator benötigt gute Rohdaten, so dass die Endergebnisse auch nur so gut werden können, wie es die Daten erlauben.
Nach dem sechsten Durchlauf (also gut 10 Stunden später) der kompletten Bearbeitung war ich immer noch nicht zufrieden und hatte gewisse Zweifel an mir und den Tools.

PixInsight ist auch nur so gut, wie die Person, die an den Reglern dreht. Deswegen erhoffte ich mir von einem Treffen mit Marco eine Steigerung des Resultats und neue Wege und Ideen für das Bild. Dem war auch so, und Marcos geübte Finger und sein sicherer Blick für kleine Details verhinderten falsche Abzweige in der Bearbeitung zu nehmen und so kam das Ergebnis relativ zielsicher und schnell zustande.
Die Mittel der Wahl sind nahezu die Gleichen, aber es gibt in PixInsight an den Reglern unzählige Einstellmöglichkeiten, die je nach Anwendung und Zeitpunkt auch unzählige Varianten ermöglichen. Ein paar Scripte und Tools, die ich nicht kannte, brachten nochmal eine gewisse „Würze“ in das Bild. Da muss man auch entscheiden, in welche Richtung das Resultat gebracht werden soll, weil nicht Alles in einem Bild gleichermaßen gut darzustellen ist. Auf dem Weg Danke an Marco für Deine Unterstützung.


Besten Gruß
Ralf
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Abiroth (18.11.2024), Andreas Paul (17.11.2024), Andreas-TAL (17.11.2024), Astrokarsten (18.11.2024), August (18.11.2024), Christoph (17.11.2024), Florian B. (19.11.2024), irisf1 (17.11.2024), Jack Sparrow (17.11.2024), KlausE (18.11.2024), Martin.F (18.11.2024), Michael (18.11.2024), Philipp (18.11.2024), Ulf (17.11.2024), Uwe (Gestern)
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#2
Hallo Ralf,
ich würde ja jetzt gerne etwas qualifiziertes zu Deinem Bild schreiben, - aber
...
alleine,
...
mir fehlen erstmal die Worte!  Blush



Einen super Job hast Du und Marco gemacht! Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch ^2

Du hattest mir zwischendurch mal eine Version geschickt und ich habe etwas rumgestochert beim Hodge-Komplex.
Die Gesamtkomposition, die Euch gelungen ist, die ist einfach atemberaubend!

Zweifelsohne das APOY2024! Angel
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Abiroth (18.11.2024), Ralf (17.11.2024)
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#3
Hallo Ralf,

vielen Dank für die lobenden Worte.  Blush 
Es hat Spaß gemacht, zusammen das Bild zu bearbeiten und Dir auch noch ein paar Tricks zu zeigen.
Pixinsight ist mit seinen diversen Tools nicht leicht im Einstieg und man lernt jedes mal dazu, aber das Ergebnis deines fertigen Bildes ist wieder einmal fantastisch geworden, natürlich auch den hervorragenden Ausgangsdaten geschuldet. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du noch einmal ordentlich Arbeit und Zeit nach unserem Treffen investiert hast.

Auch Danke für die ausführlichen Erklärungen zu den Details auf dem Bild, so ausführlich habe ich das auch noch nicht gesehen, und sollte ich mir vielleicht auch mal zu Herzen nehmen! Wink 

Dann freue ich mich auf zukünftige Bilder und willkommen im Pixinsight Club. Und evtl. weitere gemeinsame Bearbeitungsnachmittage bei einer guten Tasse Tee! Daumen hoch
Viele Grüße,
Marco

Astrobin
Instagram
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Andreas Paul (Gestern), Ralf (18.11.2024)
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Andreas Paul (Gestern), Ralf (18.11.2024)
#4
Hallo Ralf,

ich denke, es ist angemessen, wenn Du Vergleiche zu Großteleskopen heranziehst.

Das Bild ist phantastisch. Eine stimmige, ausgewogene Darstellung. Verblüffend für mich ist immer, wie man feinste äußere Spiralarm-Bereiche hervorheben kann, ohne dabei die Details des um Größenordnungen helleren Zentrums zu verlieren.

Danke auch für die Besonderheiten des Bildes, die Du in einzelnen Abschnitten für uns erklärt hast.
Daumen hoch
Gruß Martin
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Andreas Paul (Gestern), Ralf (18.11.2024)
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Andreas Paul (Gestern), Ralf (18.11.2024)
#5
Vielen Dank Christoph, Marco und Martin für Eure Rückmeldungen zum Bild!

Ich denke, so ein Bild gelingt mir auch nur einmal im Jahr, weil es mehrere Nächte zeitlich zusammenhängend mit sehr gutem Seeing benötigt. Am Wahrscheinlichsten im Sommer und Herbst machbar.
Ganz anders bei den Profis, wo die Belichtungszeit am Subaru 8m Gerät so aussah:

Wavelengths
Visible Light B (0.45μm), V (0.55μm), IA651 (0.651μm)
Exposure
720 s (B), 540 s (V), 1155 s (IA651)

Ganze 9min in Farbe grün wurde investiert Blush
Gerade habe ich von dem Bild eine Maximalversion gefunden, geladen ( 9520x7520 Pixeln!) und einen Bildausschnitt verglichen. Die Grenzgröße am Subaru liegt an Sternen etwas höher, die Auflösung an helleren Objekten ist deutlich besser, dagegen bei den schwächsten Hintergrundgalaxien ist der auf Schwarz gezogene Hintergrund im Großteleskop sogar etwas im Rückstand. Es wurde aber auch nur 11,6% meiner Belichtungszeit angewendet. In gerade mal 40min kommt so ein Bild zustande am Großgerät. Die meißte Zeit wird wohl nur gemessen, wie es am russischen 6m Gerät gemacht wurde um die Geschwindigkeiten im Hodge Komplex zu bestimmen. Da gibt es sehr spezielle Messgeräte, die Spektren von sehr vielen Objekten gleichzeitig messen können.
Dennoch freue ich mich darüber, dass ein Bildvergleich anzustrengen jedenfalls lohnt und hilft einzuschätzen, was mit Profigeräten machbar ist.
   

Beim Strecken der Bilder werden natürlich die schwachen Bereiche besonders angehoben, um diese sichtbar zu machen. Mit modernen Streckmethoden kann sogar ganz gezielt in den Bereichen eingegriffen werden. Aber Ja, wenn hier besonderer Wert darauf gelegt wird, scheint der Kontrast in den hellen Bereichen zu leiden.
Deswegen war der Augenmerk mehr auf die Galaxie gerichtet und die schwachen Arme wurden nicht gepuscht. Nur die Hintergrundgalaxien wurden am Ende betont, was dann auch wiederum die Halos um die Sterne etwas angehoben hat. Mein technisches Verständnis reicht aber nicht aus, um zu Verstehen was beim Strecken exakt mit den Daten gemacht wird.

Besten Gruß
Ralf
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Andreas Paul (Gestern), Florian B. (19.11.2024)
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#6
Vielen Dank Christoph, Marco und Martin für Eure Rückmeldungen zum Bild!

Ich denke, so ein Bild gelingt mir auch nur einmal im Jahr, weil es mehrere Nächte zeitlich zusammenhängend mit sehr gutem Seeing benötigt. Am Wahrscheinlichsten im Sommer und Herbst machbar.
Ganz anders bei den Profis, wo die Belichtungszeit am Subaru 8m Gerät so aussah:

Wavelengths
Visible Light B (0.45μm), V (0.55μm), IA651 (0.651μm)
Exposure
720 s (B), 540 s (V), 1155 s (IA651)

Ganze 9min in Farbe grün wurde investiert Blush
Gerade habe ich von dem Bild eine Maximalversion gefunden, geladen ( 9520x7520 Pixeln!) und einen Bildausschnitt verglichen. Die Grenzgröße am Subaru liegt an Sternen etwas höher, die Auflösung an helleren Objekten ist deutlich besser, dagegen bei den schwächsten Hintergrundgalaxien ist der auf Schwarz gezogene Hintergrund im Großteleskop sogar etwas im Rückstand. Es wurde aber auch nur 11,6% meiner Belichtungszeit angewendet. In gerade mal 40min kommt so ein Bild zustande am Großgerät. Die meißte Zeit wird wohl nur gemessen, wie es am russischen 6m Gerät gemacht wurde um die Geschwindigkeiten im Hodge Komplex zu bestimmen. Da gibt es sehr spezielle Messgerät, die Spektren von sehr vielen Objekten gleichzeitig messen können.
Dennoch freue ich mich darüber, dass ein Bildvergleich anzustrengen jedenfalls lohnt und hilft einzuschätzen, was mit Profigeräten machbar ist.
[attachment=12100]

