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Wie schwarz ist schwarz? - Test & Vergleich
#33
Ich setze hier nochmal fort, weil sich noch ein paar letzte Ergebnisse - die eben objektiver sind als „das sieht für mich so und so aus“ - ergeben haben.
Hilfreich war dabei Thomas Schiffer von Astronomie-teilen.de, der schon Ende 2018 den Versuch unternommen hat die Wirkung von Mattlacken messtechnisch zu erfassen und zu dokumentieren.

Nach einem kurzen Austausch vom Thomas, zeigte er Interesse die vielen „schwärzesten Schwarz“ des Planeten etwas genauer zu untersuchen. Kurioserweise verhält es sich mit den Lacken wie mit dem „ältesten Gasthaus“, der „ältesten Eiche“, dem „kleinsten Theater“, dem „größten Sonstwas“ der Republik. Dummerweise gibt es davon immer mehrere. Also - es tut wirklich Not genauer hinzusehen, welches Produkt nun wirklich welche Wirkungen hat. Nachdem sich das alles in (auch messtechnisch) in Grenzbereichen abspielt ist das natürlich ein sensibles Thema. Das sieht man auch daran, dass es für den große Thread dazu im blauen Forum aktuell einen Antrag auf Löschung gibt („Schmähkritik“).

Nachdem die Problematik der nicht möglichen Objektivierung von Eindrücken, Wahrnehmungen, Bildern ...ja definitiv existiert, besteht mit der von Thomas Schiffer gebauten Apparatur die Möglichkeit den ganzen gefühlten Eindrücken etwas objektivere Zahlen an die Seite zu stellen. Außerdem kann durch die Vorrichtung die Anzahl der Fremdeinflüsse minimiert werden. Es besteht ja immer der Verdacht (zumindest setzt man sich dem Vorwurf aus), dass der Augenschein trügt und in einer messbaren Welt alles ganz anders sei.

So fertigte ich mehrere Testfelder von verschiedenen Mattlacken, bzw. stark mattierenden Farben an: Black 2.0, Black 3.0, Krylon Camouflage Ultra Matte, SL-94 glatt, SL-94 rau und SL-94 glatt auf rau.
Eine Besonderheit war dabei zusätzlich die Fineshut Kiwami Folie, die ich in Japan gefunden hatte und die, wie ich (nach Augenschein) schon erwartet hatte, als „ultimatives Schwarz“ aus dieser Messung hervor ging.

Aber, was mir eigentlich viel wichtiger ist als die Folie selbst (die tatsächlich noch etwas besser als Velours abschneidet) ist die Erkenntnis, dass man wohl doch seinen Augen trauen kann, wenn man damit genau hinschaut. Die Daten des Lumenmeters passten sehr gut zu der ja eher subjektiven Einschätzung.
Natürlich kann man auch hier mit Messungenauigkeiten und nicht normierten Testaufbauten argumentieren, aber bei allem was ich mit irgendwelchen Farben veranstaltet habe (sei es sie mit Laser in verschiedenen Winkeln zu „beschießen“, sie zu fotografieren, sie in Röhren zu legen, sie auf verschiedenen Untergründen auszuprobieren, im Hellen-Dunkeln-Diffusen-unter Lampen-in der Sonne-bei Vollmond ... zu drehen, zu wenden, zu kippen, sie nebeneinander zu legen, viele andere drauf schauen zu lassen, Blindtests und und in Ansätzen auch Doppelblindtests zu machen und noch vieles mehr... deckten sich diese „Ergebnisse“ und die „Messergebnisse“ fast vollständig mit dem, was ich, bei sorgfältiger Wahrnehmung, schon schlussgefolgert hatte. Also ganz trocken formuliert: Was ich und andere als matt, wenig reflektierend und stark absorbierend empfunden  haben, zeigte das auch bei den gemessenen Daten. Mir genügt das jetzt, um daraus meine Schlüsse ziehen zu können.

Die Zahlen unten geben an wieviel Lux (lx) im Austrittswinkel, bzw. diffus gestreut noch gemessen werden konnten, nachdem das im 45° Winkel emittierte Licht von der jeweiligen Testoberfläche im Austrittswinkel von 45° reflektiert wurde (Referenzwert waren immer 3160 lx, die als Reflexion einer einer vergüteten Spiegeloberfläche gemessen wurden).

