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Nicht ohne meine Mütze...
#1
BB vom 10.02.2013

Hallo,

gestern war es nach beinahe einem Monat wieder soweit. Der Himmel zeigte sich von seiner freundlichen Seite. Frank traute sich aus den warmen, städtischen Gefilden in die rauhe Wirklichkeit, die mit -7° und einer steifen Brise aus Osten unser Hobby schon ab 18.00 Uhr wieder einmal zur Schwerstarbeit machte. Wie verrückt muss man eigentlich sein??...

Selten fühlte sich die Kälte so extrem an, aber eisige Böen krochen unaufhaltsam durch die dicken Winterkleider. Selbst mir war es dann deutlich zu kalt und ich griff nach meiner Mütze!!

Erstaunlich war gestern die Qualität der Jupiterbeobachtung. Franks 10" ACF zeigte mit den 16mm Delos im Bino ein wunderbares Bild. Feine Strukturen waren nicht nur in den Bändern, sondern sogar in der Nordpolargegend (eine dunklere Stelle) zu erkennen. In meinem blauen Dicken steckte das Baader Zoom Oku. Vergrößerungen bis 300x waren trotz des Windes kein Problem. Feine graue Filamente zogen sich vom NEB
Richtung Äquator und feine Barren an den Ränderen der Wolkenbänder rundeten das Bild ab. Er war das Objekt der Nacht und wir hielten uns lannge an ihm auf.

Der Versuch mit 400x auf Ganymed Oberflächendetails herauszukitzeln misslang jedoch. Wir hatten lediglich den Eindruck, als ob ein helles Fleckchen auf der Mondscheibe umhertanzte...

Frank konnte an seiner Ioptron Montierung die Steuerung über den Tablet-PC ausprobieren und mit dem Sky-Safari-Programm Objekte direkt anfahren. Das ist eine absolut feine Sache. Selbst ich, als FS2 Fan finde diese Möglichkeit genial. Natürlich sollte für Deep-Sky dann Night-Modus eingeschaltet und eventuell zusätzliche rote Folie angebracht werden. Bei mir auf der Terrasse mit Laternenlicht und geschlossener Schneedecke gingen gestern sowieso nur helle M´s und NGC´s. Es war quasi taghell.
Bei tiefen Minustemperaturen ist der Umgang ohne Handschuhe am Touch-screen natürlich ein besonderes Schmankerl unseres Extremsports Wink, gell Frank.
Die Kamera ließen wir also heute mal im Köfferchen. Auch eine Zeichnung wäre unmöglich gewesen.

Frank wählte als Objekt die Gegend um Alnitak im Orion. Ich betrachtete auch die Stelle um IC 434 (Pferdekopf) und stieß auf Sigma Orionis. Hierl liegen 3 Doppelsterne in einer Reihe mit zwei weiteren Begleitsternen. Alles in einer tollen Helligkeit und Feinheit. Dieses Objekt habe ich bisher noch gar nie beobachtet und fand es richtig toll.

Den Flame-Nebula, Orion, Eskimo sowie die offenen Sternhaufen M46 mit seinem Planetarischem Nebel fuhren wir zwischendurch an. Bei der Deep-Sky-Beobachtung hatten wir allerdings nicht die Himmelsqualität, die wir sonst hatten. Das ist immer wieder interessant. Scheinbar hatten wir Dunst in höheren Lagen, welche die Transparenz minderte. Augenscheinlich wirkte der Himmel aber super.

Im Löwen besuchten wir noch das Leo-Triplett, die Gruppe um M95/96/105/NGC 3384 und NGC 2903.

M 35 und sein NGC Begleiter blieben auch hinter der Pracht, die ich erwartet hätte. Die Plejaden betrachtete ich gestern noch einmal intensiv, um auch die Gaswolken um die jungen Sterne herum zu genießen. Mit dem ACF muss man dieses riesige bläulich schimmernde Objekt richtig abfahren, um den Gesamteindruck nicht zu verlieren. Im TMB passt dagegen alles wunderbar ins Gesichtsfeld.

Der Windsheeldfaktor machte sich dermaßen bemerkbar, dass man am Okular nach längerer Zeit unweigerlich das Zittern begann. An den Teleskopen zerrte die Luft und bis 23.00 Uhr benötigten wir zwei Aufwärmpausen, in denen wir mit heißer Suppe und Tee unsere Akkus wieder auf Temperatur brachten. Dann war aber definit Schluss. Wir plauderten dann noch bis kurz nach Mitternacht im warmen Wohnzimmer über dies und das und waren trotz allem sehr glücklich mal wieder draußen gewesen zu sein.

Ach ja, noch eine Anekdote. Wenn der unbedarfte Hobbyastronom aus der Stadt ein autowarmes Stativ in den eisigen Rinnerfelder Boden drückt...dann gefrierte es ordentlich fest und man benötigt nach einer Beobachtungsnacht zwei kräftige Männer, um es mit handballengroßen Erd-Rasen-Brocken aus dem Boden herauszustemmen. Oder man lässt es stehen bis man im Frühjahr wieder kommt. Big Grin
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Gut geschrieben, Uwe!

Ich hatte es mir gestern auch überlegt, aber es war mir einfach zu kalt und zu windig. Zudem bin ich derzeit nur noch am Lesen von Bedieneranleitungen. 2x 400 Seiten, mein Gott, warum ist das so kompliziert.....
So langsam trudeln die Zubehörteile zur Kamera ein, in 2 Wochen ist wohl alles komplett. Muß nur noch etwas wärmer werden...

Für die kommenden 2 Wochen werde ich wohl astronomisch ausfallen, ich werde meine täglichen Sitzungen auf Bernhards Stuhl haben....

Lieben Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#3
Hallo Uwe.

Einen schönen Bericht hast du da geschrieben.

Ich war gestern Abend auch draußen.
Der Wind war schon sehr heftig und sehr kalt, bewährt hat sich bei diesem Wetter wieder mein Gefrierhausoverall, der ließ nichts durch (*).

Bei mir waren aber die Bedingungen so schlecht, das mir das beobachten keinen so rechten Spaß bereiten sollte.
Der Himmel war extrem aufgehellt, es zogen noch dazu dünne Wolken- oder Hochnebelfelder durch, daher war der Himmel auch kaum transparent.

Viele Grüße
Gerd

(*)= Gefrierhausoverall
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#4
Hi Uwe,

schön das ihr beiden es ebenfalls raus geschafft habt. Danke für euren schönen Bericht!

Ich war gestern auch ab 18uhr am Start. Hier Stand Jupiter noch im Maximum und war schön anzusehen. Ab 19uhr war dann mal wieder die Kamera am Fernrohr bis um 21:30 Michi noch vorbei kam. Er brachte seinen 120er TSA mit und wir verglichen noch ein bisschen hin und her. Natürlich auch wieder am Jupiter, der sich leider aber schon wesentlich unschöner wie noch um 18uhr zeigte. Wir haben es dann OHNE Aufwärmpause bis 23:30 ausgehalten! Nur die harten kommen in den Garten ;-)
Dann waren die Füße aber schon so eisig das wir abgebrochen haben. Bei uns war jedoch kaum bis gar kein Wind und die Hütte schütze zusätzlich noch. Handschuhe brauchte ich gestern kleine, nur Mütze und Schal waren Pflicht!

Grüsse
Christian
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#5
Hi Christian,

ja, ja, die "Hüttenwarmduscher" aus dem milden Osten... ihr habt den Kuchen sicher in der Rolldachsternwarte gegessen Wink
Bei Michael damals wars zwar viel kälter und hier war ich auch schon mehrfach unter -15°C beim Beobachten, aber kein Vergleich zu gestern.

Meine Mütze kommt ja nicht sehr oft an die frische Luft, aber die Bedingungen waren in Sachen Wind und Temperatur bestimmt mit die übelsten, die ich bisher erlebt habe. Frank hat sogar seine Taukappe wieder entfernt, damit das Bild nicht so geschüttelt wurde.

Ach ja, am härtesten hat es Franks Berlebachstativ erwischt! Das war bombenfest im Boden eingefroren. Wir konnten es nur gemeinsam aus dem Permafrostboden befreien. Also... Hammerhart!!!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#6
Hallo Uwe,

auch ich war letze Nacht im "Gefrierschrank"Wink, genau wie du nach einem Monat. Die Entzugserscheinungen waren einfach zu groß. Ich habe sozusagen da weitergemacht wo ich aufgehört habe. Nämlich bei Vesta und Ceres. Vesta konnte ich zweifelsfrei orten, bei Ceres hatte ich doch etwas Probleme, standen doch zwei weitere ähnlich schwache Sternchen daneben.
Hatte sie dann aber doch. Ich konnte bei ihr aber kein Scheibchen im großen ausgekühlten Dobson erkennen. Das Seeing durch die umgebenden Häuser taten vermutlich ihr übriges. Schade dass der Himmel heute schon wieder zu ist. So kann man nicht mal mit dem Fernglas die Weiterbewegung verfolgen.
Der Quasar S5 0716+71 ist immer noch bei ca. 14,5 mag und hat mich doch etwas überrrascht. Konnte ihn mühelos erkennen. Ich würde gerne noch mal eine Vergleichsaufnahme machen, um den Helligkeitsabstieg zu dokumentieren.
Der Entfernungsrekordquasar APM 08279+52255 in Uma war wieder die selbe Quälerei. Wieder eine Stunde ohne sichere Sichtung. Er macht es mir schon schwer, obwohl er mit 15,2 mag für 14" gar nicht so unmöglich ist. (oder er ist zur Zeit schwächer?) Vermute die Durchsicht war doch nicht so ideal und mein Standort ist einfach zu aufgehallt. Eine Feldbeobachtung unter guten Umständen ist unerlässlich, wenn ich ihn überhaupt noch sicher orten will. Vielleicht klappt es ja noch. So vergingen zwei Stunden im Flug und zum Schluß schnell noch ein paar Promi Galaxien und M3 dann war genug gekühlt.

