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SaharaSkyHotel
#1
Liebe Zuhausebeobachter,
angeregt durch den Interstellarumband "Astro-Reisen", durch Abenteuerlust ala Karl May und natürlich auch die aktuelle Situation dass ein Bekannter von mir gerade vor Ort das Hotel in der Astronomie unterstützt, waren die Faktoren neben einer gewissen Urlaubsreife uns als Vierergruppe bestehend aus Wolfgang Kloehr, Gundbert Banik, Christian Kramer und meiner Person nach Morocco zu reisen.
   

Es ist schon erstaunlich was für eine andere Welt wir nach 3:20h Flug vorfanden, eigentlich nur 3000km von der Heimat entfernt. Mit sehr wenig Schlaf um 1:00Uhr morgens in den VW Bus zum Flughafen gestiegen, dort ging es 5:40 in die Lüfte um dann morgens ca. um 8.00Uhr ( 1Stunde Zeitgewinn/Zone) wieder aufzusetzen.
Der Himmel klar und die Sonne scheint wie erwartet auf uns herab, so dass in der Flughafenhalle schnell die Jacken ausgezogen werden. Bis jeder Pass gestempelt, das Gepäck durchsucht/empfangen und schließlich die Mietwagen übergeben sind vergehen Stunden.
So ca. um 11.00Uhr auf der zweispurigen Straße, die zwar Autobahnähnlich anfängt aber dennoch Fahrräder und sonstiges Gefährt zulässt ging mit Tempo 100 gegen Osten.

Die ersten 200km kommen wir gut voran, dann ging es über eine Passstraße hinauf bis ca. 1800m und dort in der Höhe wieder relativ eben voran. Die Idee der Hauptstraße N10 zu folgen, die ab Tazenakht den Bogen Richtung Quarzazate nimmt war nicht die beste Idee.
Viele Baustellen und Gebirgspässe fordern den Fahrer - wir habe die Rallye sportlich genommen.
Die Straße mittlerweile nur noch für ein 1 ½ Autos ausgelegt machte uns mit dem Angsthasenspiel vertraut. Wird der andere Verkehrsteilnehmer ausweichen oder ziehe ich selber das Lenkrad in der Schotter?
Der Staub der Straße auf den Lippen und im Mund – wohl dem der für ausreichend Wasservorräte gesorgt hat.
   
Schließlich der N9 folgend trifft man in Agdz auf die Kreuzung die 2Stunden Zeit gespart hätte. Heimwärts nahmen wir dann diese Abkürzung, dann ist die Strecke in 7 Stunden zu schaffen. In unserem Fall waren es auch bei sportlicher Fahrweise 9 bis 10Stunden.

Wir fahren einem langen Tal entlang, dass sogar Wasser führt. Auch Palmenwälder gibt es zu sehen, Anbau von Gemüse und Kulturpflanzen, ansonsten Einöde rechts und links des Tals.
   
Die Strecke scheint sich nun unendlich hinzuziehen, die Dämmerung bricht ein und bis Zagora noch weit über 100km. Hektik macht nun keinen Sinn mehr; die Straße ist der Lebensort wo Esel große Karren ziehen oder ein Reiter mal mittig mal quer sitzend den Esel oder auch gelegentlich ein Maultier antreibt. Verschleierte Frauen laufen in Gruppen, Berber am Rand der Straße wichtig gestikulierend, viele Kinder auf Fahrrädern hin und her radelnd und die Fußgänger wechseln auf den Dorfzentren die Straßenseiten wie es Jedem gerade gefällt. Runter vom Gas und Tempo 50 bis höchstens 60 für die letzten 100km.

In der Nacht dann die Lichter von Zagora vor uns. Gefühlte 1000 gelbe Laternen die weit vor der eigentlichen Stadt klotzig und nutzlos die Nacht beleuchten machen klar dass es sich um die Provinzhauptstadt handelt. Dieser helle „Strip“ erinnert mich an Las Vegas, rechts und links davon wird es schnell dunkler. Der Regierungspalast mit beleuchteten grünen und künstlich Tannenbäumen, es mögen auch „Spitzpalmen“ sein, setzen dem Unsinn oder Kitsch die Krone auf.
Schließlich ein Hinweisschild 35km bis zum SaharaSky Hotel. Die Kräfte nehmen wieder etwas zu und lassen mich nach dem Himmel fragen, wo ich doch gerade im marokkanischen Las Vegas das Lenkrad führe.
Die Lichter verschwinden aber relativ schnell und es tauchen die Lichter von Tamegroute auf. Nochmal 8km und dann kommt das Schild links abzubiegen zum Hotel, ca. 500m von der Straße entfernt.
   

