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Dejustage am 8" Dobson
#1
Hallo,

zuletzt hatte ich eine merkwürdige Sternabbildung an meinem Dobs festgestellt. Der Bresser Messier Newton 203/1000 wurde bisher immer mit dem Laser kollimiert und ich konnte mir nicht erklären woher die "abgeschnittene" extra/intrafokale Beugungsscheibe herrührt. Ich dachte auch an den Fangspiegel, der eventuell in seiner Halterung "gewandert" ist.

Im Fokus wirkten die Sterne zuletzt merkwürdig verzerrt - beinahe als hätte das System einen Astigmatismus. Dies war mir früher bisher nicht aufgefallen. Dass es etwas mit dem Umbau des Okularauszuges zu tun haben könnte war auch eine Überlegung. Doch Ralf hat mit mir penibel darauf geachtet, dass der Feathertouch-Okularauszug ordentlich befestigt wurde. Gut, durch das vorherige lummelige Original war es sowieso schwierig den Fokus exakt einzustellen. Trotzdem war mir die Abbildung von Damals als unauffällig in Erinnerung. Neulich war Bernhard bei mir und gemeinsam versuchten wir den Newton zu justieren. Doch unser Bemühen, auch den Fangspiegel zu richten, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Dass vielleicht sogar der Hauptspiegel verspannt sein könnte, war eine weitere mögliche Ursache, der wir aber auf der Terrasse bei zunehmender Dunkelheit nicht nachgehen konnten. Die Spiegelzelle saß einfach zu fest, als dass wir sie ohne größeren Aufwand hätten abziehen können.

Die Kontrolle mit dem Laser ergab, dass die Achse passte. Mehr ist mit dem Lichtstrahl aber auch nicht zu erreichen.

Sobald wir extra- bzw. intrafokal durch den Fokus drehten erschien die Beugungsscheibe auf einer Seite wieder wie abgeschnitten.
Ich beschloss Thomas Hausknecht zu kontaktieren. Er ist leidenschaftlicher Dobson-Konstrukteur und Spiegelschleifer. Gemeinsam mit Bernhard haben wir schon öfter beobachtet. Ich hoffte, dass er mir helfen kann. Am Telefon ging er noch davon aus, dass es eventuell termische Probleme sein könnten. Der geschlossene Tubus und die Nähe des Hauptspiegel zum Boden könnten durchaus merkwürdige Abbildungen hervorrufen. Aber da muss man natürlich erst mal drüberschauen. Da ich selbst noch nie einen Newton richtig justiert habe (außer mit dem Laser), ist es kaum möglich auf gut Glück Hand anzulegen. Also nahm ich seine Hilfe gerne an und traf ich mich mit ihm. Gemeinsam gingen wir der Sache auf den Grund.

Sofort war auch klar, dass meine erste Vermutung mit dem Fangspiegel richtig sein durfte. Thomas sah beim Blick durch den offenen Okularauszug, dass Fangspiegel/Okularauszug/HS/Mittering vom HS im Blick durch den Okularauszug aus dem "Rahmen" war.
Normal kann man anhand dieses Abbildes (wenn es denn passt) einen Newton sehr ordentlich hinbekommen.

Verwirrt war Thomas durch den Feathertouch, der innen nicht rund, sondern oval angefertigt bzw. ausgedreht ist. (Wahrscheinlich zwecks Material/Gewichteinsparung). "Da sieht ja alles von vorne herein schon ganz krumm aus!", war sein Kommentar.   Dodgy  Also steckten wir eine Reduzierhülse auf, um diese Unrundung auszublenden. Geschickt ist hier ein Filmdöschen, durch das man alles betrachtet. Da wir aber keines parat hatten, wurde ein Ronchi-Okular genommen, das ja auch nur einen relativ kleinen Einblick ermöglicht.

Beim Blick in den Tubus gab Thomas mir die Anweisungen und ich bewegte vorsichtig die Schräubchen des FS.

Wir schraubten und richteten, doch sobald wir mit dem Laser anschließend die Feinjustage auch über den HS vornahmen, war wieder alles verstellt... Undecided ... doch wir gaben nicht auf! Wir drehten den Fangspiegel und justierten... dann war wieder alles schief! Bei einem Gitterrohrdobson hat man den Vorteil, dass man auch von hinten auf den Fangspiegel blicken kann. Beim geschlossenen Tubus ist das freilich nicht möglich. Mit einem Spiegel, den wir in den Strahlengang hoben, versuchten wir mehr herauszufinden. Doch auch das gestaltete sich als schwierig.

Wenn wir den Fangspiegel ausrichteten, war der Laserpunkt hinten deutlich vom Zentrum entfernt. Folglich wurde durch die Laserjustage der Fangspiegel so sehr gekippt, dass er nicht mehr richtig in der Achse des Okularauszugs stand...

Nach dem Ausbau des Fangspiegels und näherer Betrachtung des darin eingebauten Offsets vermaßen wir die Spinne, bauten den FS wieder ein und korrigierten ein paar Millimeter. Insgesamt saß der FS auch zu weit draußen, das wurde dann durch die Zentrale Halteschraube soweit korrigiert. Irgendwann wäre es mit einer Schablone sinnvoll den Mittelpunkt des FS auszumessen und dann über eine Filmdose mit Loch exakt den Punkt einzustellen.

Dann hatte Thomas die richtige Idee! Er drehte den Fangspiegel so, dass er quasi in die andere Richtung "verstellt" war. Jetzt kam der Justierlaser wieder zum Einsatz und diesmal zog es den Fangspiegel bei der Endjustage mit dem Laser in die richtige Position. Bingo!!!
Alleine hätte ich das wahrscheinlich nie geschafft.

Nach etwa eineinhalb Stunden waren wir am Ziel. Der Hauptspiegel musste nun auch nicht mehr ausgebaut werden. Der hatte mit dem Problem gar nichts zu tun.

Das Bild durch den Okularauszug war symmetrisch. Als Lohn für die Tüchtigen, war der Himmel mittlerweile soweit aufgerissen, dass wir an Polaris einen Sterntest vornehmen konnten. Alles war perfekt. Mit dem Ronchigitter konnten wir dann feststellen, dass der Hauptspiegel exakt parallele Streifen produzierte. Der Spiegel hat also keine Verspannung oder andere gravierende Fehler. Gut zu wissen Sleepy !!!

Fazit:
Vermutlich habe ich über die jahrelange Laserjustage langsam aber sicher den FS dermaßen verschoben, dass das jetzige Ergebnis herausgekommen ist. Es könnte aber auch sein, dass sich alle drei Korrekturschräubchen gelockert haben und dadurch der FS verrutscht ist. Beim Festziehen ist dann der FS in der falschen Position geblieben. 
In Zukunft werde ich öfter mal die Symmetrie des Systems überprüfen müssen. Dann bleibe ich auf der sicheren Seite.

Der Patient ist geheilt und der Hobbyastronom freut sich auf die nächsten Beobachtungen! Vielen Dank an Thomas für seine Hilfe!
Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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Andreas-TAL (05.04.2017), Christoph (05.04.2017), Florian B. (05.04.2017), Georg (04.04.2017), Karsten (05.04.2017), Thomas64 (04.04.2017), Ulf (04.04.2017)
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#2
Hallo Uwe,

einfach nicht so oft justieren, wird eh überbewertet.  Wink
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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Andreas Paul (05.04.2017)
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Andreas Paul (05.04.2017)
#3
"einfach nicht so oft justieren, wird eh überbewertet."

Hallo,
stimmt! Hab meinen FS-128 noch nie justiert ... Tongue
Cheers,
Andreas
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#4
Hallo Uwe,
ist das nicht Klasse dass wir praktisch für jedes Problem mit Equipment einen Spezialisten in unserem Forum haben, der einem helfen kann! Daumen hoch 
Dann viel Spaß mit dem frisch justierten Gerät.

CS

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#5
Hallo zusammen,

ich glaub das liegt eher daran:

Zitat: "Hast du einen Dobson, hast du eine Baustelle!" (von wem das stammt weiß ich natürlich nicht, um so schlimmer dass es tatsächlich zutrifft) Sleepy

Vielleicht werde ich in näherer Zukunft mal den Tubus schwärzen bzw. mit Velours auskleiden. Wann das sein wird, weiß ich aber noch nicht... "never change a running System!" Wink   Dann wird aber auch die HS-Zelle etwas ausgeschliffen, damit sie besser abzunehmen ist. Eine Reinigung des HS ist auch in Planung. Bis jetzt musste ich ihn noch nicht sauber machen. Er sieht nach 9 Jahren immer noch sehr gut aus.

Als nächste Maßnahme werde ich aber die Schräublein, die die HS-Zelle halten gegen ordentliche Schrauben mit Inbus tauschen. Sie sind nur mit einer Zange zu öffnen. Das aktuelle Inch?- metrische?- Maß passt bei keinem Schlüssel, den wir probierten.

In diesem Sinne... allen Newton Besitzern weiterhin gutes Gelingen bei der Justage!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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Christoph (05.04.2017)
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Christoph (05.04.2017)
#6
Hallo!
Falls Du (vom Bauvirus infiziert) irgendwann mal - jenseits des Tubus - was mattieren willst, dann ist das hier einen Blick wert:
http://www.krylon.com/products/camouflag...echnology/
Wenn man komplexe Formen und Kurven, die alle über Sprühen erreichbar sind, mattieren will und Astrofarbe von Berger (die zum Pinseln) nicht geeignet erscheint (oder die Fläche zu groß ist - Astrofarbe behält ja nach auch nach dem Abtrocknen die Pinselstriche auf der Oberfläche), ist das eine sehr schöne Alternative.
Tipp bekam ich von/auf CloudyNights - und das Zeug ist wirklich toll.
Andreas-TAL
____________________________________________________

Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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#7
Servus,

sehr gut & ausführlich beschrieben. Irgendwann passiert mir das bei meinem Dobson evtl. auch mal. Vielleicht jetzt einmal weniger mit Rätselraten.  Daumen hoch

Grüße,

Florian
Astrobin
Fotocommunity
Instagram
Youtube

Astronomie, einer der schönsten Gründe, nachts nicht schlafen zu gehen!
(Zeiss-Werbung)
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#8
Als nächste Maßnahme werde ich aber die Schräublein, die die HS-Zelle halten gegen ordentliche Schrauben mit Inbus tauschen.
Sie sind nur mit einer Zange zu öffnen. Das aktuelle Inch?- metrische?- Maß passt bei keinem Schlüssel, den wir probierten.


Hallo Uwe,

wenn an den vorhandenen Schraubenköpfen keiner Deiner vorhandenen und vermutlich metrischen Schlüssel paßt,
liegt die Vermutung nahe, daß Schraubenköpfe UND Schraubengewinde zöllige Maße haben und sich somit nicht einfach
gegen metrische Schrauben austauschen lassen.

Viele Grüße,
Andreas
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Christoph (05.04.2017)
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Christoph (05.04.2017)
#9
Hallo Andreas,

Thomas hat ein ganzes Arsenal an zölligen, metrischen, inchigen? - Inbusschlüsslen probiert. Da passte echt nichts so recht rein. Er hat eine Schraube dann mit der Schieblehre (Messschieber?) vermessen, die Steigung geprüft und hat gemeint, dass sie metrisch wäre...

Ich bin mir sicher dass mir Ralf im Notfall mit leuchtenden Augen spezielle Schrauben an seiner heiß geliebten "Metalllockenschneidmaschine" herausdrechselt!!! Wäre doch gelacht. Tongue
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#10
Hallo Uwe!
Wie kannst Du all die schönen Fachbegriffe derart verschwurbelt durcheinandermixen! Tongue Big Grin  Cool Undecided Wink Exclamation 

Mir reichen die "Emoji" nicht... Angel  herzlichen Dank für Deine Ausführungen - nur weiter her damit! Idea
Achja, Ralfs Metalllockenschneidmaschine!!! Angel

Ich hätte wohl an Deiner Stelle mit meinem FS2-Problem nur einen langweiligen Technik-Thread losgetreten. Sleepy 

Im übrigen funzte heute morgen die Positionierung praktisch auf die Bogenminute von Wega über M13 zu Saturn tadellos.
Und ich bin daher noch ratloser, was das soll. Huh
Am Ende kippt meine Montierung bei weit nordöstlich gelegenen Objekten um ein halbes Grad???
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#11
(05.04.2017, 12:42)Uwe schrieb: Zitat: "Hast du einen Dobson, hast du eine Baustelle!" (von wem das stammt weiß ich natürlich nicht, um so schlimmer dass es tatsächlich zutrifft) Sleepy

Big Grin
kann ich bestätigen.......

Aber das ist doch klasse, dass man sich auch tagsüber mit seinem Teleskop beschäftigen kann. Tongue



Ich meine mich zu erinnern, dass am Astrononomietag jemand erwähnte, dass der Fangspiegel deines Dobsons justiert werden muss. Angel

Gruß
Gerhard
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#12
Hallo Gerhard,

das mit dem Fangspiegel... wer war das noch??? Rolleyes ... ja, ja ich weiß, das habe ich ja ebenfalls vermutet. Nur dass die Operation so kompliziert wird, das hätte ich nicht gedacht. Vielleicht gibt es auch Fangspiegelhalterungen die einfacher zu justieren sind. Meiner hat auf alle Fälle ganz schön "rumgebockt".

Für die Zukunft wäre ein Chesire-Okular neben dem Laser bestimmt eine gute Investition.

Danke für den Zuspruch mich auch tagsüber mit dem Newton auseinanderzusetzen.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#13
Hallo Uwe,
schaue doch mal nach einen gebrauchten Concenter, in der letzten Zeit gab es ein paar Angebote
die Kombi Concenter+Laser ist eine handliche Lösung
ich habe mit dem Concenter meinen Dobson durchjustiert
vor der Beobachtung nehme ich nochmal schnell den Laser
Grüße
Thomas
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#14
Hallo Thomas,

danke für deinen Hinweis. Das ist wahrscheinlich die beste Variante von allen! Den werde ich mir bei Gelegenheit anschaffen! Cool
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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