Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
IC 434...
#1
...dich schnapp ich mir!!!

BB vom 04.03.2013
Durchsicht perfekt, fst. 6,5 plus (geschätzt), leichter Wind, -1°C bei sehr trockener Luft!
Teleskope: 10"ACF, 115/805 TMB

Hallo,

schon zu Beginn der Beobachtungsnacht bei mir zu Hause fiel Frank und mir auf, dass der Himmel unheimlich transparent war und die Sterne beinahe gar nicht flackerten. Die Sicht war bis zum Südhorizont klar. Die Wintermilchstraße zeichnete sich deutlich ab!

Mit unseren beiden 10"ern starteten wir gegen 19.30 Uhr. Mit Jupiter starteten wir, der leider gar nicht so toll war (erstaunlich war dann dagegen die Deep-Sky-Ansicht im Okular - alles messerscharf!!). M 42 folgte auf dem Fuße und wir steigerten langsam die Adaption unserer Augen. E und F- Komponente des Trapez standen sofort hell und klar im Gesichtsfeld - ohne zu "zucken".

Nach kurzer Zeit ging ich dann auf mein Objekt der Begierde los: IC 434 / Barnard 33.
Ja, wer mich kennt, weiß, dass ich schon lange ganz dicht dran war, an dem störrischen Pferdekopfnebel. Letztes Jahr im Winter konnte ich schon eine Dunkle "Stelle" erahnen, aber nicht halten.
Mit viel Geduld und der Sky-Safari Aufsuchkarte machte ich mich mit noch frischen Kräften an diesen schweren Nebel. Auch ohne Filter war die Wolkenkante des Emmissionsnebel auffällig und endete abrupt an den zwei Feldsternchen, wo der Pferdekopfnebel beginnt. Auch "über" den Sternchen war die schwarze Dunkelwolke zu erhaschen und dann wurde klar, dass es die "Mähnenregion" des Reittiers sein musste.
Ungläubig ließ ich Frank meine Beobachtung kontrollieren. Auch er konnte das gleiche wahrnehmen.
Um den Kopf gruppieren sich weitere drei Sternchen der 13. Größe, die deutlich waren. Hier konnte ich dann über der gedachten Stirn-Schnauze-Gegend ebenfalls eine hellere Stelle im fortlaufenden Emmisionsgebiet erkennen, die den Kopf eingrenzt. "Wir haben ihn!!!" Daumen hoch ,das gibt es nicht!! Eigentlich habe ich über die letzten 5 Jahre an eine Sichtung ohne H-Beta Filter gezweifelt. Doch die Mühe und die Ausdauer hat sich gelohnt!! Nicht dass man jetzt den "Kopf/Hals" direkt als solchen sieht, aber der dunkle Bereich war eindeutig zu identifizieren und außen herum eben diese helleren Emmisionsgase. So habe ich mir das vorgestellt.

Ich bin immer noch total begeistert und kann es eigentlich kaum glauben, dass wir den Pferdekopf endlich "bestätigen" konnten, diesen Dunkelnebel der höchsten Schwierigkeitsklasse (was unsere 10"er angeht).

Mehr geht höchstens unter noch besserem Himmel, aber der war gestern wie beschrieben selten gut!

Befreit vom "Erfolgsdruck" und mit enorm viel Endorphin im Blut gingen wir dann auf den Nachthimmel los. Bis 2.00 Uhr waren wir nicht mehr zu halten. Wenn ich jetzt alle Objekte auflisten würde, bräuchte ich wahrscheinlich nochmal so lange wie die guten 6 Stunden gestern abend. Wink Das will ich euch nicht antun.

Frank ließ nebenbei für ein paar Serien seine Kamera an Jupiter laufen, ist aber angesichts der Daten eher zurückhaltend. Die Luft war für Deep-Sky perfekt, am Planeten aber war es eher nur oberer Durchschnitt (Saturn bestätigte dies am Ende der Nacht!).

Es sei nur so viel gesagt. Wir schwelgten im "All" und konnten uns nicht Satt sehen an der Schönheit und den Strukturen in den vielen Galaxien und PN´s.
Selbst im TMB habe ich gestern Galaxien und deren Details erhascht, die bisher verborgen blieben. Das Staubband in NGC 3628 (M66/65 Leo Triplett) sowie in NGC 4565 beispielsweise konnten wir eindeutig identifizieren. Und das mit 115mm Öffnung. Da war schon was geboten.
Toll fand ich den langsamen Schwenk mit dem Refraktor durch Markarians Galaxienkette bei ca. 3° Gesichtsfeld... Sleepy ...ganz langsam wandert Galaxie an galaxie durchs Okular.

Hart war "The Box" (Hickson 61), hier konnten wir in Franks ACF zumindest 3 Glx erhaschen.

Selten beobachtete Objekte wurden in Puppis/Pyxis/Canis Major/Cancer- Süd aufgesucht, da man so tief im Süden kaum Gelegenheit hat zu beobachten. Das geht nur in Ausnahmenächten wie gestern.

