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Photonen aus 0,96 Mrd. Lichtjahren Entfernung...
#1
BB vom 26. - 28.08.2024

Hallo Freunde der Nacht,

die letzten Tage und Wochen waren astronomisch gesehen wirklich brauchbar. Gerade die letzten drei Nächte zeigten sich wirklich lohnenswert. Montag und gestern besuchte ich Christoph in Stetten. Er hatte noch Urlaub und so verabredeten wir uns. Am Montag stieß spontan noch Georg zu uns auf der Anhöhe hinter dem Ort und in der letzten Nacht begleitete mich Bernhard und auch August war mit am Start.

Am Montag war die Luftruhe anfangs extrem gut, was wir bei der Kollimation des ACF schon merkten. Das Doppel-Doppel in Lyra stand dann bei ca. 750fach extrem ästhetisch im "glattesten" Spiegel der Welt. "Wahnsinn", entfuhr es mir beim Blick ins 3,5er Nagler.

Die Durchsicht war ebenfalls ordentlich, wobei diese am Mittwoch nochmal besser war. Nachdem das Firmament langsam dunkler wurde, konnten wir die ersten Objekte ansteuern.

Christoph hatte seinen 70mm Weitfeldrefraktor dabei, welcher zum Spaziergang in der Milchstraße einlud und die helleren Objekte brillant in Szene setzte.

Wir grasten die bekannten Schönheiten des Himmels ab und freuten uns auf den Zentralstern des Ringnebels. Dieser blitzte immer wieder bei etwas mehr als 300x im Zoomokular auf. Die feinen umliegenden Sterne rundeten das Bild ab. Der Ring zeigte auch in sich unterschiedlich helle Bereiche - faszinierend.

Die Hexenhand und der Sturmvogel im Cygnus wurde mit Filter abgeräumt... brutal, was da an Struktur ins Auge ploppt. 

Toll sind für mich die tiefer im Süden und Norden stehenden Objekte, da ich zu Hause auf Grund der umliegenden Häuser und Sträucher nicht in diese Regionen blicken kann. So sind Trifid-, Lagunen- und Omega-Nebel echte Knaller, die ich dann gerne beobachte. Die Einzelheiten kamen sehr gut heraus und gestern wollten wir auch feine Unterschiede in den Filtern testen. Christoph hat einen Dualbandfilter, welcher gerade bei Störlicht im Ort super funktioniert und ich nutzte meinen UHC. Hier auf freiem Feld gaben sich beide nichts. 

Der Beobachteratlas für Kurzentschlossene und der Stropek unterstützten uns in der Auswahl der kosmischen Schön- und Feinheiten. Interessant ist immer die Beschreibung und der Nervenkitzel, ob man grenzwertig schwache Nebel noch erhaschen kann. Immerhin haben wir hier in der Gegend noch ordentliche Bedingungen.

Neben den KS und zahlreichen Galaxien wollte ich in Draco den Quasar Markarian 205 in der Sterninsel NGC 4319 aufsuchen. Hierfür war jedoch die Durchsicht nicht gut genug. Außerdem fehlte uns eine ordentliche Aufsuchkarte, so dass wir das Unterfangen schnell abhakten. 

Crescentnebel, Nordamerika und Pelikan durften im 70er nicht fehlen. 

Planetarische Nebel standen freilich auch auf dem Programm und auch Saturn wurde ausgiebig beobachtet. Wir konnten den Ringplaneten bis etwa 200x vergrößern.
Gegen Mittenacht beendeten wir den ersten Abend, nachdem der aufgehende Mond mit seinem Schein den Himmel erhellte. 

Am 27.08. war dann alleine zu Hause auf meiner Terrasse unterwegs und vollzog mit dem ACF noch einmal die Objektauswahl. Kurz nach dem Aufbauen erleuchtete plötzlich ein "extrem" langsam dahinziehendes Leuchten den Südhimmel. Das "Ding" zerbrach in mehrere Brocken und sofort schossen mir die Bilder bzw. Aufnahmen vom Absturz des Columbia-Space-Shuttles in den Kopf. "Das muss Weltraumschrott, oder ein extrem langsamer Bolide sein, der zerbricht!", dachte ich gleich bei mir. Da das Ereignis so "lange" dauerte, schaffte ich es mit meinem Smartphone zwei Aufnahmen zu knipsen.

   

Anschließend ging es wieder auf Objektejagd in Perseus (NGC 7331 und Stephans Quintett), Cygnus, Cepheus, Herkules.... "Endlich wieder mal Sattsehen!", freute ich mich und genoss die milden Abendtemperaturen bis weit nach Mitternacht.

Gestern hatten wir dann mit Christophs 10" Carbon-Dobson, Augusts C11 und meinem 10" ACF ähnliche "Beobachtungs-Waffen". Bernhard behielt mit dem Fernglas auf Stativ den Überblick.
Die Bedingungen waren dann ähnlich wie am Montag, mehr Transparenz, aber die Luftruhe unterschiedlich gut. Das sollten wir zuletzt am Saturn erkennen...  Tongue  Der Zentralstern im Ringnebel M 57 blitzte auch nun wie gewohnt ab und zu durch. Die Milchstraße spannte sich weit über den Himmel, wobei die Schildwolke insgesamt etwas blass daher kam.

Um den Quasar zu knacken, hatte ich diesmal meinen Adapter zur Kopplung der FS2 mit dem Smartphone und Sky-Safari angeschlossen. Die Steuerung funktioniert zwar nicht ganz so geschmeidig wie mit einem Tablet, aber hilfreich ist es allemal. Auffallend war dann, dass mehrere Objekte des NGC-Katalogs, welche im Beobachteratlas für Kurzentschlossene aufgeführt sind, in Sky-Safari nicht gefunden werden. Über die Koordinaten wurden dann aber auch diese Nebel aufgespürt. 
Zwischendurch versank ich im Fizzelchenrausch und wühlte mich der Reihe nach durch die Vorschlagsliste... um mich herum vergaß ich während der Zeit alles... Was August, Bernhard und Christoph sicher nicht abhielt weitere Objekte zu betrachten...

Interessant fand ich den Kite-Haufen (OH NGC 6866) und den riesigen IC 1396 (Elefantenrüssel eingeschlossen). Beeindruckend ist auch der Katzenaugennebel NGC 6543 und NGC 6552 (sehr schwache Galaxie nur 9' östlich vom PN).

Dann ging es in Draco mit seinen schönen Edge-on-Brettern, allen voran NGC 5907 und schließlich zu NGC 4319 mit Mrk 205. 
Gemeinsam mit dem Objekt der Begierde hatten wir die rundliche, helle Galaxie 4291 im Gesichtsfeld des 13mm Ethos. Den helleren Kern von NGC 4319 konnten wir schnell erfassen, die umliegende Aufhellung trat nach und nach hervor. Nach der Karte fanden wir schnell die umliegenden 3 Feldsterne, so dass uns die Orientierung leicht fiel. Tatsächlich liegt der Quasar nur scheinbar in der Galaxie, denn er ist 10x weiter von ihr entfernt. Wenn man dann das Gesichtsfeld in der Gesamtansicht wirken ließ glomm an der beschriebenen Stelle tatsächlich Mrk 205 durch. Immer wieder lässt man dann das Ganze auf sich wirken und wird sich bewusst, was gerade passiert. Da bekommt man schon ein klein wenig Gänsehaut, bedenkt man doch wie lange die Photonen unterwegs zu uns sind, die jetzt die Stäbchen in den Augen reizen. 
Mrk 205 ist ein Objekt, das man sich öfter gönnen sollte. Auf alle Fälle ist er bei solchen Bedingungen keine echte harte Nuss!

