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Spannende und heitere Sommerbeobachtungen
#1
Hallo zusammen,

nach dem es im Frühjahr und in der ersten Sommerhälfte häufiger verregnet war, was der Natur natürlich entgegen kam, so bescherte uns die zweite Sommerhälfte bis jetzt dann doch recht häufig klare Nächte. Die wurden natürlich von vielen und auch von mir genuzt. Ich hatte im Juli und August zahlreiche Beobachtungen gemacht und einige Eindrücke auch fotografisch festgehalten. Ich will mal vesuchen sie zu beschreiben:

In den Julinächten hatte ich neben den üblichen Highlights und einigen schwachen planetaren Nebeln unter anderem die Galaxienhaufen Abell 2199 mit der Zentralgalaxie NGC 6166 (Typ CD, Center eine große eliptische Zentralgalaxie dominiert den Haufen) und Abell 2197 mit den Hauptgalaxien NGC 6173, 2197, 6146 (Typ L, Linear angeordnete große Galaxien die den Haufen prägen) wieder mal genauer Beobachtet. 
Beide Galaxienhaufen sind mit 450 bis 500 Mio Lichtjahren schon sehr weit entfernt und insbesonders NGC 6166 ist da mit rund 12 mag immer noch hell und mit 2,1 x 1,5 Bogenminuten auch recht ausgedehnt. In der Literatur wird sie als eliptische Riesengalaxie angegeben. Die Angaben ihres wahren Durchmessers schwankt stark zwischen 450000 bis 2 Mio Lichtjahre. Doch selbst die kleinste Angabe ist immer noch gigantisch Groß. Man stelle sich so ein Monster zwischen unserer und der Andromedagalaxie vor. Sie wird von zahlreichen Satellitengalaxien welche zum Teil selbst ausgewachsene große Galaxien sind regelrecht umschwärmt. Ähnlich ist es beim Comahaufen (Typ B, Binary) um den beiden Hauptgalaxien. Um NGC 6166 ist es allerdings nicht so einfach die zumindest hellsten Begleitgalaxien zu idendifizieren. Ich tu mich auch mit dem 350mm Dobson schwer bei meinen aufgehellten Standort sie als schwache Nebelfleckchen zu sehen. Bestenfalls als schwache verwaschene Sternchen kann ich  in unmittelbarer Nähe zu NGC 6166 etwas warnehmen.
Später in einer anderen Nacht machte ich unter anderem dann mit dem 190 mm Maksutov Newton und der Canon EOS 700D eine Aufnahme von Abell 2199 mit NGC 6166 und ihrem Umfeld, um die Eindrücke ein bisschen festzuhalten.
   

Aus der jüngeren Forschung gibt es zwei interessante Objekte welche auch in Sterne und Weltraum, sowie auf den You Tube Kanälen Urknall Weltall und das Leben, als auch aus dem Haus der Astronomie in Heidelberg berichtet wurde: Es handelt sich zum einen um Gaia BH3 dem dritten und bisher schwersten schwarzen Stellaren Loch mit ca 33 Sonnenmassen um das sich ein Begleitstern dreht, das vom Astrometrie Satelliten Gaia endeckt und vermessen wurde. Das System ist ca 2000 Lichtjahre entfernt. Den Begleitstern mit 11,3 mag. konnte ich dann schließlich mit Hilfe von Aufsuchkarten und einigen Suchen im Dobson in dem ganzen Sternengewimmel  idendifizieren. Wenn man auch nur ein schwaches Sternchen sieht, so ist es der Aha Effekt der den Reiz des Beobachtens ausmacht.

Des weiteren und nicht weniger interessant ist die Endeckung des Mikroquasars SS433. Auch hier handelt es sich um ein schwarzes  Loch, dass Materie vom massereichen Hauptstern  (21 Sonnenmassen, Spektralklasse A3 bis A7) absaugt und sich als Akretionsscheibe um das schwarze Loch sammelt. Dabei werden zwei starke Jets ausgestoßen, die sich regelrecht in die große Gasblase, dem Supernovarest hineinbohrt. Auf der SuW ist es als Titelbild zu sehen und wird auch wegen seines Aussehens scherzhaft als Sehkuh bezeichnet. Das System ist soweit ich weiß 16000 Lichtjahre entfernt und hat eine Gesamthelligkeit von ca 14,2 mag. Ein Mikroquasar vor unserer Haustüre in unserer eigenen Galaxie sozusagen. Auch diesen Begleitstern mit 14,2 mag kann man selbst im Teleskop aufspüren, welche ich ebenfalls mit Hilfe von Aufnahmen und der Skysafari App aufgesucht hatte.  Ich musste allerdings schon mit dem 3,5 m Nagler (457x) hoch vergrößern, bis dann der Himmelshintergrund dunkel genug war um dann eine sichere Sichtung des QS zu haben.

