Nun denn, man beginnt jetzt die Folien in Position zu bringen und zu spannen. Wenn ich es richtig sehe hat man die Reihenfolge umgedreht. Gespannt wird erst die äußerste, Richtung Sonne, zeigende Folie. Diese hat bereits ihre Position und muss nicht in der Höhe verstellt werden.
Vielleicht befürchtet man bei den Motoren zur Höhenverstellung Schwierigkeiten und will diese erst mal außen vor lassen. Diese Motoren wurden schon ein paarmal in diversen Statements erwähnt. Danach muss man aber mit der Innersten, direkt unter dem Teleskopspiegel liegenden Folie fortsetzen. Ich denke es ist nicht möglich die Folien 2-5 (von außen nach innen gezählt) auf einmal anzuheben.
Ich hoffe mal sehr, dass das ist nur äußerste Vorsicht ist, warum man so vorgeht und nicht das man schon den Verdacht hat, dass mit den Motoren zur Positionierung der Folien oder der innersten Folie selbst, etwas nicht korrekt ist.
Man hat noch genug Zeitpuffer damit das Teleskop „aufgebaut“ ankommt. Ob das für die Bahnberechnung relevant ist oder ob es noch andere Schritte gibt, die unbedingt zu einem bestimmten Zeitpunkt gemacht werden müssen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich denke eigentlich nicht. Theoretisch könnte man auch so zu L2 fliegen und da erst weiterbauen, wobei damit auch nichts gewonnen ist.
Hoffen wir mal das Beste. Wobei selbst morgen noch nichts „gewonnen“ ist. Das zeigt sich erst, wenn das innerste Segel seine Position hat und gespannt ist.
Hallo!
Von der Astrometrie / Photometrie des JWST her ist interessant:
- Es ist auf seinen Kurs!
- Die Helligkeit schwankt zwischen 13,5 mag und 16 mag
Vermute, dass letzteres mit dem Winkel des JWST zu tun hat, wie es das Sonnenlicht zum Beobachter lenkt.
Na, das sind doch mal Erfolgsnachrichten. Wenn die von der NASA nicht kommen, dann wenigstens von Dir! Rotiert das JWST auf seinem Weg? Kann eigentlich nicht anders sein, denn sonst würde sich ja der Winkel des Thermoschildes nicht verändern (also in Relation zum Beobachter auf die Erde).
Das Teil fliegt ja nicht exakt im 90° Winkel zum Beobachter weg, nur dann wäre eine Rotation egal.
Hmm …
Und wieder Nachtrag: Die erste Folie (immerhin in Tennisplatz-Größe!) ist gespannt und fixiert.
Nachtrag zum Nachtrag: Man war echt in Sorge, dass das nicht gut ausgeht. Aber die Mechanik und Elektrik arbeitet einwandfrei und so hat man Tempo aufgenommen. Die Folien zwei und drei sind ebenfalls in Position und gespannt. Man arbeitet sich jetzt doch von außen nach innen. Also alle fünf Folien werden stückweise angehoben, bis sie hoch genug sind, dass jeweils die nächste gespannt werden kann und so weiter. Jetzt ist Pause angesagt, die letzten beiden sollen im Laufe des nächsten Tages folgen.
Hallo!
Bill Gray hat auf der project-pluto-Seite einige Infos zu den Beobachtungen vom JWST und auch vom Booster zusammengestellt.
In einer Mail der MPML-Mailingliste schrieb er:
Hello all, Well, we can't complain about having enough data for these objects! (There's nothing really "wrong" with getting more data, but I can't tell you that either object actually needs further observation at this time.) I've updated the pseudo-MPECs for both, with all the new observations and a bit more commentary :
As several people have noted, JWST has gotten a good bit brighter. For both objects, the effects of solar radiation pressure are now noticeable. The fact that JWST is big means it collects lots of photons and is getting pushed around more by sunlight (by about a factor of three) than the booster is.
The Gaia folks must be envious. For that spacecraft, optical astrometric tracking is somewhat important. One limitation on the accuracy of Gaia's solar system observations is that you need to know quite precisely where the spacecraft is, and Gaia is just faint enough to make such astrometry more difficult than one would really wish. That will not be an issue for JWST. -- Bill
Bei den dort aufgelisteten Beobachtungen ist sehr schön der Lichtwechsel zu sehen.