Beim Strecken der Bilder werden natürlich die schwachen Bereiche besonders angehoben, um diese Sichtbar zu machen. Mit modernen Streckmethoden kann sogar ganz gezielt in den Bereichen eingegriffen werden. Aber Ja, wenn hier besonderer Wert darauf gelegt wird, scheint der Kontrast in den hellen Bereichen zu leiden.
Deswegen war der Augenmerk mehr auf die Galaxie gerichtet und die schwachen Arme wurden nicht gepuscht. Nur die Hintergrundgalaxien wurden am Ende betont, was dann auch wiederum die Halos um die Sterne etwas angehoben hat. Mein technisches Verständnis reicht aber nicht aus, um zu Verstehen was beim Strecken exakt mit den Daten gemacht wird.

Besten Gruß
Ralf
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Abiroth (19.11.2024), Andreas Paul (18.11.2024), irisf1 (19.11.2024)
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#7
Hallo Ralf,

das ist ein klasse Bild. Was soll man sagen außer genial gemacht. Willkommen bei den PixInsight Nerds  Big Grin!

Ihr habt klasse Arbeit geleistet Marco und Du. Habt ihr für das Schmalband eine Continuum Subtraktion gemacht?
Klaren Himmel und klaren Kopf wünscht Karsten
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Abiroth (19.11.2024), Andreas Paul (Gestern)
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Abiroth (19.11.2024), Andreas Paul (Gestern)
#8
Servus,

starkes Bild. V.a. der Vergleich mit dem invertierten Bild der Galaxie ist lehrreich. Das wäre doch auch nochmal was für den Bildbearbeitungsworkshop, zu zeigen wie ihr da vorgegangen seid.

Grüße,

Florian
Astrobin
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Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
(Zeiss-Werbung)
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Abiroth (19.11.2024)
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Abiroth (19.11.2024)
#9
Hallo Karsten und Florian,
freut mich!
@Karsten
Nein, keine Kontinuum Subraktion, sondern die Farbe kam nach SPCC so wie im Bild. Das war auch für mich die Überraschung und Marco hat auch gleich gefragt, ob da Schmalbandbelichtung dabei war.

Wie ganz oben geschrieben ist der IDAS Filter offenbar der Schlüssel. Bei der Erklärung kann ich nur mutmaßen, dass der Sony IMX410 einerseits bei 580nm noch gut 60% Durchlass in Grün hat und die Rot-Linie ab diesem Punkt an Empfindlichkeit den Grünbereich überholt.  Bei 600nm bietet der IMX410 seine höchste Rotempfindlichkeit, wo aber Grün noch gut mit 35% relativ zu Rot beiträgt.
Daraus würde ich schließen, die Bayermatrix kann bei 600nm nicht sauber Grün von Rot unterscheiden und die Farbe Rot ist mit Grün "verschmutzt" und umgekehrt.
Jedenfalls habe mit diesem Sensor und einem normalen L-Filter praktisch kein H-alpha im Bild, oder nur bei den hellsten Bereichen, wie ich aus meinem M31 Bild lernen konnte.
Der IDAS Filter lässt jedoch im Bereich von 580nm bis 640nm nur wenig Licht passieren. Die Farben sind nun sauberer getrennt und bei H-alpha haben Grün mit 10% und Blau mit etwa 4% zu Rot 85% nur noch einen geringen Beitrag für Verfälschung und wirkt deswegen Kontraststeigernd. So jedenfalls erkläre ich mir dieses "Wunder".

Marco hat ein tolles Tool, wo die Maske der "entsternten" Galaxie wiederum in R,G und B gesplittet wurde. Nun kann gezielt der rote Bereich isoliert in der Sättigung angehoben werden, was dem H-alpha mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt.