So z. B.
-OH NGC 2439 (Diamantring)
-Thors Helmet (Wolf-Rayet-Ringnebel) NGC 2359
-Carolines Sternhaufen NGC 2360,
-NGC 2362 (mit Tau CMa: mit 500 000 Sonnenleuchtkräften einer der hellsten bekannten Sternen)
-OH-Paar NGC 2383/84
- NGC 2595
- NGC 2648
- NGC 2775....

Um ein riesiges Objekt-Pensum abzuarbeiten, stellten wir in beiden Teleskopen unterschiedliche Objekte ein und wechselten dann eifrig die Sitzplätze, Okular und Filter. So wurde uns auch nicht kalt.
Ein längerer Aufenthalt galt natürlich Coma und Virgo mit M64 und 104, die auch im TMB toll kontrastreich abgebildet wurden.
Nach der langen Reise quer über den Himmel endeten wir im Großen Wagen, den Jagdhunden und im Draco. An M51 konnten wir gut die hervorragende Durchsicht und beste Deep-Sky-Bedingungen bestätigen. Riesige Spiralarme und Lichtknötchen zum Hineinlegen... Cool

Endstation war dann der Herr der Ringe. Ihn konnten wir bei 160x im Apo immerhin mit scharfer Cassiniteilung ins Logbuch schreiben. Im 4mm Okular bei 200x war dann allerdings die Grenze erreicht. Vielleicht, wenn wir noch ein Stündchen... ok., ok.,... wir wollen nicht übertreiben.

So, das war jetzt die Kurzversion für´s Forum Wink Unsere gestrigen Erlebnisse in Text zu packen fällt selbst mir, der mit der Tastatur eigentlich recht fix ist scher. Ich bin im Moment einfach nur happy!!!

Frank, schreib doch auch ein wenig dazu... du konntest doch heute ausschlafen! Tongue
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#2
Hi Uwe,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht! Du hast ja schon so viel geschrieben, dass gar nichts mehr für mich übrigbleibt. Big Grin
Ganz erstaunlich fand ich gestern die Bedingungen in der Atmosphäre. Wie Uwe schon beschrieben hat, war bis zum Horizont die Durchsicht hervorragend und man konnte nur ein minimales funkeln der Sterne wahrnehmen. Entsprechend habe ich mich schon auf die Aufnahme von Jupiter mit der ASI-Kamera gefreut. Um so größer war dann meine Enttäuschung über das Bild am Laptop. Ich fand gar keinen eindeutigen Fokus. Das Bild vibrierte ganz hochfrequent und war aufgeblasen.
Macht aber nichts, dachte ich mir und wir verbrachten die Stunden mit unserem deep-sky-Marathon durch den Vorfrühlingshimmel. Daumen hoch

Viele Grüsse

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
Zitieren
#3
Hallo Ihr beiden,

herzlichen Glückwunsch zu eurem bestätigten Abschuss des Scheuen Gaules! Du warst ja schon ein ganzes Weilchen dran das Pferdchen zu knacken, schön das es nun endlich geklappt hat Daumen hochDaumen hochDaumen hoch
Bewaffnet mit zwei 10er ACF´s auf GoTo Montierungen, da geht was!

Da hast du nun aber drei Nächte hintereinander ordentlich zugeschlagen. Hoffentlich haben wir diese Nacht nochmal Glück.

Ich empfand die Nacht gestern auch ungewohnt ruhig. Die Sterne flackerten nur sehr horizontnah. Im Zenit aber keine Spur davon. Die Transparenz würde ich auch als gut einstufen. So muss es sein.

Grüsse
Christian
Zitieren
#4
Hallo,

so langsam bekomme ich immer mehr Respekt vor dem 10" ACF !
Der ist tatsächlich eine ganze Klasse besser als mein ehemaliger 12" SC Classic, da blieb mir der Gaul verwehrt. Auch im Ulugh Beg habe ich so meine Schwierigkeiten, "erahnt" habe ich ihn schon mal, konnte ihn aber nie halten, also musste ich ihn als nicht gesehen abhaken.

Mal sehen, vielleicht klappt es ja in dieser Saison noch, wenn ich wieder auf dem Damm bin. Am Tag der Astronomie müsste man Ori ja noch im Westen sehen und dann stehen die Geräte ja auf der Straße. Von der Warte aus geht es nur noch etwa eine Woche, dann verschwindet er für mich im "ASTigmatismus"...

Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#5
Hallo Uwe und Frank,

Glückwunsch zur Sichtung des Pferdekopfnebels! Auch ich versuche seit zwei Jahren das Reittier zu sichten und muss gestehen, dass es mir nicht geglückt ist. (Habe auch keinen H-beta!) Ebenso versagte mir das alte Weib (Hexenkopf) bisher eine Sichtung - obwohl ich früher Mal in Philipps 14er die Silhouette gesehen habe. Bleibt nur eines: Dran bleiben - weiter probieren!
Zitieren
#6
Hallo,

und danke für euer Feedback. Heute scheint es ja dann schon wieder vorbei zu sein. Die Wolken schieben sich jetzt schon von Süden her herein. Eigentlich schade, aber von der fantastischen vergangenen Nacht kann ich noch eine Weile zehren. Auch der Jupi bei Ralf wird mir noch länger im Gedächtnis bleiben.