Für die nächsten Nächte habe ich mal die Ephemeriden für die Klostersternwarte ausrechnen lassen. Müsste auch für fränkische Beobachter einigermaßen passen.
Helligkeit ist mit etwas Glück im Bereich der visuellen Beobachtung, solange der Mond nicht am Himmel steht (deshalb das "m" in der Spalte nach dem Datum). Uhrzeit ist 0:00 UTC für die Koordinate. Aber man sieht an der Sky_motion von maximal 3" pro Minute, dass sich das JWST gemächlich bewegt und mit einem moderatem Bildfeld in jedem Fall zu erwischen ist.
Nach dem Entfalten des Schutzschildes lag die Helligkeit immer unter 15 mag. Das wird Uwe mit seinem 10"er und internen Lichtverstärker sicher locker schaffen!
Ja, manchmal ist es besser sich Nudeln statt Sorgen zu machen.
Es gibt eine „live coverage“ von dem Spannen der letzten beiden Thermoschilde. https://www.nasa.gov/nasalive
Man scheint sich bei der NASA also sehr sicher zu sein, dass alles klappen wird. Raumfahrt ist mittlerweile auch ein PR – Geschäft, um an möglichst viele Gelder und Fördermittel zu kommen. Da muss man Erfolge verkaufen und zeigen.
Also nutzt man die Gelegenheit und präsentiert „live“ einen Erfolg.
Direkt was vom Teleskop zu sehen wird nicht möglich sein, denke ich. Oder gibt es sowas wie „Kontrollkameras“ an dem JWST?
Und soeben kam die Bestätigung: Alle fünf Schichten des Thermoschildes sind entfaltet, in korrekter Position und gespannt!
WOW - dass das geklappt hat, ist tatsächlich außerordentlich bemerkenswert.
Von der Vielzahl und der Komplexität der Aktionen war das eigentlich die schwierigste Phase.
Und weiter geht es mit schwer beeindruckender Qualität und Präzision: Der Sekundärspiegelhalter inkl. Korrektoreinheit wurde ausgeklappt und arretiert. Rund 7m lang ist das 3armige Gestänge, das eingefaltet war und jetzt ausgeklappt wurde und die Toleranz betrug 0,5mm.
So langsam gibt es nichts mehr zum Auspacken.
Morgen werden die letzten Halteklammern des After Deployed Instrument Radiator (ADIR) gelöst. Rein optisch klappt da nur eine eingefaltete Fläche zu einem Dreieck aus und das auch per Federmechanik.
Als Nächstes sind dann - optisch wieder spektakulärer - die beiden Seiten der noch umgeklappten Hauptspiegelteile dran.
Apropos optisch: Das Teil sieht ja wie ein „Sub Apertur Correction Telescope“ aus, kommt fast wie ein Klevtsov (SubApertur) daher (ei, ei, ei …) ist aber ein Anastigmat, ein Schiefspiegler! Wer hätte das gedacht. Schief wird es erst hinter dem Spiegel, wo der Strahlengang nochmal hin- und hergefaltet wird und dann seitlich versetzt in den wissenschaftlichen Instrumenten ankommt.
Freut mich, wenn es nicht nervt, dass ich das Forum flute …
Für mich ist das eine Gelegenheit in diesen „Epochenwechsel“ noch etwas hautnaher mitzubekommen.
Ich denke mit dem JWST ist zum ersten Mal eine Generation von Weltraumgeräten entstanden, die man tatsächlich erst im Weltraum selbst zusammenbaut.
Logischerweise noch auf sehr niedrigem Niveau, also man kann nichts anderes bauen, nicht wirklich etwas verändern, sondern das Teil, wie mit vorgefertigten Legobausteinen, zusammensetzen.
Aber, es ist doch grundlegend anders, als bei den Weltraumsonden vorher. Natürlich hat man da auch mal die eine oder andere Antenne ausgeklappt, irgendwelche Schilde abgeworfen, etwas auf- und zugefahren und und und … aber letztlich waren die Sachen in Gänze doch schon fertig (die Marsrover als Planetensonden und die ISS vielleicht ausgenommen).