@Florian
Wenn Marco ein sehr schnelles Laptop hat, wäre das vielleicht möglich einzelne Schritte live zu zeigen. Bei der Bildgröße braucht es leistungsstarke Rechner für die rechenintensiven Prozesse. Daran könnte es aber auch Scheitern in sinnvoller Zeit etwas zu zeigen.
Marco könnte hier auch den Prozess bzw. die Reihenfolge der verwendeten Tools aufzeigen.
PixInsight User wissen um diese Tools und in einem Workshop hätten Sie kaum einen Erkentnisgewinn. Der Gewinn liegt hier in der Verwendung der einzelnen Einstellungen, auf was besonders zu Achten ist.
Für "Nicht PixInsight User" sind die Abkürzungen dieser Tools völlig unverständlich. In einem Workshop wäre eine Erklärung der Vorteile von bestimmten Tools, die nur in PixInsight bzw. manchmal auch in Siril oder Photoshop zur Verfügung stehen, ein Erkenntnisgewinn. Ich denke für einen Workshop ist Allein SPCC oder der Blur X Terminator ein lohnenswertes Thema und ein ganzer Workflow sprengt vermutlich den Rahmen.
Als Einsteiger in PixInsight erkenne ich den Gewinn dieses Programms zur bisherigen Arbeitsweise. Die Erklärung der Tools benötigt jedoch mehr Erfahrung und Sicherheit, als ich es habe.

Besten Gruß
Ralf
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Abiroth (19.11.2024), Andreas Paul (19.11.2024), Florian B. (Gestern)
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#10
Hallo,

der Einfachheit halber schließe ich mich den Vorrednern an.

Hm, ist diese Feuerwerksgalaxie nicht auch (partiell) eine Todesgalaxie,
bei so vielen Supernovae ... :-O

Ähm, viele von uns hier gehören ja zu den geburtenstarken Jahrgängen.
Wir sind also die (vielen) Toten von (über-?) morgen. Proud of it.

Zu dem Bild: Ich hab`s ned so mit so intensiv-buntem Zeug.
Was jetzt ja garnichts mit dem (hervorragenden) Bild zu tun hat.
Faszinierend finde ich die Galaxienfutzelchen, die sich rumdum
verbergen.

Ralf, Deine epische Beschreibung ist echt cool. Wahnsinn, was da
alles dahinter steckt an schierer Größe. Da schwurbelt der Kopf
ja richtig. Und bei dem Absatz zur Bildbearbeitung, da schwurbelt
er erst recht. Holla die Waldfee! Ich wüßte noch nicht mal, in
welchem Wörterbuch ich das alles nachschlagen soll ...

Daß der Plural von "Supernova" schlicht "Supernovae" heißt, ist
da letztlich eine echt kleingeistige Klugscheißerei von mir ...

Vielen Dank Euch und viele Grüße,
Andreas
 
 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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Ralf (19.11.2024)
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Ralf (19.11.2024)
#11
Hallo Andreas,
da will man nicht daran denken, aber auch jeder Astronom kann auf der Grafik der Demografie seinen Jahrgang finden und bei 100 Jahren wird es sehr dünn.
https://www.demografie-portal.de/DE/Fakt...uktur.html
Wenn nun in unserer Galaxie nur alle 100 Jahre mit einer Supernova zu rechnen ist, stellt sich die Frage warum die Mehrzahl davon zu lernen ist Angel  Wink

Ja, mir geht es mit dem Kopfschwurbeln bei dem Betrachten des Bildes ähnlich, wenn ich versuche mir die Größe einer Galaxie vorzustellen. Zum Orionnebel ist es ja schon ordentlich weit entfernt, aber auf diese Galaxie übertragen lege der Abstand noch innerhalb des Hodge Komlexes. Dieser enthält einen riesigen Sternhaufen, der nur als sternartiger Punkt erscheint. Wäre man innerhalb dieses Sternhaufens, hätte man vermutlich mehr Sterne am Himmel als wir bei unserem gewohnten Milchstraßenanblick. Aber Platzangst würde sich vermutlich auch nicht einstellen und zwischen diesen Sternen im Haufen ist noch reichlich Abstand. Wie kann man eine ganze Galaxie erfassen, wenn sich die Galaxienarme noch so unglaublich weit hinaus ins All erstrecken?

So ein Farbbild als Pretty Picture kann natürlich rein als Kunstwerk betrachtet und beurteilt werden. Da war ich auch mal der Meinung, dass hier Zurückhaltung angebracht wäre und habe meine Einstellung zwischenzeitlich ins Gegenteil gewandelt.
Die Farben sind ja die ganz entscheidende Aussage über die Natur der Objekte. Erst wenn diese Farben unterschieden werden können, können junge, heiße Sternhaufen von H-alpha Regionen unterschieden bzw. deren Natur erkannt werden. Das läuft gerade bei dieser Galaxie so extrem heftig ab, weil diese heißen Sterne die H-alpha Gebiete befeuern. H-alpha ist eine isolierte Wellenlänge mit dem intensiven Rotton, wie es besonders deutlich die Subaru Aufnahme zeigt, die dazu einen Schmalbandfilter eingesetzt hat.

