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St(F)ernerholungsgebiet...
#1
BB vom 20.10.2012

Hallo,

was tun, wenn zu Hause der Blick durch dichte Wolken verdeckt ist - wenn durch grauen Nebel die kosmischen Schönheiten verwehrt bleiben? Man sucht sich Freunde, die auf der Sonnenseite in den Startlöchern für den nächsten Beobachtungsabend sitzen; quasi im Sternerholungsgebiet Smile

Jetzt bin ich natürlich kein Wetterfrosch und mit den in letzter Zeit so unzutreffenden meteorologischen Vorhersagen war es wie beim Lottospiel. Man muss wie so oft mutig zur Tat schreiten und wir entschlossen uns hier an der „Westfront“ gegen diese Umstände anzukämpfen.

Ich freute mich über Michaels Anruf am Morgen, da wir schon länger nicht mehr gemeinsam beobachtet hatten. Wir wohnen halt doch ein ganzes Stück auseinander. Nach einem letzten Telefonat gegen 19.30 Uhr von unterwegs konnte es Michael immer noch kaum glauben (Zitat:„Jetzt könne mer noch umkehren“), dass bei uns einzig durch leichte, höhere Zirren gestört, neben dem untergehenden Mond schon die ersten Sternbilder in ihrer Pracht am Himmel standen.

Winfried bot sich für unser Treffen wie selbstverständlich als routinierter Sternwarten“herbergsvater“ an und ich fand´s klasse, dass Christian die Gelegenheit nutzte, mit Michael ins „Ausland“ zu reisen. Wir haben uns auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Gemeinsam wollten wir die Binomöglichkeit an seinem 80mm Refraktor testen.

Der kleine ED nahm auf meiner SXD Platz und schnell war klar, dass nur mit einem 1,7er Glaswegkorrektor und einem kurzen Zenitspiegel der Fokuspunkt erreicht werden konnte. Dies ist natürlich wieder mit Ausgaben verbunden, die es gegen die Einsatzmöglichkeiten abzuwägen galt. Wo kann man das Bino am Vixen 80mm nutzen? An Doppelsternen und Planeten. Im Deep Sky Bereich wirds bei der kleinen Öffnung schon recht dunkel. P 168 Hergenrother war weder in den 40er, noch in den 20er Okus ausfindig zu machen.

Michael brauchte nach den Feststellungen dringend …. eine Lichtdusche!! Und als er in Winfrieds Rolldachhütte den Ulugh Beg stehen sah, mussten wir natürlich nach einem: „Oh, ein Dobson! Ich hab noch nie durch einen Dobson geschaut!!! Tongue“ den Dicken auf die Terrasse stellen. Dies taten wir natürlich gerne.

Auf der SXD hatte es sich zwischenzeitlich mein 10“ ACF gemütlich gemacht und in Winfrieds Warte stand der 127 ES gemeinsam mit dem Richi in Stellung. Hergenrother bot ein schönes Bild: Im 14“ war der Komet mit Kerngebiet und deutlichem Schweif natürlich am beeindruckendsten.

Mittlerweile lösten sich die hohen Schleier nach und nach auf. Der Himmelshintergrund wurde zusehends dunkler. Wir schwelgten bei einem 6mag Himmel und ordentlicher Luftruhe in den hellen Herbststernbildern. Einige Doppelsterne, M 31 mit Begleiter, M 57 (an dem Michael den Zentralstern aufblitzen sah), M 15, NGC 7331 (die Aufhellung von Stephans Quintett gab eindeutig 2 Glx eindeutig Preis wobei ich auch noch 2 weitere andeutungsweise erkennen konnte ), NGC 891 (zickte jedoch mit dem Staubband) aber auch andere „Fizzelchen“ wie NGC 1275 im Perseus oder prächtige Objekte wie H und Chi Persei wurden eingestellt. Im Bino konnte der 3-D Effekt an helleren offenen Haufen aufgesogen werden. Es war ein lockerer Beobachtungsabend, der mit einigen Fachsimpeleien und flotten Sprüchen recht schnell voran schritt. Christian musste feststellen dass die Arbeit auf dem Zweitritt am Dobson nicht so richtig in sein Beobachtungsschema passt: „Irgendwann haut´s mich heut noch runter!“Dodgy Die Feuchtigkeit fiel gegen Mitternacht dann förmlich aus der Luft, so dass Winfried mit dem Fön seine Lieblinge aus der Warte „frisierte“. Auch mein marinblauer ACF Tubus machte der Farbe alle Ehre, als die Rinnsale zu laufen begannen. Die Durchsicht wurde danach noch einmal einen Tick besser und ließ den Himmel noch einmal prächtiger erscheinen.