Hier entsteht nun tatsächlich zum ersten Mal eine „Maschine“ erst im Weltraum jenseits der Mondbahn. Das ist (schon jetzt) ein Quantensprung in der Weltraumtechnik. Nun will ich nicht zu viel Lobhudelei verbreiten, einige spektakuläre und andere viel unscheinbare Schritte stehen ja noch bevor. Und schon ein relevanter genügt, um aus JWST Spaceschrott zu machen …
Für heute bleibt zu vermelden, dass das ADIR problemlos ausgeklappt wurde und das eigentliche Instrumentenlabor namens MIRI (Mid-Infrared Instrument) ein paar Tage vorher auch schon mal an- und ausgeschaltet wurde um probeweise die mobile Schutzabdeckung abzunehmen und wieder zu positionieren (und auch keine Probleme signalisiert wurden).
Morgen soll dann der erste Teil der seitlichen Spiegel angeklappt werden.
angeregt durch Karstens Hubble-Modell habe ich geschaut, ob es
von diesem Reverse-Origami-Teleskop, das sich da gerade auf dem
Weg zum Einsatzort entfaltet, auch Modelle gibt.
Hi, hi … Teleskop-Origami, eine ganz neue Entfaltungsrichtung für Astronomen.
Ich war scheinbar nicht der Einzige, der sich überlegt hat warum das JWST keine Kameras hat, um die Entfaltungsvorgänge zu dokumentieren.
Heute hat sich die NASA in einem ausführlicheren Artikel dieser Frage gewidmet – und die Antwort ist verblüffend logisch und einfach.
(1) Es gibt nicht wirklich viel Platz am JWST, der unverbraucht ist. Gerade wenn man mit diesem Teil Origami spielt. Sinnvolle Orte wären also Mangelware.
(2) Die Helligkeitsunterschiede am JWST sind extrem. In den meisten Fällen werden die Kameras entweder kaum etwas zeigen, weil zu dunkel, oder kaum etwas zeigen, weil das Bild viel zu hell ist.
(3) Die Temperaturunterschiede sind schon jetzt extrem und werde noch extremer. Man hätte also zahllose, unterschiedliche Kameras für ganz unterschiedliche Bereiche entwickeln und installieren müssen, an Plätzen und Orte die man gar nicht zur Verfügung hat.
(4) Das Teleskop ist, zumindest für eine Kamera, riesig. Entweder braucht man Weitwinkelkameras, die sehr viel vom Teleskop zeigen. Dann ist aber die Bildqualität, weil sich ja alles auf einem trotzdem recht kleinen Chip versammelt, nicht allzu hilfreich, wenn es um Fehlerdiagnose im Detail geht. Oder man hat Kameras, die nur einen kleinen Bildausschnitt zeigen, dann bräuchte man für das gesamte Teleskop zahllose Kameras. Die Thermomembran wurde beispielsweise durch über 100 Aktuatoren an den verschiedensten Stellen am Teleskop entfaltet. Wie soll man die alle im Blick behalten?
(5) Eine Kamera liefert „nur“ einen visuellen Eindruck, sonst nichts. Alle weiteren Sensoren, Messpunkte und Datensammler wären trotzdem vonnöten. Und letztlich kann man wohl aus all der Datenflut (auch durch die Erprobungsphase auf der Erde und durch Simulationen) alles ableiten, was man benötigt, ohne es sehen zu müssen.
Fazit: JWST hat keine Kameras an Bord - einzig: Es ist ja selbst eine Art Kamera, aber eine riesige.
Die Skurrilität des Lateins ist nicht zu unterschätzen. ZB:
"2. Ganzzahl Kinder lächeln oder trinken Hausaufgaben."
Vielleicht hat sich da ein ehemals schlecht-genialer (?) Lateinschüler ausgetobt.
Oder schlichtweg der Zufallsgenerator, der einen Haufen Lateinwörter zur Verfügung hatte, um Chinesen zu ärgern.
Hmm … Vielleicht eine Art Blindtext, oder jemand hat sich einen netten Spaß erlaubt. Mit Microsoft sage ich da nur: "Lorem ipsum dolor sit amet consectetuer“ (steht in jeder Onlinehilfe von Microsoft).