Hier ein Datenauszug, die vollständige Darstellung findet sich hier:
https://astronomie-teilen.de/wissensspei...reflexion/
  • Urethanfolie Fineshut: 7,7 lx / 9,3 lx - aufgrund der zur Verfügung stehenden Probengröße konnte das nur entlang seiner Rillenstruktur gemessen werden und nicht wie in den Anwendungshinweisen empfohlen, quer dazu. Damit „verschlechtert“ sich der Wert, nach Angaben aus Japan um rund 30%. Oder anders herum formuliert: Die Folie kann das nochmal signifikant besser.
  • Veloursfolie: 11,0 lx / 11,0 lx - die Probe stammt von Thomas Fischer und stammt aus der Messreihe Dezember 2018
  • Black 3.0: 15,7 lx / 14,2 lx - die Probe stammt von mir und wurde per Pinsel gestrichen. Interessierte Nutzer müssen aber die Charakteristiken der Farbe im Blick behalten (siehe oben)
  • Krylon Camouflage Spray: 19,8 lx / 18,5 lx - bitte beachten, dass das Spray mit einem VOC-Lösemittel arbeitet, ein so optimaler Farbauftrag wie bei diesem Muster gelingt nicht immer.
  • Black 2.0: 23,5 lx /  21,1 lx - die Probe stammt von mir und wurde per Pinsel gestrichen.
  • Black 2.0: 29,1 lx / 24,0 lx - die Probe stammt von Thomas Fischer und stammt aus der Messreihe Dezember 2018
  • Schultafellack: 37,2 lx / 30,0 lx - bitte beachten, dass der Lack lösemittelhaltig ist (ca. 25%), die Probe stammt von Thomas Fischer und stammt aus der Messreihe Dezember 2018
  • Berger Antireflexfarbe: 37,5 lx / 31,0 lx - die Probe stammt von Thomas Fischer und stammt aus der Messreihe Dezember 2018
  • SL-94 glatt auf rau: 38,6 lx / 26,6 lx - bitte beachten, dass der Lack lösemittelhaltig ist (max. 50%)die Probe stammt von Noctutec und wurde offenbar gesprüht
Die nachfolgenden Muster laufen faktisch außer Konkurrenz, da sie von mir selbst mit weichem Pinsel angefertigt wurden und ich (anders als bei den obigen Flächen), nicht mal ansatzweise eine gute Oberfläche hinbekommen habe. Die Daten zeigen die schlechten Werte in der direkten Reflexion. So wie ich den Lack auftragen kann, bekomme ich ihn nicht zum funktionieren.
  • SL-94 glatt: 61,7 lx / 28,2 lx
  • SL-94 glatt auf rau: 85,6 lx / 31,0 lx
  • SL-94 rau: 160,6 lx / 25,6 lx
Für alle drei Muster oben gilt: Die Probe wurde von mir erstellt (Pinsel), bitte beachten, dass der Lack lösemittelhaltig ist (max. 50%).

Für mich ist damit eigentlich in der Praxis alles geklärt, es gibt keine - dazu völlig quer stehenden - Wahrnehmungen oder Daten. Das „schwärzeste Schwarz“ des Planeten scheint, nach Vantablack, tatsächlich eine dünne Folie zu sein. Wer hätte das gedacht ... Die nachfolgenden Farben sind in ihrer Wirkung und in ihren Anwendungseigenschaften ausreichend dokumentiert. Wo Anwendungserfahrungen fehlten, habe ich versucht diese nachzustellen. Mit steigenden Mattierungseffekt werden Farben leider sensibler und empfindlicher. Das scheint das ungeschriebene Gesetz dieser Reihe zu sein.

Irgendwo in diesem Übergang zwischen „einfach, aber nur ordentlich“ hin zu „kompliziert, aber sehr gut“ muss jeder seinen Kompromiss finden.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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el_Micha (18.04.2021), Karsten (06.09.2019)
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el_Micha (18.04.2021), Karsten (06.09.2019)


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RE: Wie schwarz ist schwarz? - Test & Vergleich - von Andreas-TAL - 03.09.2019, 14:22



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