Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
"Spezialisten" unterm Sternenhimmel...
#1
BB vom 20.04.2014

Hallo,

gestern hatten Frank und ich ein kleines Treffen bei Ralf. Viele enttäuschende Nächte in den vergangenen Wochen bescherten uns harte Zeiten.

Ohne die sonst so zahlreichen Deep-Sky-Beobachtungen verstrichen die bisherigen Frühjahrwochen. Gut, einmal hatte es bei mir zumindest schon richtig Spaß gemacht. Gestern Abend sollten wir für alles entschädigt werden. Der Himmel über uns zeigte sich tiefschwarz und die Luft war sehr trocken.

Einzig ein hochfrequentes Flimmern, beeinträchtigte ein wenig die tollen Voraussetzungen in Lindelbach. Dies traf jedoch hauptsächlich auf die Planetenbeobachtung zu. ca. 6,5 mag war die Grenzgröße, die wir schätzten.

Frank, der angehende "Kameraexperte" und ich als "sportlich, ambitionierter" ASOD-Jäger hatten mit Ralf den erfahrenen Teleskopfachmann an unserer Seite. Da konnte doch sicher nichts schief gehen Wink

Jupiter war unser Einstiegsobjekt, der in allen drei Geräten (16" ACF, 8" Apo und 120er Esprit) gefiel und einige Details in den Wolkenbändern zeigte. Im direkten Vergleich erkennt man dann Tönungen in den Okularen, Tönungen am Teleskop, Helligkeitsunterschiede, aber auch feinste Farbnuancen die über die Atmosphäre oder die Optik eingetragen werden.

Geplaudert wurde deswegen natürlich eifrig über unser Refraktorprojekt und die Möglichkeiten einer Zweilinsenoptik und deren Farbkorrektur... Ich denke jedes Teleskop hat da seine eigene "Dynamik" und kann in verschiedenster Weise kritisch hinterfragt werden.

Wie schwierig sich das bei den einzelnen Teleskopen gestaltet, stellt man dann an unterschiedlichen Objekten fest. Am Doppelstern Izar (E-Bootis) konnten wir erkennen, dass der 8" Apo zur "Fügungswartung" muss. Eine minimale Deformation der Sternabbildung gab zu erkennen, dass das Öl zwischen den Linsen wieder erneuert werden muss.

Unsere "Ma(rs)ß-Arbeit" habe ich ja schon im Zeichenboard geschildert.
Hier erwischten wir den Esprit dann auf dem "linken Fuß". Mit dem 3,5er Nalger konnte er die Hoffnungen leider nicht erfüllen und reagierte an den Polstellen (blendend weiß) zum tiefschwarzen All mit einer etwas störenden "Violett-rosa-Farbkante". Auch die Kontraste blieben schwächer als in den Kontrahentteleskopen.

Natürlich lief das Ganze wieder als "Untersuchung auf höchstem Niveau" ab, aber erwähnt sollte es für Interessierte doch werden.

Der Kleinplanet Ceres wurde von uns im ACF und Apo als "Scheibchen ohne Beugungserscheinung" (keinesfalls Sternförmig) erkannt und von Frank auf den Chip gebannt. Vielleicht kann Frank etwas daraus zaubern.

Danach wollten wir nur noch genießen und gaben bis weit nach Mitternacht Gas.

Wir entschieden uns bewusst, helle Galaxien auf Strukturen zu betrachten. Begonnen haben wir tief im Süden in der Jungfrau mit M 104. "Was für ein Brett!!!" konnte ich mir nicht verkneifen. Das Dunkelband und der "Balsche" (frängisch!!! "Bulge" wortgetreu!)
waren der Hammer. Auch M 64 (Auge) und NGC 4565 (Needle) hauten mächtig auf die Sehzellen. Überrascht hat mich NGC 4725, die als Balkenspirale in Draufsicht mit deutlich Weltraum zwischen den Ausläufern meine Glückshormone anregte.

M 90 zeigte ansatzweise ihre Spiralarme und die Walfischgalaxie NGC 4631 mit ihrem Begleiter waren ebenfalls richtige Hingucker.

M 3 zeigte nadelfeine Sternchen und füllte das komplette Gesichtsfeld formatfüllend aus. Gigantisch diese uralten, dichten Sternansammlungen.

So wühlten wir uns durch die Schönheiten des Nachthimmels und blieben schließlich an M 51 hängen. Hier wollten wir die Brücke herauskitzeln...
Doch als wir das 13er Okular in den ACF einsteckten brach die gute Sicht förmlich in sich zusammen... "Nun gut, der Mond ging schon im Osten auf, da war der Himmelhintergrund ja schließlich aufgehellt", "Schaut ihr mal, ich komm nicht richtig in den Fokus!"... doch uns gelang es ebensowenig... also am 16"er wieder das 21er Ethos reingestopft und zufrieden weiterbeobachtet.

Noch Saturn und dann ist Schluss, dachten wir uns. Doch hier konnten wir im Apo gar kein Bild mehr scharf stellen. "Das gibt´s doch nicht"... entfuhr es Ralf. Ich seh gar nix mehr!"

Und dann merkten wir was uns passiert war. Der durchsichtige Okularstopfen wurde im Eifer des Gefechts vergessen abzuziehen.. Wink
So geht´s im Eifer des Gefechts an drei Teleskopen mit drei Spezialisten.

Saturn mit seinen Ringen stand noch relativ niedrig. Die Cassiniteilung war ab und zu ordentlich. Er ist und bleibt aber immer ein Hingucker. So hatten wir eine tolle Beobachtungsnacht mit einigen Lachern hinter uns gebracht und freuten uns über die wahnsinnig schönen Eindrücke.

Daumen hoch
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
Folgenden 4 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Gerhard (21.04.2014), Herbipollution (21.04.2014), Mathias Muth (21.04.2014), Ulf (21.04.2014)
Zitieren
Folgenden 4 Usern gefällt Uwe's Beitrag:
Gerhard (21.04.2014), Herbipollution (21.04.2014), Mathias Muth (21.04.2014), Ulf (21.04.2014)




Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste