18.10.2012, 08:53
Eine seltsame Nacht
Die Nacht vom 17. auf den 18. Oktober war eigenartig:
Ab 20 Uhr klar und nahezu wolkenlos, die Milchstraße spannte ihr Band über den gesamten Himmel, ein wunderschöner Anblick.
Also raus in die Sternwarte, das Dach aufgeschoben, Motoren auf Start. Einen Plan hatte ich mir zuvor schon gemacht, einiges stand auf dem Programm. Doch irgendwie war es trotz Sichtbarkeit der Milchstraße nicht dunkel genug. Ein Blick auf den Hantelnebel zeigte ihn nur verwaschen und ohne die sonst sichtbare Hantelstruktur. Was war da los?
Ich ging raus und hinter die Sternwarte auf das freie Feld und mir offenbarte sich ein etwas ungewöhnlicher Anblick: Der Osten war extrem aufgehellt, jedoch nicht nur in Richtung Würzburg, sondern von Norden bis Südosten. Das gleiche, für mich völlig ungewohnte Bild im Südwesten: ebenso stark aufgehellt wie der Osten! – Völlig anders als sonst.
Leider hatte ich die Kamera im Atelier, - man sollte wohl immer eine dabei haben! Ich denke, das, was ich gesehen habe, war Lightglow, leuchtende Wolken sehr weit oben, denn man sah sie nicht mit bloßem Auge.
Also wieder zurück in die Sternwarte, - da kann man halt nichts machen. Das ganze zog sich etwa bis 23 Uhr hin, danach erst wurde es richtig dunkel und lohnenswert. Lohnenswert war es aber für mich trotzdem schon früher, hatte ich doch einige Wochen Nachholbedarf.
Gezeichnet hatte ich nicht, dafür etwas detailliertere Aufzeichnungen gemacht. Hier nun die beobachteten Objekte des Abends. Alle Beobachtungen unter folgenden Bedingungen:
Fst: 5,5 um 21 Uhr, 6,0 um 24 Uhr
Wolkenlos, angenehme 14 Grad
Geräte: Explore Scientific ED 127/952mm
Okulare: Ethos komplett und Astronomic 0-III Filter bei Bedarf
M27, Hantelnebel, erst unstrukturiert verwaschen, ab 23 Uhr klar und deutlich mit „Ohren“
M15, KH Peg., im 6mm aufgelöst, heller Kern, schwache Ausläufer, lohnend
M 2, KH Aquarius, im 6mm aufgelöst, schwach, mehrere schwache Sterne daneben
Ngc7009, Saturnnebel, im 6mm aber strukturlos, oval, kein scharfes Bild (21 Uhr), um 24 Uhr dann besser und auch scharf abgegrenzt. Im 0-III besser als ohne Filter
M72, KH, oberhalb 2 hellere Sterne, der KH diffus, zur Mitte hin heller, aber nicht auflösbar. Er ist immerhin über 60.000 LJ von uns entfernt und einer der weitesten KH unserer Galaxis
M13 und M92, na ja, wie immer, kennt jeder
M34, o.H., locker, hell im Zentrum, enthält als Sternmuster ein “Y” (13mm Ethos), im 6mm auch 4 Doppelsterne erkannt und benannt (WDS-Katalog)
M33, Gal., rund und diffus um 22 Uhr, klar und deutlich ab 00 Uhr mit 2 Spiralarmen. Sehr heller Kern, stark auslaufend, sehr groß
M76, PN, kleiner Hantelnebel, schwach, im O-III länglich bei 8mm, zu früh beobachtet, später leider nicht mehr
M77, Gal. Cetus, leider sehr tief durch die Bäume. Trotzdem groß als starke Aufhellung gesehen.
