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Das Universum ist bunt
#3
Hallo Andreas,
das Thema "Universum ist bunt" bzw. speziell zum Orionnebel ist hochinteressant. Gerade wenn die eigenen Beobachtungen mit anderen Erfahrungen verglichen werden können. Idea
Auf Astronomie.de habe ich mitgelesen und zum Thema Farbsehen an M42 eigene Erfahrungen über die Jahre machen können, wie jeder Beobachter, der dieses Paradeobjekt regelmäßig studiert. Durch mündliche Rückmeldung während Führungen oder gemeinsamer Beobachtungen kann ich abschätzen, was meine Augen leisten.
Persönlich habe ich offenbar eine sehr gute Farbwahrnehmung, liege jedoch in der Grenzgröße und auch beim Beobachten von Dunkelstrukturen in Galaxien gegenüber anderen Beobachter um ein halbes Mag bis gar eine ganzes Mag zurück. Sehr frustrierend für mich z.B. beim Zentralstern im M57; allerdings sind viele PN´s für mich im 16" bunt, wo z.B. Uwe sich eher einer gestiegenen Schwarz/Weiß Wahrnehmung erfreut.

Beim Beobachten von M42 am Teleskop  befindet sich das Auge im mesoptischen Bereich. Hier habe ich einige Fachartikel zum mesoptischen Sehen gelesen, die jedoch nicht einheitlich in der Aussage sind und eher grundsätzlich verfasst wurden, als für astronomische Anwendung.

Mit Hilfe von meinem Sohn, der mir die Grafik erstellt hat, habe ich auf meiner Astro-Theke Homepage zur Apochromasie einen Artikel geschrieben, der auch auf die Farbwahrnehmung eingeht.

Die Grafik ist diese:

https://www.astro-theke.de/site/assets/f...sehen3.jpg

Jetzt stellt sich eben die Frage, in welchem Bereich des Sehens wir uns gerade befinden, weil im skotopischen Bereich verliert sich die Farbwahrnehmung völlig.
Alleine wenn sich helle Sterne im Feld befinden wird ein tiefes "Eintauchen" in den skotopischen Bereich verhindert. Das Umfeld bei Okularwechsel war auch nicht wirklich dunkel. 


In der Praxis:
Im 16" ACF und wirklich guter Nacht ist M42 ein farbprächtiges Himmel Schauspiel, wo ich in der besten Nacht selbst die Dunkelnebel in Richtung Running Man deutlich in "braunrot" sehen konnte. Ich glaube mich zu erinnern, das Frank in dieser oder einer ähnlichen guten Nacht auch die Beobachtung teilen konnte.
Da wirken dann die braunen Wolken schon fast plastisch vor einem hellen Hintergrund des Nebels. Schwer zu beschreiben, dieser fantastischer Eindruck.


In Deinem Post auf Astronomie.de ist 10" so die Untergrenze für Farbwahrnehmung wie Du schreibst mit der Einschränkung der sicheren Farberkennung.

Diese Woche war ich mit dem FLT 105/1000 auf der Terasse und habe natürlich als Ziel M42 gehabt. Als das Seeing besser wurde, waren E und F  im Trapez mit 12mm bis 6mm Okular einwandfrei sichtbar. Der Abstand der Komponenten ist überhaupt keine Herausforderung, jedoch die Grenzgröße von "F" ist mit 105mm schon Grenzwertig und braucht gutes Seeing für meine Augen.

Selbst im 105mm Apo ist für mich M42 nicht farblos oder pur "grau". Die Farben leuchten nicht bunt im Okular, aber ich kann blau/grau, im Zentrum eher grünlich und in den Schwingen nicht gut definiert von grau bis schwach rötlich wahrnehmen. Grau ist natürlich keine Farbe, aber das daneben liegende schwache Rot wird dadurch besser unterscheidbar.
Die Beobachtung war für mich dann doch verblüffend während im ACF 16" natürlich die Farben sehr leicht wahrnehmbar und definierter erscheinen. Allerdings ist der Farbeindruck nicht in jeder Nacht gleich gut. Ich meine die Durchsicht spielt hier eine sehr wichtige Rolle. 
Auf die menschlichen Einflüsse habe ich mich nie so vorbereitet, aber ich glaube durchaus dass die Tagesform oder besser die "Nachtform" eine Rolle spielt. Rolleyes
Den größten Einfluss würde ich auf die offenbar sehr unterschiedliche Farbwahrnehmung von Personen bei geringer Helligkeit setzen.
In einer Doktorarbeit wurde ein Faktor von 7 bei unterschiedlichen Testpersonen herausgefunden, je nach Beleuchtungswinkel. Bei anderen Winkeln lag der Unterschied von empfindlichen zu unempfindlichen Personen um den Faktor 2
http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/4970...on_ULB.pdf

Seite 99 und 100

Bei Faktor 7 unter bestimmten Bedingungen würde einem farbempfindlichen Beobachter ein 100mm Gerät reichen, wo ein anderer Beobachter zu 250mm und mehr Öffnung greifen muss, um das Gleiche zu sehen.

Das finde ich doch bemerkenswert. Idea

Kommen dann noch stark unterschiedliche Beobachtungsbedingungen hinzu, können völlig unterschiedliche Erfahrungen gewonnen werden. Jeder Beobachter hat dann mit seiner Beobachtung natürlich recht, schließlich wurde es ja so gesehen. 

Farbige Grüße und vielen Dank für den mitreißenden Bericht
Ralf
Folgenden 6 Usern gefällt Ralf's Beitrag:
Andreas Paul (02.03.2019), Andreas-TAL (02.03.2019), Christoph (02.03.2019), Florian B. (01.03.2019), Herbipollution (04.03.2019), Martin.F (04.03.2019)
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Andreas Paul (02.03.2019), Andreas-TAL (02.03.2019), Christoph (02.03.2019), Florian B. (01.03.2019), Herbipollution (04.03.2019), Martin.F (04.03.2019)


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Das Universum ist bunt - von Andreas-TAL - 28.02.2019, 20:48
RE: Das Universum ist bunt - von Uwe - 28.02.2019, 21:52
RE: Das Universum ist bunt - von Ralf - 01.03.2019, 19:44
RE: Das Universum ist bunt - von Andreas-TAL - 01.03.2019, 21:32
RE: Das Universum ist bunt - von Andreas-TAL - 01.03.2019, 22:25
RE: Das Universum ist bunt - von Christoph - 02.03.2019, 21:05
RE: Das Universum ist bunt - von Herbipollution - 04.03.2019, 22:45



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