Dort angekommen und nach Empfang der Zimmer und Einnehmen des Abendbrot, das so exotisch schmeckt wie das Land sich zeigt, ging es mit letzter Kraft auf die Terrasse um einen ersten Blick aufzunehmen.
Der Himmel zeigte sich ungefähr so klar wie in Namibia. Die Milchstraße extrem durch zeichnet mit Dunkelwolken und Nebenarme waren deutlich zu sehen. Die Sterne des Schwans treten fast schon in der Hintergrund und machen die Bühnen frei für eine leuchtende Milchstraße.
Im Süden alle Objekte 20° höher als bei uns, die Orientierung fällt aber leicht.
   

Schließlich fielen wir ins Bett und die erste Nacht war vermutlich die Beste, aber nach der Fahrt nicht nutzbar. In Folge hatten wir 6 klare Nächte am Stück. Mal mit Wind, mal ohne.
Die Temperaturen von angenehm bis sehr frisch, die Trockenheit zerrt mehr am Kälteempfinden wie bei uns. Das Seeing für Planeten/Jupiter war in einigen Nächten hervorragend, natürlich in großer Höhe mit +20Grad gegenüber uns. Hier zeigte der 16“ ACF Feindetail, dass ich noch nicht gesehen habe. Das Gerät selber war ordentlich, aber nicht so hart in der Abbildung wie mein Eigenes. Das tat der Beobachtung keinen Abbruch und erinnerte ein wenig an Hubble Bilder. Eine französische Gruppe hatte im Oktober folgenden Jupiter geschossen:
   

Das Bild wäre von uns noch zu toppen gewesen, aber die Zwiebelschalen machen die Darstellung nicht möglich. Vielleicht können wir das Problem aus den Daten noch lösen?

Die Durchsicht des Himmels hängt von der Staubbelastung ab; bei viel Staub war die Durchsicht nicht besser wie bei einer guten Nacht hierzulande, aber eben dunkel.
Bei guter Durchsicht sind die Nebel im 6“ Refraktor FH so deutlich, dass ich Sie für den Farbfehler des Gerätes gehalten habe.
   

Visuelle Beobachtungen wurden durch 2 ständig laufende ST10 Kameras begleitet. Einmal am Williams 132 auf der 10micron, die neben dem 16“ ACF montiert war. Die Montierung musste ich erst einscheinern!!!!
   
Den Vixen ED 81 brachte ich mit, samt eines 0,85 Korrektors den ich auf das System abgestimmt habe. Die Abbildung war mit dem Gerät sehr zufriedenstellend und vor Allem in der ganzen Nacht fokusstabil. Ein wichtiger und oft völlig unterschätzter Faktor.

Sobald Ergebnisse vorliegen, werde ich Sie hier präsentieren; vermutlich werden die Bilder auch in Zeitschriften wie SuW oder Interstellarum mit der Zeit auftauchen. Das Hotel ist ein Kompromiss zwischen Beobachtungsbedingungen und Komfort sowie den nötigen Stromanschluss. Zu Viert konnten wir viele Herausforderungen lösen, wo jeder Einzelne gescheitert wäre oder nicht genügend Ressourcen dabei hätte. Die Tour ist auch im Jahr 2010 noch ein Abenteuer, das nicht unterschätzt werden darf. Der Süden des Landes ist noch sehr ursprünglich und hat mit Massentourismus nicht viel zu tun.

Soweit meine Eindrücke
Ralf
www.astro-theke.de


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SaharaSkyHotel - von Ralf - 12.11.2010, 10:44
RE: SaharaSkyHotel - von Christoph - 12.11.2010, 14:41
RE: SaharaSkyHotel - von Ulf - 12.11.2010, 18:11
RE: SaharaSkyHotel - von Uwe - 12.11.2010, 21:23
RE: SaharaSkyHotel - von Winfried Berberich - 12.11.2010, 21:28
RE: SaharaSkyHotel - von Christian - 14.11.2010, 10:25
RE: SaharaSkyHotel - von Ralf - 14.11.2010, 12:31



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