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TAL 250K - Kompendium
#60
Wie schon oben angekündigt, eine weitere kleine Fortsetzung, fast schon eher eine Anekdote, zum TAL-250K:

Ich greife auf einen Gedanken zurück, den mir Ralf (als ehemaliger TAL-250K) Besitzer mitgegeben hat, als er mich fragte, ob man das Blendrohr vom 10" Hauptspiegel lösen könne. Die an sich recht einfache Frage war vertrackter als gedacht.

Anfangs bin ich davon ausgegangen, dass das Blendrohr über eine Art von federnden Lamellen am Hauptspiegel befestigt (geklemmt) ist. Wie das Bild zeigt, sitzen die Lamellen in der Hauptspiegelbohrung und könnten im entspannten Zustand einen geringfügig größeren Durchmesser als die Bohrung haben und klemmen dann, in die Bohrung eingebracht, von selbst.

   

Der Konstruktionsplan zeigt, dass der Kontakt zum Glasmaterial nur im hinteren Teil des Bohrung, weit weg von der Spiegeloberfläche erfolgt. Dies dürfte der Versuch sein konstruktiv Astigmatismus vorzubeugen, also hielt ich es für wahrscheinlich, dass an dieser Stelle ein Art Druck, Klemmung, Anpressen vorhanden sein könnte.

Nun, das Ganze ist anders:
Der untere Teil des Blendrohrs ist in Wirklichkeit in der Hauptspiegelbohrung verklebt und genau betrachtet lassen sich im Bild oben auch Klebestellen (weißen Stellen) ausmachen.
Dabei agiert die Metallhülse zwar wirklich als Spreizbuchse (so wird sie von Yuri A. Klevtsov bezeichnet), aber der Federdruck hält das Blendrohr nur bis zur Aushärtung des Klebers in Position. Wenn ich meine russischen Kontakte richtig übersetze, dann wird ein ziemlich aufwendiger Vierkomponenten-Kleber(!) auf der Basis eines Epoxidharzes, mit einer Art künstlichem Weichmacher ("artificial rubber") und Titandioxid (aha, deswegen ist das weiß) als Füller verwendet.

Die ganze Sache wurde von einer sehr speziellen, älteren und längst im Ruhestand befindlichen Frau, einer "Himichka" (meint wohl "expert-chemist"), gemacht und manchmal muss sie etwas davon für NPZ "gekocht" und geklebt haben. Kunststück - bei vielleicht 800 gefertigten TAL-250K lässt sich die Klebermenge ja noch in Gramm bemessen. Die Zusammensetzung wurde jedenfalls nie bekannt. Und jetzt gibt es alles drei nicht mehr: Die Chemikerin, das Rezept und die Klevtsovs.

Tja, noch so eine schräge Story um dieses Teleskopsystem herum, aber das passt auch irgendwie dazu. Halt alles irgendwie sehr speziell Big Grin

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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Nachrichten in diesem Thema
TAL 250K - Kompendium - von Ralf - 23.12.2013, 18:36
RE: TAL 250K das etwas andere Teleskop - von Andreas-TAL - 16.03.2015, 00:26
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 30.06.2019, 19:22
RE: TAL 250K - Kompendium - von Christoph - 30.06.2019, 20:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas Paul - 30.06.2019, 23:17
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 02:29
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:31
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 01.07.2019, 23:32
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 16:14
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 02.07.2019, 21:16
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 03.07.2019, 18:51
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 04.07.2019, 21:55
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:33
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 05.07.2019, 15:36
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 10.02.2020, 22:04
RE: TAL 250K - Kompendium - von Andreas-TAL - 08.03.2020, 12:31



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