Eine besonders helle Orionide, die mit Rauchspur über den Himmel schoss, erleuchtete kurz die Nacht. Daneben freuten wir uns beim Blick ohne Gerät noch über einige schwächere Sternschnuppen und die fein strukturierte Milchstraße.

Jupiter galt schließlich in der letzten Stunde unser Augenmerk. Michael konnte mit vollem Körpereinsatz den „Asti“ am ACF für wenige Sekunden aus dem Gesichtsfeld drücken…

… wir entschlossen uns dann aber doch lieber mein Gerödel etwas auf der Terrasse zu verschieben, damit ich freie Sicht auf den Gasriesen hatte. Winfried, irgendwann hab ich die Motorsäge dabei !!!

Als Fazit kann ich feststellen, dass der Kontrast im Refraktor deutlicher erscheint. Öffnungen zwischen 100 – 130mm sind natürlich auch häufig gut einsetzbar und können bei durchschnittlichen Bedingungen ausgereizt werden. Die Spiegel müssen mit dem vielen Licht zurechtkommen, was wahrscheinlich in hellen Bereichen zwischen den Bändern feinste Einzelheiten überstrahlt. Der Einsatz von Filtern wäre hier auszuprobieren. Wenn alles passt, kann ein großes Gerät dann durch die Auflösung punkten. So haben wir es auch schon bei Ralf mit dem 16“ ACF und dem 8“ APO erlebt.

Gegen 0.30 Uhr packten wir dann unsere sieben Sachen und verabschiedeten uns in Gerchsheim unter einem richtig guten Landhimmel, wie es ihn leider nicht mehr so häufig gibt. Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Schön geschrieben, Uwe!

Mein Dank an Micha und Christian, hat Spaß gemacht, mit Euch beiden hier gemeinsam zu beobachten. - Uwe gehört ja schon fast zur Familie..

Den Asti wegdrücken bedeutet übrigens für die Nichteingeweihten, daß die Sicht auf Jupiter von Uwes ACF durch unseren jungen Apfelbaum verdeckt wurde. Kurzerhand hat Michael sich gegen den Baum gelehnt und ihn soweit weggedrückt, daß der ACF freie Sicht hatte. - Schade, daß meine Kamera keinen eingebauten Blitz hat, das wäre DAS Bild des Abends gewesen.

Zu Uwes Bericht ist nicht viel hinzuzufügen. Der Komet war deutlich mit Kopf und beiden Schweifen zu sehen (Ulugh Beg), an Stephans Quintett sah ich nur 2 Galaxien eng beieinander (Ulugh Beg).

Während die anderen auf der Terrasse testeten und diskutierten, nahm ich mir einige interessante Doppelsterne vor:

Epsylon Pegasus
sehr hell, gelblich weiß, Begleiter sehr weit, extrem lichtschwach
30 Aries
weit, gleich hell, weiß/weiß
61 Cygnus
gelblich, weit, gleiche Helligkeit
19 Lyncis
Distanz 14,8", mag 5,6, weiß/weiß, großer Helligkeitsunterschied
17 Cygnus
mag 5, 26" Distanz, weiß/weiß, Begleiter schwach
Zeta Piscum
mag 5,6, 23" Distanz, weiß/weiß, ca. 1mag Helligkeitsdifferenz
Sigma Cas
mag 3.9, Distanz 2", enger eingeschätzt, Begleiter sehr schwach
Rashalgethi (Hercules)
mag 3,5. Distanz 4,6", weiß/gelb, großer Helligkeitsunterschied

Tja, zu mehr kam ich natürlich nicht, war ja auch ein dauernder Teleskoprundlauf. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht unter einem immer besser werdenden Himmel.
Und jetzt, wo ich dies gerade niederschreibe, ist dank Nebel die Sichtweite auf unter 30 Meter geschrumpft. - Und es ist kühler als gestern Nacht!
Nun hoffe ich, daß ihr in Neustadt/Saale ebensolches Glück hattet und bin auf Euren Bericht gespannt!