Gruß und bis zum Stammtisch Philipp Smile
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#7
Hallo Uwe!
Wieder einmal ein klasse BB von Dir! Danke! und endlich ist auch die Schlechtwetterperiode vorbei.

Ich wollte schon letzte Woche einen BB schreiben, aber ich gebe zu, ich hatte Bedenken gesteinigt zu werden, wenn ich etwas von einer naechtlichen Beobachtung im Hemd (immerhin langaermelig) bei 20 Grad plus(!) schreibe. Ich bin also ein bekennender "Heissduscher"! Big Grin
Habe mich gewundert ueber die vielen DSS-Objekten, die hier trotz Stadthimmel und nur 3" Objektiv aufzustoebern waren: M81 / 82 gross und auch leicht zu finden, M108 und M97, wobei letzterer schon richtig an der Grenze war, M106 sprang einen foermlich an und die offenen Haufen der Wintermilchstrasse... um Jupiter nicht zu vergessen! Der GRF und auch eine Sonnenfinsternis auf dem Gasriesen waren zu verfolgen.

@ Philipp
Danke fuer die Beobachtung von S5 - ich gebe mal Deine Beobachtung an Klaus Wenzel weiter. Leider habe ich im Moment keine Moeglichkeit die Helligkeit des APM 08729 Quasars zu ueberpruefen.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#8
Hallo Uwe,

Kuchen gab es diesmal keinen, aber warmer Tee war schon viel wert. Ja so ist es, die Temperatur alleine macht es eben noch nicht. Höhere Luftfeuchtigkeit und ein bisschen Wind dazu und es wird ganz schnell unangenehm. Die Wände der Hütte schützen hier und halten dann doch einiges ab. Zudem ist es im Ort ja noch mal was ganz anderes wie am freien Feld.

Das mit dem Stativ ist ja echt ein ding. Hoffentlich ist es heil geblieben……

Grüsse
Christian
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#9
Hallo Christian,

in solchen Nächten wünscht man sich einfach eine Sternwarte Rolleyes
Wir waren zum Glück nicht auf freiem Feld, sondern nur auf meiner Terrasse, aber das hat gereicht. Die Fluchttür ins kuschelige Wohnzimmer haben wir nicht missen wollen.

Die deutsche Esche des Berlebach und die Stahlverschraubungen der Füße haben das locker weggesteckt. Schwierig war´s nur das Ding aus dem Eisboden herauszuhebeln. Es war wie einbetoniert.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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#10
Hallo Christian,

ja dem Berlebach hat das letztlich gar nichts ausgemacht. Aber in Uwes Garten wird man im Frühjahr drei unschöne Löcher entdecken...Das nächste mal stelle ich das Stativ lieber auf die Steinfliesen. Big Grin

Eigenartigerweise war in dieser Nacht trotz böigem Wind das Seeing für Jupiter ziemlich gut und wir konnten wie Uwe schon geschrieben hat, sehr viele schöne Details beobachten. Für deep sky störte aber eine dünne hohe Bewölkung die den Hintergrund des Himmels stark aufgehellt hat.
Für den Einsatz der Planetenkamera war es mir einfach zu kalt, da sich das Laptop nur ohne Handschuhe bedienen läßt und die Kabel an der Montierung schon ganz steif gefroren waren.
Langsam wird es Zeit für Temperaturen über Null!

CS!

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#11
Hallo Uwe und Frank,

das kann ich gut verstehen. Die Möglichkeit mal schnall nebenan gehen zu können um sich aufzuwärmen ist Gold wert. So kann man wieder „erholt“ ans Werk gehen.

Ich bin auch für Temperaturen über Null und endlich mal wieder eine Woche lang klaren Himmel mit perfekten Bedingungen!

Wie ihr beiden das Stativ "entfernt" habt hätte ich gerne gesehen Big Grin
Grüsse
Christian
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