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Ein Haufen offener Haufen...
#1
Ein Haufen offener Haufen

Der Freitag war herrlich warm und sonnig. Also wird die Nacht wohl ebenso angenehm werden. Gedacht, gesagt, gemacht, um 18 Uhr war die Sternwarte offen und bereit.
Noch am Tag konnte ich Polaris einstellen, im 31mm Nagler am Richfielder war er rasch gefunden.

Richtig los ging es dann um 20:30 Uhr.
Die Bedingungen und Geräte:
fst 6.2
klarer, Wolkenloser Himmel, 14 Grad, windstill
Explore Scientific ED 127/952 mit neuem 3“ APM-Auszug
Skywatcher 120/600 mit Baader Steeltrack Auszug und Velour-Auskleidung
Ethos Serie komplett
Baader Bino mit 13mm, 10mm und 32mm Hyperions (Planeten und Orion)


Zuerst einmal waren die Kugeln dran, es sollte ein Kugel- und offener Haufen-Abend werden.

M13 und M92 nur so als Test, wie gut der Himmel heute ist. – Er war wirklich gut! Also rüber zu M15, M2 und M72 und alle genüßlich lange beobachtet. Noch stand Cassiopeia nicht hoch genug, denn sie sollte heute das Ziel der Beobachtung sein.

Also erst einmal ein paar Nebel und Nebelchen ins Visier genommen.
M27, der Hantelnebel stand heute besser da als gestern, die Ohren überdeutlich
M57, der Ringnebel. Mit viel Phantasie konnte ich auch die Verdickungen des Rings und dessen leichte Unterbrechung wahrnehmen, die ich sonst eigentlich nur im Ulugh Beg mit seinen 14“ her kenne. Ganz schön viel für nur 5“ Öffnung. Natürlich ohne Filter, mit 0-III wird er zwar deutlicher und heller, die feinen Details sieht man aber nicht mehr so gut.
Uranus lag mal wieder auf dem Weg, er zeigte sich filigran und wunderschön in Farbe.

So langsam wurde es Zeit für Cassiopeia und deren größere Umgebung. Stück für Stück sollte sie mir ihre offenen Haufen präsentieren. Doch alle schafft man kaum in einer Nacht, es sind einfach zu viele! – Der Reihe nach:

Ngc 457, 2 helle Sterne, rechts daneben ein Haufen mit etwa 15 Mitgliedern, sehr offen.
Ngc 133/146, ein Doppelhaufen, den man suchen muß. Nicht sehr attraktiv, schwach
Ngc 129, nur 8-10 Sterne, die heller als deren Umgebung sind. Sollte man aber mal gesehen haben.
Ngc 457, Ab 8mm im 127/950mm gut, 2 sehr helle Sterne links, o.H. rechts daneben, im 13 mm noch sehr diffus, erst im 8mm voll aufgelöst. Klein, lichtschwach, aber kompakt.
Ngc 281, o.H. + Nebel. Der Haufen deutlich, der Nebel nur schwach im 0-III Filter. Braucht wohl den 14“ Dobson, um ihn wirklich und besser zu sehen.
IC 1805, wie oben. Mit 5“ ist der große Nebel gerade so wahrnehmbar, auch hier: 14“ besser
IC 1848: habe ich nicht erkannt, dazu reichen die Refraktoren wohl nicht, - oder meine Augen...
IC 289. Na endlich mal ein schöner o.H.! Enthält einen schwachen, aber schönen Doppelstern, vom 13mm gleich auf das 3,7 Ethos gewechselt, sehr schön! Den Nebel wiederum habe ich nicht ausfindig machen können.
M39, o.H., ca. 30 helle Sterne, weit gestreut, aber eben als M-Objekt viel deutlicher als der Rest.
Ngc 225, o.H. + WDS. Ein unscheinbarer Haufen, faint, aber mit zwei schönen WDS-Doppelsternen, die ich mir wieder im 3,7mm anschaute.

Soweit die Ausbeute in der Cassiopeia. Nun wollte ich noch Jupiter und den Orionnebel beobachten, die Nacht würde also wohl länger werden.