Grüße an alle,
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#3
Hallo,

hier noch mal kurz ein Foto, so wie Micha und Christian gestern die Sternwarte sahen. Da ich keinen eingebauten Blitz habe, konnte ich die "Ast-ibeseitigung" leider nicht dokumentieren.

Besten Gruß
Winfried

   
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo Uwe und Winfried,

Danke an Euch beide für den Klasse Abend! Ab dem Bibelrieder Kreuz war wieder alles dicht und die Heimfahrt gestalltete sich ziemlich anstrengend. Die gemeinsame Zeit auf Winfrieds Terasse war es aber auf jeden Fall Wert.

Die zahlreichen Eindrücke von gestern Abend haben sich erstmal setzen lassen müssen.
Der Anblick durch den kleinen ED hat niemanden so richtig vom Hocker gerissen...bei 80mm auch verständlich. Irgendjemand meinte "das ist ja ein etwas besserer Sucher...." (aus datenschutzrechtlichen Gründen darf ich leider keine Namen nennen) Wink

Ich hatte sozusagen gestern mein Dobson-First Light. Super Winfried, dass du ihn rausgeholt hast. Und ich bleibe dabei, der Zentralstern in M57 hat bei indirektem Sehen kurz aufgeblitzt!

Für mich war es gestern in gewisser Weise ein kleiner Rundlauf. Vom 127er Refraktor aus, Umleitung über Dobson zum gemütlichen Jupiter Anblick im sitzen an Uwe's ACF, (der 80er ED war schon wieder verstaut Rolleyes
Beim nächsten mal nehme ich einen Schrittzähler mit, ab der 6 Runde habe ich aufgehört zu zählen :-)

Mein persönliches Highlight war der Komet im Dobson mit Wahnsinns Lichtstärke und Schweif, aber auch Jupiter kontrastreich im Refraktor sowie H und Chi Persei knallehell nebeneinander stehend am ACF mit 31er Nagler.

Der Kontrastgewinn im Refraktor spiegelt sich im Erkennen von filigranen Details am Planeten wieder. Eine Bestätigung getreu nach dem Motto, jedes Fernrohr hat seinen Himmel. Der ACF ist ein wunderbares Allround Instrument. Wie Uwe schon richtig gesagt hat, wenn die Luftruhe plus Transparenz perfekt sind, was ja leider nicht so oft der Fall ist, kann der Spiegel mit seiner großen Öffnung seinem Auflösungsvermögen gerecht werden und trotz weniger Kontrast mehr Details zeigen.

Schmunzeln mußte ich bei der Vorstellung wenn ich den Dobson auf meine GP spanne Wink (gibt es überhaupt so große Rohrschellen...)

Danke auch an Christian, der ja noch etwas weiter fahren mußte. Hat wieder viel Spaß gemacht und ich freu mich schon auf's nächste mal,

viele Grüße, Michael
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#5
Hallo Uwe, Winfried und Michi,

vielen Dank für den klasse Bericht Uwe! Ich bin froh das da gestern doch noch alles gut gegangen ist mit dem Tritt. Als Winfried aber dann irgendwann meinte „Das blöde Ding hat sich doch schon wieder ausgehängt“, habe ich dann lieber auf die Objekte gewartet welche keinen Tritt (kleiner Leiter) brauchten Rolleyes

Der Asti war super! Uwe und ich hatten sogar kurzzeitig die Idee, das wir Uwe´s Auto nutzen konnten um mit dem Schleppseil den Baum etwas zu „unterstützen“ das wir besser sehen konnten Big Grin

Mein persönliches Highlight an dem Abend war der kleine Richi. H + chi bei kleiner Vergrößerung hauten hier voll rein und konnten total überzeugen. Der Kommet im Dicken Dobson war natürlich auch was ganz besonderes.