Beide, Gaia BH3 südlich von eps. Sge und SS433 zwischen 22 und 19 Aql liegen im Adler. Die Stelle von SS433 liegt südöstlich eines aufälligen Sternentrapez direkt unterhalb einer kleinen Raute aus vier Sternen und hatte sie im Gegensatz zu BH3 auch relativ schnell gefunden.
               

Schon mal bei den Quasaren hatte ich bereits im Mai TON34 im Löwen und LB19 in Coma Berinices wieder mal besucht und diesmal im Bild festgehalten. Beide Quasare haben eine hohe Rotverschiebung mit Lichtlaufzeiten von über 10 Milliarden Jahren und bedingt durch die kosmische Expansion tatsächlich eine noch größere Entfernung.
       

Der Sommerhimmel bietet bekanntlich viele und auch vielseitige Objekte an. So auch Asterismen oder Ministernbilder wenn man so will. Collinder 399 der Kleiderbügelhaufen ist da wohl am bekanntesten. Doch es gibt da noch was Amüsantes: Der Fliegenpilz. Eine schräg und leicht auf dem Kopf stehende Pilzfigur mit der Galaxie NGC 7025 direkt am unteren Fußstern. Die Figur liegt östlich vom 10,6 mag schwachen Kugelsternhaufen NGC 7006 im Delfin. Ebenso nicht weit von Gamma Cygni findet man der kleinen offenen Sternhaufen NGC 6910 Zürn2 in dem man die Figur einer kleinen Giraffe erkennen kann.
Dann gibt es noch etwas Reizvolles: Zwischen Chepheus und Lacerta stößt man bereits im Feldstecher auf eine kompakte und auffällige kreuzförmige Sternenfigur. Der Phönix, aus der Asche. Man kann die Figur eines aufsteigenden Vogels erkennen. Es kann sich aber auch den einen oder anderen ein anderes Muster beim Betrachten aufdrängen. Aber das hängt eben ganz vom persönlichen Eindruck und Fantasie jedes einzelnen ab. Auf jeden Fall ist es bei niedriger Vergrößerung schön anzuschauen.
Bekannter sind wohl dagegen die offenen Sternhaufen NGC 457 Eulenhaufen und Stock2 mit dem enthaltenen Muskelmännchen, gleich nördlich von Hi & Chi Persei. 
Immer wieder schön anzuschauen ist natürlich auch Kemples Kaskade in der Giraffe mit dem schönen offenen Sternhaufen NGC 1502 am Ende der Sternenkette. Etwas weiter östlich befindet sich zudem noch der Planetare Nebel NGC 1501 mit 11,9 mag, der recht gut zu sehen ist.
                   

Mit den Planeten am Morgenhimmel wird es allmählig wieder was. Saturn präsentiert sich immer mehr mit der Ringkante. Ich kann mich einmal an früher einnern, als ich Saturn ganz ohne Ring sah. Sehr ungewohnter Anblick und er sah relativ unspektakulär aus, da bei ihm im Gegensatz zu Jupiter die markanten Wolkenbänder fehlen. Neptun und vor allem Uranus haben mittlerweile ganz respektable Höhen auf der Ekliptik erreicht. An Neptun konnte ich einige male ganz gut seinen Mond Triton erkennen. Wie ein kleiner Doppeltplanet machte er den Eindruck im Okular. Bei Uranus zeigten sich die Monde Titania, Oberon und sogar Ariel, welchen ich an die drei mal kurz aufglimmen sah. Das Verfinsterungsende von Ganymed aus dem Jupiterschatten ließ sich am 27.08. ab 04:32 über mindestes 5 min gut verfolgen, bis Ganymed wieder seine vollständige Helligkeit besaß. Immer wieder reizvoll und faszinierend das Schauspiel im Binoansatz bei hoher Vergrößerung am Dobson zu verfolgen. Mars zeigt sich noch mit Phase und kaum Details. Sein Auftritt kommt ja noch.

Wie ich bereits des öffteren geschrieben habe, ist meine bevorzugte Beobachtungszeit in der zweiten Nachthälfte. So hatte ich mich bereits wieder am Hebsthimmel herumgetrieben. Im aktuellen VDS Journal steht ein Bericht über die Andromeda Zwerggalaxie VII. Davon Inspiriert machte ich mich wieder mal auf die Suche nach den zahreichen Begleitgalaxien von M31, was gar nicht so einfach ist. M32 und M110 sind ja hinlänglich bekannt und kaum zu übersehen. Doch gibt es etliche schwächere Mitglieder bzw. Begleiter von M31 welche aufgrund der relativen Nähe zu unserer Galaxie zum Teil ziemlich weit am Himmel verstreut sind. NGC 147 und 185 sind noch relativ einfach zu erfassen und liegen ein paar Grad nördlich von M31. Sie hatte ich früher schon aufgesucht. Andromeda I II u III konnte ich nach einigen Suchen ausfindig machen und vor allem And I u II zeigten sich mit rund 13 mag nicht so leicht und waren lediglich als ganz schwache Aufhellungen wahrzunehmen. And V ist mit 15,4 mag visuell dann schon eine Herausvorderung. Es  gibt noch eine ganze Reihe von kleinen Begleitgalaxien, die jedoch sich mit 16 bis 17 mag außer meiner Reichweite befinden.
Die Kugelsternhaufen Mayall II alias G001 mit 13,7 mag und vor allem Mayall iV G219 mit 15,1 mag waren lediglich als schwache verwaschene Sternchen bzw. schwache rundliche Aufhellung auszumachen. Ich werde bei passender Gelegenheit versuchen noch ein paar Kugelsternhaufen bei M31 aufzuspüren.

