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Endlich wieder beobachten!
#1
Hallo,

Der gestrige Sonnenschein ließ endlich die Hochnebelschwaden "verbrennen",
ein wunderbares Abendrot kündigte eine verheißungsvolle Nacht an.
Also raus in die Hütte, die Refraktoren standen ja noch auf der Montierung, die Planen weg, das Dach auf und warten.

Nach dem Abendessen (ja, ich konnte endlich mal wieder was vernünftiges essen) war ich gestärkt genug, um wieder einen Beobachtungsversuch zu wagen. Große Vorbereitungen hatte ich nicht getroffen, ich wusste ja nicht, ob es schon wieder geht.

Also waren nach den Doppelsternserien heute die offenen Haufen an der Reihe. Gerade Auriga und Taurus lohnen sich in diesen Monaten. Zudem stand Jupiter heute mehr als günstig und Orion sollte auch nicht zu spät erscheinen.

Die Bedingungen:
fst 6,0
Transparenz hervorragend
Geräte: Richfielder 120/600
Explore Scientific 127/952mm
Ethos Serie komplett sowie Baader Maxbright Bino + 2,6x Glaswegkorrektor

Der erste Versuch war jedoch der Doppelstern
32 Eridanus. Mit 7" Abstand ein gemütlicher Doppelstern, aber herrlich anzusehen in einem deutlichen blau-gelb Kontrast. Der ging beim letzten mal nicht, da hinter der Hütte. Ein sehr lohnendes Objekt!
M36, oH, Auriga war der erste offene Haufen. Ansich der schönste und deutlichste der drei bekannten in Auriga. Ein wunderschöner Anblick im 8mm Ethos, formatfüllend, gleißend in der Helligkeit der einzelnen Sterne.
M38, o.H., Auriga folgte. Etwas dichter als M36, dafür schwächer, weitaus mehr Sterne, im 8mm Formatfüllend. Im 13mm Ethos zwar kompakter, aber eben auch schwächer. Der Haufen verträgt sehr hohe Vergrößerungen, erst dann kommt seine Schönheit so richtig zur Geltung.
M37, o.H., Auriga. Sehr "dense", dicht, kompakt, enemso im 8mm formatfüllend. Wenn schon, dann muß man alle drei nacheinander beobachten, so kommen die Unterschiede der versch. Arten von offenen Haufen so richtig zum Vorschein.
M34, o.H., Perseus. Auch er zeigt einige Besonderheiten, Doppelsterne! Mindestens 4 konnte ich im 8mm Ethos ausmachen und bestimmen (WDS-Katalog). Ihr seht, heute kam fast ausschließlich das 8mm Ethos zum Einsatz, ein Beweis für die heutige Klarheit des Firmaments.

Zwischendurch wanderte mein Blick immer wieder zu Jupiter, der sich höher und höher schraubte. Es fiel schwer, das Teleskop nicht auf ihn zu richten, war er doch so dominant und klar. Aber er sollte den Abschluß bilden.

M35, o.H., Gemini. Reich, mit einer leicht gebogenen, nach oben offenen Sternenkette im Ostteil. Wunderschön im 13mm Ethos, denn er ist schon etwas größer als die vorherigen o.H.
Dieser Haufen beinhaltet eine Besonderheit, die oft übersehen wird: NGC2158, ebenso ein offener Haufen, liegt knapp nördlich über M35. Im 13mm erschenen die beiden in einem Blickfeld, M35 als Haufen, ngc2158 als Nebel oder verwaschenen Fleck. Man sollte sich die beiden unbedingt anschauen, ein lohnender Anblick, auch im 5" Gerät. Ich kann mich aber erinnern, 2158 im Ulugh Beg mit 8mm aufgelöst zu haben, doch dazu reichen 5" einfach nicht aus.
NGC1647, o.H., Taurus. Sehr offen, wenige Sterne, jedoch einige Doppelsterne nach WDS darunter. Will meinen, es geht, lohnend nur der Doppelsterne wegen, aber im 3,7mm Ethos haben auch die ihren eigenen Reiz.
NGC2129, o.H., Gemini. Ein wenig enttäuschend. Wenige Sterne, fast rechteckig als "Häuflein", beobachtet im 13mm Ethos, links daneben eine Assoziation, die man durchaus auch als o.H. bezeichnen könnte, trägt aber keine Nummer, scheint nur visuell, nicht physikalisch gebunden zu sein. Sollte man aber mal gesehen haben.
H+Xi Persei, Doppelsternhaufen durfte natürlich nicht fehlen. Im 17mm Ethos formatfüllend bis zum Rand, im 31mm Nagler fast noch schöner, da eingebettet in das Himmelsareal. - Muß natürlich immer dabei sein!