So kann ich auch mein Schlafdefizit wieder ausgleichen. Als Ergänzung noch die Schnappschüsse am Ende der erfolgreichen Hatz.

Noch eine Ergänzung, die vielleicht dem ein oder anderen auch helfen kann. Frank benutzt nun schon seit einiger Zeit sein Tablet als Aufsuchhilfe von schwachen Objekten. Sky-Safari ist ein ideales Programm für dieses Unterfangen. Auch gestern beim Pferdekopfnebel war es uns eine große Hilfe, die Sternformationen exakt darzustellen.
Pluto hätten wir ohne dieses Hilfmittel im vergangenen Sommer sicher nicht gefunden. Wichtig ist dabei natürlich der Nachtmodus, aber selbst unsere Ortslampen stören die Adaption kaum.

Genial ist auch die Steuermöglichkeit mit dem Tablet über das Programm. Da könnte ich direkt neidisch werden. Man müsste mal bei Herrn Koch (Astro-Electronic) nachfragen, ob es für die FS2 auch so einen Schnittstellenadapter für den RS 232 Stecker gibt, der die kabellose Steuerung ermöglicht.

Die Natriumdampflampen sollte man also nicht überbewerten. Man muss nur direktes Licht im Okular vermeiden. Aber hier habe ich seit heute gute Nachrichten. Ich darf die störendste auf meinem Grundstück während der Beobachtungsnächte in Zukunft abschatten. Die Schellen (mit rechteckigen Ösen?) darf ich dabei am Laternenpfosten belassen. Ich muss nur noch überlegen, wie ich eine geschickte, windfeste Einhakebefestigungslösung austüftle und wie das etwa 100 cm x50 cm große Blech (am Besten mit einer daran befestigen Stange) einfach hin und weg zu machen ist. Dann kann ich für Zeichennächte mit Lampe und Deep-Sky-Nächte ordentlich dunkel genießen... alles wird gut!!

Vielleicht hat von euch einer eine Konzeption oder Idee? Dafür wäre ich sehr dankbar! Smile


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
           
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#7
Hi Uwe,

na das sind doch klasse Nachrichten! Daumen hoch
Steter Tropfen höhlt den Ortsvorsteher. Big Grin

Inzwischen schalten manche Gemeinden nachts die Lampen ganz ab um Strom zu sparen...so wie früher.

Viele Grüße

Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
Zitieren
#8
Hallo Uwe,

den Pferdekopf hatte ich am Samstag auch versucht aber nicht mal ansatzweise etwas gesehen.
Also Glückwunsch zur Sichtung. Daumen hoch
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
Zitieren
#9
Hallo Ulf,

danke für die Glückwünsche, es war aber echt ein hartes Stück Arbeit!!!

@Frank: In Wittighausen wird/wurde das mit dem Abschalten von 23.00 Uhr bis 4.00 Uhr praktiziert. Mittlerweile halten jedoch die LED Lampen Einzug, die kaum noch Strom brauchen. Bei uns im Ort sind sie auch schon angekommen.

Abschalten ist hier bei uns aber durch den ängstlichen Bgm. Angry sowieso nicht drin.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren
#10
Hallo Uwe,

das probieren wir mal bei uns!
Ich möchte den Gaul nach 20 Jahren des Versuchens auch mal sehen. Mein Ulugh Beg steht bereit, nun endlich nach Gerhards Hilfe mit einer Dobson-Plattform. Und heute, - zum zweiten mal, schaue ich mit meinen "neuen" in die Gegend. - Es geht nach oben - endlich.... Dafür mein Dank an Bernhard!!!!

(wers versteht...)

Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
Zitieren
#11
Hallo Nachtschwärmer!
Herzlichen Glückwunsch nach einer solch langen Durststrecke eine solche Ausnahmenacht zu erleben! Einfach Daumen hochDaumen hochDaumen hoch
Und Danke für den suuuuper Bericht.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
Zitieren
#12
Hallo Christoph,

danke für dein Posting!! Es ist einfach schön, wenn sich Beharrlichkeit und Ausdauer bezahlt macht!! Man darf nicht immer gleich aufgeben, muss dran bleiben und dann natürlich auch das nötige Quäntchen Glück (oder den Draht nach oben Rolleyes) mit den Bedingungen haben!!

Vor allem, wenn man schon mehrfach beinahe dran war und genau weiß, dass eine bestätigte Sichtung an plötzlich schlechter werdender Luftruhe oder aufziehendem Dunst, der die Himmelstransparenz beeinträchtigt, scheitert. Solch ein heikles Objekt (zumindest ohne Filter) benötigt Zeit und Ruhe am Okular.

Dass ich nun zu Hause durch die Abschattung noch bessere Voraussetzungen zur Beobachtung habe, freut mich besonders. Da kommt man auch über den erneuten Wintereinbruch besser hinweg. Dodgy
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Zitieren




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste