21.10.2012, 09:32
BB vom 20.10.2012
Hallo,
was tun, wenn zu Hause der Blick durch dichte Wolken verdeckt ist - wenn durch grauen Nebel die kosmischen Schönheiten verwehrt bleiben? Man sucht sich Freunde, die auf der Sonnenseite in den Startlöchern für den nächsten Beobachtungsabend sitzen; quasi im Sternerholungsgebiet
Jetzt bin ich natürlich kein Wetterfrosch und mit den in letzter Zeit so unzutreffenden meteorologischen Vorhersagen war es wie beim Lottospiel. Man muss wie so oft mutig zur Tat schreiten und wir entschlossen uns hier an der „Westfront“ gegen diese Umstände anzukämpfen.
Ich freute mich über Michaels Anruf am Morgen, da wir schon länger nicht mehr gemeinsam beobachtet hatten. Wir wohnen halt doch ein ganzes Stück auseinander. Nach einem letzten Telefonat gegen 19.30 Uhr von unterwegs konnte es Michael immer noch kaum glauben (Zitat:„Jetzt könne mer noch umkehren“), dass bei uns einzig durch leichte, höhere Zirren gestört, neben dem untergehenden Mond schon die ersten Sternbilder in ihrer Pracht am Himmel standen.
Winfried bot sich für unser Treffen wie selbstverständlich als routinierter Sternwarten“herbergsvater“ an und ich fand´s klasse, dass Christian die Gelegenheit nutzte, mit Michael ins „Ausland“ zu reisen. Wir haben uns auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Gemeinsam wollten wir die Binomöglichkeit an seinem 80mm Refraktor testen.
Der kleine ED nahm auf meiner SXD Platz und schnell war klar, dass nur mit einem 1,7er Glaswegkorrektor und einem kurzen Zenitspiegel der Fokuspunkt erreicht werden konnte. Dies ist natürlich wieder mit Ausgaben verbunden, die es gegen die Einsatzmöglichkeiten abzuwägen galt. Wo kann man das Bino am Vixen 80mm nutzen? An Doppelsternen und Planeten. Im Deep Sky Bereich wirds bei der kleinen Öffnung schon recht dunkel. P 168 Hergenrother war weder in den 40er, noch in den 20er Okus ausfindig zu machen.
Michael brauchte nach den Feststellungen dringend …. eine Lichtdusche!! Und als er in Winfrieds Rolldachhütte den Ulugh Beg stehen sah, mussten wir natürlich nach einem: „Oh, ein Dobson! Ich hab noch nie durch einen Dobson geschaut!!! “ den Dicken auf die Terrasse stellen. Dies taten wir natürlich gerne.
Auf der SXD hatte es sich zwischenzeitlich mein 10“ ACF gemütlich gemacht und in Winfrieds Warte stand der 127 ES gemeinsam mit dem Richi in Stellung. Hergenrother bot ein schönes Bild: Im 14“ war der Komet mit Kerngebiet und deutlichem Schweif natürlich am beeindruckendsten.
Mittlerweile lösten sich die hohen Schleier nach und nach auf. Der Himmelshintergrund wurde zusehends dunkler. Wir schwelgten bei einem 6mag Himmel und ordentlicher Luftruhe in den hellen Herbststernbildern. Einige Doppelsterne, M 31 mit Begleiter, M 57 (an dem Michael den Zentralstern aufblitzen sah), M 15, NGC 7331 (die Aufhellung von Stephans Quintett gab eindeutig 2 Glx eindeutig Preis wobei ich auch noch 2 weitere andeutungsweise erkennen konnte ), NGC 891 (zickte jedoch mit dem Staubband) aber auch andere „Fizzelchen“ wie NGC 1275 im Perseus oder prächtige Objekte wie H und Chi Persei wurden eingestellt. Im Bino konnte der 3-D Effekt an helleren offenen Haufen aufgesogen werden. Es war ein lockerer Beobachtungsabend, der mit einigen Fachsimpeleien und flotten Sprüchen recht schnell voran schritt. Christian musste feststellen dass die Arbeit auf dem Zweitritt am Dobson nicht so richtig in sein Beobachtungsschema passt: „Irgendwann haut´s mich heut noch runter!“ Die Feuchtigkeit fiel gegen Mitternacht dann förmlich aus der Luft, so dass Winfried mit dem Fön seine Lieblinge aus der Warte „frisierte“. Auch mein marinblauer ACF Tubus machte der Farbe alle Ehre, als die Rinnsale zu laufen begannen. Die Durchsicht wurde danach noch einmal einen Tick besser und ließ den Himmel noch einmal prächtiger erscheinen.