Daumen hoch 

Wir waren begeistert. Christoph beschäftigte sich in seinem Dobson lange an M33 und den Sternentstehungsgebieten. Leider war der Himmel in Süd-Östlicher Richtung durch die Lichtglocke von Würzburg doch etwas aufgehellt, so dass die Spiralarme nur ansatzweise hervortraten. Die H-Alpha Region um NGC 604 konnten wir immerhin erhaschen. 
Natürlich gab es auch wieder viel zu lachen und der ein oder andere Spruch hallte durch die abendliche Stille. Wenn man dann zu schnell zu viel will, vergisst man schon mal, dass ein Okular auch Auszugseitig einen Staubschutzdeckel besitzt. Dieser ist zwar aus durchsichtigem Plastik,...

NGC 7331 war eingestellt und herauszudeuteln galt es Stephans Quintett...

"Des gibt´s doch net, ich krieg die Sternle net scharf!", motzte Christoph vor sich hin... 
Er gab mir das Okular zurück und als ich es in den ACF stopfte war mir klar woher das milchig-trübe Bild kommt. Ihr könnt euch denken, dass ich gleich gefrotzelt hab... das sind die Momente, über die man dann am nächsten Stammtisch erneut lachen kann. (natürlich ist mir das selbst auch schon passiert...)

August freute sich an seinem C11 mit Übersichtsokular (Baader Aspherical 31mm) und Filter über den gewaltigen Anblick des Sturmvogels (NGC 6960) und der Hexenhand (NGC 6992). "Sowas brauch ich unbedingt!", meinte er und ist schon auf das Päckchen unter dem Weihnachtsbaum gespannt.

Die Zeit verging wie im Flug und wir endeten erst weit nach 1:00 Uhr, als der Mond langsam im Osten hervorkroch. 

Absoluter Knaller war aber Saturn, der bei mehr als 300x eine perfekte Vorstellung gab. Sogar die Cassini-Teilung war ab und an zu erkennen! Und das trotz des schmalen Ringsystems (in jetzigen Ansicht). Schnell hatte ich mein Smartphone an das Okular gehalten. Unser Profi-Fotograf meinte zwar gleich, dass das nix wird, wurde aber eines Besseren belehrt. Und weil dann der Ehrgeiz mit Christoph durchgeht, musste er unbedingt sein I-Phone ebenfalls bemühen. Der Vorteil bei diesem ist, dass man die Helligkeit noch herunterregeln kann. So filmte er mit seiner "Astrokamera" am besten Teleskop auf dem Platz (Angebermodus an!) den schönsten Planeten den es gibt. 

Einfach toll...

Gerne darf er sein Ergebnis hier veröffentlichen... Wink Cool

Zufrieden räumten wir dann das Feld und freuen uns auf das nächste / auf die nächsten Treffen zum gemeinsamen Beobachten.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hallo Uwe,
erste Sahne, Dein Bericht!  Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch 

Der Saturn, freihändig mit dem Händy:

   
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Uwe ,

Danke für deinen Bericht . Wir sollten uns viel öfters zum gemeinsamen Spechteln treffen .
Gruß August


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#4
Hallo Christoph ,

für einen Handy Schnappschuss  Daumen hoch
Gruß August


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Uwe (29.08.2024)
#5
Hallo Uwe,
schöner umfangreicher Bericht mit vielen interessanten Objekten Daumen hoch  An Markarian 205 werde ich mich auch mal versuchen. 
Ich will mal schauen, dass ich demnächst auch einen BB reinstelle. War in den letzten Wochen fotografisch und visuell auch häufig unterwegs und hab unter anderem zwei interessante Objekte aus jüngerer Forschung visuell nachvollzogen und fotografisch festgehalten.
Um deinen dunklen Standort beneide ich dich und andere die ihn haben schon. Wenn man auch mit 14" etwas "Reserve" hat und manchmal ein bisschen was wett machen kann, so geht nichts über einen dunkleren Himmel. Aber das ist uns ja allen klar. Ich komme hier an meinem Standort unter günstigen Bedingungen auf ca fst. 5,5 mag.
Aber man kann halt nicht alles haben. Könnte auch wie für viele in Ballungsräumen schlechter sein.

Irgendwas geht immer.


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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August (01.09.2024)
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August (01.09.2024)




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