M74, Gal. Leider nur schwache Aufhellung gesehen, an der Sichtbarkeitsgrenze, recht tief
Neptun: gesehen, aber nicht sonderlich interessant, Farbe sehr schwach
Uranus: schon erheblich besser, gut und deutlich die Farbe, größeres Scheibchen
M52, o.H. Cas., klein und schwach, aber aufgelöst im 8mm. 13mm Ethos zeigt sogar mehr Sterne
ngc457, o.H. Cas., recht hell, 2 sehr helle Sterne am Rand (Vordergrundsterne ?), rho cas. Befindet sich im Haufen, lohnend auch im kleinen Gerät
ngc281, o.H. Cas. Mit Nebel. Am Ende einer Kette dann der Nebel, groß und rundlich mit Ausläufern. Beobachtet im 31mm Nagler und 13mm Ethos. Beide male mit 0-III Filter. Ohne Filter trotzdem, wenn auch nur schwach ist der Nebel zu sehen.
Ngc663, o.H. Cas. Reich, oval, dicht. Bei hoher Vergrößerung löst sich der nebelige Fleck im unteren Bereich des Haufens in Ministernchen auf (zuerst 13mm, dann 6mm und sogar 3,7mm)
Am Ende dann Jupiter.
Der war heute allerdings nicht so das wahre Galaobjekt. Etwas verwaschen und nicht ganz scharf zu bekommen. Der Himmel im Osten war immer noch waberig und aufgehellt. Trotzdem konnte ich den Jo-Durchgang mit Jo und dessen Schattenwurf verfolgen. Der Schatten lag genau auf dem oberen Band. Ein trotz unscharfem Bild lohnender Anblick. Beobachtet wurde hier mit dem 3,7mm Ethos sowie mit dem Bino und 2x 10mm Hyperions + 2,6x Glaswegkorrektor. – Endlich kann ich das Bino richtig einsetzen. Der APM 3“ R&P Auszug funktioniert hervorragend, die Rotationsmöglichkeit sorgt für stressfreies Beobachten.
Gegen 1 Uhr schloß ich die Sternwarte zu, beließ aber die Geräte und Anschlüsse, da ich um 3 Uhr noch einmal einen Blick zu Orion wagen wollte. – Doch ich schlief selig ein und wachte erst um 6 Uhr wieder auf. – Zu spät. Dafür genoß ich den Anblick einer gleißenden Venus, die majestätisch am Südosthimmel mit sich selbst um die Wette strahlte.
Beste Grüße
Winfried
Die Nacht vom 17. auf den 18. Oktober war eigenartig:
Ab 20 Uhr klar und nahezu wolkenlos, die Milchstraße spannte ihr Band über den gesamten Himmel, ein wunderschöner Anblick.
Also raus in die Sternwarte, das Dach aufgeschoben, Motoren auf Start. Einen Plan hatte ich mir zuvor schon gemacht, einiges stand auf dem Programm. Doch irgendwie war es trotz Sichtbarkeit der Milchstraße nicht dunkel genug. Ein Blick auf den Hantelnebel zeigte ihn nur verwaschen und ohne die sonst sichtbare Hantelstruktur. Was war da los?
Ich ging raus und hinter die Sternwarte auf das freie Feld und mir offenbarte sich ein etwas ungewöhnlicher Anblick: Der Osten war extrem aufgehellt, jedoch nicht nur in Richtung Würzburg, sondern von Norden bis Südosten. Das gleiche, für mich völlig ungewohnte Bild im Südwesten: ebenso stark aufgehellt wie der Osten! – Völlig anders als sonst.
Leider hatte ich die Kamera im Atelier, - man sollte wohl immer eine dabei haben! Ich denke, das, was ich gesehen habe, war Lightglow, leuchtende Wolken sehr weit oben, denn man sah sie nicht mit bloßem Auge.
Also wieder zurück in die Sternwarte, - da kann man halt nichts machen. Das ganze zog sich etwa bis 23 Uhr hin, danach erst wurde es richtig dunkel und lohnenswert. Lohnenswert war es aber für mich trotzdem schon früher, hatte ich doch einige Wochen Nachholbedarf.