Bisher hatte ich als Farbkamera-User keine Chance, dieses Detail entsprechend deutlich sichtbar zu machen und so fehlt es auch auf manchen Vergleichsaufnahmen. Nicht weil es nicht vorhanden wäre, sondern wegen eingeschränkter technischer Möglichkeit.

Hinzu kommt, dass die Farbgebung bisher recht unsicher war oder den physikalisch richtigen Ton nicht getroffen hat. Da wurde in der Vergangenheit auch mal gerne nach Gutdünken gefärbt, damit es toll aussieht. Die Amerikaner lieben ja kräftiges Blau.

Der Gameganger ist nun das Kürzel "SPCC". Dahinter steckt die Verwendung der Gaja Daten und die Zuordnung der Farben nach der Vermessung durch diesen Satelliten. Etwa über 2000 Sterne im Bild wurden dafür laut Auswertung verwendet!
Nun kann man den Farben bestmöglich Vertrauen schenken und auf deren Basis haben sich mir Fragen gestellt. Wen fragt man hier am Besten?
Am Besten einen ehemaligen Profiastronom, der sich mit Galaxien beschäftigt hat und sich die Zeit genommen hat, mir zu antworten.

Ich füge die Antwort von Dr. Michael König in Bezug auf die Farben hier ein, weil Farbe eben nicht nur buntes Zeug ist,  sondern uns weiterführende Informationen liefert:

"Das meiste "punktförmige" dürften Sternhaufen sein - bzw.
Refelxionsneben um Haufen - und dort dürften junge heiße Sterne das
meiste an Blau beisteuern. Also ihr Kontinuum und eben die
Staubreflexion davon. Das Rot stammt von HII-Regionen, also von
angeregten Bereichen, wo Sterne entstehen, und wo diese dann denn
Wasserstoff zu Leuchten anregen. Hier ist dieser "nahe" genug an den
Sternen, so dass die Strömgren-Sphären strahlen können.

Die Farbbalance find ich sehr schön. Und wie beschrieben ist das
Blaue eben blaues Sternlicht - direkt oder reflektiert. Da ist auch Gelb
dabei -  aber wo es blau leuchtet dominiert eben blau. Das weniger blaue
Kontinuum zwischen der Arm-Rändern ist genau diese Mischfarbe - also
eher neutral. Zum Zentrum hin wird die Population älter - wie bei
Spiralgalaxien üblich - eben der Bulge mit seinen Gelbtönen. Da kommt
dann auch die Staubwirkung / Extinktion dazu.

Besten Gruß
Ralf
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#12
Hallo Ralf,

da hast jetzt Du wieder Recht. Damit, daß man den Plural von "Supernova" ned lernen muß.
Zumindest was unsere Galaxie betrifft. Also zumindest in erster Näherung.

Und das mit den Farben, ja, das ist (auch) Geschmackssache. Natürlich nicht nur.
Wenn ich mir die Galaxie ansehe, als ob es eine Blüte wäre, finde ich sie wunderschön.
Neue Betrachtungsweise für mich.

Und mit der Farbe von angeregtem Wasserstoff – und auch anderen Gasen – da wäre
der Plural "Farben" eher angebracht. Yes, angeregter Wasserstoff emittiert H-alpha.
Sowie weitere diskrete Spektrallinien. Die zusammen vom Auge als eine Farbe wahr-
genommen werden würden. Vom Spektrometer nicht. So wie andere angeregte Gase
ebenfalls ihre charakteristischen Emissionslinien haben. Was Joe Fraunhofer heraus-
gefunden hatte und in der Spektroskopie ganz praktische Anwendung findet.

Das mit dem Rot bei H-alpha ist jetzt mal grundsätzlich nicht verkehrt. Die H-alpha-Linie
liegt ja im tiefroten Bereich. Der Rückschluß von der H-alpha-Linie auf Wasserstoff
ist völlig korrekt. Daß angeregter Wasserstoff (nur) rot leuchtet, wäre indes ein Fehlschluß.

