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unverhofft...
#1
BB vom 18.06.2014

Hallo,

unverhofft ausgeschieden ist gestern Spanien bei der WM 2014 beim 0:2 gegen Chile. Unverhofft klar war auch der Himmel. Gegen 21.30 Uhr stellte ich, mit einem Auge am Fernseher, meinen 130er auf die Terrasse. Nach einem kurzen Telefonat mit Ralf der mich bat, das Augenmerk heute auf Randschärfe bei verschiedenen Okulartypen zu legen, wartete ich auf die ersten Sterne.

Schon bald hatte ich Mars im Okular und war über die doch sehr unruhige Luft etwas enttäuscht. Es war nur leicht windig, trocken und bei frischen Temperaturen kam gegen Mitternacht auch die Sommermilchstraße durch. Mars bot nur in ganz kurzen Momenten ein Abbild, wie man es sich wünscht. Ich konnte unterschiedliche Grautöne in den Strukturen erhaschen. Die Eisregion am Pol glänzte noch deutlich, aber alles in allem ist der rote Planet, der schon ordentliche Phase zeigt, mittlerweile mit seinen ca. 10" Durchmesser nicht mehr wirklich ansehnlich. Dazu kam eine ordentliche Prise Atmosphärischer Dispersion.

Saturn präsentierte sich, obwohl nicht höher stehend prächtig. Die Cassiniteilung war bei Luftruhe wie ausgestanzt und auch die Wolkenbänder und feine Farbnuancen auf dem Ringsystem überzeugten.

Etwas nach 23.00 Uhr traf Hans aus Würzburg bei mir noch ein. Er hatte sich schon länger bei mir angemeldet, um durch unseren Refraktor zu sehen. Richtig dunkel war es aber erst gegen Mitternacht.

Gemeinsam blickten wir auf die hellen Messiers am Südosthimmel. M13, 27, 57, M 3 bis tief an den Südhorizont, wo im Schützen M 20, M22, M 17 und M16 betrachtet wurden. Die klare Nacht ließ auch die Galaxie NGC 6207 nahe M13 erkennen.
An helleren Doppelsternen (Doppeldoppel in Lyr und Albireo, ich hatte vorher auch Epsilon Bootes eingestellt) durfte sich Hans die Sternabbildung ansehen.

Also:
Bei allen Nagler Okularen ist die Randschärfe des Refraktors über das komplette Gesichtsfeld gegeben. Ausnahme ist das 22er, das ab dem äußersten Viertel von der Mitte aus etwas verzeichnet. Dies tut es aber auch am ACF.

Die klaren Orthos (Baader Genuine) sind sowieso mit ihrem kleinen Gesichtsfeld bis außen korrigiert und machen in der Randschärfe in der Kombi mit dem 130er Aspheric keine Probleme.

Ebenso das Williams 4mm Okular. Es bringt zwar wie die Nagler eine feine "wärmere" Tönung ins Bild, zeigt aber auch bis zum Rand feine Sternpünktchen.

Enttäuscht hat einzig das Baader Hyperion Aspheric 36mm, das schon gut ein drittel von Außen die Sterne in die länge zieht. Am 115 TMB ist es noch schlimmer.
Am 10" ACF ist es einigermaßen brauchbar, dort aber eines meiner Lieblingsokulare in Sachen Fizzelchenkiller. Deswegen wird es auch nicht aus dem Okularkoffer verbannt Big Grin.

Überhaupt hat man an der beinahe perfekten Sternabbildung über das Feld am 130er seine Freude. Nadelfein blitzen die Lichtpünktchen vor dem dunklen Hintergrund und lassen einen ins All eintauchen. Mit dem 31er Nagler hat man beinahe 2° Gesichtsfeld, das man überblicken kann und bekommt den Spacewalk-Effekt auch bei großen Objekten geboten.

Die Hexenhand passte wunderbar komplett ins Okular mit schön Weltraum drumherum. Auch ohne Filter gefiel mir dieses "Sommermuss"-Highlight.

Der drittgrößte Kugelsternhaufen M 22 tief im Süden zeigte trotz Ortsaufhellung feinste Sternlein bis beinahe in die Mitte.

Mein Fazit:
Die Abbildung in den Okularen ist durchweg positiv. Ausnahme ist das 36er Baader Aspheric.
Die "natürliche" Farbe der Sterne überzeugte mich bisher in jeder der Nächte an unserem Apo. Albireo ist ein Genuss, auch wenn wir gestern mit dem Max-Bright-Bino nicht ganz glücklich agierten. Da war das Großfeldbino von Frank neulich "pflegeleichter". Vielleicht lags aber auch an unseren angestrengen WM-Augen Wink
Ich hatte da ja schon mal bei Christian einen Totalausfall... Dodgy

Gegen 2.00 Uhr gab noch der goldgelbe Mond tief im Osten sein Stelldichein und erlaubte Hans einen, ... nun gut..., ordentlichen Blick auf unseren Nachbarn. "Heut ist er so gelb wie im TMB", war mein Kommentar. Es lag natürlich am tiefen Stand, aber die Kontraste und die verschiedenen "Grautöne" waren auch hier wunderschön.

Insgesamt war die Nacht gut brauchbar, unverhofft, aber von der Luftruhe nicht das was ich mir erwünscht hatte. Zumindest war die Durchsicht sehr ordentlich.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

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Andreas-TAL (20.06.2014), Wolfgang.F (20.06.2014)
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