Eine besonders helle Orionide, die mit Rauchspur über den Himmel schoss, erleuchtete kurz die Nacht. Daneben freuten wir uns beim Blick ohne Gerät noch über einige schwächere Sternschnuppen und die fein strukturierte Milchstraße.
Jupiter galt schließlich in der letzten Stunde unser Augenmerk. Michael konnte mit vollem Körpereinsatz den „Asti“ am ACF für wenige Sekunden aus dem Gesichtsfeld drücken…
… wir entschlossen uns dann aber doch lieber mein Gerödel etwas auf der Terrasse zu verschieben, damit ich freie Sicht auf den Gasriesen hatte. Winfried, irgendwann hab ich die Motorsäge dabei !!!
Als Fazit kann ich feststellen, dass der Kontrast im Refraktor deutlicher erscheint. Öffnungen zwischen 100 – 130mm sind natürlich auch häufig gut einsetzbar und können bei durchschnittlichen Bedingungen ausgereizt werden. Die Spiegel müssen mit dem vielen Licht zurechtkommen, was wahrscheinlich in hellen Bereichen zwischen den Bändern feinste Einzelheiten überstrahlt. Der Einsatz von Filtern wäre hier auszuprobieren. Wenn alles passt, kann ein großes Gerät dann durch die Auflösung punkten. So haben wir es auch schon bei Ralf mit dem 16“ ACF und dem 8“ APO erlebt.
Gegen 0.30 Uhr packten wir dann unsere sieben Sachen und verabschiedeten uns in Gerchsheim unter einem richtig guten Landhimmel, wie es ihn leider nicht mehr so häufig gibt.
Hallo,
was tun, wenn zu Hause der Blick durch dichte Wolken verdeckt ist - wenn durch grauen Nebel die kosmischen Schönheiten verwehrt bleiben? Man sucht sich Freunde, die auf der Sonnenseite in den Startlöchern für den nächsten Beobachtungsabend sitzen; quasi im Sternerholungsgebiet
Jetzt bin ich natürlich kein Wetterfrosch und mit den in letzter Zeit so unzutreffenden meteorologischen Vorhersagen war es wie beim Lottospiel. Man muss wie so oft mutig zur Tat schreiten und wir entschlossen uns hier an der „Westfront“ gegen diese Umstände anzukämpfen.
Ich freute mich über Michaels Anruf am Morgen, da wir schon länger nicht mehr gemeinsam beobachtet hatten. Wir wohnen halt doch ein ganzes Stück auseinander. Nach einem letzten Telefonat gegen 19.30 Uhr von unterwegs konnte es Michael immer noch kaum glauben (Zitat:„Jetzt könne mer noch umkehren“), dass bei uns einzig durch leichte, höhere Zirren gestört, neben dem untergehenden Mond schon die ersten Sternbilder in ihrer Pracht am Himmel standen.
Winfried bot sich für unser Treffen wie selbstverständlich als routinierter Sternwarten“herbergsvater“ an und ich fand´s klasse, dass Christian die Gelegenheit nutzte, mit Michael ins „Ausland“ zu reisen. Wir haben uns auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Gemeinsam wollten wir die Binomöglichkeit an seinem 80mm Refraktor testen.
Der kleine ED nahm auf meiner SXD Platz und schnell war klar, dass nur mit einem 1,7er Glaswegkorrektor und einem kurzen Zenitspiegel der Fokuspunkt erreicht werden konnte. Dies ist natürlich wieder mit Ausgaben verbunden, die es gegen die Einsatzmöglichkeiten abzuwägen galt. Wo kann man das Bino am Vixen 80mm nutzen? An Doppelsternen und Planeten. Im Deep Sky Bereich wirds bei der kleinen Öffnung schon recht dunkel. P 168 Hergenrother war weder in den 40er, noch in den 20er Okus ausfindig zu machen.
Michael brauchte nach den Feststellungen dringend …. eine Lichtdusche!! Und als er in Winfrieds Rolldachhütte den Ulugh Beg stehen sah, mussten wir natürlich nach einem: „Oh, ein Dobson! Ich hab noch nie durch einen Dobson geschaut!!! “ den Dicken auf die Terrasse stellen. Dies taten wir natürlich gerne.
Auf der SXD hatte es sich zwischenzeitlich mein 10“ ACF gemütlich gemacht und in Winfrieds Warte stand der 127 ES gemeinsam mit dem Richi in Stellung. Hergenrother bot ein schönes Bild: Im 14“ war der Komet mit Kerngebiet und deutlichem Schweif natürlich am beeindruckendsten.
Mittlerweile lösten sich die hohen Schleier nach und nach auf. Der Himmelshintergrund wurde zusehends dunkler. Wir schwelgten bei einem 6mag Himmel und ordentlicher Luftruhe in den hellen Herbststernbildern. Einige Doppelsterne, M 31 mit Begleiter, M 57 (an dem Michael den Zentralstern aufblitzen sah), M 15, NGC 7331 (die Aufhellung von Stephans Quintett gab eindeutig 2 Glx eindeutig Preis wobei ich auch noch 2 weitere andeutungsweise erkennen konnte ), NGC 891 (zickte jedoch mit dem Staubband) aber auch andere „Fizzelchen“ wie NGC 1275 im Perseus oder prächtige Objekte wie H und Chi Persei wurden eingestellt. Im Bino konnte der 3-D Effekt an helleren offenen Haufen aufgesogen werden. Es war ein lockerer Beobachtungsabend, der mit einigen Fachsimpeleien und flotten Sprüchen recht schnell voran schritt. Christian musste feststellen dass die Arbeit auf dem Zweitritt am Dobson nicht so richtig in sein Beobachtungsschema passt: „Irgendwann haut´s mich heut noch runter!“ Die Feuchtigkeit fiel gegen Mitternacht dann förmlich aus der Luft, so dass Winfried mit dem Fön seine Lieblinge aus der Warte „frisierte“. Auch mein marinblauer ACF Tubus machte der Farbe alle Ehre, als die Rinnsale zu laufen begannen. Die Durchsicht wurde danach noch einmal einen Tick besser und ließ den Himmel noch einmal prächtiger erscheinen.
Eine besonders helle Orionide, die mit Rauchspur über den Himmel schoss, erleuchtete kurz die Nacht. Daneben freuten wir uns beim Blick ohne Gerät noch über einige schwächere Sternschnuppen und die fein strukturierte Milchstraße.
Jupiter galt schließlich in der letzten Stunde unser Augenmerk. Michael konnte mit vollem Körpereinsatz den „Asti“ am ACF für wenige Sekunden aus dem Gesichtsfeld drücken…
… wir entschlossen uns dann aber doch lieber mein Gerödel etwas auf der Terrasse zu verschieben, damit ich freie Sicht auf den Gasriesen hatte. Winfried, irgendwann hab ich die Motorsäge dabei !!!
Als Fazit kann ich feststellen, dass der Kontrast im Refraktor deutlicher erscheint. Öffnungen zwischen 100 – 130mm sind natürlich auch häufig gut einsetzbar und können bei durchschnittlichen Bedingungen ausgereizt werden. Die Spiegel müssen mit dem vielen Licht zurechtkommen, was wahrscheinlich in hellen Bereichen zwischen den Bändern feinste Einzelheiten überstrahlt. Der Einsatz von Filtern wäre hier auszuprobieren. Wenn alles passt, kann ein großes Gerät dann durch die Auflösung punkten. So haben wir es auch schon bei Ralf mit dem 16“ ACF und dem 8“ APO erlebt.
Gegen 0.30 Uhr packten wir dann unsere sieben Sachen und verabschiedeten uns in Gerchsheim unter einem richtig guten Landhimmel, wie es ihn leider nicht mehr so häufig gibt.
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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