Gezeichnet hatte ich nicht, dafür etwas detailliertere Aufzeichnungen gemacht. Hier nun die beobachteten Objekte des Abends. Alle Beobachtungen unter folgenden Bedingungen:
Fst: 5,5 um 21 Uhr, 6,0 um 24 Uhr
Wolkenlos, angenehme 14 Grad
Geräte: Explore Scientific ED 127/952mm
Okulare: Ethos komplett und Astronomic 0-III Filter bei Bedarf
M27, Hantelnebel, erst unstrukturiert verwaschen, ab 23 Uhr klar und deutlich mit „Ohren“
M15, KH Peg., im 6mm aufgelöst, heller Kern, schwache Ausläufer, lohnend
M 2, KH Aquarius, im 6mm aufgelöst, schwach, mehrere schwache Sterne daneben
Ngc7009, Saturnnebel, im 6mm aber strukturlos, oval, kein scharfes Bild (21 Uhr), um 24 Uhr dann besser und auch scharf abgegrenzt. Im 0-III besser als ohne Filter
M72, KH, oberhalb 2 hellere Sterne, der KH diffus, zur Mitte hin heller, aber nicht auflösbar. Er ist immerhin über 60.000 LJ von uns entfernt und einer der weitesten KH unserer Galaxis
M13 und M92, na ja, wie immer, kennt jeder
M34, o.H., locker, hell im Zentrum, enthält als Sternmuster ein “Y” (13mm Ethos), im 6mm auch 4 Doppelsterne erkannt und benannt (WDS-Katalog)
M33, Gal., rund und diffus um 22 Uhr, klar und deutlich ab 00 Uhr mit 2 Spiralarmen. Sehr heller Kern, stark auslaufend, sehr groß
M76, PN, kleiner Hantelnebel, schwach, im O-III länglich bei 8mm, zu früh beobachtet, später leider nicht mehr
M77, Gal. Cetus, leider sehr tief durch die Bäume. Trotzdem groß als starke Aufhellung gesehen.
M74, Gal. Leider nur schwache Aufhellung gesehen, an der Sichtbarkeitsgrenze, recht tief
Neptun: gesehen, aber nicht sonderlich interessant, Farbe sehr schwach
Uranus: schon erheblich besser, gut und deutlich die Farbe, größeres Scheibchen
M52, o.H. Cas., klein und schwach, aber aufgelöst im 8mm. 13mm Ethos zeigt sogar mehr Sterne
ngc457, o.H. Cas., recht hell, 2 sehr helle Sterne am Rand (Vordergrundsterne ?), rho cas. Befindet sich im Haufen, lohnend auch im kleinen Gerät
ngc281, o.H. Cas. Mit Nebel. Am Ende einer Kette dann der Nebel, groß und rundlich mit Ausläufern. Beobachtet im 31mm Nagler und 13mm Ethos. Beide male mit 0-III Filter. Ohne Filter trotzdem, wenn auch nur schwach ist der Nebel zu sehen.
Ngc663, o.H. Cas. Reich, oval, dicht. Bei hoher Vergrößerung löst sich der nebelige Fleck im unteren Bereich des Haufens in Ministernchen auf (zuerst 13mm, dann 6mm und sogar 3,7mm)
Am Ende dann Jupiter.
Der war heute allerdings nicht so das wahre Galaobjekt. Etwas verwaschen und nicht ganz scharf zu bekommen. Der Himmel im Osten war immer noch waberig und aufgehellt. Trotzdem konnte ich den Jo-Durchgang mit Jo und dessen Schattenwurf verfolgen. Der Schatten lag genau auf dem oberen Band. Ein trotz unscharfem Bild lohnender Anblick. Beobachtet wurde hier mit dem 3,7mm Ethos sowie mit dem Bino und 2x 10mm Hyperions + 2,6x Glaswegkorrektor. – Endlich kann ich das Bino richtig einsetzen. Der APM 3“ R&P Auszug funktioniert hervorragend, die Rotationsmöglichkeit sorgt für stressfreies Beobachten.
Gegen 1 Uhr schloß ich die Sternwarte zu, beließ aber die Geräte und Anschlüsse, da ich um 3 Uhr noch einmal einen Blick zu Orion wagen wollte. – Doch ich schlief selig ein und wachte erst um 6 Uhr wieder auf. – Zu spät. Dafür genoß ich den Anblick einer gleißenden Venus, die majestätisch am Südosthimmel mit sich selbst um die Wette strahlte.
Beste Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"