Vielen Dank an Michi, der mich erstmal angerufen hat und mich zudem den Großteil der Strecke mitgenommen hat. Auch ein Danke an Winfried für die Einladung! Und an Uwe natürlich auch noch mal für den Bericht!

Der nächste Termin steht ja schon an! Wenn der MakNewton wieder montiert ist will ich da unbedingt mal durchschauen. Wenn Frank mit am Start ist und seine Montierung mitbringt, könnte ich den TOA mal mitnehmen. Da freue ich mich schon drauf!

Schöne Grüsse
Christian
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#6
Hallo Christian,

..."Wenn Frank mit am Start ist und seine Montierung mitbringt, könnte ich den TOA mal mitnehmen."
Dann werde ich mich mal beeilen müssen, meine WAM wieder auf Fordermann zu bringen. Dann wäre die E-Kuh endlich wieder frei. Das große Berlebach steht ja im Keller, wäre eine gute Kombination für den TOA. Auf den bin ich mal ganz besonders gespannt!

Es war wirklich ein sehr schöner und angenehmer Abend mit Euch dreien. Das müssen wir wiederholen. - ABER DER BAUM BLEIBT STEHEN! .......

Leider kann ich nicht, wie ich vorhatte, die Terrasse erweitern. Wir hätten zwar noch Platz zum Norden zu, aber dann würde die Straßenlaterne vor der Einfahrt extrem stören. Da hatte ich die Tanne und die Fichte 3 Meter zu weit daneben gepflanzt. War damals saublöde, denn ich kannte ja die Situation. Nur stand damals das Haus noch nicht, also habe ich zuviel Abstand aus Vorsicht gehalten. Und nun sind die Bäume einfach zu hoch, um sie nochmals zu versetzen.

Lieben Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#7
Hi Uwe, Winfried, Michi und Christian,

schade daß ich nicht mit dabei sein konnte. Das nächste mal klappt es hoffentlich auch bei mir. Auf den Anblick von Jupiter mit dem TOA bin ich schon sehr gespannt. Das müssen wir dann mit dem MN von Winfried und dem 10" ACF vergleichen!

bis dann und viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#8
Hallo Frank @all,

der MN ist ansich schon wieder einsatzbereit. Habe den OAZ so hinbekommen, daß er halbwegs funktioniert. Aber da der Umbau der WAM so viel wie ein recht guter ED-Refraktor kosten wird, muß ich auf den FT für den MN68 derzeit verzichten. Die Lust wird darauf wohl erst dann wieder kommen, wenn alle drei Geräte wieder gemeinsam auf der Montierung sitzen. Dann sieht es wieder aus wie auf meinem Avatar links.

Besten Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#9
Hallo Winfried und Frank,

ok der Baum darf stehen bleiben, sonst hat Uwe ja gar keinen Asti mehr =O)

Am Montag letzte Woche schaute ich ja bereits das erste mal Jupiter durch den TOA. Der sah gut aus und gefiel. Wie gut er allerdings war, sah ich erst bei unserem Treffen. Bei mir stand er allerdings auch im Zenit bei brauchbarem Seeing. Das war schon was anderes. Deshalb würde es mich ja mal interessieren wie er sich genau am Selben Standort gegen die anderen Kandidaten schlägt. Nur so kann man richtig vergleichen. Das wird eine feine Sache.

Frank, dich haben wir mit deiner Deluxe Bino Ausstattung schon ordentlich vermisst! Ich sage nur 2x 17er Delos im Großfeld Bino durch den TOA auf den Mond, GALAKTISCH!!!
Bis heute ein unvergessener Anblick der sich eisern eingebrannt hat.

Freue mich aufs nächste Treffen wenn wir alle mal wieder gemeinsam beobachten. Fehlende Öffnung wird durch Obstruktionsfreiheit kompensiert =O)

Grüsse
Christian
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