Neugierig geworden durch Uwes Bericht vom Quasar Markarian 205 im Drachen, machte ich mich neulich trotz der momentan niedrigen Höhe auf die Suche und fand ihn schließlich wie beschrieben unmittelbar bei der Galaxie NGC 4319 12,9 mag welche selbst nicht besonders auffällig ist und durch indirektes Sehen rausgearbeitet werden kann. Es war auch schwieriger als gedacht den 14,5 mag schwachen Lichtpunkt des Quasars sicher zu orten. Konnte ihn aber nach einiger Zeit zu den umgebenden Feldsternen zuordnen. Nicht weit daneben im gleichen Bildfeld bildet die wesentlich hellere Galaxie NGC 4291 11,4 mag ein Viereck mit drei relativ hellen Feldsternen. Ähnlich wie bei M51 Der Reiz der Beobachtung besteht durch die direkte Nähe des QS zu NGC 4319, was es eher selten gibt.

Die Face One Galaxie M74 mit 9,0 mag in den Fischen ist ebenfalls von geringer Flächenhelligkeit und recht groß und muss mit genügend Zeit Beobachtet werden, bis die äußere Spralarmregion sich schwach zeigt. Hier ereignete sich vor vor Jahren auch eine Supernova die ich Beobachten konnte. Im Gegensatz dazu ist die Seyfertgalaxie M77 Cetus A mit ebenfalls 9,0 mag ein leichtes Spiel. Ihr Kern ist sehr hell und die äußeren Randpartien sind bei indirekten Sehen gut Erfassbar.
Auch nicht ganz einfach zu finden und nicht besonders hell ist NGC 1275 Perseus A die Zentralgalaxie des großen Perseushaufens. Mit Geduld und bei dunklen Himmel sind Zahreiche weitere Galaxien im Umfeld zu erkennen. Der Haufen ist 250 Mio Lj entfernt.

Wenig beachtet wir oftmals M76 auch der kleine Handelnebel genannt der ebenfalls im Perseus liegt. Wie sein großer Bruter zeigt auch er vor allem auf Aufnahmen seitliche Ausstülpungen. Visuell sieht man eher eine Rechteckige Form nur eben nicht so hell wie M27  Ein dankbarer heller PN ist auch der Blaue Schneball, der hohe Vergrößerung und bei größerer Öffnug auch Strukturen zeigt.

Von den Peseiden huschten mir lediglich zwei hellere durchs Bild und die mehr am Rand. Mir ist es immer noch nicht gelungen einen schönen hellen Brummer in Bildmitte festzuhalten.

Die Saturnbedeckung am 21.08. morgens hatte ich im entscheidenden Moment verpasst Confused , weil ich mich letztendlich kurz zuvor entschloss doch noch den 70 mm APO zum 16x70 Fujinon Fernglas dazuzuholen. Ich hätte da doch mehr Vorbereitungszeit einplanen sollen.

Letzten Freitag den 06.09. fanden sich wieder einige und ich mit Teleskop zur Earth Night im Schulhof in Röthlein ein. Organisiert vom Bund Naturschutz und Michael Sessler von der Sternwarte Schweinfurt gab es eine Infoveranstaltung gegen die Lichtverschmutzung und die Gemeinde Röthlein schaltete wieder das Licht für die Nacht aus. Getränke und Essen vom Grill gab es auch. Es kamen auch bald zahlreiche Besucher, vor allem Familien mit Kinder und wir hatten gut zu tun beim Beobachten zu erklären und zu helfen. Die Begeisterung und das Erstaunen war auch bei den meisten Kindern wie Erwachsene anzusehen, wenn dann einzelne helle Sterne wie Wega, Arkturus, Doppeltsterne als auch Kugelsternhaufen und Planetare Nebel gezeigt wurden. Saturn kam dann ein später zur Geltung und löste natürlich ebenso Erstaunen und Begeisterung aus. Wenn auch immer wieder Wolken störten. Doch später wurde es dann immer klarer, so dass noch ein paar wenige Besucher schöne Eindrücke sammelnn konnten. Gegen 01:00 packten wir dann schließlich zusammen.

Das waren meine Eindrücke aus den zahlreichen Beobachtungen von Mai bis jetzt im September.


Viele Grüße  Philipp 


"Das schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle"    Zitat von Albert Einstein 
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