Aus astrophysikalischer Blickrichtung ist es unerheblich, wie angeregter Wasserstoff
denn nun tatsächlich für das menschliche Auge aussehen würde. Da genügt EINE
hinreichend charakteristische Spektrallinie zur Indentifizierung vollauf. Und ist auch
sinnvoll, um einzelne Elemente quasi rausfiltern zu können. Genau das möchte man
in der Astrophysik. Und was möchte man in der Astrofotografie ... ??? Ha! Das steht
jetzt ned für H-alpha ... :-P

Soviel zu weiterer Kopfschwurbelei.

Viele Grüße,
Andreas
 
 . weniger . langsamer . einfacher . schöner .

 
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#13
Guten Abend Andreas,
es ist eben die Frage, wo man die "5" mal gerade lassen darf und wo nicht.
Über Geschmack brauchen wir nicht diskutieren, volle Zustimmung. Wie schon geschrieben ist so ein Bild für mich mehr als nur ein Pretty Picture und hier darf die Physik schon diskutiert werden, wenn wir uns Amateurastronomen nennen wollen.
Du kommst zu Deinem Ergebnis was H-alpha in der Astrofotografie für eine Bedeutung hat aus Überlegungen, die einerseits fachlich klingen, aber sehr vage in der Aussage bleiben. Diese Aussagen sind dazu geeignet, dass Du selbst falsche Schlüsse betreffend der Fotografie ziehst.

Am Anfang steht die Aufnahme, welche sehr deutlich H-alpha Regionen zeigt. NGC 6946 wurde ja nicht mal mit einem Schmalbandfilter für H-alpha belichtet, sondern selbst mit der breitbandigen Aufnahmetechnik knallt diese Farbe richtig rein! Eine Starburst Galaxie ohne H-alpha ist wie eine Mutter ohne Uterus.

Einige Gedanken dazu:
-Josef Fraunhofer hat die dunklen Absorptionslinien im Sonnenspektrum entdeckt. Was Er jedoch von den Emissionslinien der Wasserstofflinie noch vor seinem Tod 1826 wusste, kann ich nicht sagen.
-Was die Farben des Wasserstoffs angehen, würde ich folgende Namen nennen:
Anders Jonas Angström, Johann Jakob Balmer und Johannes Robert Rydberg. Übrigens kannte Herr Angström 1866 nur der drei der Wasserstofflinien, also 42 Jahre nach Fraunhofers Tod.

-Statt von angeregtem Wasserstoff zu sprechen, würde ich hier HII-Region als Bezeichnung vorschlagen, weil es um den atomaren Wasserstoff geht und nicht den molekularen Wasserstoff.

-Bei atomaren Wasserstoff können die Farben genau bestimmt werden, weil Sie Gesetzmäßigkeiten folgen, Stichwort „Bildungsgesetz“
Diese sind, wenn wir mal weitere Linien im UV weglassen:
   
-Die Mischfarbe der vier Farben ist rosa
-Innerhalb unserer Galaxie können wir auch, aber nur wenige Objekte in H-beta ( Achtung Farbe „türkis“ ) beobachten und fotogafieren. z.B. Region um den Pferdekopfnebel.
Allerdings ist diese eine weniger intensive Emmission und unterliegt stärkeren atmosphärischen Interferenzen

-Starburstgalaxien enthalten hohe Mengen an Staub und obwohl die jungen energiereichen Sterne im Ultravioletten emittieren, wird 90% Ihrer Gesamtenergie im fernen Infrarot abgestrahlt, weil der Staub die kurzen Wellenlängen absorbiert.
Das erklärt, warum die kurzwelligen Wasserstoff- Emissionslinien praktisch keine Chance haben NGC6946 zu verlassen.
-Bei weit entfernten Galaxien (deren Objektlicht zunächst einmal die eigene Galaxie zu überwinden hat und dann nachfolgend unsere Galaxie bis das dieses Licht durch das Teleskop auf dem Sensor landet) bleibt vom Wasserstoff praktisch nur das H-alpha als Informationsgehalt.


Du schriebst:
Und was möchte man in der Astrofotografie ... ??? Ha! Das steht
jetzt ned für H-alpha ...“


Würdest Du als Astro-Fotograf die M82 Galaxie ohne das dazugehörige H-alpha einem Publikum vorstellen?
Wie erklärst Du Sternentstehung, wenn Du die Geburtsstätte nicht darstellst?



Besten Gruß
Ralf
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