Jupiter ließ heute einiges zu, man konnte bequem mit dem 3,7 mm Ethos einen knackscharfen Planeten mit vielen Bändern beobachten. Eine Zeichnung wollte ich nicht anfertigen, denn so langsam kam Orion ins Blickfeld. Und um 2:30 Uhr mit dem Zeichnen zu beginnen ergäbe wohl nur noch eine Kinderkritzelei, ich war schon recht müde.

M42, der berühmte Orionnebel zeigte sich heute im ES-127 prachtvoll. Es war das erste mal in dieser Saison, daß ich ihn beobachtete. Weit ausgebreitet die Schwingen, wie ausgestanzt die Kerze, die filigranen, ineinander gewobenen Wolkenfetzen verdichten sich, um dann nach „unten“, schwächer werdend, auszulaufen in die Unendlichkeit des Weltenraums. Ein Anblick, den wohl jeden fesselt. Zeit und Müdigkeit waren schlagartig vergessen, die Neugierde siegte über die Schlaftrunkenheit – ich war wieder hellwach!
Vom 31mm Nagler über das 13mm Ethos, mal mit, mal ohne Filter, jeder An- oder Durchblick fesselte die Sinne. Im Baader Maxbright Bino kam er plastisch, fast dreidimensional herüber Erst in den 32mm, dann in den 13mm Okularen. Ein Anblick, den sich jeder einmal gönnen sollte!
Nachdem ich ihn langsam ein letztes mal im 8mm Ethos mit 0-III Filter regelrecht abgefahren hatte, kam das 3,7mm Ethos zum Einsatz. M42 stand nun an der höchsten Stelle und ich durfte mir im Trapez wieder einmal die E und F Komponente anschauen. Beide gelangen auf Anhieb, ohne Filter natürlich.

Zufrieden und nun doch wieder schlapp und müde beschloß ich den Abend so kurz vor 4 Uhr. Es war eine erfolgreiche und wunderbare Nacht, die man noch ohne Pullover und Russenmütze, nur im Hemd und Windjacke ertragen konnte.

Anbei zur Verdeutlichung einige ältere Zeichnungen der Objekte, alle im Ulugh Beg angefertigt und schon einmal gezeigt. - So ganz ohne Bilder soll es ja auch nicht sein...

Und heute Abend geht es schon weiter, man muß das Wochenende nutzen.

Beste Grüße
Winfried

           
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Nachtrag:

ngc 457 ist zweimal bei der Beobachtungsliste dabei. Habe ihn auch nochmals beobachtet, da ich glaubte, etwas übersehen zu haben. Ich wollte das "Doppel" daher nicht rauswerfen, jedesmal sieht man wieder etwas anderes in den Objekten, auch wenn es widersprüchlich klingen mag. Aber ich mag es ehrlich und schreibe das auch nur so, wie ich es gesehen habe.

Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#3
Hallo Winfried,

warum schreibt keiner was? Die Zeichnungen gefallen mir echt gut. Besonders im Orion steckt sicher viel Arbeit drinnen. Klasse gemacht. Ich kannte die Zeichnungen noch nicht glaube ich.
Grüsse
Christian
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#4
Hallo Christian,

der Orion hat etwas Staub aufgewirbelt.
Entweder hebe ich einen Knick in der Optik oder ich habe einfach nicht richtig hingeschaut. Die F - Komponente sollte innerhalb liegen, nicht außerhalb.
Aber ich habe die Zeichnung nicht verändert, weil ich es so gesehen habe, - auch wenn`s falsch ist.

Lieben Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#5
Hallo Winfried,

die wärn mir fast entgangen. Blush

Sehr schöne Zeichnungen. Hast du die am Computer gemacht oder bearbeitet.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#6
Hallo Ulf,

die Zeichnung wurde einzig am Ulugh Beg angefertigt. Habe dazu recht lange gebraucht. Nur die "Feinabstimmung" der Zeichnung habe ich dann, aber auch nur mit dem Bleistift, im warmem Wohnzimmer gemacht.
Danach wurde die Zeichnung eingescannt, konvertiert und die Sterne etwas mit dem Weichzeichner nachbearbeitet. Ich finde "gemalte" Sterne, die nicht 100% rund sind, einfach nicht schön. Zudem habe ich sie im 3,7mm Ethos bei fast 500x Vergrößerung auch nicht knallescharf gesehen, sondern etwas auslaufend.

Besten Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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