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Sehr kurze Jupiterbeobachtung
#1
Ein Kurzbericht zum frühen Abend vom 06.11.21

Nach einem halben Tag in der Werkstatt fertigte ich eine "Eingabelhalterung" zur seitlichen Halterung des BT 120 ( Bino Telescope ).
Die Halterung soll wenig Gewicht haben und dennoch Ihre Aufgabe bewältigen, was natürlich aufgrund des Aufklarens nach Sonnenuntergang gleich geprüft werden wollte.
Also Stativ, T-Mount samt Gegengewicht auf die Terasse gepackt und das BT 120 montiert. Gleich mit 10mm Okularen = 66x Vergrößerung bestückt und auf Jupiter gerichtet. Der zeigte immerhin Wolkenbänder mit ersten Details und nach zwei, drei Minuten des Sehens stach mir ein schwarzer Punkt links unten und nahe dem Rand der Jupiterscheibe sozusagen ins Auge. Der Mondschatten kam und ging und war dann kurz wie ausgestanzt zu sehen um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Schließlich trübte sich das Bild ein und die aufziehenden Wolken beendeten die kurze Beobachtung. Das Geräusch von Tropfen auf dem Balkon mahnte mich kurz darauf zum Abbauen.

Bemerkenswert finde ich, einen Mondschatten bei 66x mit einem achromatischen Fernglas deutlich sehen zu können oder auch nicht, sobald die Luft nur etwas schlechter wurde.

Binogrüße
Ralf
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Florian B. (08.11.2021)
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Florian B. (08.11.2021)
#2
Nachtrag:
Nachdem ich wissen wollte, welcher Mond den vermeindlichen Schatten verursacht hatte laß ich einen Bericht auf astronomie.de, wonach Beobachter Callisto direkt gesichtet hatten und kein Mondschatten zu der Zeit auf Jupiter aufgetreten ist.
Das Programm auf astronomie.de ließ den dunklen Punkt tatsächlich an der gesehenen Stelle erscheinen und demnach konnte ich Callisto direkt vor dem Jupiter betrachten und nicht den mutmaßlichen Schatten!
Dann wäre diese kurze Beobachtung tatsächlich ein außergewöhnliches Ereignis gewesen und wie schon geschrieben, eine Großfernglasbeobachtung!
   

CS
Ralf
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#3
Hallo Ralf,

die Monde direkt vor den Jupiterbändern zu beobachten ist wirklich nicht einfach. Heben sie sich doch sehr schwach ab. Mir ist das auch nur ein oder zweimal gelungen. Gutes Seeing ist Voraussetzung und Binokular steigert noch mal die Wahrnehmung. Am besten geht es, wenn sich ein Mond gerade vor die Jupiterkugel schiebt, also Durchganganfang. Man hat dann den Mond vom Kontaktbeginn noch gut im
Blick. Schön, dass es dir im Bino gelungen ist. Daumen hoch Man braucht dazu nicht immer große Öffnung.


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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#4
Hallo Philipp,
genauso wie Du es beschreibst waren meine bisherigen Jupitermondsichtungen vor der Scheibe auch. Die Monde wurden unsichtbar, sobald Sie sich vom Jupiterrand entfernten.
Allerdings hier war es schon ein Stück vom Rand entfernt und so deutlich und kontrastreich dunkel, dass ich mir sicher war einen Mondschatten zu sehen. Das ging anderen Beobachtern offenbar auch so und wirft natürlich die Frage auf, warum es so kontrastreich erschienen ist.
Ein Beobachter führt an, dass der Albedo von Callisto nur 0,17 beträgt, Europa zum Vergleich 0,67 ( Wohl das Eis ).

Auf der Suche nach Erkenntnis bin ich auf diese Seite gestoßen:
http://www.deepsky.at/tabellen/jupitermo...l#Kallisto

Die Daten sind interessant und wenn man dieses NASA Bild betrachtet und darüber nachdenkt, wird die Beobachtung plausibler
   

Callisto ist fast so groß wie Ganymed, aber gleichzeitig mit seinen visuellen 7 bis 5,9mag der dunkeltste Mond. Steht dieser vor Jupiter, stellt sich die Frage in welchem Verhältnis die Flächenhelligkeiten zueinander stehen. Das habe ich gerade mal überschlägig berechnet und komme zu dem Ergebnis, dass Jupiter flächenmäßig ca. 4,3x heller erscheint als die Scheibe von Callisto. Die Gesamthelligkeit von Jupiter ist meinen Rechnungen nach 3650x heller als die Callistos und dabei die Planetenfläche 843x größer.
In dem Fall Callisto müsste der Kontrast sogar größer werden, wenn sich Callisto der Planetenmitte nähert. Sind die Monde annähernd gleich hell von Ihrer Flächenhelligeit zu Jupiter, so hat man die Chance nur am Rand oder wenn der Planet vor einem dunklen Band steht. Für Europa habe ich gerade berechnet, dass Jupiter gut 2000x mehr Fläche zeigt als Europa, jedoch gleichzeitig auch gut 2000x heller erscheint und damit praktisch gleiche Flächenhelligkeit aufweist.
Das erklärt, warum Europa so schwer vor Jupiter zu sehen ist.

Man überlege, für solche Überlegungen und Rechnungen war diese eine kurze Beobachtung ursächlich und der Bericht anderer Beobachter auf die direkte Sichtung. Exclamation Wenn ich keinen größeren Rechenfehler gemacht habe, dürfen wir demnach nicht alle vier großen Jupitermonde in einen Topf werfen und Callisto sticht sozusagen "dunkel" heraus.

Bei Text wird ein Mindestkontrast von 3:1 empfohlen, besser 4,5:1 um Sicherheit zu haben. Ob das hier auch Anwendung finden sollte kann ich nicht sagen, jedoch erschien mir Callisto fast so dunkel und kontrastreich wie Text.

CS
Ralf
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Christoph (07.11.2021), Philipp (07.11.2021)
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#5
Hallo Ralf!
Wir haben gestern Abend beim Astronomiekurs auch Jupiter im 4,5" Russen von Uwe und in den 7"ern der Klostersternwarte beobachtet.
Kallisto stach deutlich als dunkler Kreis vor der Jupiterscheibe heraus!   Daumen hoch

Wenn ich gewusst hätte, dass Du dazu eine Beobachtung / Bericht hier im Forum machst, dann hätte ich ihn Dir mal fotografiert. Zwischendurch hatten wir tolles Seeing. Die Bänder waren sehr gut und differenziert zu sehen. Da wären sicher Oberflächendetails von Callisto zum Vorschein gekommen.

Aber die 16 Teilnehmer unseres Astrononomiekurses wollten ihn auch sehen. So blieb keine Zeit für einen Schnappschuss!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#6
Hallo Christoph,
dann wurde Jupiter ja förmlich belauscht am 6.11.

Ich wusste ja selber nicht, welchen Verlauf die kurze Beobachtung nimmt und was sich daraus heute im Geiste entwickeln sollte.
Nach der Beobachtung war ich schon mächtig stolz, den vermeintlichen Mondschatten erblickt zu haben. 66x ist ja nicht gerade Beugungslimitiert und Callisto/Kallisto mit seinen max. 1,7" Durchmesser für kleinere Geräte geradeso als Fläche erkennbar.

Im letzten Post habe ich mich vertippt:
"so hat man die Chance nur am Rand oder wenn der Planet vor einem dunklen Band steht."

muss lauten:

"so hat man die Chance nur am Rand oder wenn Jupitermonde vor einem dunklen Band auf der Planetenoberfläche stehen."

Jedenfalls können wir festhalten, dass Kallisto relativ leicht direkt vor Jupiter zu sehen ist, während die anderen Monde es uns schwerer machen. Bei Ganymed sind die Chancen auch noch gut.
Eure Beobachtung bestätigt das im Falle von Callisto, nur muss man es sich bewusst machen, weil visuell eben kaum von einem üblichen Schattendurchgang zu unterscheiden, jedenfalls im Fernglas.
Ob Oberflächendetails auf Callisto erkennbar zu machen sind, müsste tatsächlich probiert werden. Hier dürfte Kallisto die größte Spaßbremse der vier Monde sein. Undecided  Kleine, aber helle Bereiche könnten evtl. leuchtend hervortreten, sollten aber unterhalb des Auflösungsvermögens von Amateurteleskopen liegen und nur als Kontrastunterschied sichtbar sein.

Ups, ich glaube jetzt sind war aber weit von der ursprünglichen Fernglasbeobachtung abgekommen....

CS
Ralf
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Christoph (08.11.2021)
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Christoph (08.11.2021)
#7
Hallo Ralf!
Mir fällt dazu spontan eine Ganymed-Beobachtung vor der Jupiterscheibe ein.
Ich bildete mir damals hoffentlich nicht nur ein, dass ich immer wieder die gleichen Oberflächendetails auf Ganymed gesehen habe.

Also im Prinzip geht das mit Kallisto und Ganymed sicherlich: Details der Oberfläche zu sehen.
Aber am besten (um jetzt zum Ausgangspunkt Deines Themas zurück zu kehren) nutzt man dazu kein Fernglas und 66x sondern ein richtiges Teleskop ab 300x! Smile
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#8
Guten Abend Christoph,
der Ausgangspunkt war die vermeintliche Schattenbeobachtung von Callisto, der es dann selbst war.
Eben weil mir das mit 66x am Fernglas so außergewöhnlich vorkam, habe ich es gepostet und sicherlich nicht als beste Möglichkeit zur Monddetailsichtung, die Du später eingebracht hast.

Ich konnte im Verlauf des Nachdenkens und Recherchierens lernen, dass bei den Jupitermonden die Sichtung vor der Planetenscheibe jeweils die einzelnen Monde zu differenzieren sind.
Das Callisto mit einem Mondschatten verwechselbar ist, war für mich ebenfalls eine neue Erkenntnis.
Diese Hubbleaufnahme macht das recht gut deutlich, wie stark sich das Erscheinungsbild der Monde unterscheidet:
https://en.wikipedia.org/wiki/Galilean_m...-01-24.jpg

Zu Deinem Thema Monddetails:

Ganymed fehlt, aber von der Größe und seiner Topografie ist es sicherlich der Jupitermond welcher großflächige Oberflächenstrukturen auch visuell für Amateure zugänglich macht.
Der dunkle Callisto mit seiner haselnussartigen Oberfläche mit winzigen weißen Flecken ist nach dem Hubble-Bild zu urteilen sozusagen eine "harte Nuss".
Er mag ja fast so groß wie Ganymed sein, aber das war´s dann schon mit den Ähnlichkeiten.

In vier Jahren, wenn Jupiter wieder hoch am Himmel steht, machen wir´s uns als Aufgabe herauszufinden was geht Wink 

CS
Ralf
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Christoph (08.11.2021)
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Christoph (08.11.2021)
#9
Oh, wow!
Ja, das machen wir, wenn wir alt und erfahren genug sind, um auch Jupitermonde gut abzubilden! Big Grin Bei Top-Lindelbacher-Seeing!

Was mir bei den Hubble-Bildern auffällt:
Der schärfste Mondschatten hat Io, dann etwas verwaschener der von Europa und so richtig weichgespült ist der von Kallisto!
Auch noch nicht so bewusst gesehen!
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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Ralf (08.11.2021)
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Ralf (08.11.2021)
#10
Dann haben wir eine Aufgabe Christoph!

Der weiche Mondschatten ist mir ebenso aufgefallen wie der große Schattenabstand von Callisto. Daraus ist zu schließen, dass der Mondabstand zu Jupiter viel größer ist.
Damit ergibt sich mehr Raum für die Ausbreitung des Halbschattens, so wäre meine Erklärung dafür.

CS
Ralf
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Christoph (10.11.2021)
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Christoph (10.11.2021)




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