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Von Peanuts und dem Frosty Leo...
#1
BB vom 02.03.2013
Hallo Sternsüchtige,

was lange erhofft war, wurde gestern Wirklichkeit. Schon morgens stand die Sonne am stahlblauen Himmel und ließ uns ungeduldig der Dämmerung entgegen fiebern.(Die Daten: Luftruhe sehr gut, Durchsicht gut, - 4°C )

Ralf, in dessen Sternwarte wir schon lange keine sternklare Nacht mehr verbringen konnten, war die ausgesuchte Lokalität. Ralfs Zitat: "Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte mal hier war!" Sad ,trifft sicher die Sache mit dem sonnenärmsten Winter auf den Kopf. Frank traf schon gegen 19.00 Uhr in Lindelbach ein, während ich gegen 20.30 Uhr dazustieß. Zu Hause hatte ich um 18.00 Uhr den TMB in Stellung gebracht. Warum, das erfahrt ihr später. Sleepy

Was soll ich sagen. Der erste, beidäugige Blick durch den 200mm Apo zog mir am Jupiter beinahe die Stiefel aus. "Das ist ja unglaublich", schrie ich beinahe auf. Der lachsfarbene GRF, umgeben von verwirbelten Wolkenschleppen, tolle Details in den Bändern... wohin das Auge blickte, traten feine Einzelheiten hervor und das Ganze bei sehr guter Luftruhe. Ich brauch jetzt gar nicht weitererzählen. Frank wird seine Aufnahme noch nachliefern. Es war einfach nur Toll. Im 16" ACF konnten wir parallel das Schauspiel im Bino genießen. Es war einer der besten Jupiteranblicke seit ewig langer Zeit. Für eine Zeichnung war keine Zeit, das hätte viel zu lange gedauert.

Deep-Sky stand schließlich auf dem Programm, denn der Mond sollte erst nach Mitternacht aufgehen. Über einen grünlichen Orionnebel, der mit rötlich-bräunlichen Schwingen im Okular schwebte ging es zum Flame-Nebula NGC 2024 und zum... Dodgy...störrischen Hottehüh IC 434, das uns wieder Mal enttäuschte. Ohne Filter war nichts zu holen. Der Himmel war scheinbar doch nicht transparent genug. Immerhin konnten wir die Nebelkante erkennen.

Da der 120er Esprit ein "Optiktuning" erhält und noch nicht wieder da ist, durfte als "Gegengewicht" noch der 152/760er f5 Bresserrefraktor auf der Montierung Platz nehmen und überzeugte uns mit seiner klaren Sternabbildung an großflächigen Objekten. Den Rosettennebel NGC 2244 mit seinem eingebetteten Sternhaufen im OIII Filter werde ich so schnell nicht vergessen. Den hatte ich bisher noch gar nie gesehen! Er wirkt aber auch wirklich nur in einem riesigen Gesichtsfeld.


Der Eskimo NGC 2392 im Zwilling wurde mit Hochvergrößerung quasi in seine türkisen Schalen zerlegt. "Einfach ein Traum!"

Nach diesen "Krachern" war es höchste Zeit sich "sportlich" zu betätigen. So konnte das Großgerät, der 16"ACF seine Qualität beweisen. Zum Vergleich wurden alle Glanzlichter auch in den anderen Teleskopen betrachtet.
Kleine PN´s und Glx sollten erlegt werden. Und schon hatte ich ein Problem. Ich hatte zwar den Stropek dabei, aber nicht die RA/DE-Daten, was die Aufsuche von PN CRL618, dem "Frosty Leo" (Sternbild Löwe) unmöglich zu machen schien. Auch in der Datenbank von Sky-Safari auf Franks Tablet war er nicht verzeichnet.

Also musste die Zentrale zu Hause agieren. Heike, die dort auf den TMB aufpasste, durfte in den Unterlagen die passenden Stunden und Gradwinkel durchgeben und wir wurden nicht enttäuscht. Schon zappelte der Protoplanetarische Nebel bei 800x im Okular. Dieser 3000LJ entfernte sterbende rote Riese entwickelt sich zu einem PN. Durch die hohe Flächenhelligkeit kann man auch eine Einschnürung im länglichen Nebel erkennen, was das Objekt sehr reizvoll macht. In der Nähe steht ein hellerer Feldstern, der den PN dem Eskimo ähnlich erscheinen lässt (wahrscheinlich kommt daher auch der Name)

Der bipolare PN NGC 2371/2 (Zwillinge) mit dem Namen "Peanutnebel" gab zwischen den beiden Ansen den 15mag Zentralstern Preis. Auch hier half uns eine sehr hohe Vergrößerung die beiden Hälften (eine heller, kompakter, die andere eher zart und weitläufiger) zu erkennen.

Mein 5er Nagler hatte also sein First-Light am 16"er! Smile und überzeugte mich in seiner Abbildungsqualität.

Die Glx NGC 2339 und 2342 (Zwillinge), 3640, 3666, 3705, 3810 NGC 2903, HGC 44 Quartett um NGC 2190/93 (Löwe) wurden mit genuss auf Einzelheiten untersucht.

Mit Schokoriegeldoping (Danke an die "Küche") ging´s dann zum Endspurt.

Schwierig war die Regulus Zwerggalaxie UGC 5470, die als Hauch von Nichts daher kam und nur indirekt aufglimmte. Toll fanden wir NGC 3166 mit ihren Begleitern NGC 3169, 3165.
NGC 4656, 4565, 4631, 4244 (Jagdhunde / Coma Berenices)

Die Zeit verging dann doch sehr rasch, die Kälte wurde immer intensiver , so dass wir kurz nach Mitternacht diesen intensiven Beobachtungsabend in der Sternwarte beendeten.

M 51 setzte den Schlusspunkt mit deutlichen Spiralarmen und feinen Knötchen darin. Auch die Lichtbrücke war ansatzweise erkennbar. Sie ist und bleibt eine Perle des Alls, an der man sich nicht sattsehen kann. Der Jupiter war allerdings der Knaller und für mich das Highlight des Abends. Er wird mir lange in Erinnerung bleiben. Danke an Ralf und Frank für die unterhaltsamen Stunden!!! Ich freu mich schon auf... oh weh, draußen ist seit einer Stunde alles dicht!

Nach der Heimfahrt und einer Aufwärmpause wurde dann der Saturn zu Hause auf der Terrasse verhaftet. Gegen 1.00 Uhr wanderte er hoch genug. Wie hatte er mich das letzte Mal enttäuscht. Doch heute stand er ähnlich wie damals auf dem Kreuzberg messerscharf im 4mm UWAN und im 5mm Nagler, das mit 160x eine tolle förderliche Vergrößerung bietet. FANTASTISCH!! Daumen hoch

Die Cassiniteilung sprang einen förmlich an und auch so... Sleepy Rhea stand als feinstes Lichtpünkchen in der Nähe.
Ich war so begeistert, dass ich meine Zeichensachen noch einmal herauskramte und bis 2.30 Uhr draußen aktiv war. Saturn ist ja in Sachen Details auf der Planetenoberfläche eher zurückhaltend. Ich entschloss mich als Herausforderung den Ringplaneten ohne Schablone aufs Papier zu bringen. Dies war nicht ganz einfach und erfordete etwas Nacharbeit im warmen Wohnzimmer, denn die leichten Schwünge und Radierspuren Blush galt es zu kaschieren. Der Ring ist wirklich sauschwer umzusetzen. Und aus der Übung ist man nach den 3 Monaten Beobachtungsschmalkost auch. Ihr könnt das Erbebnis im Zeichenboard ansehen.

Am Ende fuhr ich dann mit der Steuerung den Mond an, an dem ich mich am liebsten auch noch ausgetobt hätte. Die Schattengrenze und die Kontraste waren brutal scharf, so wie ich es vom TMB gewohnt bin, doch die Vernunft sagte: "nun ist Schluss!" und so verließ ich unseren kosmischen Begleiter schrittweise über das 22er und das 31er Nagler...
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#2
Hallo Uwe, Danke für den Bericht!
Super, dass ihr so einen tollen Abend hattet!

Endlich war es gestern mal wieder so weit, bei mir ging es von 21.00 - 1.00 inclusiv Leo voll durch, ok...kurze Kohlenhydrat Aufladephase war dabei Big Grin
Dann wieder ab 5.30-6.00 Saturn und Mond, Saturn im 22er Nagler schön knackig, danach im Bino groß und hell mit toller Auflösung ein Traum Smile

Mal sehen wie es heute Abend wird, 2 Nächte hintereinnander...wäre ja nicht auszuhalten.

Bis bald und Grüße, Michael
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#3
Hallo an alle Beobachter!
Super, es freut mich sehr, dass es endlich nach Wochen wieder für Euch geklappt hat und das unter besten Bedingungen! Smile
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#4
Hallo Uwe,

ein klasse Bericht. Man spürt förmlich das es hier jemand garnicht erwarten konnte endlich mal wieder klaren Himmel zu bekommen.
Ihr drei in einer Runde, das muss wieder sehr lustig gewesen sein. Ich kann mich da noch ans letzte mal erinnern =O)

So kennen wir unseren Uwe, Schlaf? Wer braucht das schon? Heim und ab an den TMB zum zeichnen, einfach klasse!

Ich hatte leider am Samstag und Sonntag nur mit der Technik zu kämpfen…….

Grüsse
Christian
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#5
Hallo Christian,

wir hatten doch genug Zeit für den Winterschlaf. Da muss man jetzt mal die Pobacken zusammenkneifen Wink.

Bei Ralf ist es immer wieder sensationell. Da lass ich nichts drüber kommen, auch wenn wir hier im "Sternerholungsgebiet" den noch etwas besseren Himmel haben Big Grin !!!
Dafür punktet Ralf mit Teleskopen der Extraklasse!! Es ist einfach nur toll, dass wir hier so aktiv und gemeinsam unterwegs sind.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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