Microsoft hat sich selbst zu einer Erklärung bemüßigt gefühlt, die da lautet: Der Text hat zwar keine Bedeutung, besitzt aber eine lange Geschichte. Dieser Blindtext wird seit mehreren Jahrhunderten von Setzern verwendet, um die charakteristischen Eigenheiten von Schriftarten zu zeigen. Er kommt zur Anwendung, weil die Verteilung der Buchstaben und der Wortlängen des Texts die Stärke, das Erscheinungsbild und andere wichtige Merkmale der jeweiligen Schriftart bestmöglich wiedergeben.
Zum Handwerklichen: Das Ausklappen des einen Seitenspiegels hat begonnen. Wie immer ganz vorsichtig: Erstmal Schritt für Schritt die Halteklammern lösen und prüfen ob die weg sind, Schwenken des Spiegels (das dauert nur 5 Minuten!) und dann 2 Stunden lang (!), Schritt für Schritt das Spiegelteil arretieren. Als alter Asterix-Lateiner sage ich da nur: Cautela abundans non noctet!
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Ich hätte ehrlicherweise mit mehr Problemen gerechnet. Sehr beeindruckend!
Und jetzt geht es der NASA wie unsereins. Was macht man, wenn man ein Teleskop hat:
(1) Aufbauen
(2) J U S T A G E und/oder K O L L I M A T I O N
und das 18 mal!
Ganz klassisch - hellen Stern suchen, Aufnahme (tatsächlich auch defokussiert) und dann „schrauben“. Am JWST wenigstens elektrisch und die Spiegel hat man in 3 Gruppen zusammengefasst. Also gehe ich mal davon aus, dass man „nur“ einen Spiegel in jeder Gruppe kollimiert und die Position der anderen aus dieser Gruppe errechnet und man die jeweilige Spiegelgruppe zumindest mal theoretisch voreinstellt.
Dauert trotzdem 11 Tage …
Ich nenne meinen Klevtsov jetzt auch SpaceTelescope: 11 Tage habe ich damit auch locker zugebracht - und dann bleibt’s ewig.
Heißt im Umkehrschluss: Hier im Thread wird es ruhiger werden. Ja, ich weiß, die nächsten Schritte sind genauso bedeutsam, aber beim Kollimieren / Justieren und dem Einstellen der Instrumente passiert nun mal nicht mehr soviel fürs Auge eines entfernten Beobachters. Meine Frau meinte mal, nachdem ich 4 Stunden die Schrauben des HS am TAL-250K um 1/10 Millimeter vor- und zurückbewegt hatte: „Bist Du sicher, dass Du da was machst? Das Teleskop sieht aus wie immer …“
DieNacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“ (Mascha Kaléko)
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Diese Frage passt ganz gut zu dem Positionieren der Spiegel. Sie müssen alle rund 12,5mm angehoben werden. In dieser Startposition waren sie, von starren Metallklammern gehalten, um vor Erschütterungen bestmöglich geschützt zu sein. Jetzt muss der Abstand zu den Metallklammern hergestellt werden, damit die Spiegel auch frei bewegt werden können.
Das Problem: Es werden dieselben Motoren verwendet, die man später zum Justieren hernimmt um das System möglich einfach zu halten. Auch kann immer nur ein Motor (Aktuator) angesteuert werden, was die Kontrolle erhöht, weil man gleich sieht welcher Motor ggf. Probleme macht. Nur sind das Mikromotoren mit einer Verstellgenauigkeit von 10 Nanometern! Ein Haar ist ein Brocken dagegen.
Also werden reihum die Motoren immer ein Stückchen bewegt, der Spiegel angehoben - und dann kommt der nächste Motor dran. Zu langer Motorbetrieb ist ja auch wieder schlecht, weil die Motoren dann zu „warm“ werden und die Spiegel sich wieder erwärmen, was man auch nicht will.
Insgesamt, und damit schließt sich der Kreis, bewegen sich die Spiegel mit einem Tempo in dem Gras wächst nach oben.
Interessant: Es gibt auch unter jedem Spiegel einen zentralen Motor mit dem man die ideale Krümmung des Spiegels einstellt. Also das (Ver)schleifproblem von Hubble wird man nicht haben. Faktisch wird man im Nachhinein (natürlich nur in einem gewissen Bereich) die Radien so optimieren, dass aus 18 Spiegeln ein einziges optisches System wird.
Kein Wunder, dass das (insgesamt) bis zu drei Monaten dauern wird. Gerade die Sache mit der Spiegelkrümmung muss natürlich erst erfolgen, wenn das Teleskop Betriebstemperatur hat. Da können wir ja mit dem Verhalten von unseren Spiegeln / Linsen tatsächlich auch mitreden. Zwischendrin wird man auch schon das ein oder andere Instrument kalibrieren. In der Summe braucht man wahrscheinlich wirklich fast ewige sechs Monate bis das Teleskop die ersten wissenschaftlichen Daten liefert.
Bei einer maximalen Lebensdauer von 10 Jahren sind ein Monat mehr oder weniger 1-2% an wissenschaftlicher Beobachtungszeit. Oder in Geld umgerechnet: 1 Monat kostet 70-80 Millionen Euro der Herstellungskosten - da verbummelt man keine Zeit …
Okay, das ist ja interessant.
Die einzige Möglichkeit die mir dazu einfällt ist, dass das JWST rotiert. Ich habe aber dazu keine weiteren Informationen recherchieren können.
Spätestens beim Einschwenken in den Orbit um L2 müsste dann aber die Rotation beendet werden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man mit einem rotierenden Teleskop, dessen Rotationsachse natürlich der Teleskopachse entspricht beobachten wird oder will. Aber vielleicht stabilisiert die Rotation auch die Ausrichtung des Teleskops. Wenn die 18 Spiegel eine perfekte gemeinsame Oberfläche ergeben wäre es (rein theoretisch) ja egal, ob der Spiegel sich um die Beobachtungsachse dreht oder nicht.
Ansonsten macht die NASA wieder in Öffentlichkeitsarbeit.
Hallo Andreas!
Nein, das JWST rotatiert nicht.
Es sind verschiedene Spiegelungen, die uns da jeweils treffen. Es "glitzert" das Licht der Sonne zu uns zurück. Das dauert allerdings keine Sekundenbruchteile, sondern Stunden.
Ich stelle mir das so vor:
Während der Stunden einer Beobachtung rotiert die Erde über die Punkte, die von besonders hellen oder auch eher dunkleren Strukturen vom JWST angestrahlt werden.
Dadurch entsteht der relativ rasche aber auch symmetrische Lichtwechsel.
Noch ist das JWST auf dem Weg zu L2. Dadurch verändert sich auch etwas am Lichtspiel, aber wesentlich langsamer.
Am L2 angekommen müsste es in jedem Fall auch langsame Veränderungen des während einer Nacht symmetrischen Lichtwechsels geben.
Die 18 Spiegel haben alle ihre Parkposition verlassen und sind bereit für die Kollimation, die rund 3 Monate dauern wird.
Das nächste Ereignis ist weit näher:
Nach einer Reise von rund 1,4 Mio km ist das JWST nur noch läppische 57.000 km von seinem Orbit entfernt. Die Geschwindigkeit hat extrem abgenommen. War die Sonde anfangs noch noch mit 3-4 km/s unterwegs ist diese jetzt auf rund 220 Meter in der Sekunde gesunden. Tendenz (logischerweise) weiter fallend. Andererseits, das ist fast immer noch die maximale Reisegeschwindigkeit eines Airbus (790 km/h). Ist aber dennoch „läppisch“ wenn man das mit den fast 15.000 km/h zu Beginn der Reise vergleicht.
In drei Tagen erfolgt der „insertion burn“ und das JWST kreist dann um L2. Wenn’s so weitergeht wird´s echt ein „Weihnachtsmärchen“.
So, heute (24.1.22) gegen 20:00 Uhr MEZ ist die fast 1,5 Mio Kilometer lange Reise von JWST, rein rechnerisch, beendet. Oder anders formuliert, noch rund 4.800 km Wegstrecke fehlen noch, dann erfolgt das Einschwenken in den Halo-Orbit um L2.
So in der Erinnerung: Beim Start habe ich gerade die „Weihnachtsente“ am 1. Feiertag in Arbeit gehabt und das iPad stand neben der Arbeitsfläche. Ich hätte mir (haben auch beim Stammtisch kurz darüber geredet), nie erträumen lassen, dass das bisher ein so problemloser Ablauf ist. Ein letzter kleiner Stups und dann liegt es an den Instrumententechnikern, Modellierern, Mathematikern, Statistikern was man aus den Daten JWST alles herausholen wird. Hoffentlich sind auch ein paar „Pretty Pictures“ dabei, die man passend für unsere Augen „umgerechnet“ hat.
... noch 4.500 km, dann kommt hoffentlich der richtige Impuls und das JWST fällt in den L2 hinein.
Eine Wahnsinnsreise und viele technische Details, die bislang alle (!) wie am Schnürchen klappten.
Ich hoffe, dass auch das ganze Potential dieses Fotoapparates ausgenzutzt werden kann!
--------------------------------------------------
William Harwood @cbs_spacenews
JWST: We're standing by for confirmation Webb executed a planned 4m58s thruster firing at 2pm EST (1900 UTC) to gently push the observatory into orbit around Lagrange Point 2 nearly a million miles from Earth;
Hallo!
Dass die Europäer der USA geholfen haben, das Ding zu bauen und bis an den L2 zu hiefen wurde von "Patrioten" schon kritisch angemerkt. Im Sinne von "wir brauchen unseren Mr. Trump wieder".
Genau genommen ging ohne die Schweizer Freunde nichts: so wohl an der Spitze der ESA, was die Rakete betraf, als auch für das JWST, was die NASA noch immer betrifft.
@ Ulf
Das meiste ist im Infraroten, was das JWST fotografiert.
Der "kurzwelligste" geht, so viel ich weiß, bis grün.
@ Visuelle Beobachter
In der Mailingliste des MPML gab es die Nachricht: Despite being over 1,396,000 km away this morning WST is shining “brightly” at magnitude 14.6.
Also ab 10" müsste da bei gutem Wetter was drin sein!
Beginnend im tiefroten Bereich bei 0,6 my-Meter (man möchte wohl die H-alpha Linie bei 656 nm noch mitnehmen)
wird der nahe Infrarot-Bereich bis 5 my-Meter erfasst. Das scheinen ausschließlich spektroskopische Instrumente zu sein.
Im Bereich des mittleren Infrarot (5 ... 28 my-Meter) gibt es wohl eine Kamera.
Die ist übrigens per Helium in einem Kompressor-Kühlkreislauf gekühlt auf 6 Kelvin.
Mittels dieser Kamera wird es dann wohl "schöne Bilder" geben. Denn die muß es natürlich geben ...
Aber erstmal können die dieses Dings justiert bekommen. Sicher ein lustiger Job.
Viele Grüße,
Andreas
"Stell' Dir vor, es geht und keiner kriegt's hin." Wolfgang Neuss (1923 - 1989)
. weniger . langsamer . einfacher . schöner .
Folgenden 3 Usern gefällt Andreas Paul's Beitrag: Andreas-TAL (27.01.2022), Christoph (29.01.2022), Florian B. (27.01.2022)
HD 84406 ist der erste Stern, dessen Photonen auf den Detektoren des JWST ankommen - also „First light“.
Der Stern liegt im Sternbild Ursa Major, ist ein sonnenähnlicher Stern vom G-Typ, rund 240-260 Lichtjahre entfernt und hat eine relative Helligkeit von 6.7 mag.
Die Astronomen schreiben, dass sich sie sich einen (sehr) hellen (!) Stern ausgesucht haben … nun so ändert sich mit dem Durchmesser der Optik die Wahrnehmung. Zudem liegt er in einer recht sternarmen Gegend, damit keine anderen Sterne und deren Licht die Justage stören.
Noch hellere Sterne als 6-7 mag (hüstel, hüstel …) könnten tatsächlich die Messinstrumente des JWST beschädigen oder zumindest erheblich stören (Instrument „MIRI“). Da kämen so viele Photonen auf die Sensoren, dass (mindestens über einen gewissen Zeitraum), Geisterbilder des Sterns in den Daten auftauchen könnten. Nachglühen mal ganz anders …
Schon krass: Aus menschlicher Perspektive formuliert, blickt das JWST, wenn es mal arbeitet, einfach ins NICHTS.
Und dann ist da was …
"When the JWST made these amazing repeating flares - light curves by @BayfordburyObs
and @PlavchanPeter - in had been set in a spin with 6 hours period, so its pattern of specular reflections was sweeping over the Earth repeatedly. Such a mode will be used at L2 only rarely."
Beim Weiterschauen des nächsten Videos wurde mir klar, warum das JWST nicht weiter als 600 nm ins "Blaue" schaut: es ist der Gold-Spiegel!
Gold hört ab ca 500 nm das Reflektieren auf!
Umgekehrt formuliert: Gold glänzt nur bis 500 nm!
Bei so einem edlen Spiegel wäre es ja Unfug, etwas anderes als Nahinfrarot zu machen!
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Folgenden 6 Usern gefällt Andreas-TAL's Beitrag: Christoph (20.02.2022), Florian B. (20.02.2022), Martin.F (21.02.2022), Philipp (23.02.2022), Simon (20.02.2022), Uwe (20.02.2022)
Es geht weiter voran. Die sogenannte “segment image identification“ ist erfolgt. Also man weiß jetzt welcher Spot von welchem Teleskopspiegel stammt und hat sie in einem 18 – punktförmigen Hexagonalmuster angeordnet. So nebenbei bedeutet das auch, dass die Kamera (NIRCam) und die Gyroskope für das Guiden erfolgreich in Betrieb sind.
Man beachte die coolen Beugungsmuster voll von Defocus, Koma und Astigmatismus - und
- Nein 🤪 : Das ist kein Seeing!
Im nächsten Schritt korrigiert man jetzt jeden Teleskopspiegel einzeln so, dass er ein möglichst ideales punktförmiges Beugungsbild abgibt. Das kann man machen, weil es hinter den Spiegel Aktuatoren gibt, die jeden Spiegel eine möglichst ideale Krümmung geben.
Damit müsste Webb auch der erste „ganz große“ Spiegel sein, der einen wirklich beugungsbegrenzten Strehlwert erreicht. Alle anderen Riesenteile sind ja eher so bei 0,2 - 0,3 Strehlpunkten (was sehr gute Werte sind). Nicht weil man es nicht kann, sondern weil man mechanisch und konstruktiv (auf der Erde) an seine Grenzen stößt.
DieNacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“ (Mascha Kaléko)
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Es geht weiterhin erstaunlich problemlos weiter. Die einzelnen Spiegel sind mittlerweile so korrigiert, so dass sie ihren bestmöglichen Spot abbilden.
Das sieht dann so aus:
Und so sieht es aus, wenn man alles auf einen Spot vereinigt.
Die sechs Zacken müssten von dem dreiarmigen Gestell kommen, dass den Sekundärspiegel hält. Die kleinere Linie könnte von dem Reflektionen des Hitzeschilds stammen. Insgesamt ist der Spot aber immer noch weit weg von „perfekt“. Das sieht man auch wenn man draufschaut. Da ist fast noch der dritte Beugungsring durchgehend vorhanden. Ralf würde es grausen …
Der nächste Schritt ist jetzt die Ausrichtung der Höhe der einzelnen Spiegelelemente zueinander und zwar auf eine Genauigkeit, die kleiner ist als die Wellenlänge des Lichts. Ergo sind das jetzt interferometrische Methoden. Nun kann man nicht alle Spiegelelemente gleichzeitig interferometrisch justieren. Das gäbe ein völliges Durcheinander von Interferenzmustern. Also justiert man immer ein Spiegelpaar zueinander, so dass es exakt passt. So arbeitet man sich durch bis man 9 Spiegelpaare hat und dann beginnt das Spiel mit anderen Paarungen von benachbarten Spiegeln von neuem. Also man arbeitet sich iterativ in mehreren Durchgängen hindurch.
Hallo!
Ich habe mal das erste Testbild von JWST "aufgezogen".
Das sieht schon interessant aus, wie wenn nicht nur "Geister" drauf zu sehen sind, sondern auch Doppelungen, Spiegelungen oder was auch immer!