Jetzt reicht es aber! Hinüber zu
Jupiter. - WOW! Der geht aber heute ab! Also rein ins Haus, ich brauche den Binokoffer!
Im 3,7mm Ethos ein Wolkengedicht! Bänder über Bänder, im Norden richtig dunkel werdend, graubraun, darunter heller werdend, die Bänder wunderschön in Farbe, ocker bis braunorange, Verwirbelungen und "Fahnen" im oberen Band, der GRF deutlich sichtbar, schräg darunter sein "kleiner Bruder". Ein paar "Streifenfetzen", die nicht über die gesamte Ausdehnung Jupiters gingen, - ein erhabener Anblick!
Und endlich komme ich mit dem Bino gut klar! Der Tip von Frank, die Okulare nicht zu klemmen war genau richtig. Ich hatte keinerlei Probleme mit Doppelbildern. Im Bino nahhm ich den 2,6x Glaswegkorrektor sowie die beiden 10mm Hyperions, also eine Vergrößerung von genau 258x. Trotz dieser maximalen Vergrößerung hatte ich ein knackscharfes, deutliches, unverwabertes Bild.

Nachdem dies alles geglückt war (auf Zeichnungen habe ich noch verzichtet), wollte ich noch ein paar Doppelsterne "knacken":

Castor a+b, DS, Gemini. Lehrbuchmäßig getrennt im 3,7mm Ethos, weiß/weiß, nun ja, man kennt ihn ja. Man ist immer versucht, noch mehr zu vergrößern, obwohl man doch weiß, daß man das Achtfachsystem nie erdgebunden wird trennen können.

Zurück zu M42, Orion, mal wieder das Trapez...
Gleich mit dem 3,7mm Ethos und gleich eine Erfolgsmeldung. Ja, ich konnte diesmal die E/F Komponenten klar und deutlich trennen. - Ich war beruhigt.
Doppelsterne? - Warum nicht mal Rigel versuchen?
Gedacht, getan. Und siehe da, heute ging wirklich alles! Rigels Begleiter steht immernoch sehr günstig, schwach süd-östlich, sehr eng, ich denke, so um die 1,2" Abstand. Im Teleskop natürlich süd-westlich (zur Orientierung). Sollte man mal versuchen, eine interessante Aufgabe.

Nun zurück zu Orion, 17mm Ethos und O-III Filter zur Einstimmung. War etwas enttäuschend, also raus mit dem Filter, - das Ergebnis ähnlich. Ich muß dazu sagen, ich habe mich an Rigel gut eine halbe Stunde aufgehalten und mir wurde seltsam kalt. Also, dann halt nicht!

Nochmals hoch zu Jupiter. - Komisch, nun steht er fast am höchsten Punkt, ist aber leicht verwaschen. Die Transparenz aber noch genauso wie am Anfang.
Der Grund war schnell gefunden: Jupiter steht derzeit im TAUrus, was eigentlich Stier bedeutet. Aber die Linsen beider Teleskope hatten einen Übersetzungsfehler, sie meinten, sie müssten zuTAUen. Gut, der Föhn lag noch im Wohnmobil, der Weg war mir zu weit, gesehen hatte ich für heute genug, also beschloß ich die Beobachtung gegen 0:30 Uhr.
Endlich kann ich wieder beobachten und halte auch wieder durch. Alleine dieses Ergebnis zählt! Und die Nacht war herrlich. Beim Schließen der Warte stellte ich fest, daß mein Ulugh Beg vor Nässe triefte und die Bohlen zur Terrasse hin gefroren waren. Langsam tippelnd schaffte ich die Okularkoffer ins Haus und beschloß die Nacht mit einem guten Schluck Pfälzer Dornfelder, gut temperiert....

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#2
Seufz... beneidenswert, ein wunderschöner Bericht.

Schön, daß Du wieder aktiv sein kannst Winfried.

ps: könntet Ihr nicht wenigstens ein paar Wolken oder Nebel übernehmen? Nur soviel, daß ich nach drei Wochen Abstinenz wieder a bisserl Himmerl erhaschen kann?
Clear skies,
Ralf

Website: sternenalbum.de
Loc: 48°20'44''N 11°55'24''E
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#3
Hallo Hans,

1. Fränkisches Hochzeitsessen (Rindfleisch mit Meerrettich und Kren)
2. NEIN! Dornfelder kann man zwar zum Glühwein umfunktionieren, aber der, den ich trinke, wäre dazu absolut zu schade!
(St. Martiner Dornfelder, im Holzfaß gereift, Weingut Thomas Gernert, St. Martin/Pfalz). Thomas ist ein uralter Freund von mir, mit 19 haben wir unsere ersten Postwägen gemeinsam ersteigert und zum Wohnmobil gemeinsam umgebaut.
Dort kaufe ich meinen Wein seit dieser Zeit. Im Gegensatz zum Dunkelfelder Rotwein, der extrem dunkel (so der Name) und eigentlich zum Verschneiden gedacht war, ist der Dornfelder zwar trocken, aber vollmundiger, eben ein "richtiger" Roter... Der Dunkelfelder ist übrigens SEINE (Neu-) Züchtung, der war damals seine Meisterprüfung. Damit französisch Rindfleisch und Du magst nichts anderes mehr....

Liebe Grüße
Winfried

Hallo Ralf,

ging uns ja ebenso. Aber keine Angst, jeder kommt mal dran!
Eigentlich wollte ich heute Architektur fotografieren. Ich muß mich beeilen, denn die Kirche wird teilweise abgerissen und neu gestaltet. Aber wie es so ist im Leben, wir haben schon wieder Nebel...

Liebe Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo Winfried,

schön, dass es bei dir wieder geht. Wenn wir´s gewusst hätten, wäre es bestimmt eine schöne gemeinsame Beobachtungsnacht geworden. Bei mir war es aber auch überhaupt nicht klar, ob es klappt.

Dein Bericht ist wieder sehr ausführlich und detailreich. Und ja, gestern war Jupiter in der ruhigen Luft wirklich das Highlight. Nach dem Aufbauen habe ich etwas den Mond betrachtet und über die Detailfülle ohne größere Luftschlieren angetan. M 15, 33, 31 und NGC 891 wollten noch nicht so recht durchkommen. Da schien scheinbar noch zu viel Feuchtigkeit in der Atmosphäre gewesen zu sein. Später kam die ja zu genüge von Oben herab Dodgy. Alles war klatschnass, dafür die Durchsicht um so besser.

Ich denke wir dürfen mehr als zufrieden sein, denn die nächsten Tage geht wohl wieder nichts mehr.

Bis die Tage, dann wieder bei dir auf der Terrasse.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#5
Hi Uwe,

Zitat: ".. (M)31 und NGC 891 wollten noch nicht so recht durchkommen..."

Genau so war es. M31 ging ja gerade noch, aber Details waren nicht drin. 891 habe ich erst garnicht gefunden, da war nichts.
Bei einem Schwenk nach Westen, als der Mond bereits untergegangen war, hätte es mir dämmern müssen, da ging nichts, kein o.H. und kein K.H. Also war schon um 22:30 so ziemlich alles dicht zwischen Süd und West. Ich habe ja hauptsächlich im Osten und im Südosten beobachtet, da fiel es anfangs noch nicht so sehr auf.

Erst als ich den Ulugh Beg aktivieren wollte und die Taukappe sah und nasse Hände hatte, merkte ich erst etwas von der Feuchtigkeit. Die hat sich herangeschlichen und ist dann so gegen 23 Uhr sackartig heruntergefallen.

Demnächst auf der Terrasse...

Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#6
Hallo Winfried,

ein schöner und lebhafter Bericht. Als wenn man dabei gewesen wäre.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#7
Hallo @all,

eine kleine Fehlerkorrektur zu RIGEL:
Der kleine Begleiter von Rigel steht derzeit mit einem Abstand von 9" mit am weitesten von seinem "Mutterstern" entfernt. Da ersterer aber sehr hell und zweiter sehr schwach ist und mein Refraktor zu diesem Zeitpunkt wohl bereits zu- oder zumindest angetaut war, habe ich mich maßlos verschätzt!

Ich habe den Anblick mit anderen, mir bekannten DS verglichen und kam so auf das falsche Ergebnis.
Ich bitte, das zu entschuldigen.

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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